Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Sonntag, 24. November 2013

Dreck fressen ist angesagt

Der SCB schlittert ungebremst weiter und weiter in die Krise. Nach den zwei Niederlagen des Wochenendes gegen Biel und Fribourg droht man jetzt gar den Anschluss am Strich zu verlieren.

Will man beim SCB noch eine Chance haben, die Krise zu überwinden, ist es unablässig, zuerst einmal den Ernst der Lage zu erfassen. Davon ist man aber wie mir scheint immer noch meilenweit entfernt.

Wer das Gefühl hat, mit einem Arroganzbolzen aus der NHL an der Bande komme man in der jetzigen Lage auf einen grünen Zweig, ist auf dem Holzweg. Will man die Playouts jetzt noch abwenden, muss man in erster Linie die Gemeinschaft beschwören, durchgreifen hätte man vor drei Monaten sollen. Leider befand sich damals der SCB auf allen Ebenen im kollektiven Meisterblues.

Seit nunmehr einem Monat schreibe ich im Zusammenhang mit dem SCB nur noch von einem Strichteam. Das macht überhaupt keinen Spass, denn wer im Zirkus Maximus zweifelt, gilt als Verräter. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob es sich um blosse Polemik, oder wie im jetzigen Fall um die simple Beschreibung der Vorkommnisse handelt. Vorkommnisse, die jeder sehen würde, wenn er sie sehen möchte.

Seit nunmehr 25 Meisterschaftsspielen und 10 Spielen der European Trophy wird das Auf in der Kurve der natürlichen Leistungsschwankung von Spiel zu Spiel als Fortschritt bezeichnet, um bereits in der nächsten Partie einen neuen, weiteren Tiefpunkt hinnehmen zu müssen. Und auch jetzt, wo man den Anschluss am Strich am verlieren ist, scheint man die Situation noch nicht erfasst zu haben.

Wir sind kein Spitzenteam mehr, sondern eine Mannschaft, die den Zenit längst überschritten hat. Die Leistungskultur liess man in der Sommerpause verkümmern, ein Spielsystem, einen gemeinsamen Plan scheint nicht mehr zu existieren und so etwas wie den Teamgeist einer verschworenen Einheit ist auch nicht ersichtlich. Unser Spiel lebt eigentlich nur noch von den Efforts des Captains und von Zufällen.

Ich habe nach der Natipause ein Minimum von 9 Punkten aus den ersten fünf Spielen gefordert. In drei der fünf Spielen ging es gegen direkte Gegner im Strichkampf. Heimspiele, wohlgemerkt. Der SCB hat in diesen drei Partien gerade mal drei Punkte gewonnen. Einen gab es noch in den beiden Auswärtsspielen gegen die Spitzenteams aus Fribourg und Kloten.

Fünf Spiele, 4 Punkte oder 0.8 Punkte pro Partie. Man hat 11 Tore oder 1.2 pro Partie geschossen und 16, oder 3.2 pro Partie erhalten. Man ist also richtiggehend abgestürzt! Gegen wen, das frage ich mich, will man überhaupt noch gewinnen?

Unser Torverhältnis steht mittlerweile bei -13, für die Playoffqualifikation braucht es gewöhnlich 70 Punkte und ein positives Torverhältnis. Der SCB hat jetzt 29 Punkte auf dem Konto, man braucht also noch deren 41, oder 1.64 pro Partie. Dabei ist es im Strichkampf so, dass es, je länger die Saison dauert, je schwieriger wird, zu Punkten zu kommen. Wer an Weihnachten unter dem Strich ist, bleibt es gewöhnlich.

Die Entlassung von Antti Törmänen war, so bitter das ist, unumgänglich. Eigentlich hätte ich meinem Bauchgefühl folgen sollen und bereits nach 10 Spielen gebetsmühlenartig seine Entlassung propagieren sollen. Ausser seinen stetigen Linienwechseln war von Antti nichts, aber auch gar nichts zu sehen. Und als er dann am vergangenen Freitag einen Jungspieler auf die Tribüne setzte, war bei mir der Zapfen draussen. Wenn das die Massnahme ist, die ein Trainer nach 24 Spielen Müll als Zeichen aus dem Hut zaubert, ist er definitiv reif für den Pluto.

Aber auch unsere sportliche Leitung scheint der Situation nicht gewachsen zu sein. Rechnet man, verflucht noch mal, eigentlich mit dem Abstieg, dass man mit dem zweitschlechtesten Torhüter um zwei Jahre verlängert und der Abgang Ivo Rüthemanns auf Ende Saison immer noch nicht kommuniziert hat? DIE MANNSCHAFT IST AM ÜBERALTERN, die Teamstruktur ist grenzwertig suboptimal. Was gibt es da noch zu überlegen? Ich erwarte in dieser Sache jetzt Entscheide. Auch das Traktandum Rubin muss bereinigt werden. Wenn er nicht will, dann soll er, meinetwegen schon jetzt, gehen.

Daneben gilt es, jetzt einen Trainer zu verpflichten, der mit dem vorhandenen Spielermaterial in kürzester Zeit eine verschworene Einheit bilden kann. Einer, der mit den Eigenschaften des Strichkampfes und mit dem Überlebenskampf der Mannschaft vertraut ist! In Bern hat weder der CEO, noch der GM, die Mannschaft oder das Publikum eine Vorstellung, um was es ab jetzt geht. Strichkampf ist psychologisch mit nichts zu vergleichen, das man in den letzten Jahrzehnten in Bern erlebt hat. Da ist jetzt nur noch Dreck fressen, knorzen und murksen, zitternde Stöcke zu Unzeiten, zweifelhafte Entscheide zu Unzeiten und das Fehlen jeglicher positiven Emotionen angesagt. Playoffs, Finale, Titel und dergleichen müssen aus den Köpfen verbannt werden!

