Nach zehn Spielen in der Meisterschaft und
sechs Partien in der Champions League ist es Zeit, Bilanz zu ziehen. Wo steht
der SCB im Vergleich zur Vorsaison und wie ist der Saisonstart zu werten?
Nach der missratenen letzten Saison gelobte
man Besserung. Die Spiele der Abstiegsrunde wurden bereits unter dem Motto
„Vorbereitungsspiele für die neue Saison“ absolviert. Durchaus sinnvoll, hatte
man doch mit Guy Boucher einen vermeintlich tauglichen neuen Besen aus der NHL
verpflichtet. Einen Lehrling zwar, aber immerhin aus der grossen, unfehlbaren
NHL. Dieser musste Liga und Spieler kennenlernen, dass er in der neuen Saison
nicht bei null würde beginnen müssen.
Die Mannschaft, so konnte man vernehmen, wurde
soweit möglich nach den Wünschen des neuen Trainers umgebaut. Der solide und
dankbare Geoff Kinrade wollte man trotz weiterlaufendem Vertrag auf den Pluto
schiessen, was letztendlich nicht gelang. Immerhin wurde er ausgebotet und
zuletzt nach Ambri ausgeliehen. Der in lichten Momenten immer noch geniale Travis
Roche, dessen Vertrag ausgelaufen war, musste den SCB ebenfalls verlassen.
Aufgrund seiner Verletzungsanfälligkeit nachvollziehbar, seine Spielerische
Klasse ist aber kaum zu ersetzten. Schon gar nicht durch den neu
verpflichteten, wie heisst er schon wieder, ähm Marc-André Gragnani.
In Anbetracht unserer katastrophalen
Lotterverteidigung wäre es wohl besser, den geschassten Geoff Kinrade
einzusetzen, aber lassen wir das.
Weiter wurde Bud Holloway mit viel
Vorschusslorbeeren verpflichtet. Die letzten drei Jahre spielte Holloway bei
Skelleftea in der schwedischen SHL und wurde zuletzt zweimal Meister. Dabei
wurde der Kanadier 2012/13 mit 71 Punkten Topscorer und zum wertvollsten
Spieler der Liga gewählt.
Insgesamt buchte der 26-Jährige in 206
SHL-Spielen 68 Tore und 125 Assists. Der 1,85 Meter grosse und 71 Kilo schwere
Stürmer gilt als Persönlichkeit mit Ausstrahlung und Leaderqualitäten.
Tönt gut, nur gesehen habe ich von diesen
Qualitäten bis anhin gänzlich wenig. Gewiss, man sollte ihm noch etwas Zeit
lassen. Aber dann muss da mehr kommen, viel mehr!
Chuck Kobasew, ein 32-jähriger Flügel mit reichlich
NHL-Erfahrung, (645 Spiele, 218 Skorerpunkte) komplettiert das SCB-
Ausländerkontingent. Sven Leuenberger beschreibt Kobasew als «sehr
professionell, organisiert, schon fast pedantisch. Er ist ein Charakterspieler,
der mit gutem Beispiel vorangeht.» Diese Einschätzung kann ich bis jetzt
durchaus bestätigen. Auch Kobasew braucht noch etwas Zeit, vor allem um seine
zuweilen blöden Strafen abzustellen. Aber dieser Spieler gefällt mir daneben
durchaus.
Bleibt noch Byron Ritchie. Diesen, ich muss
das so sagen, hätte ich aufgrund seiner Leistungen in der Vorsaison anstelle
Kinrades auf den Pluto geschossen! Jetzt ist er noch da und zeigt, dass seine
besten Jahre wohl vorbei sind. Er wurde zwar, aus für mich nicht
nachvollziehbaren Gründen, unlängst zum neuen Monatscaptain ernannt. Aber für
mich muss seine Zeit beim SCB spätestens nach dieser Saison abgelaufen sein!
Dieser Monatscaptain finde ich übrigens eine
Dummheit sondergleichen. Das Amt des Captains ist von einem, im Team
anerkannten informellen Führer zu bekleiden, nicht von einem Liebling des
Trainers oder aus einer Laune heraus. So wie es gelaufen ist, hätte man das Amt
nämlich genauso gut Eric Blum für die schönste Frisur des Teams verleihen
können.
