Ich bin etwas in Sorge, in dieser an sich schönsten
Hockeyzeit des Jahres, die beim SCB dieses Jahr nicht stattfindet. Marc Lüthi
hat neulich im Zusammenhang mit der sportlichen Leistung des SCB von einer Note
3.5 gesprochen. Das war doch niemals eine 3.5!
Eine 3.5 hätte ich nach dieser Qualifikation gegeben, wenn
man im Viertelfinale gegen die ZSC Lions heroisch kämpfend im siebten Spiel
ausgeschieden wäre. Eine 4, oder allenfalls eine 4.5 hätte es für das Ausscheiden
im Halbfinale gegeben. Für eine 5 hätte es die Finalqualifikation und für eine
6 den Meistertitel erfordert.
Nein, die Saison des SCB kann nicht irgendwo im Bereich von
knapp genügend angesiedelt werden. Die Saison war von A-Z desaströs! Lumpige,
ja beschämende 70 Pünktlein bei einem negativen Torverhältnis ist von einer
nahezu unveränderten Meistermannschaft mit dem Ziel, den Titel zu verteidigen,
eine nicht schönschreibbare Frechheit gegenüber dem zahlenden und mitfiebernden
Fan!
Der Gipfel war, dass man am Schluss nicht einmal mehr über die
Eier verfügte, um die verkorkste Saison noch zu retten. Von den 19 Spielen nach
der Weihnachtspause verlor man deren 13. Alleine drei Mal gegen Genf und als
Tüpfchen auf dem I auch das Heimspiel gegen Lausanne. Und von den vier Spielen
nach der Natipause, als man es noch einmal in den eigenen Hände gehabt hätte,
sich in Extremis doch noch für die Playoffs zu qualifizieren, stürzte man
regelrecht ab. Nachdem man das inferiore Rappi noch schlagen konnte, verlor man
sang und klanglos gegen Biel, Fribourg und gegen die ZSC Lions.
Normalform erreichten während der ganzen Saison eigentlich
nur Martin Plüss, Tristan Scherwey und mit Abstrichen Marco Bührer, welcher
sich erst nach der Freistellung von Antti Törmänen zu guten Leistungen
motivieren konnte und Geoff Kinrade, mit dem ich ebenfalls einigermassen
zufrieden war.
Daneben sah ich meist enttäuschende Jungspieler, desaströse
Ausländer, harmlose Stürmer und überforderte oder dauerverletzte Verteidiger.
Eine klare Linie war im Spiel des SCB über die ganze Saison kaum je auszumachen
und in den wichtigen Spielen fehlte es an allem, was es zum Siegen gebraucht
hätte. Man verlor sie demnach alle, die sogenannten Schlüsselspiele.
Dabei hatte man kaum je den Eindruck, dass auf dem Eis eine
verschworene Einheit, die zusammen etwas erreichen will, am Werk war. Vielmehr
machte der SCB den Anschein einer Gruppe von mehr oder weniger talentierten
Einzelspielern, welche versuchten, irgendetwas zu kreieren. Oft überwiegte auch
der Eindruck, dass man sich hinter den Teamkollegen versteckt und wartet, bis
ein anderer etwas anreisst.
Dass man in dieser Saison zwei Trainer verbrannte und sich
beim Dritten nicht einmal mehr zu einem Neubesenmodus aufraffen konnte, spricht
ebenfalls für sich. Guy Boucher forderte zuletzt Tempo, musste aber wohl bald
erkennen, dass die überalterte Truppe lediglich Luft hat, für 10 intensive
Minuten und dass das Spiel mit der Scheibe derart verkümmert ist, dass schnelle
Passfolgen wegen mangelnder Technik beim SCB gar nicht möglich sind.
Ich weiss, nach offizieller Sprachregelung bin ich mit
meiner Kritik auf dem total falschen Dampfer. Der fehlende Speed sollte selbstverständlich
mit dem Rucksack des Druckes und die fehlende Pucksicherheit mit den zitternden
Händen der Versagensangst erklärt werden. Meinetwegen, aber ich bin weder das
Sorgentelephon für übersättigte Hockeyprofis, noch habe ich Motive zum
Schönschreiben. Wenn eine solch teure Mannschaft mit hohen Zielen am Schluss
dem Negativdruck des Strichkampfes nicht gewachsen ist, nachdem sie sich im
Bummelmodus selber und völlig unnötig in diese Situation manövriert hat, dann
ist es ganz einfach eine Höselertruppe!
Wenn der gemeine Zuschauer über 50 Qualispiele den Eindruck
hat, auf dem Eis sei keine Mannschaft am Werk und wenn ein neuer Trainer wenige
Spiele vor Qualifikationsschluss erfolglos Team Building betreiben muss, dann
liegt einiges im Argen.
