Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Mittwoch, 13. April 2011

Von der Basis eines Meistertitels

Die Saison 10/11 ist gestern mit dem dreissigsten Meistertitel des HCD, errungen im sechsten Finalspiel in der Klotener Kolping Arena, zu Ende gegangen. Aufgrund des Saisonverlaufs ist der HCD ein würdiger Nachfolger des SCB

Die Finalserie, welche in den ersten drei Spielen eher seicht verlief, entwickelte sich nach dem Führungstor der Klotener, erzielt in der 32. Minute des vierten Spiels durch Victor Stancescu, zu einem veritablen und würdigen Finalkrimi.

Schade, konnten die Flyers die Serie gestern nicht ausgleichen. Nicht weil ich den Davosern den Titel nicht gönnen würde, sondern weil es geil gewesen wäre, ein Spiel 7 zu sehen.

Schon letztes Jahr, als es der SCB im fünften Finalspiel gegen Genf verpasste, Zuhause den Sack zuzumachen, hoffte ich auf ein siebtes Spiel. Eine Hoffnung, die sich wie wir alle wissen dann auch eingestellt hatte.

Ich verzichte an dieser Stelle auf eine Laudatio für den HCD. Was Arno del Curto immer wieder schafft mit seinem Team, ist bekannt und wird heute in den Medien entsprechend gewürdigt. Trotzdem möchte ich es nicht unterlassen, den Bündnern zum Gewinn des Meistertitels zu gratulieren.

«Wir haben die Basis zu diesem Titel bereits in der ersten Phase der Meisterschaft gelegt,» erklärte Reto von Arx nach Spielschluss vielsagend. In jener Phase also, als sich der SCB noch im Tiefschlaf befand und damit eine bessere Klassierung und damit den möglichen Heimvorteil in der Halbfinalserie versiffte.

Nein, es ist nicht meine Absicht, wieder mit der Leier zu beginnen, die ich die ganze Saison abgezogen habe. Trotzdem muss gesagt sein, dass eine Sache in der Regel so zu Ende geführt wird, wie sie begonnen wurde.

Ich habe schnell in meinem Archiv nachgeschaut, was ich am 10.9.10, dem Datum des ersten Meisterschaftsspiels des SCB geschrieben habe. Es war das Saisoneröffnungsspiel in Zug, welches der SCB damals sang und klanglos und ohne eine Chance auf den Sieg gehabt zu haben, mit 4:1 verloren hatte. Ich habe diese Zeilen damals nicht veröffentlicht, der Bericht ruht als Entwurf auf meiner Festplatte.

«Ob dieses Spiel jetzt lehrreich, relevant oder unbedeutend war, mag jeder für sich selber entscheiden. Schönfärbereien wie „müde wegen dem ach so strengen Programm in den Vorbereitungsspielchen“ lasse ich aber nicht gelten. Das hätte man vielleicht sagen können, wenn man nach fünfzig Minuten heroischem Kampf in der Schlussphase eingegangen wäre.

Wenn man aber das Spiel und damit die neue Saison im Schlafwagenmodus beginnt und meint, man könne den EVZ mit geringerer Intensität als die eines Bubenplauschteams auf einem Schulhausplatz fordern, muss man sich als gut bezahlter Sportler nun mal den Vorwurf gefallen lassen, man sei pomadig aufgetreten und nicht bereit gewesen.

Schliesslich war es Larry Huras, welcher grossmundig verkündete, „man könne sich nur selber schlagen“ und das Motto der Saison laute „Einstellung.“ An diesem Motto wird sich der SCB jetzt messen lassen müssen.

Fakt ist aber, dass die Berner am Freitag weder bereit noch in der Lage waren, das Spiel auf Augenhöhe mit den Zugern zu gestalten. Meiner Meinung nach das Minimum, das man als zahlender Zuschauer und Fan von dieser hochkarätigen Truppe hätte erwarten dürfen. Man hätte dann auch verlieren können, ohne sich dem Vorwurf aussetzen zu müssen, man hätte noch den Meisterchampagner in der Birne gehabt.»

Zehn Tage später habe ich, das kann man hier nachlesen, vom Saisonstart folgendes geschrieben:

«So wie man eine Sache angeht, so führt man sie auch zu Ende, lautet ein altes Sprichwort. So gesehen müsste man sich nach dem ersten Spiel gegen den EVZ auf eine düstere Saison im Mittelfeld, mit massenhaft knapp verlorenen Gurkenspielen einstellen. Der momentane Punktestand von fünf Punkten aus vier Spielen würde auf die Saison gesehen wohl nicht einmal für die Playoffqualifikation reichen. Eine „Milchbüechlirechnung,“ ich weiss.

