Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Montag, 24. Februar 2014

Die Woche der Wahrheit

Die Olympischen Spiele sind Geschichte. Die Medaillen sind verteilt und unsere Hockeyspieler sind, leider ohne Erfolgserlebnis, bereits wieder in den Trainingsalltag integriert. Was folgt ist die Woche der Wahrheit.

Was herauskommt, wenn man die besten der besten aufeinander loslässt, haben wir gesehen. Wenn keiner Fehler macht, gibt es keine Tore und Hockeyspiele ohne Tore ist auf Dauer mühsam. Demnach bin ich etwas enttäuscht und leicht irritiert, ab diesem Olympischen Hockeyturnier. Schön war der Erfolg unserer Ladys. Die hatten selbst nach Spielschluss noch einiges zu bieten, was das Männerherz höher schlagen lässt.

Jetzt geht es also los, mit dieser SCB-Woche der Wahrheit. Ich habe vorhin von irritiert sein geschrieben. Ein Ausdruck, der auch zur Ausgangslage des SCB passt. Es bringt jetzt nichts mehr, nach Gründen für die enttäuschende Saison zu suchen. Angesprochen wurde im Lauf der Saison eigentlich alles, was man als Grund für die verunglückten Spiele heranziehen kann. Woran es wirklich lag, werden wir vielleicht im Nachgang vermittelt bekommen.

Abgesehen von den enttäuschenden Resultaten darf man aber sagen, dass die Spiele trotzdem meist interessant und oft auch spannend waren. Offensichtlich habe nicht nur ich das so gesehen. Wie liesse sich sonst der hohe Zuschauerschnitt von 16'340 Besuchern nach 23 Heimspielen erklären? Ich kann mich erinnern, dass wir in den Zeiten der häufigen Qualisiege oft über langweilige Spiele gejammert haben. Dieses Jahr hat sich niemand über Langeweile beklagt. Und die Meisterschaft, ich predige es seit Oktober, wird wohl bis zum letzten Spiel in Zürich gegen den ZSC hochspannend, ja dramatisch bleiben.

Leider, ich wage mich da wieder einmal weit aus dem Fenster, wird sie nicht mehr lange dauern. Der SCB wird in den nächsten vier Spielen zwar die Playoffqualifikation noch schaffen. Aber im Viertelfinale gegen den ZSC werden wir sang und klanglos in fünf Spielen scheitern. Titel weg und grosser Kater, lautet meine Prognose. Noch zwei Heimspiele in der Qualifikation, dann zwei in den Playoffs, und der Mist wird gekarrt sein.

Lausanne hat einen Punkt Vorsprung und hat noch drei Spiele. Dabei müssen die Lausanner auswärts gegen Zug, Ambri und Fribourg antreten. Fribourg wird Lausanne gewinnen lassen, um den SCB zu versenken. Ambri scheint das Pulver verschossen zu haben, kann aber kaum mehr in die Playouts fallen. Meine Hoffnungen ruhen daher auf dem EVZ, welcher zuletzt Aufwärtstendenz zeigte. Die werden Gas geben, um sich beim Publikum für die verbockte Saison zu revanchieren. Die Lausanner, so meine Prognose, werden noch 6 Punkte gewinnen. Ihr Schlusstotal würde demnach 74 Punkte betragen.

Der SCB spielt noch gegen Rappi (h), Biel (a), Fribourg (h), und den ZSC. Um auch auf 74 Punkte zu kommen, was reichen würde, braucht es noch 7 Punkte. Würden die Lausanner alle ihre Spiele gewinnen, bräuchten wir demnach noch 10 Punkte. Die zu holen, mute ich, Schwarzmaler hin oder her, unseren Mutzen nicht zu. Ich erwarte vom SCB noch 9 Punkte. Das dürfte reichen, und wenn nicht, dann ist es eben so.

Rappi und Biel muss man in der aktuellen Situation ganz einfach schlagen. Fribourg zuhause ebenfalls. Das letzte Spiel im Hallenstadion dürfte hingegen nur schwer zu gewinnen sein. Ich nehme jetzt mal nicht an, dass der ZSC an einem Viertelfinale gegen den SCB interessiert ist...

Sven Leuenberger hat die schon fast traditionell am Stock gehende Verteidigung mit Franco Collenberg, Miguel Orlando vom HC Ajoie und dem Schweden Daniel Grillfors ergänzt. Ob das wie gewünscht funktioniert, werden wir sehen. Werten möchte ich das jetzt noch nicht.

Weiter hat man Mikko Lehtonen gegen Glen Metropolit eingetauscht. Ein wirtschaftlich vernünftiger Tausch. Was er sportlich bringen wird, werden wir ebenfalls sehen. Ihr seht, mir ist das Motzen und Beurteilen etwas vergangen. Wenn keine Erwartungen mehr da sind, fehlt bei mir halt die nötige Prise Emotionalität, um die Dinge auseinander zu nehmen.

