Jetzt ist der grosse SCB also endlich wieder einmal am Ziel angelangt. Ein Ziel, das man zwar aufgrund der Vorkommnisse in den vergangenen Jahren nicht mehr zu benennen wagte, das aber mit diesem Kader ganz einfach angestrebt und erreicht werden musste. Ein Ausscheiden im Halbfinale hätte weder die Gemüter im Umfeld beruhigt, noch die Fans zufriedengestellt.
Kein Gradmesser
Larry Huras hat es entgegen vielen Unkenrufen geschafft, das Team solid und ohne Durchhänger durch die Qualifikation zu führen. Der Playoffschalter wurde zeitgerecht zum ersten Playoffspiel gegen den HC Lugano umgelegt und in den ersten zehn Minuten der Viertelfinalserie wurde in konzentrierter Form ein Feuerwerk mit Eigenschaften präsentiert, die in den vielen lauen Qualispielen zuweilen schmerzlich vermisst wurden. Wucht, Dynamik, Spielstärke, Entschlossenheit und Coolness, wie man sie nur bei grossen Mannschaften beobachten und bestaunen kann.
Die Luganesi seien aber kein Gradmesser, wurde eingewendet. Zu pomadig und borniert, ohne Herz und Teamwork. Die fehlende Leistungskultur der Tessiner sei verantwortlich für das Ausscheiden. Der SCB werde dann gegen die spielstarken Klotener auf die Welt kommen. Beim ersten Gegenwind würden sie umfallen wie eine morsche Tanne in einem Orkan, konnte man lesen. Der SCB sei kein Playoffteam, sondern bestenfalls eine gutbezahlte Zweckgemeinschaft aus talentierten Individualisten, die bei der ersten Niederlage in das Viertelfinaltrauma der letzten Jahre zurückfallen würde.
Zum Glück hat man nie verloren.
Vier weitere Siege in Folge später gibt es immer noch Stimmen, die den Erfolg des SCB ausschliesslich auf die Schwäche des Gegners zurückführen. Die Klotener waren plötzlich nicht mehr die spielstärkste Mannschaft der Liga und schon gar kein potentieller Meisterkandidat. Nein, die Klotener waren auf einmal komplett ausser Form und konnten nur deshalb den SCB nicht fordern. Hätten sie nämlich nur einigermassen auf ihrem Niveau gespielt, hätte sie die Berner locker bezwungen. Der SCB sei gar nicht so stark gewesen, sondern habe einfach nur viel Glück gehabt. Glück, dass man Rückstände immer postwendend ausgleichen konnte. Glück, dass des Gegners Powerplay nicht funktionierte und Glück, dass man in den entscheidenden Phasen der Spiele im Boxplay keine Tore kassierte.
Dabei hat der SCB nichts anderes getan, als seinen Plan umgesetzt. Der Plan, mit Konzentration, Leidenschaft und Einsatz dem Gegner sein Spiel aufzuzwingen. Dass dieses Vorhaben gegen Teams wie Lugano und Kloten umgesetzt werden konnte, ist der Verdienst unserer Mannschaft. Was interessiert uns was die Klotener könnten, wenn sie denn würden und wollten? Fakt ist, dass der SCB sehr wenig zuliess. Und die wenigen Chancen, die man dem Gegner gewährte, wurden entweder kläglich vergeigt, oder vom grossartigen Marco Bührer zunichte gemacht.
Finale
Jetzt starten die Berner also am nächsten Samstag zum grossen Showdown. Gegner wird wohl der zweite der Qualifikation, der Genève-Servette Hockey Club sein. Ein Team, das ein ganz anderes Hockey und einen ganz anderen Plan haben wird, um den SCB in Bedrängnis zu bringen. Die Genfer sind spielerisch klar schwächer einzustufen als der SCB. Ihre Kadertiefe ist kleiner, ihr Talent geringer und ihre taktischen Möglichkeiten beschränkt. Ihre Chance wird in erster Linie darin bestehen, zu verhindern, dass der SCB das Spiel diktiert. Man wird versuchen, die Berner mit Spielchen, Tricklein und Provokationen zu destabilisieren und dann zu übertölpeln. Einmal in Führung liegend könnte man den SCB dann auflaufen lassen und mit hartem Spiel entmutigen und zerstören.
Agieren, nicht reagieren
Der SCB wird auch gegen den nächsten Gegner, egal ob dieser Zug oder Genf heisst, nichts anderes tun müssen, als diesem sein Spiel aufzuzwingen. Agieren, nicht reagieren heisst die Losung. Wer sich provozieren lässt, reagiert. Man wird also Eis fressen und einstecken müssen, ohne den Fokus zu verlieren. Wer schlägt agiert, wer zurückschlägt reagiert. Wenn sich der SCB diese an sich sehr einfachen Dinge zu Herzen nimmt und nie davon abrückt, wird man das eigene Talent, die Tiefe des Kaders und die gewonnene Zuversicht ausspielen können. Und wenn der SCB sein Potential ausspielt und sich nicht durch Dinge, die mit dem eigentlichen Spiel nichts zu tun haben destabilisieren lässt, werden weder die Genfer, noch die Zuger den SCB daran hindern können, den Titel in die Hauptstadt zu holen.
Das Ziel eines Finalisten muss es sein, den Titel zu holen. Wir sind jetzt Finalist und haben eine sehr starke und ausgeglichene Mannschaft, die im richtigen Moment in Form ist. Zu ändern braucht man nichts. Larry Huras wird den SCB optimal auf den nächsten Gegner einzustellen wissen. Es sind zwei drei kleine Details, an denen man noch arbeiten muss. Man sollte es vermeiden, dem Gegner immer das erste Tor zuzugestehen. Die meisten Playoffpartien werden vom Team, welches das erste Tor erzielt gewonnen. Und man darf nicht mehr in Passivität verfallen, wenn man in Führung liegt. Wenn das gelingt, wird man wohl sagen, der SCB habe nur gewonnen, weil der Gegner im Halbfinal zu viel Energie verpufft hat.
Aber das soll uns dann nicht mehr stören.