Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Donnerstag, 27. Dezember 2012

Viele Fragen und wenig Antworten zum Jahresende


Nachdem sich die Welt auch nach dem 21. Dezember noch weiterdreht, beendete der SCB das Jahr gleich mit zwei Derby-Niederlagen. Nach dem 1:2 gegen die SCL Tigers im letzten Heimspiel des Jahres verloren die Berner auch in Biel mit 3:4 nach Penaltyschiessen.

Habt ihr auch Cüplicup geschaut? Ich wollte mir das erste Spiel der Kanadier anschauen, bin dabei aber fast eingeschlafen. Peinliches Pomedangekraue der angeblichen Superstars. Nicht einmal gekratzt und gebissen wurde, wie neulich im Bieler Tollhaus. Jetzt lügt er auch noch, der Feigling. Wie wenn sich John Tavares selber in die Kehle gebissen hätte. Gut, es könnte ja auch noch Byron Ritchie gewesen sein. J

«Zu viel Schönschön, zu wenig Arbeiterhockey», meinte Mark Streit zu den einmal mehr peinlichen Darbietungen unseres SCB gegen Biel und die Tigers.

Offensichtlich gelingt es nicht einmal mehr in den Derbys, so etwas wie Emotionen zu entwickeln, um für die Fans den Komfortmodus zu verlassen. Statt einmal aus der Halbdistanz abzudrücken, spielt man lässige Querpässchen in die Füsse der gegnerischen Verteidiger oder man hält die Scheibe an der blauen Linie so lange, bis man sie vertändelt.

Mir kommt es so vor, wie wenn der SCB nur noch Leidenschaft entwickelt, wenn es darum geht, ein Donnerwetter zu verhindern. Vielleicht sollte sich Marc Lüthi an Christian Constantin ein Beispiel nehmen und sich vermehrt in der Nähe der Spielerbank aufhalten. Gut möglich, dass dadurch die grassierende Lethargie etwas durchbrochen werden könnte.

Es ist doch einfach nicht normal, dass des Konfirmanden Plüschbärchen gegen den nur mit zwei Ausländern angetretenen abgeschlagenen Tabellenletzten auftreten wie an einer Wohltätigkeitsveranstaltung und eine 1:0 Führung über die Zeit schaukeln wollen, statt weitere Tore zu schiessen.

Und nachdem man die Tigers derart aufgebaut hatte, dass kein Unterschied mehr auszumachen war, zwischen dem Heimteam und dem Tabellenletzten, folgte das Weihnachtsgeschenkli in Form eines läppischen Torhüterfehlers. Nicht der erste in dieser Saison wohlgemerkt. Auf der Torhüterposition, man braucht da nicht zu beschönigen, sind wir nur noch biederer Durchschnitt, auch wenn sich das natürlich statistisch zerreden liesse.

Ich habe nach dem zweiten Drittel auf eine 1:2 Penaltyniederlage getippt. Dass man es dann noch während der regulären Spielzeit versemmelte, war mehr Erlösung als Frust. Es ist traurig, aber das Spiel war nicht viel mehr, als eine Durchhalteübung für den standhaften Fan.

Wenigstens bei der Ehrung des besten Spielers kam dann doch noch so etwas wie Stimmung auf, als die Fans Mark Streit auspfiffen, welcher angeblich der beste Berner gewesen war. Ich weiss nicht wer für die Auswahl dieser Spieler zuständig ist. Aber es muss ein Gremium sein, dem es an jeglicher Sensibilität fehlt. Mark Streit mag meinetwegen tatsächlich der beste der Himmeltraurigen gewesen sein. Trotzdem verstolperte er gegen die Tigers, wie auch zuvor gegen Lugano im Powerplay sämtliche Scheiben an der blauen Linie.

Zusammen mit seiner Unmutsbekundung, weil ihn der «Cholesack» nicht an die «Fähnlischwingete» nach Davos gehen lässt, musste man ihn ganz einfach auspfeifen. Wenn schon die Mannschaft auf dem Eis mehr und mehr jeglichen Dreck vermissen lässt, ist es nichts als richtig, wenn wenigstens die Fans nicht auch noch in Lethargie verfallen. Man sollte sich nicht alles gefallen lassen. Auch wenn sich dadurch die Anhänger der Empörungsgesellschaft provoziert fühlen und Zeter und Mordio schreien, wegen der angeblicher Respektlosigkeit. Dabei ist eine gewisse Respektlosigkeit durchaus ein Privileg der Jugend.

Nein, ich habe nichts dagegen wenn Herr Streit aufbegehrt, weil er im Davoser Kabinengang nicht über Steffi Buchli herfallen darf. Ich habe aber auch nichts dagegen, wenn die Fans Herrn Streit auspfeifen, wenn sie vom Spiel und von der Leistung des NHL Captains enttäuscht sind. Man kann nicht über schlechte Stimmung jammern und von den Hardcorefans erwarten, dass sie sich wie Chorknaben verhalten. Die Chorknaben kurven schon auf dem Eis herum, ich denke das reicht.

Wenigstens hat Mark Streit den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden und in Biel eine feine Leistung gezeigt. Ehrlich gesagt habe ich von ihm nichts anderes erwartet. «Ich nerve mich vor allem über die beiden Niederlagen. Die Pfiffe waren das Geringste, was mich am Wochenende gestört hat», meinte Streit im Stile eines Routiniers.

Der SCB musste für den Spengler Cup Roche, Kinrade, Tavares und Ritchie abgeben. Die Empörungsschreier in den Kommentarspalten sind jetzt entrüstet, dass der «Berner Beizer und Miesepeter» Marc Lüthi nicht auch noch Mark Streit und Roman Josi nach Davos chauffieren lässt. Vermutlich hätte man den Davosern auch noch ein Milliönchen in den Ehrenwertesten blasen sollen, damit diese den Eventfuzzis am Eingang gratis Bieberpelzmützen über ihre von Botox verunstalteten Totenmasken ziehen können.

Ursprünglich war ich ja eigentlich auch der Meinung, dass man zumindest Mark Streit das Spengler Cup Zückerli hätte zugestehen sollen. So wie die Reaktionen jetzt aber ausfallen, hat der SCB Recht gehabt, dass man keine weiteren Spieler freistellte. Die sechs Schlüsselspieler des SCB am Spengler Cup wären definitiv des Guten zu viel. Schon bei vier ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass sich einer verletzt. Was haben wir davon? Man sollte den Davosern ihr Freudeli lassen, sich daneben aber nicht beteiligen.

Der Abgang von Nicklas Danielsson beelendet mich irgendwie. Bei aller Freude an den Toren der NHL Stars bin ich mehr und mehr der Meinung, dass wir bei der Weiterentwicklung der Mannschaft ein verlorenes Jahr erleben. Nicht nur dass die Meisterschaft aufgrund der Unsicherheit rund um den Lockout völlig in den Hintergrund gerät. Auch die getätigten Transfers sind gewissermassen nutzlos, weil sie nicht ins Team integriert werden können. Daniel Rubin agiert wie ein Dutzendspieler, Franco Collenberg hat sich in Rapperswil integriert und Danielsson, der weiss Gott das Zeug dazu hätte, um in unserer Liga eine grosse Nummer zu werden, hat den SCB bereits wieder verlassen.

Aber auch unabhängig vom Lockout muss man sich fragen, warum es dem SCB nicht gelingt, neue Spieler zu integrieren. In dieser Hinsicht tritt man seit Jahren an Ort, was dazu führt, dass man jetzt wohl den Vertrag mit dem 35 jährigen Martin Plüss um zwei Jahre verlängert, verlängern muss. Dabei sollte man doch, will man das Potential halten, das Team stetig umbauen, beziehungsweise weiterentwickeln. Wer glaubt, mit einem Altherrensturm könne das Potential gehalten werden, könnte sich täuschen. Schon jetzt sind wir in der Situation, dass wir faktisch nur über eine produktive Linie verfügen.

Je länger man mit dem Umbau des Teams zuwartet, desto grösser ist das Risiko, dass man plötzlich abstürzt. In diesem Zusammenhang muss man sich auch fragen, warum es dem SCB nicht mehr gelingt, Topshots zu verpflichten. Liegt es am Sportchef? Oder sind die Hierarchien beim SCB derart in Stein gemeisselt, dass potentielle Schlüsselspieler den SCB meiden? Hat man den finanziellen Zenit erreicht und kann ganz einfach nicht mehr mithalten oder fürchtet man sich davor, dass neue Alphatiere die Ruhe stören könnten?

