Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Sonntag, 30. Oktober 2011

6 Lüthis für Vermin


«In Bern scheint man genügsam geworden zu sein. Vom Anspruch, die beste Show der Stadt zu bieten, ist der SCB momentan weit entfernt», war heute in der NZZ zu lesen. Der Kommentator des gestrigen Sport Aktuell trieb das SCB Bashing gar noch weiter und verlieh für den Sieg gegen Genf lediglich 1.5 Lüthis

Den heutigen Blick habe ich mir noch nicht zu Gemüte geführt. Die gaben dem SCB bisher 2 Lüthis gegen Lugano und deren 4 für den Auswärtssieg gegen Kloten. Von mir gab es 3 Lüthis gegen Lugano, 4 gegen Kloten und für das gestrige Spiel gegen Genf gebe ich noch einmal deren 4 dazu.

Die drei Spiele unter Antti Törmänen bescherten uns 6 Punkte, ein Torverhältnis von 7:6, 11 Lüthis und als angenehmer Nebeneffekt reichlich Erwähnungen in den Medien. Ganz respektabel, was so ein präsidiales „den Nuggi use putze“ positives bewirken kann. Obwohl es die Medien noch nicht wahrgenommen zu haben scheinen, ist die Unterhaltung und damit auch die Spielkultur bereits merklich besser geworden.

Ich weiss, man sollte das Kind nicht mit dem Bad ausschütten und man kann durchaus der Meinung sein, dass wir uns zurzeit noch in der Phase des üblichen Strohfeuers nach einem Trainerwechsel befinden. Es schleckt aber keine Geiss weg, dass sich die Spiele unter Larry Huras zuletzt durchwegs im mageren Bereich von lediglich 1 – 3 Lüthis bewegten. Jetzt sind wir bei gleicher Punkteausbeute bereits bei respektablen 3.6 Lüthis.

Die „genügsamen Fans“ haben weiss Gott nicht erwartet, dass der SCB das Freitagsspiel in Kloten gewinnt. Die Mannschaft hat aber, nachdem man gegen Lugano im letzten Drittel in Ratlosigkeit verfallen war und regelrecht einging, in Törmänens angestrebten Finnland-Kanada-Mix erstaunlich schnell die Balance gefunden und konnte die favorisierten Flyers in deren Stadion nicht unverdient mit 1:3 bezwingen.

Ich war etwas schreibmüde und beschränkte mich nach dem Spiel daher auf folgenden Microblogging-Kommentar: «4 Lüthis fürs Spektakel. Ansonsten eine sehr gute nüchterne Mannschaftsleistung mit einem ansprechenden Dumont-Einstand.»

«Oft tut auch Unrecht, wer nichts tut. Wer das Unrecht nicht verbietet wenn er könnte, der befiehlt es», sagte der Römische Kaiser Marcus Aurelius seinerzeit. In diesem Sinne meinte Marc Aurelius Lüthi nach dem Sieg in Kloten: «Das Spiel war VBVKGAVS- viel besser, viel Kampf, gute Ansätze, viel Spannung.»

Habt ihr Joel Kwiatkowski gesehen in den letzten drei Spielen? Keine blöden Strafen und ausschliesslich äusserst smarte und wertvolle Leistungen. Auch Ryan Gardner, der sich irgendwie zum Topscorer gemausert hatte, blüht befeuert von der neuen Spielanlage an der Seite von Perle Vermin regelrecht auf.

Apropos Joel Vermin: Seit dieser am 11. Oktober in Genf verletzt ausfiel und nachher nie mehr in der 1. Linie mit Byron Ritchie und Pascal Berger zum Einsatz kam, hat Ritchie seinen Goldhelm und die Linie ihren Zauber verloren. Der Junge ist famos! Wie seinerzeit bei Roman Josi ist es auch bei Joel Vermin so, dass er bei jeder Puckberührung irgend etwas kleines schlaues bewerkstelligt.

Jetzt ist noch der 17 jährige Christoph Bertschy dazugekommen, der ebenfalls bereits aufspielt wie ein Routinier und das Spiel des SCB regelrecht befeuert. Dass er gar Marc Reichert temporär aus dem Team verdrängt hat, zeigt die hervorragende Arbeit, die Marc Weber, Lars Leuenberger und Konsorten in der Nachwuchsabteilung leisten.

Item, dass das Spiel gegen Mc Sorleys Genève-Servette eher in Richtung Krampf und Geknorze laufen würde, war absehbar. Es wurde aber unterhaltsamer und viel besser geknorzt, als in der näheren Vergangenheit. Die Mannschaft ist sichtlich bemüht, mehr zu tun, als nur irgendwie über die rote Linie zu hecheln, um dann die Scheibe ins Angriffsdrittel knallen zu können. Dass sich das verwaiste Kombinationsspiel nicht von einem Tag auf den anderen wieder einstellen kann, dürfte jedem klar sein. Aber die neuen Ansätze sind erkennbar und die zweit Tore von Joel Vermin gewissermassen zukunftsweisend.

Antti Törmänens Arbeit geht jedenfalls in die richtige Richtung und man darf berechtigter Hoffnung sein, dass sie Früchte tragen wird. Ein unsägliches Flickwerk ist immer noch unser Powerplay. Hier stimmt noch einiges nicht. Statt Druck aufs gegnerische Tor produziert der SCB im Überzahlspiel immer noch Konterchancen für den Gegner. Hier gilt es sofort den Hebel anzusetzen. Eine Mannschaft ohne funktionierendes Powerplay ist keine Spitzenmannschaft. Der SCB hat aber genügend Potential, um eine solche zu sein!

Zu Jean-Pierre Dumont: Er hat einen durchaus ansprechenden Einstand gezeigt. Man sieht jedenfalls bereits seine überragende Spielübersicht. Er spielt kluge und genaue Pässe, verfügt über einen präzisen und äusserst scharfen Schuss und auch sein Positionsspiel ist schon sehr gut. Dass er noch etwas eingerostet ist, sollte uns nicht weiter beunruhigen. Schliesslich fehlt ihm jegliche Spielpraxis und die Umstellung auf das grosse Eisfeld muss auch zuerst erfolgen, was ein paar Spiele dauern dürfte. Dumonts Wert für den SCB dürfte sich demnach erst im Januar so richtig zeigen.

«Gesiegt, gekämpft, kompakt! Ich bin zufrieden!» Diesen Worten von Marc Lüthi zum Spiel gegen Genf möchte ich mich anschliessen.

4 Lüthis fürs Spektakel, 6 Lüthis für Vermin. In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen wunderbaren goldenen Herbstsonntag.

Freitag, 28. Oktober 2011

Von Sauglattismus, Gladiatoren und dem Spiel gegen Kloten

Der Einstand Antti Törmänsens endete am vergangenen Dienstag nach 30 durchaus guten Minuten in einem Fiasko und einer 2:5 Niederlage gegen den HC Lugano. Ob die ersten oder die zweiten 30 Minuten dieses Spieles den „neuen“ SCB repräsentieren, wird sich in den nächsten Spielen zeigen müssen

Der Blick betreibt ja in dieser Sache jetzt gewissermassen Znünigaudijournalismus im Sauglattismusmodus. Die verteilen nämlich bei den Spielen des SCB nebst Noten und Pflaumen jetzt auch „Lüthis.“ Dabei geht es um einen „Spektakel-Check“, bei dem entsprechend der Spielbewertung auf einem „Hau den Lukas“ aus der Google Bildsuche entsprechende Lüthi- Biudlis eingebastelt werden. Die Skala geht von 1 Lüthi (Schockstarre) bis 6 Lüthis. (Hossa, Hossa!)

Für das Spiel gegen Lugano wurden übrigens lediglich 2 Lüthis verliehen. Etwas wenig, würde ich meinen, war doch das Spiel, abgesehen von der Niederlage des SCB, gar nicht so übel. Also 3 Lüthis hätte ich dafür schon gegeben.

Item, man sieht, dass die Journalisten auch nur mit Wasser kochen und dass der Anteil der Schreiberlinge im „Kinder-ich-Modus“ in der Blick Redaktion relativ hoch ist. Ich möchte das nicht kritisieren, lustig ist es allemal.

Man sieht zumindest, dass der SCB interessiert, auch wenn es nur darum geht, Schadenfreude auszudrücken. Dass man sich diese zuerst verdienen muss, wissen wir alle. Sonst könnte man ja auch Steuererklärungen, Spenglercups, Freis, Mantegazzas oder Kuhställe verleihen. Nur würde das wohl niemanden wirklich interessieren.

Item, Larry Huras ist wieder in Lugano und der SCB dürfte dadurch äs paar Fränkli einsparen. Eine Win-win-Situation für alle Parteien, kann man sagen. Ich habe damit keine Probleme. Wie es einen Spieler Pott gibt, gibt es auch einen Trainerpott. Larry Huras hat beim SCB gute Feuerwehrarbeit geleistet und verdient es daher, lückenlos weiterarbeiten zu können. Schade stand Larry nicht schon am Dienstag an der Lugano Bande. Wäre gut gewesen, für das Theater.

Die Situation beim SCB ist ja durchaus vergleichbar, mit den Gladiatorenkämpfen im alten Rom. Fühlte sich damals der Pöbel gut unterhalten, gingen die Daumen nach oben und der unterlegene Kämpfer durfte am Leben bleiben. Hatte sich der Pöbel aber wie letzthin beim SCB gelangweilt, gingen die Daumen nach unten. Man wollte schliesslich etwas erlebt haben für den bezahlten Eintritt und so wollte man zumindest zum Schluss noch rollende Köpfe und Blut sehen. Wie neulich in Bern. Imperator Marc Lüthi blieb in dieser Situation nichts anderes übrig, als dem Willen der Meute zu entsprechen und den Langweiler abzutun.

Eishockey in Bern eben. Wie neulich schon erwähnt ist es halt beim SCB so, dass Theater zum Spiel dazugehört. Wenn nicht auf dem Eis, dann halt umso mehr im Umfeld oder umgekehrt. Die Rufe nach Kontinuität sind zwar jeweils gut gemeint, funktionierten aber beim SCB nie und werden wohl auch nie funktionieren. Brot und Spiele, dazwischen gibt es nichts.

Jean-Pierre Dumont ist gestern in Bern eingetroffen und hat am Training teilgenommen. Hoffentlich ist er fit und dem europäischen Laufhockey von Beginn weg gewachsen. Ein Spieler, der weiss wo das Tor steht und dieses auch trifft, könnte helfen, die etwas konfuse Situation zu entkrampfen, zumal das Spiel gegen Kloten zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt kommt.

Ein kleiner Vorteil könnte es vielleicht sein, dass der SCB auswärts antreten kann. Der Druck dürfte in der Ferne etwas geringer sein, da die Pfeiferei im Lärm der Klotener untergehen dürfte. Hoffentlich schafft man es dieses Mal, den Gameplan 60 min. durchzuziehen und defensiv stabil zu bleiben. Ich weiss, das tönt sehr langweilig. Schliesslich widerspricht das dem generellen Wunsch nach mehr Spektakel. Aber auf Spektakel in Form einer hohen Niederlage gegen die Flyers kann ich ganz gut verzichten.

Auch bei den Klotenern ist übrigens nicht alles Gold was glänzt. Man verlor bereits zweimal gegen Ambri und die zwei Spiele gegen Rapperswil sollen furchtbar gewesen sein. Man darf allerdings nicht darauf hoffen, dass die Flyers gegen den SCB ein Lauwarmspiel einziehen werden. Ich erwarte sie jedenfalls topmotiviert und tierisch schnell.

Es wäre in der jetzigen Situation vermessen, vom SCB Punkte in Kloten zu erwarten. Aber einen Spielverlauf, der mit etwas Glück zu Punkten führen könnte, erwarte ich schon. Kein Eingehen, kein Auseinanderfallen, kein Debakel.

Dafür möglichst viele Lüthis im morgigen Blick und damit für uns alle ein spannendes und unterhaltsames Spiel, so dass die Daumen nach geschlagener Schlacht nach oben zeigen werden.

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Gute Ansätze mit ernüchterndem Ende

Der SCB verlor im ersten Spiel unter Antti Törmänen gleich mit 2:5 gegen den HC Lugano. Der angestrebte Systemwechsel ist zwar durchaus erkennbar, das Team offenbarte aber Mängel in der Balance, konnte den Matchplan nicht durchziehen und offenbarte Mängel im Defensivspiel

Das grosse Rumoren rund um den SCB ist fürs Erste vorbei. (Vor dem Spiel geschrieben, aber lasse es mal so stehen) Nett, dass man dem Theater Raum liess und den Trainerwechsel vor einem spielfreien Samstag vollzog. So hatten die diversen Schreiberlinge ausreichend Zeit, um ihre wohlüberlegten Analysen zum Besten zu geben.

Man darf nicht vergessen, dass der SCB letztendlich profitiert, wenn berichtet wird. Auch wenn es mit Sicherheit angenehmere Medienpräsenz gäbe, als ein Theater um eine Entlassung, Kompetenzen und gelangweilte Fans.

Aber jetzt geht es, zumindest für mich, wieder darum, zum Alltag zurückzukehren und die Dinge so zu nehmen, wie sie sich jetzt präsentieren. Unser neuer Trainer heisst Antti Törmänen, der neue Assistent Lars Leuenberger. Die Gläser des Kredites sind gefüllt, die Erwartungen an den SCB bekannt.

Aus marketingtechnischer Sicht ist bessere Unterhaltung gefordert und sportlich ist zumindest der vierte Rang nach der Qualifikation anzustreben. Der Halbfinal muss mit diesem Team nach wie vor das unbedingte Ziel sein. Dazu wäre es vorteilhaft, wenn man sich in der Qualifikation zumindest den Heimvorteil für die Viertelfinals erspielen könnte.

Ob die getroffenen Massnahmen die gewünschte Wirkung zeigen, wird man erst nach einigen Spielen einigermassen schlüssig beurteilen können. Marc Lüthi hat für das neue Trainerduo eine echte Chance eingefordert und im Generellen Respekt und Fairness erbittet. Dem gibt es nichts hinzuzufügen.

Leider gehörte ich im Spiel gegen Lugano nicht zu den Bier-, Wurst- und Schläcksecklikonsumenten. Ein blödsinniger Virus schlägt auf die Rückenmuskulatur und lässt mich zwar arbeiten, aber nur mit dem Einsatz von Pillen schlafen. So ist es wohl besser, das Spiel am TV zu verfolgen und damit zu etwas mehr Erholung zu kommen.

Die Schläckseckli müsste man übrigens nicht derart verknoten, dass sich das Objekt der Begierde nur mit Rohgewalt öffnen lässt. Aber lassen wir das.

Das erste Drittel war gefällig. Der SCB war sichtlich bemüht in Bewegung zu bleiben und die Scheibe schnell zu spielen. Schön, dass Christoph Bertschy sein erstes Tor in der NL A zur 1:0 Führung der Berner gelang und dass die Vorarbeit des in der Bringschuld stehenden 32ers mit viel Einsatz bravurös war.

Zu Beginn des zweiten Drittels tat sich der SCB schwer, bis sich der Luganer Leandro Profico für einen Angriff gegen den Kopf von Pascal Berger eine 2+10 min Strafe einhandelte. Man höre und staune: Das Schlusslicht der Disziplin Powerplay nutzte die Überzahl durch Joel Kwiatkowski, welcher von Ryan Gardner mustergültig angespielt wurde, zum 2:0. Ein weiteres Powerplay blieb zwar ungenutzt, aber man erspielte sich auch in diesem einige gute Abschlüsse.

Nachdem Byron Ritchie und Ivo Rüthemann kurz nacheinander je eine Zweiminutenstrafe kassiert hatten, gelang Jaroslav Bednar für den HC Lugano 4 Minuten vor Ende des zweiten Drittels mit zwei Spielern mehr auf dem Eis der Anschlusstreffer zum 2:1 Pausenresultat.

Es wäre nicht nötig gewesen, schon nach 15 Sekunden in Schlussdrittel den Ausgleich zu kassieren. Und der 2:3 Führungstreffer durch Hnat Domenichelli in der 45. Min war eine Folge der latenten Konteranfälligkeit, welche mir schon in den ersten beiden Dritteln etwas Sorge bereitet hatte. Marco Bührers Rolle bei diesem Tor müsste ich mir noch einmal am TV anschauen, aber dazu fehlt mir jetzt die Lust. Nach diesem Treffer schien der SCB wie gelähmt und war zu keiner Reaktion mehr fähig. So war es nicht weiter verwunderlich, dass Oliver Kammer 5 Minuten später das vorentscheidende 2:4 für die Luganesi gelang.

Es geht beim SCB jetzt um Abstimmung und Balance. 180 Grad anders ist gut und recht, aber nicht so einfach. Man hat jetzt bis Freitag Zeit, an der Abstimmung zu feilen. Dann wartet der schwere Gang zu den Kloten Flyers.

Martin Plüss ist neu alleiniger Captain. Man wird also nach der Ankunft von Jean-Pierre Dumont auf den Ausländerpositionen sämtliche Optionen für allfällige Wechsel haben. Kein Co-Captain Bonus mehr.

Wer ist eigentlich Leitwolf in diesem Team? Also zumindest auf dem Eis wird Martin Plüss dieser Rolle nicht gerecht.

Was mir nicht gefallen hat, ist die Konteranfälligkeit unserer Berner und dass man am Schluss, obwohl man noch eine Powerplaymöglichkeit hatte, zu keiner Reaktion mehr fähig war. Im Gegenteil: Der SCB fiel nach dem 2:3 geradezu auseinander, was übel ist! Ebenfalls wenig gefällig war das Gepfeife. Zumindest während dem Spiel würde es der Sache durchaus dienen, wenn man das unterlassen würde.

Gefallen hat mir das abwechslungsreiche Spiel, die 30 gar nicht üblen Minuten des SCB und der erste NL A Treffer des 17 jährigen Jungstürmers Christoph Bertschy.

Habt ihr Kevin Lötscher in der Sportlounge gesehen? Ansonsten ist der Link nebenan aufgeschaltet. Wäre schön, wenn SF DRS vermehrt die Funktion «Einbetten» bei ihren Videos anbieten würde. Es ginge dann ohne Murks und Photoshop, um die Sache ansehnlich zu bewerkstelligen. Ich habe dort einen aufgeweckten, sympathischen und realistisch klingenden jungen Mann gesehen. Wie man im Blick lesen konnte, hatte der Unfall insofern sein gutes, dass Kevin während der Rehabilitation seine Liebe gefunden hat. Hoffentlich arbeitet er weiterhin mit viel Freude und ohne Druck an seiner Rückkehr.

In diesem Sinne sollte sich der gesamte SCB ein Beispiel nehmen und sich frisch verlieben und mit Freude an der Rückkehr arbeiten.

Montag, 24. Oktober 2011

Von Lynchjustiz, oder wenn der Pöbel Regie führt

Nach der überraschenden Freistellung von Meistertrainer Larry Huras durch Marc Lüthi und Walter Born, kommt nach anfänglicher überwiegender Zustimmung jetzt die Phase der Reflexion. Woran ist es gelegen, wer ist schuld und wer trägt die Verantwortung, ist die Frage

Ob die «Marketingentlassung» von Larry Huras richtig war, lässt sich wohl erst im Dezember, wenn die Meisterschaft zugunsten der Kriegskasse des HCD für einige Tage unterbrochen wird, schlüssig beurteilen.

Der Massstab wird sein, dass die Unterhaltung auf dem Eis stimmt, man sportlich weiterhin auf Tuchfühlung mit der Spitze ist und dass die Löcher auf der Rampe kleiner und die Warteschlangen vor den Bierständen wieder länger werden.

Dass die Entlassung letztendlich vom wütenden Mob verursacht wurde, lässt sich aber jetzt schon sagen. Larry Huras wurde entlassen, weil sich die Zuschauer schlecht unterhalten fühlten und deshalb immer lauter nach raschen Konsequenzen schrien. Blutdurst kam auf und man wollte Köpfe rollen sehen. Ins Visier gerieten Sportchef Sven Leuenberger, der nicht im Stande sei, eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammenzustellen, Trainer Larry Huras und sein «System des emsigen Geknorzes» und nicht zuletzt auch Marc Lüthi, welcher in den Augen vieler schon längst das Tafelsilber hätte freigeben sollen, damit die Indianer im Team durch Schillerfalter ersetzt werden können und zumindest ein Tribünenplatz immer von einem Ausländer besetzt wird.

In den Foren und den Kommentarspalten der diversen einschlägigen Webportalen wurde teils durch nachvollziehbare, teils aber auch durch total überzogene Fundamentalkritik schlechte Stimmung verbreitet. Dass solches auch zur Folge hat, dass dadurch Gelegenheitszuschauer von Spielbesuchen abgehalten werden, schleckt keine Geiss weg.

Daneben hört man auch immer mehr, dass langjährige Abobesitzer den Spielen fernbleiben, was natürlich zur Konsequenz hat, dass kein Bier gesoffen, keine Bratwurst gefressen und kein Schläckseckli im OFC Lädeli gekauft wird. Neben den satten 4 Millionen, die man angeblich für die Miete des grössten Kühlschrankes Europas bezahlen muss, führt das Fernbleiben von Zuschauern unweigerlich zu finanziellen Problemen, welche sich mittelfristig auch auf die Qualität der getätigten Transfers auswirken würden.

«Wir haben den Trainerwechsel in allererster Linie in Eurem Interesse getroffen», war heute von Marc Lüthi auf der SCB Startseite zu lesen. Zu jenem Zeitpunkt waren der Titel und die drei ersten Abschnitte meines Blogs bereits geschrieben und die These der Lynchjustiz durch den Pöbel wird damit von höchster Stelle bestätigt.

Mit „Chrampfen bis zum letzten und dem Einsatz von jungen Spielern“, wie es immer wieder gefordert wird, ist es eben in Bern nicht gemacht. Es braucht nicht nur Siege, sondern in erster Linie grosse Siege, um das Publikum in Bern zufrieden zu stellen. Die Indianer wie Caryl Neuenschwander und Marc Reichert sind gut und recht, solange die Künstler tanzen.

Gehen aber Spieler wie Martin Plüss oder Ivo Rüthemann auf Tauchstation, werden die Chrampfer zum Abschuss freigegeben oder es wird zumindest gefordert, sie abzuschieben. Laufender Vertrag hin oder her.

Ich finde es gut, dass Sven Leuenberger in die Offensive gegangen ist und seinen Missmut zum vollzogenen Trainerwechsel öffentlich bekundete. «Zu dem was passiert ist, kann ich keine Auskunft geben, weil ich das nicht entschieden habe», sagte er zu Journalistenfragen. «Es war kein sportlicher Entscheid, sondern ein Marketing-Entscheid.»

Die dauernde, meist haltlose Kritik, die Sven in den letzten Jahren einstecken musste machte es nötig, dass er mit diesem Wiederspruch gegenüber Entscheiden, die nicht in seinem Sinn waren, im Hinblick auf die Zukunft sein Profil schärfte. Hätte er geschwiegen, er hätte sich nämlich zum Hampelmann gemacht. Ich selber habe letzte Woche in einem Chat die Vermutung geäussert, dass Sven Leuenberger in wichtigen Fragen allenfalls Varianten vorschlagen darf, aber über keinerlei Entscheidungsgewalt verfügt.

«So wie es in der alleinigen Kompetenz des Verwaltungsrates liegt, einen Trainer freizustellen, so ist es auch die alleinige Kompetenz des VR, einen Trainer anzustellen. Der VR hat Antti Törmänen und Lars Leuenberger als neues Trainerduo bestimmt. Sportchef Sven Leuenberger trägt diesen Entscheid voll mit», sagt Marc Lüthi.

Interessant die folgenden Worte: «Daraus ergibt sich, dass Sven Leuenberger trotz dieser Meinungsdifferenz das uneingeschränkte Vertrauen des VR geniesst.»

Mit anderen, meinen Worten würde das heissen: «Hätte Sven Leuenberger diesen Entscheid nicht voll mitgetragen, hätte man ihn ebenfalls zum Teufel gejagt.» Duc, das kann ich euch sagen, hätte noch am Freitagabend die Konsequenzen gezogen und seinen Posten zur Verfügung gestellt.

Bleibt die Frage, wer dann letztendlich die Verantwortung trägt, wenn das Experiment „mitem Erschtlehrjahrsstift a der Bande“ scheitert. Der VR mit der alleinigen Kompetenz einen Trainer einzustellen, oder der Sportchef, der diesen Entscheid voll mittrug?

Ich bin böse, ich weiss. Aber ich bin generell für Nägel mit Köpfen. Trainer entlassen meinetwegen. Für die wirtschaftlichen Gegebenheiten und die sehr spezielle Situation mit den Ansprüchen des SCB Publikums habe ich volles Verständnis. Ist das destruktive Theater einmal angelaufen, müssen Köpfe rollen, damit sich der Pöbel beruhigt.

Der Mob wird aber nicht lange ruhig sein, wenn nach einem Strohfeuer von drei Spielen nebst der Spielkultur auch noch die von Larry Huras aufgebaute gute Arbeitseinstellung und die Disziplin verloren geht. Ein Trainer bei einem Club wie dem SCB braucht einen vollen Rucksack an fachlicher Kompetenz und menschlicher Autorität. Daneben braucht er das Ego eines Christoph Blocher, um im Haifischbecken SCB zu bestehen. Eigenschaften, die ein 41 jähriger Trainerneuling gar nicht haben kann. Der wird zittern wie Espenlaub, wenn seine «180 Grad Kehrtwende» in der Hockeyphilosophie nicht funktioniert und der Pöbel zu pfeifen und mit Bierbechern um sich zu werfen beginnt.

Klaus Zaugg dürfte bereits daran sein, die Bleistifte zu spitzen und an Formulierungen zu schleifen, um die Dinge, die da kommen könnten, mit der nötigen Blumigkeit zu umschreiben.

Nein, ich bin weder ein Pseudooptimist noch ein Schwarzmaler. Lediglich ein langjähriger Zirkusbesucher, der sich einen gewissen Zweckpessimismus angeeignet hat. Je grösser das Spektakel auf dem Eis, je langweiliger der Zirkus Drumherum und umgekehrt. Für mich wird es, komme es wie es wolle, jetzt sowieso eine ganz interessante Saison werden. Auch wenn ich, so wie sich die Dinge entwickelt haben, mit einem weiteren Trainerwechsel und eher mehr Spektakel neben, als auf dem Eis rechne.

«Larry Huras war ein Teil unseres Teams und hat sehr gut gearbeitet-es ist nicht sein Fehler, dass es zurzeit nicht rund läuft.» Fast sind mir die Tränen gekommen, ab den fürsorglichen Worten unseres Captains Martin Plüss. Wenn das Publikum den Trainer gelyncht hat, dann haben ihn unsere sogenannten Teamleader und Künstler Plüss, Rüthemann, Gardner und der sauteure Déruns nämlich mit himmeltraurigen Nulleistungen gemeuchelt.

Winkiwinki und Starkult gegenüber den genannten Herren ist ab jetzt fehl am Platz! Jedenfalls solange sie den Karren, den sie absaufen liessen, nicht wieder aus dem Dreck gezogen haben. Ich gehe schwer davon aus, der angeblich so selbstbewusste neue Trainer als erste Amtshandlung bereits EINEN neuen Captain bestimmt hat. Sei es auch nur, um für den Schritt vom Vize zum Chef Profil zu markieren. Denn nur an Larry alleine, soviel ist sicher, kann es nicht gelegen haben, dass es so weit kommen musste, wie es gekommen ist. Eher daran, dass die potentiellen Leader nicht willens oder in der Lage waren, die ihnen zugedachte Rolle im Team adäquat zu spielen.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen gute Unterhaltung und den Verantwortlichen viel Glück, dass die getroffenen Entscheidungen die richtigen waren.

Олимпийская чемпионка из России будут по-прежнему бесплатно!

Sonntag, 23. Oktober 2011

Rückblick und Ausblick nach dem grossen Knall

Es war ein wunderschöner Herbsttag, gestern in Thun. Ideal, um sich an der milden Sonne von den Strapazen der Arbeitswoche zu erholen und Medienstudium betreffend der «dümmsten Begebenheit» in der Trainerkarriere von Larry Huras zu betreiben

Eigentlich habe ich es ja relativ einfach, über diese Angelegenheit zu fabulieren. Schliesslich gehörte ich von Beginn weg der Fraktion der Larry Huras Kritiker an. Am 6. April 2009 wurde auf dem Pinboard des SCB ein Thread mit dem Titel «Der neue Trainer heisst...» eröffnet. Es ging um die Verpflichtung von Larry Huras.

Ich habe gar nicht gewusst dass ich mich zu jener Zeit derart geschmacklos geäussert habe. Aber meine Reaktion damals lautete schlicht und einfach: «Zum Grediusechotze, isch das.»

Später, um etwas Objektivität bemüht: «Wir werden sehen was die Zukunft bringt. Entweder erleben wir das nächste Jahr einen weiteren Trainerwechsel, dieses Mal mitten in der Saison, oder der SCB wird Meister und das Entlassungsszenario findet erst in der Saison 10/11 statt.»

Eigentlich nicht schlecht, meine Prognose. Der SCB ist tatsächlich im nächsten Jahr Meister geworden. Und dass statt dem Entlassungsszenario in der letzten Saison eine frühzeitige Vertragsverlängerung folgte, entspricht zwar nicht meiner Prognose, war aber im Nachhinein betrachtet ein Fehler. Mir ist natürlich bewusst, dass sich im Nachhinein immer jemand findet, der gewusst hätte, wie man es hätte tun sollen, damit es recht herausgekommen wäre. So gesehen ist die Schreiberei eine wunderbare Angelegenheit. Geschrieben ist geschrieben, was man beim Sagen nicht immer sagen kann.

Man stelle sich vor, es würde jedes Wort, welches gesprochen wird, aufgezeichnet und bei Gelegenheit wieder hervorgeholt. Es wäre plötzlich ganz still, weil sich niemand mehr zu Quatschen getrauen würde.

Herrlich waren die zahlreichen Userkommentare, welche man auf den verschiedenen Portalen zu Lesen bekommt. Auffällig dabei ist, dass die Schreiberlinge, welche bei der Verteilung des Denkapparates offensichtlich in die Blumenkohlkiste gegriffen haben, in den meisten Fällen einer bestimmten Region zugeordnet werden können. Es hat dort viel Nebel, was vielleicht als Entschuldigung gelten kann. Aber jedenfalls muss der SCB viel gut machen, wenn sich die Leute derart erhitzen.

«Ich denke, diese Entlassung ist eine Panikreaktion und eine der dümmsten Begebenheiten in meiner Karriere», sagte Larry Huras heute gegenüber dem Hockeypapst.

Andere sagen, dass sich der Golfplatzbaron Walter Born, seines Zeichen Verwaltungratspräsident der SCB Eishockey AG, beim Ausgleichstreffer des ZSC am Samstagabend an einem Lachsbrötchen überschluckte, was zur Folge hatte, dass man „ganz spontan“ beschloss, Larry Huras gewissermassen aus Gründen der Sicherheit sofort aus der PostfinanceArena zu entfernen, bevor es zu Erstickungsopfern kommt.

Persönlich glaube ich nicht an die Variante spontan. Eher an die Variante „Sorge um den konsumierenden Zuschauer“. Man braucht sich in dieser Hinsicht nichts vorzumachen, äs Bitzeli im Mittufäud umepöckne u hoffe, äs passieri de irgendeinisch äs Wunder, funktioniert in Bern auf Dauer nicht. Wir haben keinen Peter Jakob, der mal so locker 20 Stahlseilmillionen aufwirft, um einen verwahrlosten Stall wieder aufzubauen und mit edlem Vieh auszustatten. 

«So ist halt Hockey in Bern», beschrieb Larry Huras die Gegebenheiten demnach folgerichtig.

«Ich bereitete die Mannschaft darauf vor, ab Januar stark zu sein und in den Playoffs die Bestform zu erreichen, so wie ich das in meinem ersten Jahr hier getan habe. Deshalb habe ich die Jungen eingesetzt. Natürlich spielten wir zuletzt nicht sehr gut. Aber die Jungen sollte man wohl nur in der ersten Saison eines Mehrjahresvertrages einsetzen und im letzten Vertragsjahr mit zwei Linien spielen.»

Nicht dass ich Larrys Aussagen jetzt auf die Goldwaage legen möchte. Er wird enttäuscht und verletzt sein und dürfte der Überzeugung sein, dass sein Saisonplan letztendlich aufgegangen wäre. Nur funktioniert es eben im dritten Jahr nicht automatisch gleich, „wie im ersten Jahr“. Im ersten Jahr wurde der SCB jeweils erst richtig stark, wenn er das Messer am Hals spürte. Damals war es jeweils der SCB, welcher im letzten Drittel die Spiele noch zu wenden vermochte. Im letzten, wie auch in diesem Jahr war es hingegen meist der Gegner.

Etwas sauer aufgestossen ist mir die Bemerkung mit den Jungen. Welche Jungen meint Larry? Christoph Bertschy, der mit erfrischendem und mutigem Spiel als Liganeuling in den letzten Spielen gleich mehrere Torchancen kreierte? Oder meint er Joel Vermin, welcher bis zum Spiel in Genf die Linie mit Ritchie und Berger veredelte? Die Linie, welche richtig Freude machte und jetzt mit Thomas Déruns ebenfalls in die langweilige Mittelmässigkeit abschiffte?

Larry Huras hat vieles richtig gemacht. Es ist ihm gelungen, eine vorher als untrainierbar verschriene Mannschaft soweit auf Kurs zu bringen, dass man sich dauernd in den vorderen Plätzen halten konnte und niemals Gefahr bestand, dass man „abschifft“. Ebenfalls lobenswert ist seine Arbeit mit den jungen Spielern. Er hat den Rohdiamanten Roman Josi durch kluges Coaching als Schlüsselspieler zum Meistertitel 2010 verwendet, Pascal Berger reifte unter seiner Regie zum Stammspieler mit rosigen Zukunftsaussichten und auch Joel Vermin durfte in den letzten Playoffs an der Seite von Rüthemann und Plüss stürmen. Erfolgreich, hat Vermin doch einige wichtige Tore geschossen.

Larry Huras sollte andere Dinge seiner Arbeit hinterfragen, als den Einsatz von hochtalentierten Jungspielern. Larry ist ein hervorragender Trainer. Zumindest wenn es darum geht, eine Mannschaft in der Krise zu übernehmen und auf die Erfolgsstrasse zu führen. Einmal oben angekommen ist es aber so, dass man es eben nicht mehr machen kann, «wie vor zwei Jahren.»

Aber Schwamm darüber. Eigentlich ist mir Larry Huras während seiner Zeit beim SCB richtig sympathisch geworden. Vorher hielt ich ihn für einen Schwätzer und Schaumschläger. Jetzt für einen aufgestellten, fröhlichen und symphytischen Zeitgenossen, dem ich für seine weitere Zukunft nur das Allerbeste wünsche.

Unterdessen hat in Lugano Barry Smith entnervt seinen Rücktritt als Headcoach bekanntgegeben. Es wird jetzt gemunkelt, dass dieser nach Bern wechseln könnte. Aus Bern waren gestern aber andere Töne zu vernehmen. Dieser Smith soll meinetwegen ins Pfefferland, aber das wird niemanden interessieren. Hütet euch vor Morgarten. Mit Serge Pelletier könnte ich leben, aber diesen Smith möchte ich lieber nicht haben in Bern.

Jetzt will man also Antti Törmänen und Lars Leuenberger eine Chance geben. Slava Bykov falle ausser Traktanden, weil er nur französisch und russisch spreche.

Schade, ich hätte Slava Bykov die Chance gegeben, nebst der Landessprache Französisch auch noch Deutsch zu lernen. Wer hinter dem eisernen Vorhang unter dem besten Trainer der Welt, Wiktor Wassiljewitsch Tichonow bei ZSKA Moskau Eishockey spielte, musste nämlich nicht nur ein Wunderkind im Eishockey sein, sondern daneben auch noch hochintelligent.

Slava Bykov wäre in vielerlei Hinsicht weltbester seines Faches. Nicht in einer, man verzeihe mir die Ausdrucksweise, stupiden Egoholzfällertruppe gross geworden, sondern in einem Umfeld, in dem Eishockey wie Schach zelebriert wurde. Von der Taktik her nicht geprägt von den Spielfeldern Nordamerikas, sondern seit Kindesbeinen auf den europäischen Eisfeldern. Als Welt- und Olympiasieger sowohl als Spieler, wie auch als Trainer geachtet. Ein wahrer Magnet, für sämtliche Spieler. Ausserdem kennt er die Schweiz und das Schweizer Eishockey besser als jeder andere.

Ob es funktionieren würde? Man weiss es nicht. Jede Variante hat wie alles im Leben seine Vor- und Nachteile. Es ist ein Abwägen von Risiken und Chancen. Sprache gegen das selten erfolgreiche „den Vize zum Chef machen“.

Item, machen wir halt den Vize zum Chef.

Der Finne Antti Törmänen begann seine Karriere als Eishockeyspieler in seiner Heimatstadt bei den Espoo Blues, für deren Profimannschaft er von 1988 bis 1990 in der zweitklassigen I divisioona aktiv war. Anschliessend wechselte er zu Jokerit Helsinki, für die er die folgenden fünf Jahre in der SM-liiga spielte. In dieser Zeit gewann der Stürmer 1992 und 1994 jeweils den Finnischen Meistertitel und wurde 1995 mit seiner Mannschaft Vizemeister. Zudem gewann der Linksschütze in der Saison 1994/95 mit Jokerit Helsinki den Europapokal der Landesmeister.

In dieser Zeit wurde Törmänen im NHL Entry Draft 1994 in der elften Runde als insgesamt 274. Spieler von den Ottawa Senators gedraftet, für die er in der Saison 1995/96 sein Debüt in der National Hockey League gab. In dem einzigen NHL-Jahr seiner Laufbahn erzielte der Finne in 50 Spielen insgesamt 15 Skorerpunkte, darunter sieben Tore. Ausserdem stand er in 27 Spielen für Ottawas Farmteam aus der AHL, den Prince Edward Island Senators, auf dem Eis.

Nach seinem einjährigen Gastspiel in Nordamerika kehrte Törmänen zu Jokerit zurück, mit denen er 1997 erneut Meister wurde. In der folgenden Spielzeit scheiterte er mit seinem Team als Dritter nur knapp an der Titelverteidigung. Daraufhin unterschrieb er erstmals im europäischen Ausland, wo der ehemalige NHL-Spieler von 1998 bis 2000 für HV 71 Jönköping in der schwedischen Elitserien auflief. Es folgten erneut zwei Jahre bei Jokerit, wobei der Olympiateilnehmer von 1998 mit den Hauptstädtern 2002 zum vierten Mal Meister wurde. Seine Karriere beendete Törmänen, der 1995 beim bis 2011 einzigen WM-Titel seines Landes auf dem Eis stand, 2004 beim schwedischen Erstligisten Södertälje SK.

In der Saison 2007/08 war der Finne als Cheftrainer der U20-Mannschaft von Espoo Blues tätig. Zwei Saisons später war Törmänen als Assistenztrainer bei Jokerit in der SM-liiga aktiv. Während der Spielzeit 2010/11 stand er beim finnischen Zweitligisten Vaasan Sport als Cheftrainer hinter der Bande und gewann mit diesem die Meisterschaft der Mestis. Weiter war er dort als Director of Hockey Operations tätig.

Antti Törmänen wurde am 19. September 1970 im Finnischen Espoo geboren, ist also 41 Jahre alt. Ich habe mir erlaubt, mich für Anttis Lebenslauf weitgehend Wikipedia zu bedienen.

Törmänen werden ein hervorragendes Fachwissen und sehr gute Perspektiven für eine zukünftige Trainerkarriere nachgesagt. Ob er trotz seiner doch eher geringen Erfahrungen als Trainer schon soweit ist, vor der grössten Zuschauerkulisse Europas und unter dem speziellen Druck in Bern zu bestehen, werden wir sehen. Für ihn bestimmt eine grosse und unverhoffte Chance, mit einem Team wie dem SCB als Headcoach arbeiten zu dürfen.

Über Lars Leuenberger brauche ich nichts zu schreiben. Er leistet als Cheftrainer bei den Elite Junioren hervorragende Arbeit und ist bestrebt, Perlen wie Joel Vermin hervorzubringen. Das verdammte Leuenberger Bashing geht mir übrigens ganz gewaltig auf den Keks. Wenn es beim SCB ein Nachteil sein soll, den Namen Leuenberger zu tragen, dann haben wir es wahrlich sehr weit gebracht mit unserer „Fankultur“!

Geben wir den beiden eine Chance. Es kann ja eigentlich nur besser werden, so gesehen können wir nicht sehr viel verlieren. Ein Feuerwehrmann, deren gibt es viele, wäre im Notfall schnell verpflichtet.

Es wäre allerdings von Vorteil, wenn man mit dem Trainer weitermachen könnte, den man auch nächste Saison an der Bande haben möchte. Schon nur der anstehenden Transfers wegen.

Für den Fall, dass ich mich in zwei Jahren wieder selber zitiere, möchte ich es aber nicht unterlassen gesagt zu haben, dass ich in diesem Falle, wenn es irgendwie zu bewerkstelligen wäre, wohl das Risiko der Sprache dem Risiko des unerfahrenen Assistenten vorziehen würde.

Man stelle sich vor, Vladimir Putin würde auf seiner Werbetournee für die olympischen Spiele 2014 in Sotschi seinen Olympiasieger in der PostfinanceArena besuchen kommen oder es würden statt ausgeleierte Stars von gestern junge russische Talente den Weg nach Bern finden...

Это было бы так здорово!

Samstag, 22. Oktober 2011

Der grosse Knall beim SCB: Marc Lüthi feuert Trainer Larry Huras

Der SCB verlor ein weiteres Heimspiel im Trauerspielmodus gegen ebenso bescheidene ZSC Lions mit 1:2 nach Verlängerung. Für Larry Huras war es die berühmte Niederlage zu viel. Er wurde unmittelbar nach Spielschluss von Marc Lüthi und Walter Born, dem Verwaltungratspräsidenten der SCB Eishockey AG, gefeuert

Es war schon fast so etwas wie eine Revolution, was sich in den letzten Wochen in Bern abspielte. Die Mannschaft, der Trainer, der Sportchef, ja selbst der CEO und die ganze Organisation schienen auf bestem Weg zu sein, das Vertrauen und den Zuspruch seiner grossen und treuen Fangemeinde zu verlieren. Statt sich mit dem Team zu solidarisieren, hörte man anlässlich der Spiele nur noch sarkastische Sprüche. Auch ich sprach gestern nach dem himmeltraurigen Powerplay mit 5 gegen drei davon, dass die Mannschaft jetzt mit den Moskitos bei null beginnen und einfache Basisübungen wie Scheibe spielen und annehmen üben sollte.

Als der SCB sich im letzten Drittel dann darauf beschränkte, bei einer 1:0 Führung dem Gegner das Spiel zu überlassen und ohne Not nur noch auf Halten des Resultates zu spielen, hat es auch mir den Nuggi definitiv rausgejagt. «Wer so spielt, sollte im Sinne des Sportes verlieren», waren sinngemäss meine Worte.

Nach dem verlorenen Spiel twitterte ich, bemüht mit den wenigen zur Verfügung stehenden Zeichen etwas Treffendes zu formulieren, folgende Worte: «Warum dieses passive Mistspiel im letzten Drittel? Die Leute sind gegangen, wollten die Verlängerung nicht sehen. SCB Spiel, Larry Huras?»

Ja, die Leute haben das Stadion nach der regulären Spielzeit tatsächlich in Massen verlassen. Sie waren enttäuscht, wütend und wollten sich die Verlängerung nicht mehr antun. Nicht etwa wegen den verlorenen Punkten, sondern weil der SCB Antihockey spielte, das nicht mehr zum Dabeisein war. Ein an sich unglaublicher Vorgang, dass die Leute vor einer Verlängerung mit möglichem Penaltyschiessen davonlaufen. Das geht eigentlich gar nicht.

Was sich dann nach dem Spiel in der PostfinanceArena abspielte, war schon fast surreal. Wir standen vor der Oldies Bar und fluchten über den Trainer und sein Totengräberspiel. Es ist ja gewöhnlich nicht meine Art, den Trainer für eine Niederlage in einem einzelnen Spiel verantwortlich zu machen. Aber wenn der Trainer, so wie im letzten Drittel gespielt wurde, nicht nach spätestens 5 Minuten ein Timeout nimmt, kann das nur bedeuten, dass die Spieler das umsetzten, was ihnen in der Drittelspause aufgetragen wurde oder dass der Trainer seine Mannschaft bereits verloren hat.

«Wenn es einen souveränen Sieg gegeben hätte, wäre es zu keiner Entlassung gekommen. Bei einem erknorzten Erfolg dagegen wäre es ebenfalls so herausgekommen», sagte Marc Lüthi nach dem Spiel. Man kann in diese Aussage ohne zu Polemisieren hineininterpretieren, dass die Entlassung eigentlich bereits vor dem Spiel beschlossene Sache war. Wer hätte schon einen souveränen Sieg gegen die Lions erwartet?

Die Nachricht der Entlassung erreichte uns per Mund zu Mund Message und verbreitete sich in Windeseile durch das Stadion. Ungläubig wurden die iPhönlis gezückt, um die Nachricht zu verifizieren und so wie ich die Reaktionen der Leute beobachtete, war man froh und erleichtert über diesen, zum jetzigen Zeitpunkt doch eher überraschenden Schritt.

Zuvor ist ja bereits durchgesickert, dass beim SCB bis Saisonende Jean-Pierre Dumont (33) für Spektakel sorgen soll. Der Kanadier, buchte in 873 NHL-Spielen für Chicago, Buffalo und Nashville 557 Skorerpunkte und soll jetzt also beim SCB die Flaute im Angriff beenden.

Na ja, ich wollte eigentlich heute schreiben, dass ich Dumont, welcher bereits im Februar 2005 während der NHL-Lockout-Saison ein kurzes Gastspiel beim SCB gegeben hatte und damals in 13 Spielen neun Punkte erzielte, die Rolle des ersehnten Messias und Spektakelmacher nicht zutraue. Aber so wie die Dinge sich jetzt entwickelt haben, brauchen wir hoffentlich gar keinen Messias mehr. Vielleicht gelingt es nämlich dem neuen Trainer, mit dem an sich reichlich vorhandenen Potential so Eishockey zu spielen, dass die Leute zukünftig beim Stand von 1:1 nicht mehr davonlaufen.

Dann bräuchten wir nur noch einen smarten Stürmer, der weiss wo das Tor steht und dieses auch gelegentlich trifft. Eine Rolle, die  Jean-Pierre Dumont, welcher allerdings noch eine NHL Ausstiegsklausel bis am 25. Oktober besitzt, durchaus spielen könnte.

Persönlich kann ich mit der Trainerentlassung leben. Unser Powerplay ist das Schlechteste der Liga, technisch spielt die Mannschaft weit unter ihrem Niveau und die Spielart ist wenig attraktiv, um nicht zu sagen stinklangweilig.

Marc Lüthi nahm nach dem Spiel zur Trainerentlassung gegenüber SF DRS wie folgt Stellung:

«Einerseits ist das Hockey das wir spielen nicht das Hockey, welches die Zuschauer sehen wollen, andererseits spielen wir momentan nicht erfolgreich. Zusammen geht das überhaupt nicht. Unsere Zuschauer haben das Anrecht, in dieser Halle unterhalten zu werden. Wir sind der Überzeugung, dass das im Moment nicht der Fall ist und dass auch keine Aussicht besteht, dass sie mittelfristig unterhalten werden und der SCB dazu noch erfolgreiches Hockey spielt.

Der eigentliche Ausschlag für die Entlassung waren einerseits die letzten fünf bis sechs Spiele und andererseits war das heutige Spiel das „Tüpfchen auf dem I“.»

Ein fahler Nachgeschmack bleibt insofern bestehen, dass man den Vertrag mit Larry Huras im Januar 2011 ohne Not und in einer Zeit verlängerte, als längst absehbar war, dass man spätestens im Halbfinale ausscheiden würde. Der SCB spielte nämlich bereits in der letzten Saison weder «schöner», noch erfolgreicher.

«Für den Moment», wie Marc Lüthi betonte, übernimmt Antti Törmänen, unterstützt von Lars Leuenberger die Nachfolge von Larry Huras. Ich verzichte jetzt darauf, eine Liste von gescheiterten Beförderungen von Assistenzcoaches zu Headcoaches zusammenzustellen. In der Regel funktioniert das nicht und ich bin generell kein Anhänger von «Vizelösungen.»

«Slava Bykov, der es nach seiner Spielerkarriere auch als Trainer zu Weltmeister und Olympiasiegerehren gebracht hatte, ist übrigens zurzeit vereinslos. Ein reizender Gedanke, wenn man sich vorstellt, dass Trainer Bykov dem SCB wohl als erstes wieder Laufen, Passen und Kombinieren beibringen würde», habe ich in einem meiner letzten Blogs geschrieben.

Ein Traum ich weiss. Keine Ahnung ob das funktionieren würde. Aber es wäre etwas Grosses, Unerwartetes. Der Zauber wäre mit einem Schlag zurück. Auch die Erwartungen, was ich durchaus positiv werten würde.

Der SCB ist mit seinen Tochterfirmen ein Imperium, welches nicht überleben kann, wenn niemand über ihn spricht oder etwas von ihm erwartet. Langweilige Bescheidenheit mag andernorts als sympathisch und härzig gelten, der SCB hingegen braucht den Nimbus von Macht, Geld und Arroganz.

In diesem Sinne soll Marc Lüthi weiter rocken und dem frechen Fribourger Zahnarzt an der Spitze des IIHF die Hosen runterlassen. Wer ist schon der IIHF und für was braucht es diesen überhaupt, hat er doch in den letzten Jahren kaum etwas brauchbares zustande gebracht.

Ob es Zufall ist, dass der schlaue Intrigant mit der Nummer 32 seit Saisonbeginn spielt wie ein Frührentner, werden wir sehen. Die Herren Rüthemann, Plüss, Gardner und der teure Thomas Déruns stehen jetzt aber in der Pflicht! Ab jetzt gibt es keine Ausreden mehr. Wenn Larry Huras tatsächlich der Bremsklotz des zur Genüge vorhandenen spielerischen Potentials war, ist diese Bremse jetzt weg. Bringen die Schlüsselspieler jetzt die geforderte Leistung nicht, werden sie brutal im Gegenwind stehen. Zumindest in meinem Blog.

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Vom Zähringerderby, Schwarzmalerei und Zukunftsaussichten


Der SCB entführte im zweiten Zähringerderby der Saison mit dem 3:2 n.P. einen Punkt gegen den Leader. Die Fribourger führten zwar spielerisch die feinere Klinge, der SCB verdiente sich aber den Punkt mit einer engagierten und mutigen Vorstellung und mit dem Glück des Tüchtigen

Der knappe Sieg Fribourg Gottérons ging in diesem abwechslungsreichen, spannenden und schnellen Spiel aufgrund ihrer spielerischen Überlegenheit absolut in Ordnung. Es brauchte von Seiten des SCB, welcher nur mit zwei Ausländern und ohne Joel Vermin antreten musste, eine gegenüber den letzten Spielen stark verbesserte Leistung, um gegen die spielfreudigen und selbstsicheren Fribourg nicht einzugehen.

Der Beginn des Spiels liess allerdings böses erahnen. Fribourg startete wie die Feuerwehr in die Partie und der SCB erschwerte sich die Aufgabe mit Missverständnissen in der Abwehr und Fehlzuspielen im Spielaufbau zusätzlich gleich selber.

Nachdem Ryan Gardner in der 8. Spielminute in Unterzahl einen Entlastungsangriff aus dem eigenen Drittel auf staubtrockene Weise zur 0:1 Führung für den SCB verwerten konnte, kamen die Berner zwar kurzzeitig etwas besser ins Spiel. Der Aufschwung hielt aber nicht lange an und nach einer Konfusion im Verteidigungsdrittel des SCB kamen die Fribourger fünf Minuten vor Ende des ersten Drittels zum hochverdienten Ausgleich durch Benjamin Plüss.

Der SCB hätte kurz vor der ersten Drittelspause noch einmal Gelegenheit gehabt, sein stotterndes Powerplay zu üben. Joel Kwiatkowski hatte aber etwas dagegen und holte sich wegen einem saublöden «Stöcklihäbe» im Angriffsdrittel seine zweite Strafe des Spiels. Langsam aber sicher, mein lieber Joel, gehst du mir gewaltig auf den Sack! Solche stümperhafen Mistfouls werte ich langsam aber sicher als Disziplinlosigkeit. Videostudium mit einem Sportpsychologen oder weiss der Teufel was wäre angesagt, bestand doch dieses Problem schon letzte Saison. In den Playoffs ist man nicht zuletzt auch wegen solchen Aussetzern gegen die Flyers mit 0:3 in Rückstand geraten.

Kwiatkowskis Offensivbemühungen in Ehren, aber ich habe zuweilen das Gefühl, dass er in der DEL oder in einem Farmteam der rustikalen AHL auf dem schmalen Eisfeld besser aufgehoben wäre. Er denkt zu langsam und bringt sich dadurch laufend selber in eine schlechte Positionen. De muesch haut när foule, das me dir nid um d Ohre fahrt.

Joel hatte jetzt eine Saison und 16 Spiele Zeit, sich an unsere Liga zu gewöhnen. Lange genug damit man mit gutem Gewissen sagen kann, dass Kwiatkowski den Ansprüchen des SCB nicht genügen kann. Bleibt die Hoffnung, dass Travis Roche nach seiner Rückkehr die Form des letzten Herbstes wieder findet und dass die Verletzungshexe in der Verteidigung nicht wieder zuschlägt. Bei der Verletzung, die sich Martin Höhener im zweiten Drittel holte, soll es sich übrigens um eine schmerzhafte Oberschenkelprellung handeln, die keinen langen Ausfall zur Folge haben dürfte.

Vielleicht verkündet der SCB ja nächstens die Verpflichtung des allheilbringenden Messias in Form eines spielstarken und charismatischen ausländischen Stümers mit Skorerqualitäten. Die eierlegende Wollmilchsau gewissermassen, die alle tatsächlichen und herbeigeredeten Probleme auf einen Schlag zu lösen vermag. Man wäre dann nicht mehr auf Kwiatkowski angewiesen und hätte mit einem schlauen Rotationsprinzip zusätzliche taktische Möglichkeiten. Einen weiteren Holzfäller a la Lee Goren und Konsorten brauchen wir aber nicht. Ich denke vielmehr an die Möglichkeit, einen Spieler zu verpflichten, der über die Saison hinaus beim SCB bleiben könnte und den man in dieser Saison gewissermassen testen könnte.

Im zweiten Drittel gefiel mir der SCB besser. Auch wenn Gamasche Simeli zuweilen gefährlich kurvte und passte und gegen Beat Gerber gar noch eine Strafe herausholte, konnte sich der SCB schadlos halten und bewahrte sich mit dem 1:1 nach zwei Dritteln die Chance auf Punkte.

Äusserst positiv aufgefallen ist mir Christoph Bertschy. (Jahrgang 1994).Der junge Stürmer, der vor drei Jahren aus der Freiburger Juniorenabteilung zum SCB gestossen war, fügte sich ins Spiel ein, als spielte er schon jahrelang in der ersten Mannschaft. Mit seinem gestrigen, für die Zukunft sehr hoffnungsvollen Auftritt, dürfte er sich Chancen auf weitere Einsätze verdient haben. Man soll nur weiterhin stark in den Nachwuchs investieren, statt dem Langnauer Simon Moser nachzutrauern.

Dieser wollte nicht zu Davos Zug oder Bern. Er hat sich entschieden, in Langnau zu bleiben um auch zukünftig um den Playoffeinzug und um eine allfällige Viertelfinalüberraschung zu kämpfen. Gut für Langnau, egal für den SCB. Zumindest wenn man sich dadurch nicht verleiten lässt, sich in falscher Hektik auf dem Transferwühltisch mit Mittelmass oder mit Occasionen jenseits des Zenits einzudecken. Gewiss, auf die übernächste Saison wird man Plüss ersetzen müssen. Aber wenn man die Ausländerpositionen gut besetzt, gibt es zumindest in dieser Transferperiode keinen Grund, die Positionen im Sturm gross umzukrempeln. Eigene durch nicht bessere Zukäufe zu ersetzen, darf jedenfalls keine Option sein. Mit Spielern Joel Vermin, der jetzt schon eine Perle ist und Pascal Berger oder vielleicht auch Christoph Bertschy, wird der SCB gewissermassen auf natürliche Weise besser.

