Am vergangenen
Mittwoch stellten sich Marc Lüthi und Alex Chatelain in der Postfinance Arena
den Fans kurzfristig für einen Anlass «für Fragen und Anregungen», zu dem Marc
Lüthi vormittags via Twitter geladen hatte.
Da die Medien, damit
die Fans «frei reden können», vom Anlass ausgeladen waren, bleibt es jetzt an
mir, zu berichten. Das ist gut so, denn der Bund hätte uns die Sache wohl bloss
in salzlos vegetarischen Häppchen aufgetischt.
Ich muss
vorausschicken, dass ich beim SCB zum ersten Mal an einem solchen Anlass
teilnahm. Ich war einige Male bei den Tigers dabei, als in Krisenzeiten in
ähnlicher Weise debattiert wurde. Dort wird aber im Verhältnis zum gesprochenen
mehr gesagt, als bei unseren Medienprofis.
Böse gesagt hätte man
Marc Lüthi und Ales Chatelain als Pappfiguren in den Raum stellen können und an
ihrer Stelle mich die gestellten Fragen beantworten lassen können. Ich hätte
das im Sinne der Organisation wohl mindestens gleich gut hingekriegt,
(Randbemerkung: Arrogantes Arschloch) wobei wegen der fehlenden Aura wohl
niemand gekommen wäre.
Mir war die Sache zu
«fanlastig», um die Kritiklosigkeit irgendwie zu benennen, und es waren mit
gegen 20 Leuten zu viele anwesend, um einigermassen zu Wort zu kommen und
wichtiger: Mit Nachfragen zu kitzeln.
So wurde rund 2/3 der
Zeit damit vergeudet, um über Verletzungen, die Schiedsrichter und über die
angeschlagene Psyche der armen Buben auf dem Eis zu lamentieren. Zu dankbare
Themen, um den sich locker gebenden Marc Lüthi aus der Reserve zu locken.
Immerhin kam dabei
heraus, dass der SCB in den letzten, begeisternden Spielen gegen den EVZ und
gegen die Lions in erster Linie dermassen aus sich herauskamen, weil sie wegen
dem Ärger über die Pfeifen in schwarz ihr psychologisches Trauma vergassen.
Daneben sei die
Mannschaft aber dermassen verunsichert, «dass man die Fehler überall suche,
dabei aber nur darauf warte, dass irgendeiner komme, welcher die Probleme löse.
Es regiere mangelndes Selbstvertrauen, ja gar Angst und der Mut, Fehler zu
machen sei nicht vorhanden.»
Auf Fragen nach
psychologischer Unterstützung durch Mentaltrainer wurde gesagt, «dass einzelne
Spieler etwas in diese Richtung machen würden, dass aber nicht mehr geplant
sei. Man könne sicher sein, dass die Mannschaft intern Aktionen durchführe, so
habe es nach dem Spiel in Genf eine längere Sitzung der Spieler, unter
Ausschluss, aber in Absprache mit den Trainern gegeben. Von aussen sei aber
nichts mehr geplant.»
An dieser Stelle habe
ich zu bedenken gegeben, dass die mentale Kurve der Mannschaft sichtbar nach
unten gehe und dass man Gefahr laufe, die Playoffs so zu verpassen. Ich möchte
auch an dieser Stelle noch einmal dringend zu bedenken geben, dass es sehr gute
Mentaltrainer gibt, welche in gruppendynamischen Dingen manchmal mit wenig
Aufwand grosse Wirkung erzielen können. Zu glauben, die Mannschaft könne sich
bei stetig steigendem Druck selber aus der Blockade lösen, scheint mir
fahrlässig!
Man verwies in diesem
Zusammenhang auf Tristan Scherwey und den zurückkehrenden Ebbett, welchen man
eine grosse Wirkung zutraue.
An Lars werde nicht
gerüttelt, dieser mache seinen Job gut und bringe viel in die Mannschaft. Finde
ich gut! Man habe aber einen Plan B und C. Wie dieser aber 10 Runden vor
Schluss aussehen soll, wissen wohl nur die Götter.
Meine Kritik an der
sportlichen Leitung, welche nach der letzten Saison nicht nur an Trainer
Boucher festhielt, sondern ihm sogar erlaubte, wider besserem Wissen ohne
ausländischen Verteidiger in die Saison zu starten, liess nicht nur Marc Lüthi
und Alex Chatelain im Stuhl aufrichten, sondern sie bescherte mir auch böse
Blicke von den Fans.
