Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Donnerstag, 30. August 2012

Duc’s Saisonprognose für die Meisterschaft 2012/13


«Sieben Teams können Meister werden, zu diesen gehört auch der SCB», war neulich von Sportchef Sven Leuenberger zu lesen. Sieben scheint mir etwas hoch gegriffen, aber Sven hat schon Recht: Es ist schwierig, einen Top-Favoriten auszumachen.

Es wird zurzeit viel "geschwarzmalt", rund um den SCB. Dabei gibt es keinen Favoriten und der SCB gehört dazu. Unsere Mannschaft müsste eigentlich schon nur aus natürlichen Gründen besser sein als letzte Saison. Die jungen Vermin, Scherwey und Berger haben ihre Verträge verlängert und an Erfahrung gewonnen. Der verlorene Playofffinal war gerade für diese Spieler ein gutes Lehrstück. Möglicherweise ein Lehrstück für kommende Grosstaten.

Joel Vermin hat, auch wenn er im Verlauf der Playoffs etwas abtauchte, in der letzten Saison bewiesen, dass er auf bestem Weg ist, sich zu einem zukünftigen Schlüsselspieler zu entwickeln. Vermin, hey, der Junge ist erst 20, wird weitere Fortschritte machen und ich würde einen Besen fressen, wenn er nicht spätestens in der Saison 13/14 eine Schlüsselrolle im Team einnehmen würde. Vermin ist ein äusserst intelligenter Spieler und seine Aktionen haben durchwegs Hände und Füsse. Er hat das Potential, sich zum Thomas Vrabec der Neuzeit zu entwickeln und dereinst Martin Plüss beim SCB zu ersetzen.

Pascal Berger, unser Howald der Neuzeit, ist mit seinen 23 Lenzen auch noch nicht am Ende seiner Entwicklung angelangt. Auch er dürfte diese Saison noch einmal eine Spur durchschlagskräftiger und damit gefährlicher werden.

Tristan Scherwey hat sich in der vergangenen Saison mit seinem aufsässigen und wertvollen Powerspiel seinen Platz im Team zurecht erkämpft. Der Junge hat das Herz am richtigen Fleck, hat noch reichlich Potential nach oben und dürfte uns in der kommenden Saison viel Freude bereiten.

Für den letztjährigen Newcomer Christoph Bertschy folgt die schwierige Saison der Bewährung. Letztes Jahr noch, durfte er als unbeschwerter Gitterbub fräsen. Diese Saison wird es für ihn darum gehen, sich mit guten Leistungen möglichst viel Eiszeit zu erkämpfen und sich für die Zukunft zu empfehlen. Von ihm sollte man dieses Jahr keine Wunder, aber einen grossen Schritt zum definitiven Durchbruch erwarten.

Ivo Rüthemann und Martin Plüss konnten letztes Jahr wenig Glanzpunkte setzen. Sie werden demnach heiss sein, diese Saison noch einmal durchzustarten und ihrer Rolle als Schlüsselspieler auch auf dem Eis gerecht zu werden. Ich zweifle nicht daran.

Travis Roches Springerknie wurde operiert. Es müsste dem Teufel zugehen, wenn er nicht wieder beschwerdefrei würde spielen können. Wichtig ist nur, dass die Weltuntergangsstimmung rund um sein Verletzungspech nicht dazu führt, dass er zu früh zu stark forciert wird. Er wird wohl in einigen Bereichen einen Trainingsrückstand haben. Diesen sollte er zuerst aufholen können, dann werden wir noch viel Freude an ihm haben. Der SCB braucht einen gesunden Travis Roche. Nicht nur zur Ankurbelung des Offensivspiels, sondern auch als gefährlicher Blueliner im Powerplay.

Hoffentlich wird die Integration von Nicklas Danielsson nicht von teuren Lockout- Trainingsgästen aus Nordamerika gestört. Danielsson hat das Potential und das Alter, um sich in unserer Liga zu einer Bombe zu entwickeln. Explosiv, körperbetont und einer der besten Skorer in einer der besten Ligen Europas. Ein Spieler, wie ich ihn mir für den SCB gewünscht habe!

Die Abgänge wurden mit den Neuzuzügen ganz gut kompensiert. Einen Potentialverlust kann ich nicht ausmachen. Sehr wohl aber, wie oben beschrieben, einen Potentialzuwachs von innen. Die beste Art, eine starke Mannschaft noch stärker zu machen, würde ich meinen.

Interessant wird die Trainerfrage sein: «Lüthi wird sicher schon im Oktober nervös», schrieb neulich ein Schwarzmaler jenseits des Äquators im Facebook-Chat.

Heiko Vogel hat letzte Saison mit dem System „Finke plus“ Grosses vollbracht. Trainergeselle Antti Törmänen hat es mit „Larry plus“ immerhin bis in das 7. Spiel des Playoff Finals geschafft, wo er allerdings am kanadischen Grossmeister Bob Hartley scheiterte. Gesellenprüfung geschafft, bei der Meisterprüfung aber noch durchgefallen, würde ich meinen.

Trotzdem bin ich, obwohl es bei Heiko Vogels FC Basel eher harzt, bei Antti Törmänen vorsichtig zuversichtlich. Stocktechnik, Tempo, Vertrauen, viel Puckbesitz und hohe Geschwindigkeit sind seine Prioritäten. Hoffentlich wird das Verinnerlichen der neuen Philosophie nicht durch Störungen im Teamgefüge durch temporäre „Trainingsgäste“ aus Nordamerika gestört.

Wir haben eine starke Mannschaft! Für vorsorgliche Katastrophenrhetorik habe ich zurzeit kein Verständnis. Verletzungen gehören zum Eishockey und unsere Spieler sind nicht verletzungsanfälliger als die Spieler anderer Mannschaften. Es geht im Sport immer auch um Glück und Pech! Wir können dann lamentieren, wenn Roche tatsächlich nicht mehr der Alte wird und der SCB nur noch mit drei gesunden Verteidigern auf dem Eis herumhumpelt.

Sollte dieses Horrorszenario nicht eintreten, sehe wenige Teams, die besser sind als unser SCB. Für den HCD spricht nur die ewig gleiche alte Platte mit dem alle zwei Jahre Meister Gerede. Daneben sehe ich in Davos aber reichlich Schlüsselspieler über dem Zenit, eine nicht optimale Altersstruktur und viel Hoffnung auf den Zufall einer weiteren Lockout-Saison.

Zug und Fribourg wird es wohl auch dieses Jahr an Schnauf und Balance fehlen, um durchzuziehen. Und Meister ZSC, welcher noch am ehesten zum absoluten Top-Favoriten taugen würde, wird wohl an sich selber, beziehungsweise an ihrem überschätzen Bonsai-Hartley namens Marc Crawford an der Bande scheitern.

Die Liga dürfte sich dieses Jahr noch einmal ausgeglichener präsentieren, als in der letzten Saison. Bis auf Ambri, Biel und Langnau, welche ohne taumelnde Playoff Aspiranten und der Hoffnung auf eine Wundersaison die Playouts eigentlich bereits buchen könnten, haben alle Mannschaften das Potential für die Plätze 5 oder 6. Das mag blöd tönen, aber ich weiss die Sache nicht anders zu beschreiben.

Den Qualisieger dürften der ZSC, Bern, Fribourg und Zug unter sich ausmachen. Davos, Rappi, Genf, Lugano und Kloten werden wohl das sehr breite Mittelfeld stellen. Ein Mittelfeld, welches sich durchaus vom 4. Platz bis unter den Strich erstrecken könnte.

Eine Prognose in Form einer Tabelle kommt einer Lotterie gleich. Gewöhnlich pflege ich erst zu spielen, wenn die Gewinnsumme 30 Mio. übersteigt. Das ist in etwa der Betrag, welchen ich benötigen würde, um mein Leben grundsätzlich zu ändern. Für diesen Blog mache ich eine Ausnahme und spiele Lotto ohne Gewinnaussichten:

 1.        Fribourg
 2.        SCB
 3.        EVZ
 4.        ZSC
 5.        Davos
 6.        Kloten
 7.        Lugano
 8.        Rappi
 9.        Genf
10.       Biel
11.       Langnau
12.       Ambri

Meister wird der SCB oder der ZSC, absteigen wird niemand.

Sollte der Lockout Tatsache werden, wird die Meisterschaft beliebig und vom Zufall gesteuert. Schade, ist unsere Liga nicht dem Vorbild von Schweden gefolgt und untersagt die Verpflichtung von temporären Lockoutspielern.

Als «gesund und stark» bezeichnete Verwaltungsratspräsident Walter Born den SCB in Bezug auf die Bilanz. Der Unternehmensgewinn für das Geschäftsjahr 2011/2012 ist mit 18'739.60 Franken auf den ersten Blick zwar bescheiden. Aber der SCB konnte Abschreibungen in der Höhe von 753'000 Franken tätigen und die Mannschaft taucht in der Bilanz nur noch mit einem symbolischen Buchwert von einem Franken auf. Der Deckungsgrad beläuft sich auf beruhigende 122 Prozent.

Das sportliche Abschneiden des SCB wurde mit «gut» bewertet. Dem kann ich mich vorbehaltslos anschliessen.

«Ein grosses DANKESCHÖN an alle Sponsoren, Zuschauerinnen und Zuschauer, HelferInnen und MitarbeiterInnen für Ihr Interesse am SCB», war neulich von Marc Lüthi zu lesen.

Ich hätte die Zuschauer wohl vor die Sponsoren gesetzt. Schliesslich sind es die Zuschauer, welche den SCB für die Sponsoren interessant macht. Aber ansonsten Bitte sehr. Und vielen Dank für die umsichtige Führung des SCB in ruhige Gewässer. Danke für die schlaue Teamzusammenstellung und danke für das Theater, welches zuweilen rund um den SCB geboten wird. J

Macht weiter mit auf Junge setzen. Juniorenförderung ist gewissermassen der Gipfel der Nachhaltigkeit! Bei den Kleinen einfach noch vermehrt Laufen, Passen und Tempo fräsen. Auf spielerische Weise, aber trotzdem mit der notwendigen Ernsthaftigkeit. Was Hänschen in diesen Bereichen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr und wird zum Gstabi.

Mittwoch, 22. August 2012

Von Gorbi, Preistreiberei und geschafften Kurven


Philippe Gaydoul hat den Zeitpunkt seines angekündigten Rücktritts als Präsident von Swiss Ice Hockey endlich festgelegt. Er stellt seinen Posten auf die Generalversammlung vom 18. September zur Verfügung. Ein Nachfolger steht noch nicht fest.

Irgendwie Schizophren, wie sich Philippe Gaydoul anlässlich der Generalversammlung der Kloten Flyers am vergangenen Montag über NL-Klubs ereiferte, die über ihre Verhältnisse lebten und sich mit gegenseitiger Lohntreiberei das Leben schwermachen würden. «Da machen wir nicht mehr mit.»
Bleibt die Frage, wer ausser den Kloten Flyers in den letzten Jahren über die Verhältnisse gelebt hat. Ist es der SCB, der das Hockey mit Bier, Wurst und neuerdings mit Beef quer subventioniert? Oder ist es der HCD, welcher auch dank den Spengler Cup Millionen zur nationalen Spitze gehört? Ist es der ZSC, welcher wegen der unsäglichen Situation rund um das Hallenstadion nur dank Millionenzuschüssen von Walter Frei überleben kann? Oder sind es gar die SCL Tigers, welche zwar das Darlehen der Gemeinde Langnau brav zurückstottern, aber letztendlich auch nur dank den Drahtseilmillionen des fleissigen Jakob überleben können?
Nicht ganz einfach, zu diesem Thema eine Antwort zu geben. Letztendlich sind die wahren Preistreiber wohl aber die, welche der Krankheit Namens «Mehr Schein als Sein» erlegen sind.
Letztendlich ist es egal, wie eine Organisation seine Kosten deckt. Alleine mit dem Sport kann in der Schweiz nämlich kaum kostendeckend gewirtschaftet werden. Es braucht Nebengeschäfte oder Mäzene und natürlich gute und treue Sponsoren. Die Clubs, welche von Mäzenen abhängig sind, pauschal als Kostentreiber zu verfluchen, greift zu kurz. Ansonsten müsste man die Clubs, welche nur dank Defizitgarantien von Verwaltungsräten überleben können, ebenfalls als Preistreiber betrachten. Biel und Langnau wären dann auch Preistreiber. Leute, die Defizite begleichen, gehören aber gewissermassen zum erarbeiteten Umfeld oder zur regionalen Verankerung einer Organisation. Solange die Rechnungen mit legalen Mitteln beglichen werden, kann demnach nicht von Preistreiberei gesprochen werden.
Preistreiber ist, wer einkauft ohne bezahlen zu können. Preistreiber ist, wer Schuldner, Sozialversicherungen und die öffentliche Hand bluten lässt, um eigene, übersteigerte Ansprüche zu befriedigen.
Definitiv kein Preistreiber ist der SCB. Sponsoren, Zuschauereinnahmen, Nebengeschäfte und schlaues und seröses Wirtschaften reichen zurzeit aus, um die hohen Ansprüche des Berner Publikums zu befriedigen. Man kann Jahr für Jahr träumen. Realistisch träumen meine ich, weil träumen kann man ja immer. Aber es wird nicht einfacher werden, mit dem Träumen. Stagnation ist bekanntlich Rückschritt und so wird auch der SCB nicht darum herumkommen, ein Wachstum bei den Einnahmen zu erzielen.
Die anderen Organisationen schlafen nicht. Fribourg, Rappi und Zug sind nur beliebige Beispiele von Organisationen, die wirtschaftlich zulegen. In Langnau wird gebaut und zukünftig mehr eingenommen. In Biel und Ambri wird gebaut werden und was passiert, wenn der ZSC in der Untere Isleren seine Eishockey-Arena für 12'000 Zuschauerinnen und Zuschauer gebaut hat, kann sich jeder selber ausrechnen. Der ZSC dürfte dann definitiv zur selbstfinanzierenden Eishockey Grossmacht werden. Eröffnet werden soll die neue Sportarena bereits in der Saison 2017/18. Wer mithalten will, wird nachlegen müssen.
Und wer glaubt, Philippe Gaydoul werde sich in Kloten mit biederem Mittelmass zufrieden geben, dürfte sich täuschen. Ich rechne jedenfalls damit, dass die Flyers eher früher als später wieder eine potentielle Meistertruppe beieinander haben werden. Preistreiberei hin oder her: Gaydoul wird dort Kohle buttern, da bin ich mir sicher.
Als er Erich Honecker davor warnte, sich einer Erneuerung der DDR zu widersetzen, sprach der damalige Generalsekretär der kommunistischen Partei der Sowjetunion Michail Gorbatschow sinngemäss den berühmten Satz: «Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.»
Eigentlich hat er ja damals gesagt: «Ich glaube, Gefahren warten nur auf jene, die nicht auf das Leben reagieren», aber so wie es heute zitiert wird tönt es halt besser.
Item, Philippe Gaydoul hat mit seinem überfälligen Rücktritt als Verbandsboss die Kurve gerade noch geschafft. Ob der Rücktritt auf Druck der Clubs, oder aus eigener Erkenntnis zustande kam, kann ich nicht sagen. Was mich in dieser Angelegenheit etwas irritierte, waren die Medien, welche trotz dem offensichtlichen Interessenskonflikt dieses Doppelmandates auffällig ruhig blieben. Offensichtlich war die Angst vor ausbleibenden Zusagen für Interviews grösser, als die Pflicht, Missstände anzuprangern.
Trotzdem bin ich froh, dass die Angelegenheit jetzt bereinigt ist. Jetzt hat die kommende Meisterschaft auch für mich wieder 50 Qualifikationsspiele und ich brauche kein Bier zu bunkern, um meinen Konsumboykott bei den Spielen gegen Kloten durchzuziehen. J
Ja, meine Ralph Krüger Träumereien waren ganz schön vermessen. Dass Krüger ein absolutes Phänomen ist, habe ich ja schon lange geschrieben. Aber dass man das bei den Edmonton Oilers auch gemerkt hat, überrascht mich schon. Gewöhnlich haben ja die Nordamerikaner das Gefühl, das Zentrum des Universums zu sein. So gesehen ist es schon erstaunlich, dass man dem kleinen ehemaligen, vom Verbandpräsidenten rausgemobbten Nationaltrainer der Schweiz jetzt das Vertrauen schenkt und ihm ein NHL Team anvertraut.
Ich war ja einigermassen erstaunt, als man Krüger vorwarf, das Team schlecht zusammenzustellen und langweiliges Defensivhockey zu spielen. Dabei ist es doch gerade die Kunst eines grossen Trainers, mit dem ihm zur Verfügung stehenden Spielermaterial so erfolgreich wie möglich zu arbeiten. So lange ich Eishockey verfolge, war unsere Nati nie erfolgreicher, als unter Ralph Krüger. Seit seinem Abgang hat man jedes, aber wirklich jedes wichtige Spiel verloren.
Immer noch im Rennen scheint der SCB in der European Trophy zu sein. Einem schwachen Auftritt gegen Djurgardens folgte gegen Brynäs ein zumindest in kämpferischer Hinsicht guter Auftritt, welcher mit 2 Punkten belohnt wurde. Was mich dabei beruhigt ist, dass aufgrund der Aufstellung des SCB davon ausgegangen werden kann, dass man dieses Mal den Spagat zwischen guter Saisonvorbereitung und gewissen Ambitionen in einem gut besetzten „Vorbereitungsturnier“ besser anzugehen scheint, als noch beim letzten Mal.
Sicher wäre es schön, das Finalturnier zu erreichen. Aber dieses ohne Ambitionen mit der „2. Garde“ zu spielen würde keinen Sinn machen. Ob Plüss und Rüthemann Beine haben für SCB, Trophy und Nati, darf bezweifelt werden. Und ob Travis Roche nach seiner Operation beschwerdefrei wird spielen können, wissen wir ebenfalls noch nicht. Scheitert man in der Trophy, wird das kaum jemanden betrüben. Überspielt man aber wegen der Trophy die Mannschaft und lahmt deshalb in der Meisterschaft, dann würde das niemand verstehen.
Ich will damit keinesfalls gesagt haben, dass man sich in der Trophy nicht ins Zeug legen soll. Aber die Meisterschaft muss in jeder Beziehung Vorrang haben!
Der Eishockey-Weltverband IIHF sei ja bestrebt, ein neues europäisches Klubturnier zu lancieren. Grundsätzlich eine gute Idee, würde ich meinen. Besonders wenn man sich vorstellt, dass Marc Lüthi bei dieser Gelegenheit mit dem IIHF Präsidenten René Fasel auf der VIP-Tribüne des Berner Flickwerks Lachshäppchen picken könnte. J
Schaun wir mal. Der Wetterbericht für den kommenden Samstag ist sehr durchzogen. Die spätsommerliche Hitzewelle scheint Gewittern und Abkühlung Platz zu machen. Gut möglich, dass ich deshalb am Samstag den Kick-Off und das Spiel gegen Tappara Tampere besuchen werde. Dass man dafür trotz Abo Eintritt bezahlen muss, stört mich dabei nicht. Es ist ja mittlerweile gang und gäbe, dass sogar für das simple Trinken eines Gerstensaftes in einer verstinkten und verlärmten Höhle Eintritt bezahlt werden muss. Da mich solche Lokalitäten nicht anmachen, habe ich reichlich angespartes Ausgangsbudget und bezahle gerne ein paar Taler für den SCB.