Ich weiss es nicht. Was ich weiss ist, dass der SCB schon fast einen keimfreien Eindruck hinterlässt. Für mich schon fast zu viel der Musterprofis. Wo bleibt der Dreck der früheren Jahre? Chris von Rohr hat doch in einem anderen Zusammenhang einmal so wunderschön «meh Dräck» gefordert. Ist es nicht der Dreck, der uns fehlt? Zuweilen kommt mir der SCB fast vor, wie die Weihnachtssendung von Francine Jordi. Ein Trainer wie ein Jungwachtführer, ein Sportchef wie ein Priesteraspirant und eine Mannschaft, bestehend aus braven Ministranten.

So wie sich die Dinge entwickeln, möchte ich nicht mehr ausschliessen, dass sich der SCB bereits nächstes Jahr ins hintere Mittelfeld verabschiedet. Es bräuchte wieder einmal etwas Grosses, so wie seinerzeit die Verpflichtung von Christian Dubé oder Martin Plüss. Mir scheint aber, dass wir weiter weg sind von solchen Träumereien, als Vreni Schneider vor einer grandiosen Gesangskarriere.

Aber vielleicht irre ich mich ja und man überrascht wieder einmal alle. Ein neuer Torhüter? Oder ein Verteidigungsminister, damit man den mittelmässigen Sturm mit einem dritten Ausländer befeuern kann? Oder doch noch ein hochkarätiger Stürmer? Nein, nicht Andres Ambühl. Aber zum Beispiel Inti Pestoni. Der vergeudet doch sein Talent im stetigen Abstiegskampf.

Gerade die Frage des Torhüters dürfte uns in nächster Zeit noch schlaflose Nächte bereiten. Marc Lüthi soll zwar anlässlich eines Vorbereitungsspiels in Küssnacht gesagt haben, Marco Bührer könne problemlos noch drei Jahre auf diesem Niveau weiterspielen. Leider ist mir aber die Quelle gerade entfallen.

Dabei hätte der SCB doch in dieser Sache alle Trümpfe in den Händen. Man bräuchte nur auf die grandiosen Karrieren eines Renato Tosios oder Marco Bührers zu verweisen. Hier könnte man einem jungen Torhüter etwas bieten. In diesem Sinne: Bitte kein mutloses Klammern, sondern handeln für die Zukunft!

Ich hoffe dass man in der Trainerfrage nichts überstürzt. Gerade auf dieser Position kann man warten. Wenn es sein muss sogar bis die Bäume blühen. Antti scheint seinen Job zwar ansprechend zu machen. Aber der Lockout verfälscht die Einschätzung und dass Rubin lahmt und Danielsson geflüchtet ist, wirft doch einige Fragen auf. Es gäbe da einen Desperadotrainer, dem die Felle davonzuschwimmen drohen. Einer der die Spieler stärker machen und Emotionen schüren kann.

Warum bekommt Alain Berger eigentlich nicht mehr Eiszeit? Sein Einstand gegen Lugano war doch ansprechend, seither hat man ihn aber kaum mehr gesehen. Ein weiterer Spieler, den man nicht integrieren kann?

Viele Fragen, wenig Antworten. Schade ist es dem SCB in den letzten Spielen nicht gelungen, meine Zweifel zu zerstreuen.

Habt Spass und seid zuversichtlich, schliesslich beginnt bald ein neues Jahr. Neues Spiel, neues Glück gewissermassen.

Sonntag, 16. Dezember 2012

Von Morgan Samuelsson, Superstars und dem Tag des jüngsten Gerichts


Morgan Samuelsson ist wahrlich eine Bereicherung für das Studio von Teleclub. Samuelsson, der am 7. April 2001 in der 11. Minute der Verlängerung im alles entscheidenden siebten Finalspiel in der Luganer Resega den Puck ins rechte hohe Eck knallte und die ZSC Lions so zum zweiten Meistertitel hintereinander schoss, gibt der Sendung mit seiner Fachkompetenz und seinen blumigen Analysen gewissermassen die Würze.