Ihr merkt, für mich sind die Hauptverantwortlichen dieses
Debakels weder der CEO, noch der GM oder der Trainer. Hauptverantwortlich ist
einzig und alleine die Mannschaft, welche es nicht geschafft hat, sich zu einer
verschworenen Truppe zu vereinen. Kein Wunder, veröden durchaus
vielversprechende Neuzuzüge beim SCB regelmässig. Beim SCB sei zwar im Grundsatz
alles wunderbar und hochprofessionell, hört man aus dem Dunstkreis der beim SCB
gescheiterten Spieler. Aber nach dem Training, so wird gemunkelt, laufe in
Sachen Teamzusammengehörigkeit wenig. Wo Rauch ist, ist auch Feuer und dass das
Image einer sterilen Zweckgemeinschaft wenig Spass verspricht, scheint wohl
jedem klar zu sein. Spieler sprechen über die Clubgrenzen hinaus miteinander
und dass ambitionierte Talente unter diesen Umständen wenig Lust verspüren,
ihre Karriere, oder zumindest wertvolle Jahre zu riskieren, scheint mir klar zu
sein. Zumal auch andere Clubs anständige Löhne zahlen.
Selbstverständlich hat auch das Management seinen Anteil an
den momentanen Problemen. Allerdings nicht an der himmeltraurigen Spielart
unserer Mannschaft in dieser Saison!
Dass aber die Struktur der Mannschaft suboptimal und der
Leistungszentit überschritten ist, muss das Management verantworten. Ich sage
bewusst das Management, nicht der GM alleine. Wer will schon wissen, wer welche
Entscheidungen mit welchen Ideen getroffen hat?
Meine Vermutung ist, dass man am Anspruch, immer an der
Spitze mitspielen zu wollen, gescheitert ist. Dieser Anspruch führte dazu, dass
man Spielerverträge verlängerte, weil man Angst hatte, auf dem Spielermarkt
keinen adäquaten Ersatz zu finden und dadurch Potential zu verlieren. Dass man
aber durch eine ungünstige Altersstruktur im Team und durch die (Über)alterung
der Schlüsselspieler ebenfalls laufend Potential verliert, hat man zu wenig
berücksichtigt. Immerhin hat man, wie die sportlichen Resultate der letzten
Jahre zeigen, die aktuelle und jetzt verflossene Ära erfolgreich bis zum
Letzten ausgezehrt. Dass diese Höselertaktik bei der mittelfristigen
Kaderplanung aber auf Dauer nicht aufgehen kann, hat man wohl verdrängt oder
man hat gehofft, dass es diese Saison noch einmal hinhaut. Schliesslich laufen
ja Ende der nächsten Saison massenweise Verträge aus. An sich eine ideale
Situation für einen Umbruch.
Trotzdem hoffe ich, dass die aktuelle Misere einen
Denkprozess auslöst und dass man die Dinge beim SCB grundsätzlich und
schonungslos überdenkt und dass man Mut zeigt und handelt. Erfolg und
Misserfolg liegen sehr nahe beieinander und ohne ewigen Drang, zu erkennen, was
geändert werden muss, um besser zu werden, geht es nicht! Man kann nicht von
vergangenen Erfolgen zehren und meinen, man könne auf diese Weise Erfolge
widerholen. Man kann auch einmal glücklich Meister werden, oder weil die
anderen ganz einfach schlecht waren. Aber das zu wiederholen, ist die
eigentliche Schwierigkeit!
Warum habe ich mich immer wieder darüber ausgelassen, dass
man es nicht für nötig hielt, beim Saisonbeginn einen würdigen Kickoff zu
organisieren? Nicht wegen dem Kickoff, sondern wegen der Denkart die
dahintersteckt! Für was einen Kickoff, wenn man im Frühling schon eine grosse
Meisterfeier in der Stadt hatte, war die Argumentation. Nur fehlt da halt
einfach der oben erwähnte Drang, noch besser zu werden. Der Absturz war somit
gewissermassen gegeben. Es braucht gerade als Meister bedeutend mehr, als einen
neuen iPod unter dem Hallendach, um erfolgreich zu bleiben. Man muss sich auf
allen Stufen verbessern! Eine Disziplin, in der man kläglich versagte!
Die peinliche Darbietung gegen den EHC Biel im ersten
Platzierungsspiel verdient es nicht, kommentiert zu werden. Meine Verärgerung
ist zu gross, um zu beschreiben, wie ich dieses Spiel erlebt habe. Es wäre
jetzt eigentlich die schönsten Hockeyzeit des Jahres und wir müssen uns die
Höselertruppe von gestern in bedeutungslosen Gurkenspielen anschauen, was ich
zum heulen finde! Die Spieler haben es gut mit ihrem Obolus von 15%. Der
finanzielle Schaden der treuen Fans ist weitaus höher, denn diese
Platzierungsspiele haben keinen Wert! Viel grösser ist aber der emotionale
Schaden. 50 Qualispiele Quarkhockey, keinen Kickoff und keine Playoffs. Ein
Debakel, ich kann es nicht anders beschreiben.
Wie weiter? Mut zur Lücke für nächste Saison und das Ziel,
in der Saison 15/16 wieder eine Mannschaft zu stellen, die das Träumen zulässt.
Meine Note für die SCB Saison 13/14: Note 2!