Donnerstag, 16. August 2012

Saisonvorbereitung

Vorbereitungsspiele sind, wie es der Name so schön sagt, Spiele zur Vorbereitung. Die Aussagekraft dieser Trainingsspiele ist, zumindest wenn man das Trainingsprogramm der Teams nicht im Detail kennt, gewöhnlich relativ gering.

Trotzdem würde man meinen, dass es dem SCB möglich sein sollte, einen Gegner aus der NL B zu schlagen. Dass man am vergangenen Freitag gegen Langenthal trotzdem verlor, ist mir aber eigentlich saucisson du chien.

Ich war sowieso nicht in Langenthal. Vorbereitungsspiele besuche ich nur noch, wenn ich nichts Gescheiteres zu tun habe. Und wenn ich solche Spiele besuche, bin ich gewöhnlich mehr am dasumeschnure, als das Spiel am verfolgen. Dafür gehöre ich nicht zu jenen, die sich über zu viele Meisterschaftsspiele beklagen.

Trotzdem ist es schade, dass ich in Langenthal nicht dabei war. Nicht dass ich nichts Schlaueres gemacht hätte, sondern weil ich jetzt ausführlich über den Auftritt Kevin Lötschers berichten könnte. Das wäre weitaus einfacher, als das Abmühen mit mühsamen Einleitungen, um später über kalten Kaffee zu fabulieren.

«Meine Fortschritte sind riesig, aber ich bin noch weit davon entfernt, jener Spieler zu sein, der ich vorher war», beurteilte Lötscher seinen Auftritt selbstkritisch. Andere meinten, Lötscher stehe noch etwas unsicher auf den Schlittschuhen und seine Reaktion sei eher langsam.

Sei es wie es wolle. Alleine die Tatsache, dass Kevin bereits wieder mittun konnte, empfinde ich als kleine Sensation und es unterstreicht die unglaublichen Fortschritte, die er bereits gemacht hat. Ich war und bin ja immer noch eher pessimistisch in dieser Sache und war daher umso erstaunter, als ich am Samstag las, dass Kevin Lötscher an der Seite von Caryl Neuenschwander und Flurin Randegger die gesamte Partie durchspielen konnte und dabei sogar einen Assist verbuchte.

Schauen wir, wie es in dieser Sache weitergeht. Wenigstens hat man jetzt einen Grund, um optimistischer zu sein. Schliesslich ist Kevin Lötscher bereits soweit, dass man sich beim SCB entschlossen hat, ihn mit nach Schweden zu nehmen.

Dort geht es ja dann bereits los mit der European Trophy. «Ende Woche geht’s los», hat Marc Lüthi im Zusammenhang mit der Trophy auf Twitter jubiliert. Na ja, es ist sicher besser, sich in der Vorsaisonphase mit internationalen Gegnern zu messen, als dass man gegen zweitklassige Schweizer Teams Bewegungstherapie betreibt.

Ich hoffe aber, dass der Fokus dieses Mal primär auf den Formaufbau für die Meisterschaft gelegt wird. Es wird nämlich niemandem etwas bringen, wenn man wie vor zwei Jahren an der Trophy „glänzt“, um dann schlecht in die Meisterschaft zu starten und dies anschliessend mit einer suboptimalen Saisonvorbereitung zu begründen.

Fehler darf man immer machen, aber niemals zweimal denselben!

Apropos Saisonvorbereitung: Was zum Henker werden da für Leistungstests gemacht? Es ist schon zum Schreien, wenn Martin Plüss zugunsten einer optimalen Saisonvorbereitung auf die WM Teilnahme verzichtet, um sich dann bei einem Leistungstest einen Muskelfaserriss zuzuziehen. Vielleicht sollte man gerade bei älteren Spielern etwas vernünftigere Tests machen. Schliesslich ist Martin Plüss Hockeyspieler im vorgeschrittenen Alter und kein Schwinger.

Antti Törmänen legt viel Wert auf Stocktechnik und Tempo. Er will, dass sein Team mit Vertrauen, viel Puckbesitz und hoher Geschwindigkeit agiert. Wenn das von der Mannschaft so umgesetzt werden kann, dürfen wir uns freuen. Unter Larry Huras hat der SCB zwar an Charakter gewonnen, spielerisch lag aber vieles im Argen. Man hatte ja zuweilen das Gefühl, dass man sich in Sachen Laufen und Passen auf einem bedenklichen Niveau bewegte. Wenn es Antti gelingt, die Mannschaft in diesem Bereich vorwärts zu bringen, dann werden wir zweifellos zukünftig mehr Freude an unserem SCB haben.

Etwas Bauchweh macht mir der unsägliche Tarifstreit in der NHL. Ich bin nämlich kein Fan von schlecht austrainierten Stars, welche die spielfreie Zeit für europäische Kulturreisen und halbherzige Bewegungstherapien in unseren Ligen nutzen. Gewiss, ein Roman Josi in Hochform würde meine chronische Verteidigermangelphobie und meine Angst vor fehlender Kreativität im Spielaufbau stillen. Und auch ein Daniel Brière könnte beim SCB viel bewegen. Trotzdem halte ich nichts von solchen, dieses Mal wohl temporären Wettbewerbsverzerrungen.

In diesem Sinne hoffe ich, dass sich die Probleme zwischen der Spielergewerkschaft NHLPA und den Klubbesitzern bis am 15. September lösen.

Schön, dass meine Suche nach dem Leuchtturm trotz wenig Eishockeyinhalt auch gelesen wurde. Ich hoffe, dass sich jetzt viele in ihre Träume verlieben, suchen und finden.

Viel Spass denen, die sich die Auswärtsspiele der Trophy ansehen. Ich hoffe, dass sich jemand einen Ruck gibt und die Auftritte von Kevin Lötscher beschreibt. Für mich beginnt die Vorsaison dann wahrscheinlich am 24. und/oder 25. August mit den Spielen gegen TPS und Tappara. Das sind zwar auch nur Vorbereitungsspiele. Aber Kevin Lötscher und Nicklas Danielsson werden mich wohl nach Bern ziehen.

Bis dann..

Montag, 6. August 2012

Von Leuchttürmen

Ich habe mich wieder gefunden, auf dem Leuchtturm von Gatteville bei Barfleur, im Département Manche in der Region Basse-Normandie. Das war auch dringend nötig, wartet doch seit geraumer Zeit ein Blog auf Text und viel Arbeit, die bis im Herbst erledigt sein will.

Nein, mit Eishockey hat mein neuster geistiger Erguss nur am Rande zu tun. Obwohl: es geht um die Auswirkungen vom Druck, den man sich selber macht. Es geht um das Suchen des Leuchtturms, um wieder mit beiden Füssen auf dem Boden zu stehen. Es geht um Regeneration, welche die Zuversicht nähren soll, um neue Ziele anzupeilen. Und es geht auch um die kleinen Momente des Glücks, die man spüren und auskosten sollte.

Eishockeyspieler sind auch Menschen und stehen wie wir alle zuweilen unter gehörigem Druck. Gelegentlich scheitern sie daran und sind deshalb nicht in der Lage, ihr an sich vorhandenes Potential auszuschöpfen. Der Beginn eines Teufelskreises, den man mit einem Leuchtturm vielleicht abwenden kann.

Mit etwas Herzschmerz, gepaart mit Zuversicht, schreibt es sich am besten. Ich habe getan, was ich sonst selten tue. Ich habe den Text noch einmal aktiv gelesen. Ich mag ihn und veröffentliche ihn daher für den kleinen, aber feinen Kreis der Stammleser. Gewissermassen als kleiner Lückenfüller für das aktuelle Sommerloch. Vielleicht kann jemand etwas für sich daraus mitnehmen.

Ich hatte mich verloren im Alltagssumpf. Das Gefühl, in einem Kanibalensystem fremdbestimmt bis auf die Knochen ausgesaugt zu werden, zerrt an der Substanz, zerstört jegliche Kreativität und produziert emotionale Abgestumpftheit und körperliche Symptome wie Schwindel bei Belastung und Schmerzen im Brustbereich.

«Perfektion ist der sicherste Weg ins Unglück.»

Fehlender Appetit und chronischer Schlafmangel können in der schönen neuen Welt zum Glück, oder sollte man besser sagen, verhängnisvollerweise, mit Stimulanzen aller Art aus dem Unterbewusstsein verbannt werden. Für die paar Stunden zumindest, für die das Funktionieren unerlässlich ist.

Es gibt sie ja mittlerweilen in allen Formen und Farben, die kleinen vermeintlichen Heilsbringer. Die blauen für verlorene Standfestigkeit, die runden mit den Smileys fürs Glücksgefühl und das im Abwasser weit verbreitete weisse Pulver für den ultimativen Kick, welcher sich mit kranker Seele auf natürliche Weise nicht mehr einstellen will.

Die schöne neue Welt eben, in der Zeit zum kostbarsten Gut geworden ist. Hast du Geld, fehlt dir die Zeit und umgekehrt.

Selbst für Kinder, die noch nicht unter Abgestumpftheit und Mangel an Kreativität leiden, gibt es Pillen, zum «Abstellen». 50% der Unterstufenkinder sollen ja mittlerweile irgend eine schulpsychologische Massnahme, im Fachjargon EB = Erziehungsberatung genannt, erhalten.

Das liegt aber weniger an den Kindern, als am grassierenden Überfluss an geisteswissenschaftlich verblödeten Pseudoweltverbesserern in Kombination mit konsumkranken Erwachsenen. Dafür haben wir einen Mangel bei den Naturwissenschaftlern. Vermutlich weil man als solcher 1 und 1 zusammenzählen können muss. Da geht es wohl einfacher, sich in irgendwelche abstruse Theorien zu vertiefen, die aus Aufgewecktheit und Kreativität Krankheiten deuten.

«Dr Summer isch vrbii
es isch es heisse Summer gsii
u es isch viu passiert u d Wäut drääit sech no geng
we me Ferie het u gllich verdient
un es Lüftli geit u d Sunne schiint
isch ds Läbe hie doch gar nid mau so schlimm

we me luegt was uf dr Wäut so geit
u we me list was aus ir Ziitig schteit
hei mir doch hie nid würklech grund zum Gränne

solang dr Chare louft u dini Mannschaft gwinnt
u 's öppe für ne nöii Schibe längt
ligts eigentlech doch no grad eso drinne,»

so der leicht depressiv anmutende Text eines Berner Lokalpoeten, geschrieben in seinen besten Zeiten.

Zu aller Ausgebranntheit, um zu meinen ursprünglichen Gedanken zurückzukommen, prägte auch noch das unsägliche Sommertheater mit unserem Verbandspräsidenten in der Hauptrolle den Frühsommer.

Man stelle sich vor, der CEO eines Betagtenzentrums würde mit seinem Vermögen die Aktienmehrheit eines Bestattungsinstitutes erwerben. Die Mortalitätsrate des betreffenden Betagtenzentrums würde wohl mit anderen Augen angesehen und kaum jemand würde seine betagten Liebsten in einem solchen Zentrum unterbringen wollen.

Und eigentlich wäre es bei der momentanen wirtschaftlichen Lage ja auch nicht abwegig, wenn Frau Bundespräsidentin und Finanzministerin Eveline Widmer Schlumpf das Präsidium der Credit Suisse, Fifa Präsident Sepp Blatter die chronisch erfolglosen BSC Young Boys, UVEK Vorsteherin Bundesrätin Doris Leuthard die SRG und Bundesrat Johann Schneider Ammann den Arbeitgeberverband übernehmen würde.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel könnte, statt die Wirtschaft der maroden südlichen Unionsländer mühsam über Brüssel zu diktieren, gleich die Regierungsführung von Spanien, Italien und Griechenland übernehmen. Und Peter Jakob würde, statt mit seinen Tigers am Hungertuch zu nagen und vorerst auf einen vierten Ausländer zu verzichten, gescheiter bei der Berner Steuerverwaltung um Steuererlass ersuchen oder beim Flyers- und Verbandsboss in Personalunion um ein bescheidenes Milliönchen bitten.

Es braucht schon eine gehörige Portion Ignoranz, um im genannten Fall Interessenskonflikte in Abrede zu stellen. Nur in der Bankenwelt, in mafiösen Systemen, in Bananenrepubliken oder eben in grossen Sportverbänden sind solche Ämterkumulationen heute noch möglich.

Nein, ich habe nichts gegen die Kloten Flyers. Die Beisszange aus dem Facebook-Chat ist keine Beisszange und Herr Gaydoul kein Lump, nur weil er seine geerbten Denner-Milliarden nicht nur in das künstliche Lächeln eines siebenfachen Formel 1 Weltmeisters, sondern auch in den Eishockeysport steckt. Man könnte ihm durchaus dankbar sein, wenn er die Grösse hätte, seinen potentiellen Interessenskonflikt zu erkennen und beim Verband zurückzutreten.

Er könnte sich auch ohne den Schein des Amtes des Verbandspräsidenten weiter für die Liga engagieren und würde mittelfristig in der Gunst der Sportfans dorthin rücken, wo er sich zurzeit wohl noch wähnt.

Hat dieser Mann eigentlich auch schon eigenes Geld verdient? Ich habe zuweilen nämlich den Eindruck, dass er nur Sandburgen baut. Nichts gegen Sandburgen, man soll mich nicht falsch verstehen. Die sind, vorausgesetzt es steht genügend Sand zur Verfügung, nämlich wunderschön. Und an Sand, im übertragenen Sinne, mangelt es Herrn Gaydoul mit Bestimmtheit nicht.

Item.

Ich mochte nicht mehr denken, nicht mehr lesen, mich nicht mehr auseinandersetzen und folglich auch nicht mehr schreiben. Keine Kommentare in den Kommentarfeldern der werbefinanzierten Mainstreammedien. Die werden sowieso nur freigeschaltet, wenn sie inhaltlich noch leerer und blöder daherkommen, als der Text, der zuweilen darübersteht.

«Du kennst meinen Namen
du kennst mein Gesicht
du kennst meine Augen
du kennst meine Seele nicht

Du kennst alle Strassen
du kennst die Autobahn
du hast ein schnelles Auto
doch du kommst niemals an.»

Jaja, neue Deutsche Welle. War irgendwie doch eine verdammt gute Zeit. Noch nicht derart überbevölkert, dafür musikalisch durchaus ansprechend und textlich tiefsinniger, als man auf den ersten Blick meinen könnte.


Ich habe ein schnelles Töff und ich bin letztendlich angekommen. Mutterseelenallein habe ich Klamotten und Biwaksack zusammengepackt und bin losgefahren. Bei Regen und Kälte. Irgendwo im Burgund hatte die Sonne ein Einsehen und hat zwischen tiefhängenden schwarzen Wolken ihr wunderbares Antlitz offenbart.


 In Chablis vermochten 25 jährige Erinnerungen das Eis ein erstes Mal seit langem wieder etwas zu erwärmen. Schreiben war angesagt. Zaghaftes Tagebuch, wieder einmal so wunderbar altmodisch mit abgegriffenem Bleistift ins grüne Notizheft. Vordigitale Romantik. Zwar für niemanden zu lesen, aber Tagebuch ist gut. Verarbeitungsmedizin erster Güte.

Im offenen Zelt bei Kerzenlicht den Gedanken nachgehend wurde ich von der hellen Stimme eines Jungen geweckt, dessen Kommen ich überhört hatte: «Tu écris un livre?»

«Peut-être une fois», antwortete ich dem unverhofft aufgetauchten aufmerksamen kleinen Gesprächspartner. Ein Leuchtturm. -

«Hoffentlich wird sein Verhalten nicht als Hyperaktivität diagnostiziert und mit Pillen ruhiggestellt», dachte ich in einem Rückfall von Herzenskälte. Diese dauerte aber nur kurz an.

Nach einem von der hübschen Zeltplatz-Betreiberin offerierten Glas weissen Chablis schlief ich traumlos und ohne weiter Gedanken zu wälzen den Schlaf des Gerechten. Herrlich!

«Für dich gibt’s keine Sehnsucht, ein Herz das schnell erfriert.»

«Keine Option», steht dazu in meinen Tagebuch. -


Weiter ging die Reise. Immer nordwärts bis zur Pont Normandie. Ein Meisterwerk der Architektur und der Baukunst. Dann ging es westwärts, vorbei an Soldatenfriedhöfen und den Schlachtfeldern des D-Day.

In einem Bombenkrater hörte ich die Schreie der Milchgesichter mit zerfetzten Gliedern, die mit weit aufgerissenen Augen nach ihren Müttern schrien, bis sie in fremder Erde für immer verstummten.


Es hat weisse Kreuze und prächtige Gärten für die Sieger und schlichte Bäumchen für die Verlierer. Dazwischen die ergrauten ehemaligen Kameraden oder Angehörigen, die diesen Ort des Schreckens immer wieder besuchen.


«Was sind wir doch für Waschlappen geworden. Das Blut der Freiheit unserer Vorfahren wird täglich mit Füssen getreten. Das eigene jämmerliche Dasein wird zum Mittelpunkt des Universums erkoren, dabei kennen wir ihn nicht, den Preis der Freiheit», steht in meinem Tagebuch.


Weiter ging es via Sainte-Mère-Église Richtung Barfleur. Zuoberst auf dem Leuchtturm von Gatteville habe ich mich nach 4 Tagen dann wieder gefunden.


Es hatte sich schon Stunden zuvor angekündigt. Nach Sainte-Mère-Église bog ich zum Wildpinkeln auf einen kleinen Kiesplatz ab und kurze Zeit später meldete mein Bordcomputer bei hohen Tempo einen dramatischen Druckabfall am hinteren Reifen.

Scheisse, einen Nagel eingefahren. Aber ich bin nicht ausgeflippt und habe erstmals seit langem wieder mit souveräner Gelassenheit auf einen ärgerlichen Zwischenfall reagiert. Ich habe ja Zeit.- Und Ärger über Dinge die man nicht ändern kann, hindern einem sowieso nur beim Weitergehen. Ein erster Schritt zur Heilung. -

Nach dem Besuch des wunderbaren Leuchtturms mit seinen 350 Stufen und der wunderbaren, ja malerischen Aussicht, stellte ich in der Nähe mein hochwertiges 3-Personen-Hochgebirgslogis auf, bevor meiner Heilung noch eine Prüfung folgen sollte.

Ein läppischer Altherren-Unfall in der Dusche verdrehte mir eine Zeh derart unglücklich, dass sie sich in Kürze tiefschwarz verfärbte. Der pochende Schmerz in der Nacht liess böses erahnen. Trotzdem unterliess ich den Griff in die Pillenkiste. Schliesslich wollte ich ja ausreissen, um das Leben wieder zu fühlen.

Stattdessen entwickelte ich, für den Fall dass ich am Morgen nicht mehr in den Töffstifel kommen sollte, einen  behefsmässigen «Schaltprotesenstiefel.» Dieser sollte aus einem Regenüberziehstiefel, einem Stück flachen Holzes und etwas Klebeband bestehen. Zusätzlich betete ich, dass mich der ungeschickte Deppenunfall nicht die Fortsetzung meiner Reise kosten würde.

«Bitte bitte bitte», steht in meinem Tagebuch.

Item, ich will euch nicht mit den Details meiner Suche nach meinem Leuchtturm langweilen. Die Sache erwies sich als nicht so schlimm und meine Reise ging demnach ohne weitere Umstände weiter.

Immer der Küste folgend besuchte ich den von Touristen überschwemmten Mont-Saint-Michel. Dann weiter, immer der rauen Schönheit der bretonischen Küste entlang bis zum Pointe du Raz, dem westlichsten Zipfel des Frankenreichs.





So eine Reise lässt einem den Alltag wunderbar vergessen. Ich habe in dieser wunderbaren Zeit genau dreimal Berndeutsch gesprochen. Zweimal beim Fluchen und einmal mit einem Hund. Hunde verstehen alle Sprachen. -

Wer alleine unterwegs ist, wird schnell angesprochen. So habe ich von meinen jeweiligen Zeltplatznachbarn fast jeden Morgen einen Kaffee spendiert erhalten. Kochzeug fehlt mir in meiner ansonsten perfekten und hochwertigen Ausrüstung zurzeit nämlich noch. Ich konnte mich noch nicht entscheiden, ob ich auf Gas oder Benzin als Brennstoff setzen soll. Bis ich meine Pläne, Länder wie Norwegen und Schweden per Motorrad zu bereisen verwirkliche, bleibt mir noch etwas Zeit zur Entscheidungsfindung.

So war ich ganz froh, abwechselnd von Holländern, Belgiern, Franzosen und Deutschen mit warmem Kaffee versorgt zu werden.

Einmal wurde ich von 2 Franzosen um die 50 regelrecht abgefüllt. Pastis und roter Bordeaux in rauen Mengen...