Kommt mir nicht mit irgendeinem „Startrainer“, der diese Gegebenheiten nicht kennt. Ansonsten ist uns nicht mehr zu helfen und es droht gar der Abstieg!


Antti Törmänen danke ich, auch wenn er die Mannschaft als Trümmerfeld hinterlässt, für das Erreichte und wünsche ihm für die Zukunft alles Gute! Nachfolgend noch die Verabschiedung von Antti an Fans und Organisation:

«Natürlich ist die Enttäuschung im Moment sehr gross. Dabei geht es einerseits um das sportliche Scheitern, aber auch für mich persönlich ist es schwer. Denn mein Leben und jenes meiner Familie findet hier in Bern statt. Wir fühlen uns hier sehr wohl und bestens aufgenommen in dieser Stadt. Immer und überall habe ich Höflichkeit der Menschen empfunden, die mich in Bern sehr zuvorkommend behandelt haben. In diesem Zusammenhang bereue ich, dass ich es nicht geschafft habe, einigermassen Berndeutsch zu lernen, um mich auch mit jenen gut verständigen zu können, die nicht Englisch sprechen.
Doch auch wenn es weh tut und jetzt sehr hart ist, es bleibt mir nur ein grosses Dankeschön. Ein Dankeschön an alle. An den SCB, der mir die Chance gegeben hat, nach Bern zu kommen und ein grosses Abenteuer zu erleben. Die Zeit mit den Spielern, dem Management, einfach mit allen im Club und die Fans werde ich als grossartig in Erinnerung behalten.
Wenn ich schon bei euch bin: Liebe Fans, eure Unterstützung war schlicht unglaublich, besonders in wichtigen Momenten, der Mannschaft gegenüber und auch für mich persönlich. Oft habt ihr bei mir Gänsehaut verursacht!

Über allem steht im Rückblick natürlich der Meistertitel. Das war ein Erfolg von allen im SCB. Es war eine Zusammenarbeit im gesamten Club, in der vom Ersten bis zum Letzten alle gemeinsam für das grosse Ziel gearbeitet und ihren Beitrag geleistet haben.
Last but not least möchte ich mich an dieser Stelle auch von meinen Spielern verabschieden. Wir hatten eine sehr gute Beziehung zueinander, und ich wünsche jedem einzelnen und allen zusammen alles Gute, viel Erfolg und Glück im weiteren Verlauf ihrer Karriere.

Herzlich


Euer Antti Törmänen»

Mittwoch, 20. November 2013

Trotz kleinen Schritten weiteren Boden verloren

Der SCB fand auch im Heimspiel gegen Genf keinen Weg, um die Partie zu gewinnen. Obwohl man gut zehn Minuten vor Schluss noch mit 3:1 in Front lag, verlor man das Spiel nach einem Tor von Dennis Hollenstein in der fünften Minute der Verlängerung noch mit 3:4.

Ich habe als Ultima Ratio für die ersten fünf Spiele nach der Nationalmannschaftspause vom SCB neun Punkte gefordert. Nach drei Spielen gegen die Lakers, die Flyers und die Adler stehen wir bei lumpigen vier Pünktlein. Gegen Biel und Fribourg müssten also noch einmal mindestens 5 Punkte gewonnen werden. Sieg im Heimspiel gegen Biel und Sieg nach Verlängerung gegen Fribourg. Ein Abweichen von diesem Minimalziel kommt für mich nicht in Frage. Jetzt wurde lange genug geblüemelet!

Unsere direkten, vor uns liegenden Gegner für einen Playoffplatz haben in den letzten drei Spielen folgendermassen abgeschnitten: Genf hat in den Spielen gegen Ambri, Zug und Bern 5 Punkte gewonnen. Wir haben also Boden verloren. Auch gegen den Aufsteiger Lausanne, welcher gegen die ZSC Lions, den HCD und die Lakers 5 Punkte holte, haben wir Boden verloren. Lugano holte gegen den EVZ, die Flyers und Ambri wie der SCB 4 Punkte. Unsere Lage hat sich also seit der Natipause noch einmal verschlechtert.

Nach der Natipause hätte dem SCB für die restlichen Qualispiele 1.5 Punkte pro Spiel gereicht, um mit 70 Punkten am Ende der Qualifikation die Playoffs einigermassen sicher zu erreichen. Mittlerweile sind für dieses Ziel aber schon 1.52 Punkte pro Partie nötig. In den bisherigen Spielen nach der Natipause haben wir unseren Schnitt zwar im Vergleich zu vorher von 1.25 auf 1.33 gesteigert. Die Steigerung ist aber in erster Linie auf die in den letzten zwei Spielen durchaus guten Leistungen von Marco Bührer zurückzuführen. Andernfalls hätten wir nicht vier, sondern lediglich zwei Punkte gewonnen.

