Was niemand für möglich gehalten hätte, ist jetzt also Tatsache geworden: Die SCL Tigers schaffen dank des 2:3 Erfolges in Rapperswil im dreizehnten Anlauf die ersten NL A Playoffs der Clubgeschichte
«Es gehe nur mit roten Hosen,» wurde auf dem Forum der Tigers Fans von User «rocky53» bereits seit Jahren verkündet. «Was ROTI HOSE aus usmache,» verkündete er heute Morgen zu einer Zeit, in der man nach einer durchzechten Nacht gewöhnlich das Katerfrühstück zu sich nimmt.
Ob sich John Fust im letzten Sommer auf Anraten von «rocky53» für rote Hosen stark machte, oder ob er von sich aus ein Retrotyp ist, kann ich nicht sagen. Aber die Realität zeigt, dass die Massnahme gewirkt hat.
Für einen SCB Fan mutet das Theater um diese läppische Playoffqualifikation schon etwas komisch an. In Bern hat man die eigene Qualifikation, wenn überhaupt, nur beiläufig zur Kenntnis genommen. Die Sorgen drehen sich zurzeit eher um Spielart und Stimmung, den Porzellangretzky der einem von den unverschämten Freiburgern, mit weiss der Teufel was für Geld, entrissen wurde und um irgendwelche Kindereien mit Coupons für Nachtessen und unterschlagenen Ausfahrtstickets für die stadioneigene Tiefgarage.
Der Weg zur Berner Freinacht ist noch lang und steinig und manch einer sieht gerade in diesen bescheidenen Emmentalern einen möglichen Stolperstein bei der Mission Titelverteidigung. Die SCL Tigers, die eine lumpige Playoffqualifikation feiern, wie 1980 die amerikanischen Collagespieler das «Miracle on ice» gegen die übermächtigen Hockeystrategen aus der Sowjetunion.
«Wir sind jetzt eines von acht Teams, die Meister werden können. Wir haben die Pflicht erfüllt und von nun an werden wir sehr viel Spass haben, » sagte Jungtrainer John Fust (38) nach dem gewonnenen Spiel in Rapperswil, während sich die Spieler wie nach einem Meistertitel, in grünen Shirts feiern liessen.
Es wird sich weisen, wie viel Spass die Tigers in dieser Qualifikation und später in den Playoffs noch haben werden. In den letzten Spielen hat man unter dem Druck des Teletextes gezittert. Die Ordnung, die im Spiel gegen Genf verloren gegangen war, konnte zwar gegen die Klotener am Freitag wieder hergestellt werden. Verloren hat man aber trotzdem. Auch weil der Motor der Emotionen ins Stocken geraten war und die Tigers nur noch diszipliniert und konzentriert, nicht aber mit Herzblut gespielt haben.
Dass man gegen die desolate Ligaschiessbude in Rapperswil mit einer Willensleistung im Schlussdrittel doch noch gewonnen hat, ist zwar löblich, aber um «viel Spass» haben zu können, müssen die Tigers wieder auf die Welle der Euphorie zurück. Als «gewöhnliche Mannschaft,» die mit der Playoffqualifikation den Ligaerhalt geschafft und damit das Saisonziel erreicht hat, werden die Langnauer nämlich in den Playoffs weder gegen den SCB, noch gegen einen anderen Gegner Spass haben können.
Schleicht sich nur ein Prozent Zufriedenheit über das Erreichte ins Spiel der Tigers ein, wird man spielen wie am Freitag gegen Kloten. Brav, langweilig und wenig erfolgsversprechend.
Und was den Druck anbelangt, muss man doch sagen, dass dieser in den Playoffs in andere Sphären steigen wird, als der des Teletextes bei zwanzig Punkten Vorsprung. Nur wer sich von Beginn weg und stetig wird steigern können, hat in den Playoffs eine Chance. Wer zittert, verliert.
Die Ansprüche, so bescheiden sich die Tigers und ihr Anhang auch immer geben, sind schon jetzt gestiegen. Man spreche nicht von den Playoffs bis man grün sei, wurde immer wieder kommuniziert. Trotzdem habe ich am Freitag im Fandörfli eine Playoffwurst gefressen und gelauscht, wie die Leute vom Halbfinale sprachen.
«Im Viertufinau use isch de nüt, » da war man sich einig. Und die Möffen aus Bern werde man schon in die Ferien schicken, wurde geprahlt.
Dass bei solchen Erwartungen das Raunen bei Fehlpässen und das Fluchen bei verpassten Torchancen lauter werden wird im Publikum, versteht sich von selber. Die Spieler werden also entweder die Erwartungen ausblenden, oder dem Druck standhalten müssen. Nicht Teletext Pseudodrücklein, sondern Erwartungsdruck und sportlicher Druck, ein Spiel gewinnen zu MÜSSEN. Nicht gegen einen zittrigen Playouter, sondern gegen eines der Topteams der Saison.
John Fust hat gesagt was zu sagen ist: «Wir sind jetzt eines von acht Teams, die Meister werden können.»
Seine Aufgabe wird es jetzt sein, seine Spieler auf eine neue Mission einzuschwören.
Diese kann aber kaum nur aus «Spass haben» bestehen.
Duc's Blog
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