«Man habe schliesslich
den Cup gewonnen und die Qualifikation auf dem zweiten Platz abgeschlossen»,
wurde entgegnet. Mein Einwand, Cup sei Cup und dieser werde sowieso nicht von
allen erst genommen, wurde mit «Titel sei Titel» gekontert.
Meine Einschätzung,
der SCB habe in der letzten Saison nur von einem Spätherbsthoch gelebt und nach
der Weihnachtspause sei nichts mehr gekommen, obwohl dass man, wäre man so gut
gewesen, problemlos den Qualisieg hätte holen müssen, wurde bestritten. Mein
Eindruck, der SCB hätte sich in der letzten Qualiphase und in den Playoffs von
der Schussstatistik blenden lassen, dabei seien die Angriffe meist harmlos
gewesen und schnelle Gegenangriffe habe es vom SCB schon lange keine mehr
gegeben, und dass man demnach hätte sehen müssen, dass man mit Boucher Hockey
in unserer Liga keinen Erfolg haben könne, stiess weitgehend auf Unverständnis.
Man habe gegen den HCD in erster Linie wegen Goalie Genoni verloren, wurde
gesagt. Ich glaubte, das könnt ihr mir glauben, mich lause der Affe!
Genoni sei
letztendlich auch der Grund gewesen, warum man sich verleiten liess, mit vier
ausländischen Stürmern in die Saison zu starten. Unglaublich! Immerhin gab man
zu, dass das mit dem Verteidiger wohl ein Fehler war und dass man im Nachhinein
wohl besser gefahren wäre, wenn Boucher in der NHL untergekommen wäre. Immerhin
das!
Meine Frage, ob man
beim SCB in den nächsten 2 bis 4 Jahren jetzt kleinere Brötchen backen müsse, weil
unsere Stützen in der Verteidigung in die Jahre gekommen sind und die
Leaderpositionen, der harte Kern, das Gerüst der Mannschaft infolge Umbruch
unklar seien wurde mit dem Argument, man habe jetzt Genoni und mit Verweis auf
die Ausländer verneint. Wir dürfen also damit rechnen, nächste Saison wieder
Spitze zu sein.
Wenn man sich da nur
nicht täuscht!
Gerne hätte ich
nachgehackt und weitere kritische Fragen gestellt. Zum Beispiel ob man, wenn
man schon Cup und Meisterschaft vermischt, nicht auch die Leistungen in der
Champions Hockey League ansprechen müsste, was das offensichtlich allzu
positive Bild der letzten Saison doch etwas auf meine Seite korrigieren müsste.
Zusammenfassend sagt
der Schlusssatz von Marc Lüthi doch einiges über die momentane Situation aus:
Ich bin überzeugt, dass wenn..., dann...
Mein Fazit: Ich fühle
mich in meinen Thesen bestärkt. Wir sind dort wo wir sind, weil man sich in der
Analyse der letzten Saison grobe Schnitzer erlaubt hat, welche zur Folge
hatten, dass man mit dem falschen Trainer und mit falscher Teamstrukturierung
in die aktuelle Saison stieg. Der Hinweis, Boucher habe einen hoch dotierten
Vertrag gehabt und die GL hätte, wenn sie das Veto gegen 4 ausländische Stürmer
eingelegt hätte, nur wieder Ausreden produziert, lasse ich nur bedingt gelten.
Ich gehöre nicht zur
Fraktion, welche dauernd grännt, die GL mische sich zu fest in die sportlichen
Belange. Natürlich muss man die Techniker, soweit möglich, machen lassen. Wenn
sie aber auf dem Weg sind, Schrott zu produzieren, muss das Veto eingelegt
werden.
Wer sollte es sonst
tun?
Daneben möchte ich
warnen, im Hinblick auf die Zukunft in Selbstüberschätzung zu verfallen. Genoni
ist ein erstklassiger Torhüter, keine Frage. Aber er wird es nicht alleine
richten können! Das Gerüst des SCB ist wacklig, die zukünftigen Leader derzeit
unklar. Die Selbstverständlichkeit des Grossen, wie sie der ZSC und der HCD
zeigen, haben wir in den letzten drei Jahren verloren. Sich diese wieder
anzueignen, ist weder einfach, noch geschieht das von heute auf morgen.
Ich hoffe, dass das
Prinzip Hoffnung, welches ich gefühlt habe, für den SCB aufgeht. In diesem
Sinne wünsche ich uns allen einen spannenden, bewegenden und erfolgreichen
Strichkampf.
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