Dass jetzt von «kleinen Schritten vorwärts» geschönschwätzt wird, erstaunt mich nicht mehr besonders. Schliesslich schwätzt man schon seit geraumer Zeit immer wieder davon. Alle Teams mit Ambitionen machen im Verlauf der Saison Schritte vorwärts. Nur leider grössere, als unser SCB, wie die obigen Zahlenspielereien zeigen. Unsere «kleinen Schritte vorwärts» reichen nämlich lediglich für kleinere Rückschritte in der Tabelle gegenüber unseren Mitstreitern am Strich. Erforderlich wären aber deutliche, reale, nicht esoterische Schritte. Man das Spiel nicht auf Warten auf Fehler des Gegners ausrichten, wenn man selber dauernd Fehler macht. Schiessen wir Tore, erhalten wir Tore. Erhalten wir keine Tore, schiessen wir auch keine. Unser Spiel ist von Passivität und versuchter Systemtreue geprägt. Dem Gegner unser Spiel aufzwingen können wir nicht, weil wir über kein taugliches Spiel verfügen.

Ich bewundere in allem Ernst die Krisenresistenz und die Geduld der SCB-Fans, hege aber gleichzeitig den Verdacht, dass es sich lediglich um naive Verblendung handelt, die über kurz oder lang in ein riesen Theater umschlägt. Seit dem Saisonstart habe ich gerade eine Partie im Gedächtnis, in der mich der SCB überzeugen konnte. Es war das Spiel vom 5.10.2013 in Bern gegen die Kloten Flyers. Ansonsten, ich schreibe das seit Saisonbeginn immer wieder, kann ich beim SCB kein Gesicht erkennen. Würde mich jemand nach den Stärken der SCB Ausgabe 13/14 fragen, wüsste ich keine Antwort.

Langsam aber sicher wird es einigermassen mühsam, Blogs zu schreiben. Polemisieren geht nicht, weil die Realität die Grenzen der Polemik bereits erreicht. Weichspülen macht keinen Sinn, weil das die Medien bereits zur Genüge tun und Luftschlösser malen mag ich nicht, weil es geradezu grotesk wäre, schon nur von den offiziellen Zielsetzungen des SCB zu fabulieren. Erreicht hat man schliesslich noch keines, der kommunizierten Ziele.

Ich habe ja etwas Erfahrung, in Sachen Strichkampf. Schliesslich habe ich den Weg der SCL Tigers vom Wiederaufstieg bis zum Abstieg in der letzten Saison ziemlich intensiv mitverfolgt. So 10 bis 15 Spiele pro Saison Strichkampf kamen da schon zusammen. Die Déjà-vus, die ich momentan erlebe, geben mir schon langsam zu denken. Die Art, wie man Spiele verliert, das Auslassen von Top-Chancen in Schlüsselmomenten der Spiele, die konfuse Hilflosigkeit, das Gegränne über die Schiedsrichter und die ewigen Blackouts zu Unzeiten lassen böses erahnen.

Man sollte aufpassen! Selbstüberschätzung und die Meinung, mit diesem Kader finde man dann irgendeinmal ganz von selbst und wie von Geisterhand aus der Krise, sind in der jetzigen Situation absolut fehl am Platz. Lugano scheint im Aufwind und Lausanne punktet ebenfalls regelmässig. Und wenn man schaut, was für Teams mit was für Personal in den letzten Jahren die Playouts bestreiten mussten, gibt es absolut keinen Grund zu glauben, dass es nicht auch den SCB treffen könnte. Das Momentum existiert auch im Strichkampf und man kann es nur mit viel Leidenschaft und Dreck fressen aus seine Seite zwingen. Das Problem ist nur, dass es für erfolgsgewöhnte Teams schwierig ist, im Strichkampf Leidenschaft zu entwickeln. Und ohne Momentum, das wissen wir alle, läuft die Scheibe für den Gegner, pfeifen die Schiedsrichter konfus und das willige Fleisch wird vom geplagten Geist überlistet.

Der SCB kämpft, keine Frage. Aber er kämpft so, wie sich der arbeitsmüde Fabrikarbeiter durch das letzte Jahr vor der wohlverdienten Pensionierung kämpft. Fleissig und willig, aber trotzdem irgendwie abgelöscht und ohne Leidenschaft.

Bleibt wie seit nunmehr 23 Spielen nur die Hoffnung, dass am Wochenende die grosse Wende kommt. Kommt sie nicht, können wir dann wieder über irgendwelche mikroskopische Schritte im Nano-Bereich fabulieren. J


Ach ja, das Positive beim Spiel gegen Genf: Marco Bührer und die Emotionen in den Schlussminuten. Zwar in Form von Ärger, aber immerhin.

Sonntag, 17. November 2013

Vom Meister zum Strichteam

Der SCB konnte mit den drei gewonnen Punkten nach dem 5:4 Penaltysieg gegen die Lakers und der 1:2 Niederlage nach Verlängerung gegen die Flyers an Lugano vorbeiziehen und befindet sich jetzt wieder auf einem Playoffplatz.

Das Resultat der Beurteilung der Spiele gegen die Lakers und die Flyers richtet sich in erster Line nach den Ansprüchen der Betrachter. Hat man sich einmal von den Vorsaisonprognosen gelöst, in denen der SCB durchwegs als Titelfavorit eingeschätzt wurde, sieht die Welt durchaus etwas weniger düster aus, als wenn man immer noch das Gefühl hat, der SCB sei ein Spitzenteam.