Wer jetzt das Gefühl hat, Simon Moser spiele bei den SCL Tigers die nächsten zwei Jahre für 365 Liter Milch und 730 Bratwürste von Metzgermeister Horisberger Michael, dürfte sich täuschen. Auch die Tigers lassen sich nämlich ihre Schlüsselpositionen etwas kosten. Gespart wird dort allenfalls bei der Kadertiefe.

In der Verteidigung brauchen wir aber einen guten jüngeren Zuzug. Dominic Meiers Zeit läuft ab, Kwiatkowski wird den Club verlassen müssen und die anderen werden auch nicht jünger.

Um wieder zum Spiel zurückzukommen, es stand ja 1:1 nach dem zweiten Drittel, durfte man durchaus gespannt sein, ob es dem SCB wider Erwarten gelingen würde, Punkte aus Fribourg zu entführen. Leider musste Joel Kwiatkowski nach drei Minuten wegen einem erneut saublöden Halten in die Kühlbox. Eine Strafe, die Sandy Jeannin in der 45. Minute zur erstmaligen Führung der Fribourger verwerten konnte.

Dass der SCB noch einmal ins Spiel zurückkam, ist dem ungebrochenen Kampfgeist und einem Geschenk von Fribourg Hüter Cristobal Huet zu verdanken, welcher einen an sich harmlosen Schuss von Martin Plüss zwischen den Hosenträgern passieren liess.

Dieses Tor schien dem SCB noch einmal Flügel zu verliehen zu haben. Es wäre aber in Anbetracht des Spielverlaufes wohl des Guten zu viel gewesen, wenn dem SCB in den Schlussminuten noch der Siegestreffer gelungen wäre.

Ich habe vom SCB nach den zuletzt farblosen Auftritten eine engagierte und mutige Spielweise erwartet. So gesehen bin ich mit der Teamleistung und mit dem gewonnenen Punkt beim Leader durchaus zufrieden.

Martin Plüss zeigte aufsteigende Tendenzen und Andreas Hännis abgeklärte Spielweise gefällt mir sehr gut.

Etwas Mühe habe ich zurzeit mit der doch sehr tendenziösen Pauschalschwarzmalerei der Fans. Etwas Differenzierung wäre da durchaus angebracht. Gerade das Kritisieren der Bemühungen des SCB, im Gastrosektor mehr Einnahmen zu generieren, ist nicht nur kurzsichtig, sondern geradezu dumm. Und wer das Gefühl hat, Marc Lüthi sollte sich, statt sich mit René Fasel zu balgen und die Interessen des SCB gegenüber der IIHF zu vertreten, lieber mit den Spielern aufs Eis begeben und mit ihnen Laufen und Passen trainieren, sollte sich einmal mit dem Organigramm des SCB befassen.

Gewiss, die Spiele gegen Genf, Rappi und Biel waren unbefriedigend und unser Powerplay ist schwach, da gibt es nichts zu beschönigen. Auch der zuweilen doch sehr geringe Spektakelgehalt der Spiele darf durchaus kritisiert werden. Ich habe aber das Gefühl, dass die Heftigkeit der Kritik in erster Linie auf die Nachwehen der letzten Saison zurückzuführen ist, bin ich doch nachwievor der Meinung, dass der SCB in dieser Saison gerade in dieser Hinsicht durchaus bemüht ist, die Spiele aktiver und engagierter zu gestalten. Dass gerade nach dem Unfall von Kevin Lötscher mit einem gewissen Verlust von Potential gerechnet werden musste, war absehbar.

Kein Verständnis habe ich aber für Aussagen wie: «Es wäre besser, wenn eine Serie von Niederlagen folgen würde, dann würde wenigstens gehandelt.» Wie denn? Reichert, Neuenschwander und Kiwi mit Occasionen ersetzen, den Staff zum Teufel jagen und das Stadion abbrennen? Das ist doch einfach Hafenkäse und keine Einstellung. Mit Sportsgeist und Identifikation mit dem SCB hat das jedenfalls nichts zu tun. Eher mit selbstgerechter Konsumgesellschaft, die man doch so gerne zu kritisieren pflegt, solange man selber keine ernsthaften Probleme zu lösen hat. Es geht im Sport und somit auch im «Fanleben» nun mal immer auf und ab, man muss auch verlieren können und die Anderen sind auch gut. Daher sollte man es vermeiden, die eigenen überhöhten Ansprüche auf die Mannschaft zu projizieren und Niederlagen als persönlichen Frust zu empfinden.

Von der Mannschaft kann man erwarten, dass sie bis zur letzten Spielminute kämpft und nicht bloss fleissig, aber ohne Emotionen den «Matchplan» herunterspielt. Im Spiel gegen Fribourg hat man das meiner Meinung nach perfekt umgesetzt.

Vielleicht muss ich dazu anfügen, dass ich wohl etwas weniger der Spezies des «Eventfans» angehöre. Das Theater, welches entsteht wenn es nicht optimal läuft, gehört für mich mit zur Unterhaltung und amüsieren kann ich mich auch ab den Reaktionen von entnervten Zuschauern. Geknorze mag spektakelmässig unattraktiv sein, aber die Bemühungen zur Korrektur sind durchaus interessant, auch wenn sie nicht immer gelingen.

Ein Fan sollte auch langfristig denken. Und gerade in dieser Hinsicht gibt es beim SCB viel Positives. Eben gerade auch dass man die Ruhe bewahrt und nicht irgendwelche Harakiri- Transfers tätigt, wie es andere mit mässigem Ertrag tun. Der ZSC hat gerade eben einen Verlust von 1.035 Mio. gemeldet. Kein Problem, solange Walter Frei die Schatullen öffnet. Wir haben nun mal keinen Walter Frei.

Einstellungsmässig sind wir klar besser als letzte Saison und im Hinblick auf die Zukunft gibt es keinen Grund, für irgendwelche Schwarzmalereien. Schaut euch einmal die Leistungen unserer Jungen an. Wenn es gelingt, auf nächste Saison zwei Ausländerpositionen mit guten Transfers neu zu besetzen und die Verteidigung mit einem ambitionierten Schweizer zu verjüngen, haben wir eine gute und konkurrenzfähige Truppe beisammen. Die Mischung zwischen routinierten Spielern mit viel spielerischem Potential und aufstrebenden Jungspielern stimmt beim SCB, zumindest im Angriff, nahezu optimal.

Auf die Trainerfrage möchte ich jetzt noch nicht eingehen. Larry hat die Mannschaft soweit gut im Griff. Absturzgefahr sehe ich keine, die Stimmung im Team und das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer scheinen zu stimmen. Was mir nicht gefällt, sind die aus meiner Sicht zu stark angezogenen Zügel bei der Spielart, was besonders gegen schwächere Gegner zu Langeweile führt. Das Argument, man wolle lieber Punkte als Spektakel, greift aus meiner Sicht zu kurz. In Biel gab es jedenfalls keine Punkte.

Ebenfalls negativ sind das himmeltraurige Powerplay und die Mängel bei elementaren Dingen wie Schiessen und Passen. Dinge, die man, so könnte man meinen, mit gezielter Arbeit im Training angehen könnte. Weiss der Teufel, warum wir in diesem Bereich beim SCB seit zwei Jahren keine Fortschritte sehen.

So, ich höre auf mit meinem reichlich verworrenen und thematisch chaotisch gemixten Geschreibsel. So kommt es heraus, wenn man vor dem Teleclub Eishockey schaut, dazu Gedanken notiert und anschliessend darauf verzichtet, das Ganze thematisch zu ordnen. Ein Blogger und das ist das Schöne, darf das aber ;-)

Am Freitag folgt das Spiel gegen die aufstrebenden ZSC Lions. Es wird interessant sein zu beobachten, was der 39 jährige Michael Nylander noch zu zeigen imstande ist.

Schöne Woche und bis dann..