Das Angriffsspiel des SCB macht zurzeit aber einen äusserst harmlosen Eindruck. Ausserdem scheinen einige Schlüsselspieler, die eigentlich fleissig scoren sollten, ihre Form noch nicht gefunden zu haben. Die Bemühungen sind zwar vorhanden, aber man stellt sich vor dem gegnerischen Tor zuweilen derart harmlos und durchschaubar an, dass man sich nicht wundern muss, dass man gegen die ambitionierten Teams aus Kloten, Zug und Davos in der regulären Spielzeit lediglich bescheidene zwei Törchen zustande brachte.

Die schnörkellose Angriffsauslösung und die klugen Pässe und Abschlüsse Roman Josis fehlen und die Mannschaft wird wohl noch eine Weile brauchen, um die Balance der Meistersaison auch ohne ihn wieder zu finden. Ausserdem kann man sich zumindest die Frage stellen, ob es in der jetzigen Situation der Sache nicht mehr dienen würde, wenn Simon Gamache seine überraschenden Zuckerpässchen in Bern, statt in Fribourg in Punkte ummünzen würde.»

So viel zum Ausspruch von Reto von Arx und dem Sprichwort, dass eine Sache gewöhnlich so beendet wird, wie sie begonnen wurde.

Ich werde mich bei Gelegenheit noch etwas mit den Abgängen von Christian Dubé und Simon Gamache und mit der Ausländersituation des SCB befassen. Aber nicht heute und wohl auch nicht morgen.

In der Zwischenzeit wünsche ich uns allen einen goldenen Frühling und wunderschönes Osterwetter.

Donnerstag, 7. April 2011

Genügsamkeit und falsche Selbstzufriedenheit nach dem Ausscheiden gegen die Flyers

Nachdem der SCB die Saison mit einer 0:1 Niederlage im siebten Halbfinalspiel in Kloten abgeschlossen hat und sich selber für die Saison 10/11 mit «-5» benotete, ist es an der Zeit, die gezeigten Leistungen mit etwas Distanz kritisch zu betrachten


Ich muss gestehen, dass es mir selten so leicht gefallen ist, mich mit einem frühzeitigen Saisonende abzufinden, wie das in diesem Jahr der Fall war. Schliesslich war es, wenn man die Leistungen der ganzen Saison betrachtet, einigermassen klar, dass es nicht reichen wird, den Titel bis zum letzten Spiel der Saison zu verteidigen.

Ich geniesse jetzt den wunderbaren Frühling und schaue mir ohne Emotionen die Finalspiele zwischen dem HCD und den Kloten Flyers an. Ein Finale, dessen Spiele bisher in etwa so «interessant» waren, wie wir es von den Davis Cup Spielen erwarten dürfen, welche wir in diesem Sommer in Bern werden geniessen dürfen.

Was mir bei der Berichterstattung über den Playofffinal auffällt, ist dass kaum über die Spiele, dafür aber umso mehr über den HCD Guru Arno del Curto geschrieben wird.

Eine «bis 5,» eine durchaus gute Note also, gibt sich der SCB also für diese doch sehr durchzogene Saison.

Tönt aber nett und alle scheinen durchaus zufrieden zu sein. Der arrogante und ach so ambitionierte SCB und sein gesamter kritischer Anhang scheinen plötzlich bescheiden, ja genügsam geworden zu sein. Eigentlich erstaunlich, dass ein einziger Meistertitel nach den zahlreichen Enttäuschungen der letzten Jahren den Hunger, die Leistungskultur und die Selbstkritik derart negativ beeinflussen kann.

Dass eine Titelverteidigung unter diesen Umständen kaum zu bewerkstelligen war, versteht sich von selber. Nur wer sich nämlich Ziele an der Grenze des Möglichen setzt und diese auf allen Ebenen konsequent verfolgt, kann Grosses erreichen.

Beschönigung und mangelnde Selbstkritik, das muss hier gesagt sein, sind die Totengräber jeglicher Ambitionen!

Der SCB hat aus meiner Sicht bereits bei der Saisonplanung und bei der Ausrichtung des Eistrainings vor dem Saisonstart falsche Prioritäten gesetzt. Der lapidare Ausspruch, man habe die 15 Punkte Rückstand auf den wichtigen zweiten Platz nach der Qualifikation, welcher im Halbfinale den wichtigen Heimvorteil gebracht hätte, in der ersten Phase der Meisterschaft eingespielt, ist zwar richtig, aber gewissermassen hausgemacht.

Man hat ja bereits vor der Saison angekündigt, dass man aufgrund des Vorsaisonturnierchens gewisse Abstriche beim Leistungsvermögen der Mannschaft im Herbst in Kauf nehmen müsse.