Da aber ein Spitzenteam und Meisterfavorit kaum nur 4 der letzten 13 Spiele gewinnt, (gegen Servette, Aufsteiger Lausanne, Rappi und Biel) bleibt einem nichts anderes übrig, als der Realität ins Auge zu blicken. Und diese Realität sieht so aus, dass der SCB mit 28 Punkten aus 22 Spielen, mit einem negativen Torverhältnis von 57:65 lediglich knapp über dem Strich platziert ist und sich gewaltig steigern muss, um sich überhaupt für die Playoffs zu qualifizieren.

Wir sind, und das gilt es zu akzeptieren, zusammen mit Rappi, Biel, Zug, Lugano und Lausanne mitten im Strichkampf. Wir sind also vom Meister zum biederen Strichteam mutiert.

Was will man da über Spielkultur, kochstehende und packende Partien, Effizienz, Souveränität und Schnörkellosigkeit fabulieren? Hätten wir diese Eigenschaften, müssten wir in den Spielen gegen Biel, Rappi und Lausanne nicht verzweifelte Punktekrämerei betreiben, um das drohende grosse Theater wenigstens einigermassen zu vermeiden.

Die Spiele gegen die Lakers und die Flyers waren furchtbar. Kaum zum aushalten für verwöhnte Hockeyfeinschmecker, für die nur das Finale gut genug ist. Waldorfs Zwilling Morgan Samuelsson hat zum Beispiel vor dem Rappi-Match verkündet, «die Lakers sollten überhaupt nichts mit diesem Spiel zu tun haben.» Das Resultat haben wir gesehen. Nach einer viel zu einfach zu stand gekommenen 3:0 Führung verlor sich der SCB in Passivität und musste am Schluss froh sein, nach dem Penaltyschiessen 2 Punkte in Bern behalten zu können. Mir kam das Spiel ein wenig so vor, wie ein Weiberkick an einem Grümpelturnier. Einfach furchtbar.

In Kloten präsentierte man sich dann etwas besser. Wer in Kloten in 60 Minuten nur ein Tor erhält, hat zumindest einiges richtig gemacht. Wer in Kloten aber nur 1 Tor schiesst, kann natürlich nicht gewinnen. Trotzdem ist es gelungen, einen wichtigen, weil unerwarteten Punkt im Strichkampf mitzunehmen. Mehr kann man im Moment von dieser Truppe ganz einfach nicht erwarten. Erwartet man mehr, beginnt man sich unweigerlich zu ärgern. Die Fans, welche den SCB am Freitag im Powerplay der Verlängerung ausgepfiffen haben und die Verunsicherung damit total machten, befinden sich entweder im krankhaften Meisterblues, oder haben jeglichen Bezug zur Realität verloren!

Wer beim SCB auf einen geordneten Spielaufbau wartet, wartet vergeblich. Viel mehr als die Scheibe panisch aus dem Verteidigungsdrittel zu schlagen und auf einen zufälligen Abnehmer zu hoffen, bekommt man nicht zu sehen. Man kann schon von Glück reden, wenn sie nicht auf der Schaufel des Gegners landet. Und wer erwartet, dass der SCB den Spielaufbau des Gegners unterbindet oder den ersten Pass des Gegners zu verhindern versucht, wird sich verwundert die Augen reiben. Lieber in der Mittelzone warten um dann hinterherzulaufen, als selber die Initiative zu übernehmen und dem Gegner das Spiel aufzuzwingen. Unsere Spielkultur gleicht immer mehr der des EHC Biel. Beton und Konter, mehr liegt mit dem fehlenden Timing und der katastrophalen Scheibenkontrolle unserer Truppe ganz einfach nicht drin.

Trotzdem war dieses Wochenende nicht einfach alles nur schwarz und trist. Marco Bührer hat in Kloten zum Beispiel eine hervorragende Leistung gezeigt. Ein guter Torhüter ist eben, gerade im Strichkampf, existentiell. Mit einer Abwehrquote von 94.12 wahrte er dem Team bis zum Schluss die Chance auf den Sieg. Auch das Comeback von Philippe Furrer gibt viel Hoffnung für die Zukunft. Nicht nur der 3 Punkte wegen, die Phippu dieses Wochenende beitragen konnte, sondern wegen seinem unbändigen Kampfwillen, wegen der Energie, Härte und Unberechenbarkeit, die er ins Spiel einbringt.

Die 3 Punkte, welche der SCB dieses Wochenende gewann, bringen uns ein Schrittchen weiter auf dem Weg. Wenigstens sind wir mit dem Punkteschnitt von 1.5 Punkten weiter auf Playoffkurs, wenn auch auf Messers Schneide. Die nächsten Spiele gegen Genf, (h) Biel (h) und Fribourg (a) werden zeigen, wohin uns der Weg führen wird. 6 Punkte aus diesen 3 Spielen sind Pflicht, wenn wir im Kampf um die Playoffplätze nicht ins Hintertreffen gelangen wollen.

Nach diesen 3 Spielen können wir uns dann auch über den Trainer unterhalten. Ich weiss, bereits nach dem tristen Freitag gegen Rappi wurde bei Fans und Experten nach der Säge gegriffen um an Anttis Stuhl zu sägen. Man wird aber den Trainer kaum durch die Natipause gestützt haben, um ihn dann nach drei Punkten aus zwei Spielen zum Teufel zu jagen. Man muss jetzt einfach das letzte Quäntchen Zeit ausschöpfen und die Leistung, respektive die Fortschritte begutachten. Dieses Wochenende wurde gekämpft und die Fehlerquote konnte etwas gesenkt werden. Schauen wir also, wie die Entwicklung in den nächsten 3 Spielen weitergeht.

