Die NHL-Lockoutstars versetzten die Fans in Davos erstmals
diese Saison in einen kollektiven Freudentaumel. Unter dem Diktat von Rick Nash
und Joe Thornton stürmte Davos gegen Rapperswil-Jona zu einem grandiosen
9:2-Sieg.
Ich muss gestehen: Ich bin ratlos.
Meine Sonntagsblogs waren ja gewöhnlich einigermassen
bissig. Besonders nach flauen Lüftchenspielen gegen Gegner wie die Graustädter.
Jetzt da das Ganze aber zu einem unbedeutenden Vorgeplänkel für die kommenden «Allstargames»
mutiert ist, scheint es mir sinnlos, nach dem Erfolgsrezept im Spiel des SCB zu
suchen, welches uns in den Playoffs zum Erfolg führen soll.
Das einzige, das interessiert ist ob und wie sich Roman Josi
in Nordamerika weiterentwickelt hat und wie Mark Streit im SCB Dress spielen
wird.
Von Meisterschaftsverfälschung kann nach Ruedi Zesigers
scheinheiligem Gegränne in die TV Kameras auch nicht mehr gesprochen werden.
Die SCL Tigers haben daraufhin am nächsten Tag ja nicht nur einen, sondern
sogar zwei Zuzüge aus der NHL vermeldet. Ich musste herzhaft lachen, als ich
davon las.
Selbstverständlich werden die zahlreichen Zuzüge alle
ausserhalb der ordentlichen Budgets finanziert werden. Fast wie bei den Kloten
Flyers. Dort war es in den letzten Jahren ja auch so, dass alles was viel Geld gekostet
hatte, ausserhalb des Budgets finanziert wurde. Vermutlich heisst ausserhalb
des Budgets, dass die Ausgaben von den Steuerämtern, den
Sozialversicherungsinstitutionen und von den Sammlungen der verzweifelten
Fanorganisationen berappt werden.
Ich frage mich ernsthaft, was das für komische Leute sind,
die Clubs wie die SCL Tigers vor die Hunde gehen lassen würden, um dann
plötzlich hunderttausende von Franken in Spieler zu investieren, von denen man
nicht einmal weiss, ob sie beim ersten Schnee im Flachland noch in unserer Liga
spielen werden. Freunde des Eishockeys? Da mues ja äs Ross lache.
Nein, so wie sich die Sache darstellt, kann nicht von
Meisterschaftsverfälschung gesprochen werden. Auf der Suche nach dem richtigen
Ausdruck für die aktuellen Geschehnisse scheint mir «Meisterschaftsveräppelung»
der passendere Ausdruck zu sein.
Die eigentliche Meisterschaft findet diese Saison nicht
statt. Nach dem aktuellen Vorgeplänkel wird eine «Zirkus Maximus Phase» folgen,
welche solange andauern wird, bis die NHL den Spielbetrieb wieder aufnimmt.
Was dann folgen wird kann mit «grosser Depression»
umschrieben werden. Die Phase der Vorbereitungsspiele wird dann gewissermassen
wieder aufgenommen werden. Es wird noch weniger als sonst um Punkte und
Rangierungen gehen, denn die Teams werden in erster Linie damit beschäftigt
sein, ihre prominenten Abgänge zu verdauen. Gutes und spannendes Eishockey kann
unter diesen Umständen nicht erwartet werden, eher mühsames Gestocher,
Unzufriedenheit und Unruhe im Umfeld.
Wir Zuschauer werden die Zeche für die kurzfristige
Halleluja-Phase doppelt und dreifach mit gähnender Langeweile bei Knorzpartien
bezahlen.
Beim SCB kommt zusätzlich noch der Umstand dazu, dass wir
für die «Maximus-Phase» zu schlecht gerüstet sind. Der Druck wird steigen, dem
anspruchsvollen Publikum nebst Streit und Josi noch das Sahnehäubchen in Form
eines echten Stürmerkrachers zu präsentieren. Schon jetzt heizen die Medien in
diese Richtung an.
Wer den Auftritt von Joe Thornton und Rick Nash gegen
die Rapperswil Jona Lakers gesehen hat, weiss was ich meine. Will man das
Publikum nämlich auch in Bern in Entzückung versetzen, was man beim SCB gewöhnlich
eigentlich anstreben sollte, wird man nicht darum herumkommen, die finanzielle
Disziplin über den Haufen zu werfen und einen Kracher zu holen.
Mit einem Sahnehäubchen meine ich nicht keinesfalls einen
Gamache des reichen Mannes, wie man Daniel Brière vom Stil her auch bezeichnen
könnte. Das würde nicht ausreichen, um die Sesselfurzer und die NHL-Touristen
im Publikum in Entzückung zu versetzen. Es bräuchte einen wie Dany Heatley.
Einer, der in der Lage ist, mit seinen Direktabnahmen ein Löchlein von 10x10 cm
mit geschlossenen Augen zu treffen. Seriöse Musterprofis ohne das Charisma des
Grossen haben wir genügend. Es braucht einen Bomber, der die Zuspiele der NHL-
Berner und der seriösen Chrampfer einlochen kann. Schliesslich haben wir ja
schon jetzt wieder ein Effizienzproblem.
Dass unser zu harmloses Spiel den Graustädtern mit ihrem
Ritalin Anhang am Freitag einmal mehr einen Sieg in Bern ermöglichte, ist zwar
ärgerlich. Aber da es sich lediglich um das letzte Spiel der «Phase
Vorgeplänkel» handelt, lohnt es sich nicht, sich weiter mit diesem Spiel zu
befassen. Die Meisterschaft ist tot, es lebe der Zirkus.
Dabei habe ich mich so gefreut, zu beobachten, was der junge
Antti Törmänen in dieser Meisterschaft aus dem grossen Potential des SCB zu
machen imstande ist. Und jetzt spricht der Papst schon von Mark Streit als
Spielertrainer.
Gut möglich dass Klaus Zaugg Recht hat wenn er schreibt,
dass wenn die NHL-Meisterschaft irgendwann doch beginnen sollte, auch der Countdown
für die Entlassung von Trainer Antti Törmänen beginnen werde.
Die Phase der «grossen Depression» eben. Die Löcher in der
Tribüne werden grösser und der Bier und Wurstkonsum kleiner. Schlecht fürs
Geschäft und damit auch für die Geduld.
Ich für meinen Teil habe zurzeit noch keine Ahnung, was ich
in der «Zirkusphase» für Blogs schreiben soll. Mir fehlt die Ernsthaftigkeit
einer ordentlichen Saison und das Sahnehäubchen für den grossen Zirkus.
Hoffentlich hält dieser Lockout die ganze Saison an. Es gäbe
dann wenigstens trotzdem so etwas wie eine ernstzunehmende Meisterschaft.
Ende Woche verziehe ich mich auf Grand Tour des Alpes.
Raserferien mit dem Töff Richtung Südfrankreich. Für den Einstand von Mark
Streit wird es also noch reichen. Roman Josi wird aber ohne mich debütieren.
Einen guten Wochenstart allerseits...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen