Jetzt, wo man zusammen mit Lugano mit 7
Titeln die Tabelle der erfolgreichsten Teams seit Einführung der Playoffs
anführt und in den letzten vier Jahren drei mal im Finale stand und zwei Titel
gewann, müsste man sich eigentlich freuen und darüber Schmunzeln, dass
Rekordmeister HCD die Mehrzahl seiner Titel in jener Zeit holte, als sich die
Unterländer aus klimatischen Gründen mangels Eis nur eingeschränkt auf die
Saison vorbereiten konnten.
Und überhaupt, das schwarze Heimdress mit dem
Eisbären Knut gefällt mir, wie oben angetönt, bei längerer Betrachtung immer
besser. Schade, hat man im Fanshop aus marketingtechnischen Gründen nicht ein
Bild mit einem Dress mit Nummer verwendet. Ohne Nummer sieht es nämlich nur
halb so gut aus. Es gibt Kunstwerke, die einem auf den ersten Blick begeistern
und es gibt solche, die ihre Wirkung, wie das Knut-Design, erst mit der Zeit
entfalten können. Auch in der Musik ist es oft so, dass ein Werk erst bei
mehrmaligem hören gefällt, währendem die eingängigen Sommerhits bereits zwei
Jahre später in der Versenkung verschwinden.
Je besser es einem geht, je leichter jammert
es sich. Das Wetter, die Arbeit, die fehlende Wertschätzung und der
Lieblingsverein sind da dankbare Opfer. Und wenn man sieht, über was andere
jammern und motzen, dann dürfen wir getrost noch etwas über unsere Probleme
grännen. Da wird zum Beispiel über die chinesische Armee im Rücken des SCB
geflennt, oder aktuell wieder über die vielen Heimwehtessiner, welche den HC
Ambri –Piotta Jahr für Jahr mit Spenden am Leben halten. Der Gipfel der
Realsatire sind jeweils die Streitereien, ob es moralisch besser ist, dass die
Defizite von potenten Verwaltungsräten getragen werden, oder ob es nicht doch
kultiger ist, wenn das dem Klub nahestehende kleine Leute sind. Ambri ist in
dieser Hinsicht Ambri. Besser als Kloten, kann ich dazu nur sagen. Die
Stadionfrage könnte den Tessinern allerdings in naher Zukunft das Genick
brechen.
Richtig schlimm wird es, zumindest beim SCB,
erst sein, wenn nicht mehr gejammert und gemotzt wird. Und da das Jammern über
das Jammern die Mutter des Jammerns ist, jammern wir frohen Mutes den
mitreissenden Qualispielen des Herbstes entgegen, damit wir diese dann aus
ganzem Herzen lobpreisen können.
Das Marketing verkaufe «letzte Leistungen und
Umsetzungsdetails würden vollzogen», stand neulich in einem an
Belanglosigkeiten kaum noch zu überbietenden News-Letter des SCB. Nein, ich
will nicht motzen, aber was sind das für Sätze? Solcher Brunz interessiert
jetzt wirklich niemanden. Das übersteigt ja in Sachen Belanglosigkeit sogar
noch die an sich wichtigen Debatten unserer Politiker, die sich jeweils in
nichtsagende Phrasendreschereien flüchten, um ja keine Stellung beziehen zu
müssen.
Dabei wäre es interessanter zu wissen, was
mit unserem SCB los ist. Man wolle Ende Jahr ans Finalturnier der Trophy nach
Berlin, wurde schliesslich kommuniziert. Wie man aber bei solchen Zielen nach
einer 3:0 Führung derart abtauchen kann, dass man letztendlich sang und
klanglos 5:3 eingeht, wie neulich gegen TPS, ist mir schleierhaft.
Wie gesagt, ich will nicht motzen,
schliesslich meinte Marc Weber in diesem Zusammenhang, es gäbe «keinen Grund,
voreilige Schlüsse zu ziehen.»
Aber da ich für die genannte Zielsetzung
nicht verantwortlich bin und die Resultate trotzdem irgendwie an den Zielen
messen muss, bleibt mir nichts anderes übrig, als nüchtern festzustellen, dass
der SCB in seiner Gruppe mit drei Punkten aus vier Spielen auf dem bescheidenen
zweitletzten Rang liegt und kaum noch Chancen haben dürfte, das angestrebte
Finalturnier zu erreichen.
Aber sei es wie es wolle. Wie wir alle wissen
interessieren diese Spiele in Bern eigentlich niemanden gross. Wichtig ist
einzig, dass es gelingt, die Meistereuphorie aus den Knochen zu spielen und für
die kommende Meisterschaft bereit zu sein.
Wenn ich mich an den Saisonstart nach dem
letzten Titel und die folgende Meisterbluessaison erinnere, bekomme ich jetzt
noch Wallungen. Damals hat man, soweit ich mich erinnern kann, auch
argumentiert, dass man in der Vorbereitung wohl die Prioritäten zu fest auf die
Trophy gesetzt habe. Warum man dieses Jahr wieder Zielsetzungen für dieses
Vorbereitungsturnierchen genannt hat, ist mir daher schleierhaft.
Sei es wie es wolle, folgt ein ansprechender
Saisonstart, interessiert das niemanden mehr. Jetzt kommt zuerst einmal der
Kampf der Bösen in Burgdorf. Ich gehöre dieses Jahr zu den Glücklichen und
werde beim Schlussgang als Modefan live dabei sein. So richtig mit
Schwingerhemd, Bierflasche und Stumpen. Ich werde unseren Oberländer König
Wenger Martin und den Seeländer Stucki Christian unterstützen und daneben ein
Auge auf die Sicherheitsvorkehrungen und das Verhalten der Schwingfans werfen.
Die Hockey- und Fussballfans wird man ja
jetzt an die Kandare nehmen. Gross darüber aufregen mag ich mich allerdings
nicht mehr, zu oft habe ich in den letzten Jahren an die Clubs und an die
Eigenverantwortung der Fanorganisationen und der Einzelnen appelliert. Man wird
dem Gesetz zustimmen und die Massnahmen bei weiteren Vorkommnissen laufend
verschärfen. Ich bin schon jetzt gespannt, welche Spiele in Bern, nebst denen
gegen Biel, als Hochrisikospiele eingestuft werden. Man wird wieder Bier
bunkern müssen, wie zu Zeiten, als man sich das teure Gebräu in der Halle noch
nicht leisten konnte. Und unseren Auswärts-Fanblock-Fans wird wohl mancherorts
ein steifer Wind entgegenwehen, solange es diese Blocks überhaupt noch gibt.
Trotzdem hat mir das Engagement der vielen jungen Fans, die trotz der
Aussichtslosigkeit des Unterfangens ein Referendum gegen das neue
Hooligan-Gesetz zustande gebracht haben, gefallen. Über solche Dinge muss ganz
einfach das Volk bestimmen können, auch wenn es ja sagt.
Ab nächster Woche werde ich mich dann mit dem
Erstellen einer Saisonprognose befassen. Für den SCB dürfte diese Saison nur
die Finalqualifikation zu einem Genügend reichen. Das soll keine Prognose sein,
sondern lediglich eine nüchterne Potentialanalyse.
Freuen wir und auf unseren SCB im Knut-Look!