Apropos Eric Blum: Er müsste beim SCB
Kreativität in den Spielaufbau bringen. Er tut das noch etwas holprig, aber
lassen wir auch ihm noch etwas Zeit. Wie man beim SCB aber einen Spieler wie
Thomas Rüfenacht verpflichten konnte, ist mir, es tut mir leid, schleierhaft!
Die Qualität, im dümmsten Moment die oberdämlichsten Strafen zu holen, muss man
aus einer Mannschaft ausmerzen, nicht einkaufen!
Bleibt noch die Position des Torhüters. Auch
hier kann ich die Politik des SCB nur schwer verstehen. Marco Bührer spielt
seit zwei Jahren unkonstant und flatterhaft. Hier wäre etwas mehr Mut
angebracht! Dass man seinen Vertrag in der letzten Saison um zwei Jahre
verlängerte und ihm einen neuen braven Sekundanten ohne Perspektiven zur Seite
stellte, ist nur schwer zu verstehen! Ich hoffe schwer, dass man einen Plan
hat, oder zumindest an einem arbeitet, damit der SCB in naher Zukunft wieder
über einen Spitzentorhüter für höhere Aufgaben verfügt. Mit Marco Bührer, ich muss
das so sagen, wird der SCB keinen Blumentopf mehr gewinnen, leider...
Befassen wir uns noch etwas mit dem
Saisonstart: Für mich spielt der SCB flatterhaft, unkonstant, ohne erkennbares
Konzept, harmlos im Angriff, löchrig in der Abwehr und ohne Perspektiven für
höhere Ziele. Wir lösen mit unserer Spielart gewissermassen den EV Zug unter
Doug Shedden ab. Die haben bekanntlich nichts gewonnen, obwohl sie sich
jahrelang bemühten.
Der SCB agiert zwar mit viel Einsatz und es
wird jeder angesprungen, der sich auf dem Eis bewegt. Durchaus kurzweilig zum
Zuschauen und gut fürs Theater, wie die Spieler zuweilen auf dem Eis
herumpurzeln. Aber bringt diese Konzeptlose und löchrige Spielart auch Erfolg?
Ich fürchte nein. Die Leader werden dauernd überspielt, die hoffnungsvollen
Nachwuchsspieler geschnitten und irgendwann wird diesem SCB, der jetzt schon zu
wenig Punkte holt, die Luft ausgehen!
In die Champions League startete man mit dem
Ziel, eine Runde weiter zu kommen. Wie bereits in der Vorsaison ist man jetzt
sang und klanglos auf dem letzten Gruppenplatz ausgeschieden. Die Bilanz des
SCB in der CHL ist mit 5 Punkten aus sechs Partien und einem Torverhältnis von
11:24 geradezu desaströs!
Auch in der Meisterschaft läuft es nicht wie
erwünscht!
In der katastrophalen Vorsaison stand man nach
zehn Runden mit einem ähnlichen Startprogramm bei 15 Punkten mit einem
Torverhältnis von 29:29.
Jetzt, mit einem selbsternannten Offensivcoach
stehen wir bei 16 Punkten und einem Torverhältnis von 31:31. Wie bereits in der
Vorsaison lässt der SCB jegliche Eigenschaften vermissen, die auf eine
erfolgreiche Saison hoffen lassen. In den wichtigen Disziplinen wie Box- und
Powerplay sind wir am Schwanz der Liga, die Defensive ist inexistent und von einer
fruchtbaren Offensive eines Offensivcoaches sind wir so weit entfernt, wie
Marco Bührer dem Pluto.
Für mich verdient dieser Saisonstart das
Prädikat ungenügend!
Solange die Unterhaltung mit dem Anspringen
des Gegners und dem Herumgepurzel auf dem Eis einigermassen gut bleibt und die
Heimspiele mehrheitlich gewonnen werden, dürfte einigermassen Ruhe herrschen.
Ich fürchte aber mittelfristig Theater, grosses Theater.
Habt Spass und bis auf ein Andermal. J