Wie konnte man bloss so naiv sein, die Saisonvorbereitung auf ein Turnierchen namens «European Trophy» auszurichten? Ein Turnierchen, welches weitgehend unter Ausschluss des öffentlichen Interessens ausgetragen wurde? Abgesehen davon, dass man auch dort die gesteckten Ziele nicht erreichen konnte, hat man damit die Qualifikation der NL A Meisterschaft gewissermassen im Vorneherein abgewertet und banalisiert.

Man war zu Saisonbeginn folgedessen nicht bereit und Schlüsselspieler wie Ivo Rüthemann und Martin Plüss erreichten ihr Niveau bis weit in den Spätherbst nicht annähernd. Die Spielkultur und der Unterhaltungswert der Partien bewegten sich zuweilen auf derart bescheidenem Niveau, dass man sich nur damit helfen konnte, die Spiele mit hektoliterweise Bier schön zu saufen.

Sven Leuenberger pflegte die bescheidenen Leistungen zwar regelmässig schönzureden, aber die fehlende Spielkultur und die daraus resultierende Berechenbarkeit führten letztendlich dazu, dass man gegen keinesfalls überragende Klotener im siebten Halbfinalspiel mit 0:1 einging.

Es war in dieser Saison daher für einmal nicht die Mannschaft auf dem Eis, sondern die sportliche Führung, welche die Hauptverantwortung übernehmen muss, dass man frühzeitig aus dem Titelrennen ausscheiden musste. Die Mannschaft, da gebe ich den Zufriedenen Recht, hat alles getan, getan was sie konnte, um das Finale zu erreichen. Sportchef und Trainer aber, haben die Situation verkannt und so gesehen versagt.

Larry Huras ist es zwar gelungen, das Team zum richtigen Zeitpunkt an die Leistungsgrenze zu führen. Nur ist es eben so, dass man die Playoffs mit den Eigenschaften spielt, die man sich im Laufe der Saison erarbeitet hat. Versäumtes lässt sich nicht mehr aufholen. So hat der SCB zwar mit Herz und Leidenschaft gekämpft, blieb aber in spielerischen Belangen unter seinen Möglichkeiten und musste mit der Hypothek antreten, das allesentscheidende siebte Halbfinalspiel auswärts bestreiten zu müssen.

Huras hat zwar bewiesen, dass er entgegen seinem Ruf durchaus in der Lage ist, ein Team länger als zwei Saisons trainieren zu können, ohne sich abzunutzen, hat es aber gleichzeitig versäumt, das Potential und die Breite des Kaders so zu nutzen, wie es ein Arno del Curto in Davos seit Jahren in beneidenswerter Weise tut. Er hat es versäumt, bei den Ausländern ein vernünftiges Rotationsprinzip zu betreiben und hat somit Optionen und Unberechenbarkeit verschenkt. Dass der SCB im letzten Spiel keinen Weg fand, ein Tor zu schiessen, währendem die Unberechenbarkeit auf der Tribüne sass, ist irgendwie bezeichnend.

Leider hat es Larry Huras trotz ausgetrocknetem Verteidigermarkt auch versäumt, einen guten und mannschaftsdienlichen Verteidiger wie Martin Stettler so ins Team zu integrieren, dass dieser das Vertrauen gespürt hätte, welches er gebraucht hätte, um sein Potential auszuspielen. Es ist daher bezeichnend, dass Stettler sein Niveau erst erreichte, als er den Vertrag bei den SCL Tigers für die nächste Saison unterschrieben hatte.

Nein, Marc Lüthi, Sven Leuenberger und Larry Huras: Der SCB verdient in dieser Saison kein «bis gut»! Mit etwas Distanz und besänftigt vom spriessenden Grün des Frühlings gibt es von mir für diese Saison lediglich ein «knapp genügend.»

Besinnt euch gefälligst und legt die falsche Selbstzufriedenheit beiseite! Ansonsten werden wir in der nächsten Saison nämlich kaum befähigt sein, vorne mitzuspielen oder gar den Titel zu jagen.

Denkt daran, dass die Zuschauer ins Stadion strömen, um einen SCB zu sehen, welcher sein Potential auch während der Qualifikation auszuschöpfen versucht. Die Leute wollen an den Spielen den Alltag vergessen und sich gut unterhalten lassen. Geschlafen kann nämlich auch Zuhause in der warmen Stube vor dem Fernseher werden.

Wer über weite Strecken der Saison pomadig agiert, versäumt es, sich das Quäntchen Spielkultur und Timing anzueignen, welches in den Playoffs zusammen mit Herz und Leidenschaft den Unterschied ausmacht.

Es wäre mehr möglich gewesen diese Saison!