Gelingt es Trainer und Team, den Weg in die Saison in der nächsten Woche mit weiteren Fortschritten zu schaffen, können wir darauf hoffen, dass der SCB doch noch durchstartet. Bleiben die Fortschritte aus, drohen die Playouts und es muss gehandelt werden.

Dabei muss man aber wissen, dass Trainerwechsel in solchen Situationen gewöhnlich eine beschränkte Wirkung haben. Nach einem Aufbäumen von 5-6 Spielen folgt meist der Rückfall ins alte trübe Fahrwasser. Ich hoffe sehnlichst, dass uns dieses Szenario erspart bleibt und dass der Turnaround mit Antti an der Bande gelingt!

Daneben wäre es schön, wenn es Sven Leuenberger gelingen würde, die Bemühungen mit der Verpflichtung eines guten Ausländers zu unterstützen.

Bleiben wir gelassen, auch wenn uns die Situation gewaltig ankackt. Es ist nun mal so, dass sich der Sport nicht nach Potentialanalysen auf dem Papier richtet. Wankende Titanen gehören zu einer spannenden Meisterschaft, wie Aussenseitersiege. Sie sind das Salz in der Suppe, welche den Sport erst so richtig interessant machen.

Donnerstag, 14. November 2013

Saisonstart zum zweiten

Ich hoffe, dass beim SCB in den letzten Tagen nicht, wie in Rolf Bachmanns neustem Newsletter, nur heitere Phrasen gedroschen wurden, sondern dass man auch rechnete. Wie sich die Lage präsentiert, habe ich in meinem letzten Blog ja anschaulich dargelegt.

Vielleicht sollte sich Bachmann gescheiter Gedanken über ein allfälliges Green-Day-Fest machen, falls wir die Playoffs aufgrund einer signifikanten Leistungssteigerung in den nächsten 30 Runden doch noch schaffen. Oder er könnte sich schon jetzt überlegen, wie man im nächsten Herbst die Saison mit einem würdigen Kickoff eröffnen könnte. Für einen Chief Operating Officer kann das ja kein Problem sein.

Aber lassen wir das nutzlose Herumgeplänkel. Was jetzt kommen muss, betrifft in erster Linie unsere sportliche Abteilung. Das letzte Mal, als der SCB über die Saison gesehen den Punkteschnitt von 2 Punkten pro Partie erreichte, jenen Schnitt also, den der SCB jetzt aus der Krise hinaus über die nächsten 30 Spiele benötigen würde, um einen gesicherten Mittelfeldplatz zu erreichen, war in der Saison 09/10. Die Aufgabe ist also äusserst ambitioniert und lässt keine Zeit mehr, für ängstliches Gedümpel.

Aktuell sind Davos, Ambri und Fribourg mit dieser Pace unterwegs. Nur mit Heimsiegen gegen Biel, Rappi und Konsorten, so viel steht fest, wird in dieser Saison also gar nichts mehr zu holen sein. Vorwärts kommen wir nur, wenn wir auch gegen die besser klassierten punkten. Regelmässig und nicht nur in ausgewählten Heimspielen zum Zwecke der allgemeinen Beruhigung!

Über das morgige Heimspiel gegen die Lakers brauchen wir uns demnach gar nicht erst zu unterhalten. Alles andere als ein Sieg nach 60 Minuten wäre nach den Tagen der Hoffnung nach dem Sieg gegen Biel ein Debakel und ein ganz düsteres Zeichen für den weiteren Saisonverlauf.

Die nächsten fünf Spiele gegen Rappi, (h) Kloten, (a) Genève, (h) Biel, (h) und Fribourg (a) werden zeigen, wohin unser Weg geht. Weniger als 9 Punkte aus diesen Spielen wären nicht zu akzeptieren und müssten unangenehme Fragen aufwerfen. Für irgendwelche Stützungsmassnahmen, gepaart mit Durchhalteparolen, bliebe dann ganz einfach keine Zeit mehr. Ab JETZT muss es ganz einfach hinhauen!

Was unternommen wurde, der Valiumtransfer fürs Volk und die Abschiebung des Sündenbocks in die graue Stadt, scheint mir vertretbar, aber trotzdem wenig hoffnungserregend. Ich bin halt immer noch der Meinung, dass sich das aktuelle Team gemeinsam zusammenraufen muss, um aus dem Loch zu kommen. Qualität, Breite und Tiefe hätten wir genug. Es geht nur darum, das Potential zu bündeln und auszuspielen. Dass es in der Natipause nicht gelungen ist, einen weiteren Ausländer zu verpflichten, beunruhigt mich demnach nicht weiter. Weiteres Valium fürs Volk wird nichts mehr bringen. Man sollte erst weitere Spieler verpflichten, wenn man von deren Qualität überzeugt ist.

Ob wir die Leichtigkeit des Siegens, die für Siegesserien unabdingbar ist, diese Saison noch erreichen, darf gehofft, aber nicht erwartet werden. Die neue Saison, die ab jetzt für die nächsten 30 Spiele startet, wird nicht einfach. Bis jetzt hat man es ja versäumt, so etwas wie ein gesundes Selbstvertrauen aufzubauen. Das Team war bisher zwar durchaus willig, aber völlig ausser Form. Die jungen Spieler machen entweder einen geknickten, oder einen schematisch abgelöschten Eindruck. Die Ausländer sind entweder verletzt oder genügen bis auf Geoff Kinrade nicht einmal den Minimalanforderungen.