Guy Boucher hatte jetzt drei Wochen Zeit, um dem Team seine Philosophie zu vermitteln. Die Tabellenlage gibt keinen Raum mehr, für mangelnde Bereitschaft. Es wird jetzt endgültig jeder gemerkt haben, um was es geht! Ob aber die Nerven der Spieler dieser ausserordentlichen Situation Stand halten, steht in den Sternen.

Der psychologische Vorteil liegt im Strichkampf immer auf der Seite des Aussenseiters. Die haben nichts zu verlieren und werden frei von der Leber weg powern bis zum geht nicht mehr, währendem der SCB von der Angst vor dem Versagen gelähmt werden könnte.

Patzt man morgen gegen Rappi, dann dürfte der Mist zu unseren Ungunsten gekarrt werden. Marc Lüthi dürfte dann in etwa so aus der Wäsche schauen, wie Russlands Präsident Vladimir Putin auf dem Titelbildchen nach dem Ausscheiden seiner «Sbornaja.»


Wie sich meine Gefühlslage im Fall eines Scheiterns präsentieren würde, kann ich nicht sagen. Wohl ähnlich wie jetzt. Konfusion und eine gewisse Belustigung. Wut wird wohl keine aufkommen, obwohl ich in jüngeren Jahren ein ganz schlechter Verlierer war. Zum Glück wird man in dieser Hinsicht mit zunehmendem Alter etwas gelassener. Schliesslich geht es um Sport und da muss man es ganz einfach respektieren, wenn andere besser sind.

Die unbedeutenden Spiele gegen die Bettler der Liga werde ich aber selbstverständlich besuchen. Schliesslich ist der SCB, auch wenn es nicht so läuft wie man es gerne hätte, eine Herzensangelegenheit.

Ich freue mich auf morgen! Los jetzt!

Sonntag, 2. Februar 2014

Von Blechmusik und Symphonien

Der SCB enttäuschte trotz neuem Besen an der Bande erneut von A-Z. Nach einem 4:2 Sieg nach einem kämpferischen Strohfeuer gegen Ambri am Freitag, musste sich der SCB tags darauf von einem dezimierten Fribourg phasenweise vorführen lassen. Die logische 3:2 Niederlage bedeutet den erneuten Fall unter den Trennstrich.

Ja, liebe SCB Fans, diese Saison ist wahrlich Blechmusik, keine Symphonie. Ein stetiger Wechsel zwischen hoffen und bangen, um sogleich wieder in die nächste Enttäuschung abzugleiten.

So gesehen war dieses Wochenende geradezu bezeichnend. Das Neubesenspiel vom Samstag kam mir vor, wie die ersten Spiele unter Lars nach der Freistellung von Antti Törmänen. Etwas mehr Einsatz, etwas mehr Schüsse aufs Tor, etwas mehr Bemühung, im Slot präsent zu sein um dann einen weiteren, im Nachhinein trügerischen Sieg einzufahren.

Bereits am Samstag präsentierte der SCB gegen ausgedünnte und selbst in vieler Hinsicht kriselnde Fribourger nämlich bereits wieder die für diese Saison typische unbeholfene Krisenfratze. Statt die Gunst der Stunde zu nutzen und gegen einen mit sich selber kämpfenden Gegner wichtige Punkte einzufahren, liess man sich während 2/3 der Partie in jeder Hinsicht vorführen. Offensiv harmlos, defensiv löchrig, vom Tempo überfordert und mit löchrigem Schlussmann kassierte man eine weitere, möglicherweise entscheidende Niederlage.

Guy Boucher muss sich beim SCB vorkommen, wie in einer Waschtrommel im Schleudergang. War da gar schon eine gewisse Ratlosigkeit zu sehen, im letzten Drittel? Ich meine, da kannst du lange mit der Trillerpfeife Tempo und Entschlussfreudigkeit predigen, wenn du eine luftleere Truppe in geistiger Umnachtung coachen musst. Aber der Ansatz stimmt schon: Beim SCB fehlt es an den Basics und wohl auch am Teamgeist. Diejenigen, welche an den Selbstläufer Boucher geglaubt haben, dürften sich jedenfalls bereits ein erstes Mal verwundert die Augen gerieben haben. Das Problem, das hätte man dieses Wochenende kaum deutlicher sehen können, liegt nämlich tiefer.

Man kann nicht eine Saison lang Blechmusik spielen, und dann nur wegen einem neuen Dirigenten plötzlich Symphonien zelebrieren!

Was ich seit Oktober zum Unmut meiner treuen Leser predige, ist jetzt Tatsache. Der SCB wird bis zum letzten Spiel der Qualifikation um die Playoffqualifikation kämpfen müssen. Mit psychologisch immer schlechteren Karten! Und das letzte Spiel der Qualifikation werden wir in Zürich gegen die überragenden Lions bestreiten müssen. Gegen Lions, welche als Viertelfinalgegner wohl lieber den Aufsteiger Lausanne haben werden, als den SCB.