«Lebe deine Träume, warte nicht, geh weiter, einfach immer weiter», schrieb ich in mein Tagebuch.

Ich habe meinen Leuchtturm wieder gefunden. Jetzt ist harte Arbeit angesagt für die nächsten 7 Wochen. Dann geht es wieder auf zwei Rädern nach Frankreich. Dieses Mal nicht alleine und in den Süden. Der Grand Canyon du Verdon ist, wie fast immer in den letzten Jahren das Herbstziel.

Dort gibt es den schönsten Campingplatz, den ich kenne. Und ich kenne viele, das könnt ihr mir glauben. Man findet ihn auf keiner Karte oder Campingführer, denn es gibt dort nur kaltes Wasser und die schon fast mystisch anmutende Umgebung. Ziemlich kühl, auf 1000 Metern in den ersten Oktobernächten. Aber es gibt keinen besseren Platz, um sich in Würde vom Sommer zu verabschieden.


Ja, die Schatten beginnen länger zu werden. Ein untrügliches Zeichen, dass das Eishockey in Bälde wieder ins Zentrum rücken wird.

Ich mag mich aber zurzeit noch nicht wirklich damit befassen. Eishockey ist Winter und dieser beginnt für mich erst nach den Herbstferien richtig. Zurzeit lasse ich mich vom Geschriebenen berieseln. Und das ist dürftig, sehr dürftig. Ich werde also selber Gedanken wälzen und Inspiration finden müssen, um über Hockey zu schreiben.

Irgendwann Ende August oder Anfang September werde ich wohl in irgendeiner Form eine Saisonprognose verfassen. Es gibt keinen Favoriten. Danach werde ich noch einmal eine Saison bloggen. Keine Ahnung in welchem Umfang. Weniger wäre oft mehr hat mal ein Kritiker geschrieben. Wollte ich diese Kritik umsetzten, sollte ich nur Texte publizieren, die sich gewissermassen selber schreiben. Ich wollte das eigentlich immer so handhaben. Nur lasse ich mich zu oft von Klicks zum Schreiben verleiten.

Schaun wir mal. Letzte Saison wurde mein Blog 50'000 mal aufgerufen. Gemessen an den Klicks, die ein Text auf 20min generiert, welcher die Fraktion der „Mein Handy ist besser-Schreier“ auf Palme bringt, ein lächerlicher Wert ich weiss. Aber für mich ist das viel. Sehr viel.

Etwas SCB, Gesellschaftspolitik und Gruppendynamik. Der SCB ist für viele ein rotes Tuch, gesellschaftliches ist schwere Kost und geeignet, die Leute zu verärgern und gruppendynamisches und psychologisches ist derart banal, dass man darüber eigentlich gar nicht zu lesen braucht, sondern besser sich selber richtig beobachtet.

Unbewusstes bewusst werden lassen ist die Losung. Da braucht es eigentlich weder Blogs noch Bücher. Man muss nur hinschauen und sehen was ist, nicht was man gerne sehen möchte. Simpel und einfach, bin ich versucht zu sagen.

Ich weiss, ich stusse. Aber es schreibt von selber, also stusse ich weiter.

Ich mache vorerst weiter mit Bloggen. Wie bis anhin, also ohne klares Konzept. Für mich und für die, die es lesen wollen. Ich lade euch ein dazu. Ich werde auch zukünftig bemüht sein, Gegenpositionen einzunehmen und die Dinge so darstellen, wie man sie auch sehen könnte. Wie ich sie selber sehe, weiss ich oft selbst nicht. Aber es hilft, sich damit auseinanderzusetzten. Jeder Stein lässt sich umdrehen. Je nach Blickwinkel verändern sich die Bilder.

«Itz schtellet nech vor, jede bhouptet eifach
so win ärs gseht sigs richtig und scho heisi Krach
si gäbe enander mit Schirme ufs Dach
dr Zug fahrt -»

Schreiber sind oft getrieben von der Hoffnung, bei den Leuten etwas auszulösen, vielleicht sogar die Dinge zu beeinflussen. Naiv und vermessen ich weiss.

«Ich gehe nicht weg
hab' meine Frist verlängert
neue Zeitreise
offene Welt»

Es geht weiter, immer weiter. -

Hoffentlich entwickelt sich Nicklas Danielsson zu einem Leuchtturm in der zu schmalbrüstigen Berner Torproduktion. Ich glaube es ganz fest. Warum?

Weil er Schwede ist und sein Name gut tönt. Wird gut aussehen, „DANIELSSON“ auf dem SCB Shirt. Ausserdem ist er im optimalen Alter, um seine Karriere in einer neuen Liga neu zu lancieren. Danielsson gilt als technisch versierter und spektakulärer Spieler. Ich mag solche Spieler.

Grosse Hoffnungen setzte ich auch in Franco Collenberg. Es wird wichtig sein, dass Franco nebst guter Stimmung auch offensive Unberechenbarkeit ins Berner Spiel bringen wird. Der zuletzt zuverlässige und offensiv äusserst produktive Joel Kwiatkowski wurde mit dem sehr soliden „Beat Gerber 2“ Geoff Kinrade ersetzt.

Will der SCB auch diese Saison wieder um den Titel mitreden können, muss die Effizienz bei gleichbleibender Stabilität noch einmal deutlich verbessert werden. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen, sollten Spieler wie Franco Collenberg die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen, oder besser sogar übertreffen.

Schaun wir mal.

Unterdessen wünsche euch allen einen wunderschönen Spätsommer und viel Vorfreude auf die neue Saison.

Noch etwas: Von etwas konnte mich auch der Leuchtturm nicht befreien: Unser bedeppter Trötenverkehr. Schweizer auf der Strasse = langsam, unvorsichtig und sehr rechthaberisch. Darüber könnte ich tatsächlich Bücher schreiben und dürfte mich sogar als Experte betiteln. Aber das hat jetzt definitiv nichts mehr mit Eishockey zu tun. J