Bei den Leadern mit Schweizer Pass oder Lizenz sieht es auch nicht viel besser aus. Bis auf Martin Plüss, Ryan Gardner, Tristan Scherwey und Justin Krüger vermochte bisher, teils auch wegen Verletzungen, keiner die Erwartungen zu erfüllen. Ob die Nationalmannschaftspause daran etwas ändern kann, werden wir sehen. Zumindest Dan Weisskopf hat nach seinen guten Leistungen bei den Lakers einen durchaus vielversprechenden Einstand beim SCB gegeben.

Joel Vermin, Tristan Scherwey und Christoph Bertschy haben in den Spielen der A-Nati und der U-20-Nati ansprechende bis gute Leistungen gezeigt. Hoffentlich konnten sie den Kopf so lüften, dass sie jetzt wieder mit Freude Speed, Unbeschwertheit und Unberechenbarkeit ins Team bringen. Spiele muss man auch mit Freude spielen, nicht nur arbeiten. Die jungen könnten da einiges bringen, falls man sie lässt.

Anlässlich des Zusammenzuges der U 20 Nationalmannschaft in Monthey waren von Christoph Bertschy folgende interessante Worte zu vernehmen:

«In Bern ist es anders als in der Nationalmannschaft. Dort bin ich halt noch ein junger Spieler und habe daher noch nicht so viel Verantwortung. In der U 20 Nati bin ich einer der gestandenen Spieler, das ist schon eine andere Situation. Hier muss ich mehr Verantwortung übernehmen. Das ist eine gute Challenge, wie ich es liebe.»

Schauen wir, wie sich die Sache entwickelt. An der fehlenden Challenge kann es ja jetzt beim SCB trotz Qualifikation und düsterem November nicht mehr liegen. So viel Challenge wie in den nächsten Spielen gab es beim SCB in der Qualifikation schliesslich schon seit Jahren nicht mehr. Allerdings ist der Druck jetzt so gross, dass es bei aller Challenge an der Leichtigkeit mangeln könnte.


Wie gesagt: Ein Spiel muss man auch spielen. Mit der Leidenschaft der Freude und nicht mit der Angst vor dem Verlieren.

Samstag, 9. November 2013

Eine brisante Standortbestimmung

Die Natipause ist gewöhnlich der ideale Zeitpunkt, um innezuhalten, das Geschehene zu analysieren und Schlüsse und Konsequenzen für die Zukunft zu ziehen.

In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass beim SCB nach der bisher katastrophal verlaufenen Saison ausgerechnet nach einigermassen ansprechenden Leistungen gegen die vermeintlichen Playoutkandidaten aus Ambri und Biel so etwas wie Morgenröte verspürt.

Man sonnt sich, so befürchte ich, gewissermassen in der Illusion, dass sich jetzt nach der Natipause alles wie von Geisterhand zum Guten wendet. Schon fast euphorisch twitterte CEO Lüthi nach dem Sieg gegen, man verzeihe mir den spöttischen Unterton, den wahrlich grossen Prüfstein EHC Biel: «Danke an das Berner Publikum – Ihr seid grossartig. An das Team – diese Fans haben nach der Nati-Pause grosses Hockey verdient.»

Grosses Hockey, ich werde es erläutern, wird auch von Nöten sein, um in dieser Saison nicht total abzusumpfen! Schaut man sich die Situation des SCB nämlich genauer an, kann das durchaus dazu führen, dass man von kaltem Schweiss und Hitzewallungen übermannt wird.

Ich für meinen Teil revidiere jedenfalls meine vor der Saison geäusserten Erwartungen für die Saison 13/14. Das Erreichen eines Platzes in den Top 2 nach der Qualifikation ist nicht mehr zu schaffen. Auch die Top 4 sind nicht mehr zu erreichen. Die Zielsetzung muss daher revidiert werden. Realistisch scheint mir, sofern sofort eine sofortige Besserung eintritt, lediglich noch das Erreichen der Playoffs zu sein.

Schwarzmaler? Nein, man rechne: 20 Spiele, 25 Punkte, 1.25 Punkt pro Spiel. Hochgerechnet auf 50 Partien ergibt das 62.5 Punkte. Wird also weitergewurstelt wie bis anhin, werden wir die Playoffs klar verfehlen und Qualifikation in etwa auf dem zehnten Platz beenden.

Kommt jetzt die erhoffte Wende zum Guten und man spielt ab jetzt mit dem Punkteschnitt eines absoluten Spitzenteams, das um den Qualisieg mitspielen kann, erreicht man in etwa einen Punkteschnitt von zwei Punkten pro Spiel. 30 Spiele x 2 Punkte gibt 60 Punkte + die 25, die man bereits erspielt hat. Man käme in diesem doch eher unwahrscheinlichen Fall auf maximal 85 Punkte. 85 Punkte reichen in etwa für die Ränge 5-7. Das Ziel Heimvorteil im Viertelfinale ist also selbst mit einer absoluten Performanceleistung bereits nicht mehr zu erreichen!