Gut möglich, dass Marc Lüthi wird «kotzen müssen», wie er es neulich für den Fall in die Spiele der Bedeutungslosigkeit ankündigte. Vielleicht eine günstige Gelegenheit, um einen Kotztütenhersteller als neuen Sponsoren an Land zu ziehen? Eine Krise, so sagt man ja immer so schön, soll schliesslich immer auch als Chance wahrgenommen werden.

Die Statistik der aktuellen Saison nach 46 Runden spricht jedenfalls Bände. Lumpige 67 Punkte, 18 Siege stehen 19 Niederlagen gegenüber. Das Torverhältnis ist mit 117:120 negativ. Nur Schlusslicht Rapperswil Jona hat noch mehr Tore kassiert, als unser lahmer SCB!

Unser Restprogramm nach der Olympiapause: Rappi (h), Biel (a), Fribourg (h) und ZSC (a).

Lausanne spielt mit der Euphorie des Aussenseiters, der wider Erwarten grosses erreichen kann, noch auswärts gegen Zug, Ambri und Fribourg. Für Ambri und Zug wird es um wenig gehen und Fribourg wird es geradezu egal sein, gegen Lausanne zu verlieren um dem SCB eins auszuwischen. Prognose Duc: Lausanne macht noch 6-7 Punkte und beendet die Qualifikation mit einem Total von 74 bis 75 Punkten.

Für den SCB kommt es jetzt richtig knüppeldick. Ein potentiell Grosser im Strichkampf bedeutet akute Versagensangst, zittrige Hände, fehlendes Glück und dumme Fehler und Unzulänglichkeiten zu Unzeiten. Will der SCB die Playoffs in Extremis doch noch schaffen, braucht es gemäss meiner Rechnung mindestens noch 8 Punkte! Und da ihr euch alle über meine ewigen Rechnereien aufgeregt habt, werdet ihr wissen, dass ich diese einigermassen exakt, eher noch etwas beschönigend zugunsten den SCB erstellt habe.

Ob wir es schaffen? Ich weiss es nicht. Ich funktioniere in solchen Dingen nicht nach dem Franziskus Prinzip. Glauben ist ja in jeder Situation ein Segen. Da kann der bequeme Zeitgenosse so wunderbar das Gehirn abschalten und sich in aller Zuversicht dem Schicksal hingeben. Mir ist das zu langweilig, ich will wissen und wenn das nicht funktioniert, dann erwäge ich halt.

Analysiert man den Verlauf der Saison und berücksichtigt dabei die psychologischen Belange, die Leistungen der Leader und den Geist im Team, muss man klar zum Schluss kommen, dass es dieses Jahr nicht klappt mit den Playoffs.

Selbstverständlich richtet sich der Sport nicht nach pragmatischen Situationsanalysen. Nur liebt das Momentum halt die psychologisch stärkeren Teams. Also haben die Lausanner auf jeden Fall einen Vorteil. Ich kann es also drehen und wenden wie ich will, ich muss, auch wenn es mir stinkt, auf das Franziskus Prinzip und den neuen Messias aus der NHL verweisen.

Guy Boucher kann jetzt zeigen, was ein nordamerikanisches Genie mit Abschluss in Sportpsychologie mit einer verluderten Spielkultur in drei Wochen anstellen kann. Ob Tempo und Disziplin, eigentlich Basics, die man aus dem Sommertraining (was hat man da eigentlich gemacht!?) hätte mitnehmen müssen, jetzt noch ausreichen, werden wir sehen.

Jedenfalls bin ich bitter enttäuscht über die himmeltraurige Saison, das erneut ungenügende Wochenende und über die enttäuschende Wirkung des neuen Besens. Das Spiel in Fribourg war weder taktisch, noch einstellungsmässig ein Fortschritt, Herr Boucher! Einen derart desolaten SCB hat man selbst in dieser Saison noch kaum jemals gesehen.

David Jobin und Byron Ritchie wünsche ich alles Gute und gute Genesung! Hat schlimm ausgesehen... Franco Collenberg sei willkommen. Gerade nach dem Ausfall von David Jobin und der unsicheren Prognose von Philipp Furrer könnte dieser Spielertausch noch Gold wert sein.

Ebenfalls alles Gute wünsche ich Dan Weisskopf. Er kann bestimmt nichts dafür für die Wirren beim SCB. Hoffentlich ist die schwierige Zeit für ihn im Hinblick auf seine weitere Karriere wenigstens lehrreich.

Und noch etwas: Auf dem deutschen Disney Channel wird die legendäre Muppet Show wieder ausgestrahlt. Wirkt wahre Wunder, sich nach einem SCB Match so eine Folge anzusehen.