Selbst in diesem günstigsten aller möglichen Fälle dürfte Eishockey unter der Frühlingssonne im nächsten Frühling also ein Wunschtraum bleiben. Der ZSC wurde zwar in der Saison 11/12 von Platz 7 aus Meister. Die Zürcher erspielten in jener Saison in der Qualifikation 77 Punkte. Allerdings repräsentiert der ZSC der Saison 11/12 die vielzitierte Ausnahme, welche die Regel bestätigt. So gesehen hat der SCB den Titel also bereits verspielt.

Nehmen wir an, dass sich der SCB ab jetzt langsam auffängt und einigermassen solid punktet. Wenn wir für die restlichen 30 Spiele mit einem realistischen Punkteschnitt von 1.5 Punkten pro Spiel rechnen, gewinnt der SCB noch 45 Punkte. Zusammen mit den bereits gewonnenen 25 Punkten käme der SCB nach 50 Runden demnach auf 70 Punkte. Die Kloten Flyers bestritten in der letzten Saison mit 69 Punkten die Playouts, Biel schaffte mit 72 Punkten knapp die Playoffs.

Ihr seht, liebe SCB Fans, Duc ist kein Schwarzmaler, sondern lediglich der Überbringer der ungeschminkten und bitteren Wahrheit. Die Situation ist, ohne dass man es in der süssen Vernebelung des Meisterblueses bemerken würde, düster bis bewölkt, um nicht zu sagen hochbrisant. Das «grosse Hockey», das Marc Lüthi in seinem Tweet antönte, wird alleine für die nackte sichere Playoffqualifikation nötig sein. Kein frommer Wunsch, sondern bitter NÖTIG!

Am kommenden Freitag muss für den SCB eine neue Saison beginnen. Eine Saison, in der Sprüche wie «in den Playoffs wird es schon werden» nicht einmal gedacht werden dürfen! Es muss darum gehen, jedes noch so kleine Pünktlein mit aller Kraft zu erfighten! In jedem Spiel wird es um nichts weniger gehen, als um die nackte Playoff Teilnahme!

Ich wünsche euch allen einen wunderschönen Sonntag und einen weiterhin interessanten Saisonverlauf.

Sonntag, 3. November 2013

Daumen hoch im Zirkus Maximus

Zumindest einstellungsmässig hat der SCB mit dem Punktgewinn in Ambri und dem 6:2 Sieg gegen den Kantonsrivalen aus Biel ein erfolgreiches Wochenende absolviert. Nichtsdestotrotz macht eine Schwalbe noch keinen Frühling. Nach der Nationalmannschaftspause muss der zarte Aufschwung eine deutliche Fortsetzung finden.

Die kühle Playoutbrise scheint dem treuen Anhang des SCB die Lust aufs Eishockey nicht zu vermiesen. Die grösste sportlich Krise seit dem Abstieg im Frühjahr 1982 führt nicht etwa dazu, dass sich die Leute vom SCB oder von seiner Führung abwenden würde. Nein, obwohl der SCB seit Saisonbeginn im wahrsten Sinne des Wortes daher dümpelt, fanden am Samstag über 17'000 Masochisten den Weg in die Postfinance Arena, um dem ultimativen Strichknüller gegen den EHC Biel beizuwohnen. Dem bestimmt wichtigsten Spiel gegen diesen Gegner, seit dem denkwürdigen Entscheidungsspiel im Frühling 1982, als der SCB in Olten gegen die punktgleichen Bieler mit einer Niederlage in die Abstiegsrunde verbannt worden war.

Das Unheil erfuhr damals in der Abstiegsrunde seine unrühmliche Fortsetzung. Die beiden ersten Partien gingen verloren, Cheftrainer Chambers resignierte und bat den damaligen SCB-Präsidenten Steinegger Anfang Februar 1982 um die Vertragsauflösung. Der auf den Chefposten nachgerückte Assistent Res Künzi vermochte aber den Abstieg in die NLB auch nicht mehr zu verhindern.

Nach elf Partien führten die Mutzen in jener Saison 1981/82 die NLA-Tabelle noch an. Doch dann erfolgte der schwer nachvollziehbare sportliche Einbruch. Zuerst gerieten die damaligen Ausländer Brian Lefley, William «Buzz» Schneider und Claude Noël in die Kritik, was den umtriebigen SCB-Präsidenten Hugo Steinegger dazu trieb, das Ausländer-Roulette in Schwung zu bringen. Nach und nach kreuzten im Allmendstadion mit John Valiquette, Bobby Lalonde und Rick Blight weitere Ausländer auf, die zwar alle über respektable NHL-Erfahrung verfügten, das Forechecking in den Berner Bars aber wesentlich besser beherrschten als auf dem Eis.

Item, wir wollen nicht weiter in dunkeln Epochen der Clubgeschichte wühlen, sondern uns mit der schwierigen Gegenwart befassen. Das Spiel gegen Biel, das ist meine persönliche Einschätzung, war eigentlich grauenhaft. Hätte Biels Goalieperle Lukas Meili nicht einen rabenschwarzen Abend eingezogen und gewissermassen den Beppo gemacht, ich weiss nicht, ob das Publikum im letzten Drittel den Daumen so euphorisch hochgehalten und Antti Törmänen gehuldigt hätte.

Nachdem der SCB am Freitag in Ambri vor allem in Sachen Einstellung eine sehr gute Leistung gezeigt hatte, fühlte ich mich nach dem ersten Drittel gegen Biel wieder in die finsteren Zeiten der vorherigen Spiele zurückversetzt. Kein ersichtlicher Plan im Spielaufbau, defensiv wacklig, gehemmt und schematisch, ohne jegliches Selbstvertrauen agierend. Zum Glück fehlte es aber nicht an Kampf und Bemühung.

Glück lässt sich halt auch erzwingen. «Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen, Unglück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge», sagte schon der deutsche Zeichner, Maler und Dichter Wilhelm Busch im vorletzten Jahrhundert. Und so durfte der SCB für einmal auch etwas von Göttin Fortuna profitieren, die dafür sorgte, dass im zweiten Drittel beinahe jedes Geschoss der Berner den Weg ins gegnerische Tor fand.

Vier Punkte aus zwei Spielen sind gerade im Strichkampf eine hervorragende Ausbeute. Nicht auszudenken was passiert wäre, wenn man das Spiel gegen Biel auch noch verloren hätte. Hätte es trotzdem Sprechchöre für Antti Törmänen gegeben? Nicht unmöglich, würde ich meinen.

Obwohl der SCB nach 20 gespielten Runden mit lediglich 25 Punkten auf einem Playoutplatz liegt, steht die Mehrheit des treuen Publikums nämlich nach wie vor hinter dem jungen Trainer. Und da im Zirkus Maximus, ähnlich wie im alten Rom, die Laune des Publikums durchaus einen Einfluss auf die geduldeten Gladiatoren in der Arena hat, blieb dem grossen Imperator in der Präsidentenloge nichts anderes übrig, als den Daumen für Törmänen zu heben. «Wir machen weiter mit diesem Trainer, ganz klar», sagte Marc Lüthi nach geschlagener Schlacht.

Die gewonnen Punkte des Wochenendes dürfte den Entscheid aber bestimmt einfacher gemacht haben. Die Mannschaft kann sich jetzt in der Nationalmannschaftpause in Ruhe regenerieren, sich für den folgenden Strichkampf einstimmen und das Publikum hat zwei Wochen Zeit, sich der Illusion hinzugeben, dass ab jetzt alles besser werde.

Ich hoffe es. Ich habe neulich angetönt, dass es dieses Jahr zwei Grosse für die Playouts treffen könnte. Ambri ist entschwunden, Lausanne und Genf tummeln sich mit einem kleinen Polster im Mittelfeld und der SCB balgt sich mit Zug und Lugano um den letzten Playoffplatz. Dümpelt man auch nach der Natipause im Stile der ersten 20 Runden weiter, muss man sich auf das Schlimmste gefasst machen.

Eine Schwalbe macht noch keinen Frühling und die Krise ist so wenig überwunden, wie der Arbeitsplatz von Antti Törmänen gesichert ist. Ich für meinen Teil gebe dem Trainer jetzt noch genau fünf Spiele, um mit der Mannschaft die Versäumnisse der Saisonvorbereitung auszubügeln und das seit Saisonstart grassierende Tief zu überwinden. Es gilt, endlich deutliche spielerische Fortschritte zu machen und auf einen akzeptablen Punkteschnitt zu kommen. Mehr Zeit bleibt jetzt ganz einfach nicht mehr!

Daneben erwarte ich von Sven Leuenberger, dass er das Unterfangen mit der Verpflichtung eines zusätzlichen und brauchbaren Ausländers unterstützt. Es geht nicht an, dass ein Club wie der SCB längere Zeit mit nur drei Söldnern spielen muss und dass auf den Ausländerpositionen keinerlei Druck und Leistungsprinzip herrscht! Roche ist verletzt, Ritchie ein Schatten seiner selbst und Lehtonen hat Mühe, in Bern anzukommen. Der einzige Ausländer, der die Erwartungen erfüllt, ist Geoff Kinrade.

Gegen die Lakers, (h) Kloten, (a) Genf, (h) Biel (h) und Fribourg (a) müssen mindestens 9 Punkte geholt und deutliche spielerische Fortschritte gemacht werden. Ansonsten werde auch ich mich genötigt sehen, den sportlichen Erfolg in der Saison 13/14 über das sympathische Projekt Törmänen zu stellen.

Gefallen hat mir in den letzten beiden Spielen der Einstand von Dan Weisskopf im Dress des SCB. Daneben hat Christoph Bertschy gegen Biel mit einer feinen Leistung ein Comeback als SCB Perle gegeben.

Weniger gefallen hat mir gestern der Auftritt der dümmlichen Kinderfans aus Biel. Einmal mehr wurde mit der saublöden Zeuslerei und Knallerei am Bahnhof Wankdorf und vor dem Stadion ein Polizeieinsatz provoziert und damit Wasser auf die Mühlen des Konkordates gegossen. Genau wegen solchen Selbstdarstellern auf Kosten des Sportes wird sich der gewöhnliche Bürger genötigt sehen, an der Abstimmung ein klares Ja in die Urne zu werfen. In Zukunft wird man dann die selbsternannten besten Fans halt im geschlossenen Gefangenenwagen herankarren und durch eine lichtdichte Schleuse ins Stadion lotsen, falls man sie dann überhaupt noch an den Spielen teilnehmen lässt.

Meine Meinung in dieser Sache ist auf jeden Fall gemacht. In Bern darf es keine Hochrisikospiele mit Einschränkungen für das normale Publikum geben. Sollte ein Spiel als solches eigeschätzt und angesetzt werden, gibt es für mich nur eine Konsequenz:

Keine Gästefans im Stadion bei solchen Spielen!