Heute bin ich auf einen Blog von ihm gestoßen, den er am 23.10.12, nach der bedenklichen 3:0 Niederlage des SCB gegen die Lakers in Rapperswil für das Portal von «Bluewin» geschrieben hatte. Es war jene Niederlage, die Marc Lüthi bewog, die Spieler nach der Rückkehr in Bern noch einmal aufs Eis zu beordern, um ihnen in Form eines Gewitters den Ernst der Lage vor Augen zu führen. Samuelsson beschreibt seinem Blog unter dem Titel: «Das langweiligste Bern aller Zeiten», die damalige Berner Herbstkrise. Da war von falschem System für diese Spieler die Rede und wann «Lüthi endlich reagiere.»

Schliesslich habe Marc Lüthi vor zwölf Monaten Larry Huras als Trainer entlassen, obwohl der SCB damals bei gleichvielen Spielen acht Zähler mehr auf dem Konto gehabt habe. Nur schon deshalb sei die momentane Ruhe in der Chefetage schwer einzuordnen. Auf die Frage nach dem «Weshalb» gebe es eigentlich nur zwei Antworten. «Entweder ist Marc Lüthi nach wie vor felsenfest vom Trainer überzeugt und glaubt an eine positive Wende. Oder aber er will nicht wahrhaben, dass sein Entscheid, Törmänen zum Head-Coach zu machen, doch nicht der richtige war.»

Unterdessen hat der SCB die Baisse überstanden und ist nach 32 Punkten aus den letzten 14 Spielen in der Spitzengruppe angekommen. Kaum jemand ist heute noch der Meinung, «dass erfolgreichere Zeiten mit diesem Klasse-Kader erst wieder anbrechen, wenn Marc Lüthi seinen Fehler einsieht und die Zukunft ohne Törmänen plant.»

Ich muss gestehen, dass ich mir immer wieder ins Fäustchen lache, wenn ich sehe, dass gestandene Experten mit Spieler- und Trainervergangenheit bei ihren Einschätzungen und Analysen auch nur mit Wasser kochen. Auch sie können nämlich nicht viel mehr, als Rückschlüsse aus dem ziehen, was wir alle auch beobachten können. Aus dem Geschehen auf dem Eis. Stimmen die Resultate nicht, kann man den Trainer, das Spielsystem, die Spieler oder das Umfeld in Frage stellen. Meistens sind die Ursachen aber auf verschiedenen Ebenen zu suchen. Der Trainer ist lediglich das schwächste Glied in der Kette. Zumindest wenn er nicht von oben gestützt wird.

Solche Krisen sind ja nicht einfach nur schlecht. Sie zwingen nämlich alle Beteiligten, das eigene Handeln zu hinterfragen und Massnahmen zur Verbesserung einzuleiten. Beim SCB hat man damals Probleme geortet, hat sich aber auch unmissverständlich vor den Trainer gestellt. Ein deutliches Zeichen an die Spieler, den Komfortmodus zu verlassen und die Resultate zu liefern, die man von einem so starken Team erwarten kann.

Gefragt war sicher auch Martin Plüss, unser Captain. Es war nämlich mit Sicherheit nicht einfach, die drei Zuzüge aus der NHL ins Teamgefüge, in die Kabine zu integrieren. Vor allem der 35 jährige Mark Streit, Captain der New York Islanders, erfolgreichster Schweizer Eishockeyspieler aller Zeiten, hätte durchaus das Potential, um die gefestigte Hierarchie beim SCB ohne Absicht nachhaltig durcheinanderzuwirbeln, ja zu zerstören. Streit und Plüss, beide im selben Jahr geboren, beides absolute Alphatiere, werden sich zugunsten des Teams arrangiert haben. Gerade für den temporäre Verstärkungsspieler Mark Streit dürfte es nicht einfach gewesen sein, sich zurückzunehmen. Denn zurücknehmen heisst nicht, dass man sich nicht einbringt. Es geht um die richtige Balance, welche nicht leicht zu finden sein dürfte .

Mark Streit hat die Kurve hervorragend geschafft. Auf dem Eis hilft er dem Team mit seinem selbstlosen und wertvollen Spiel und neben dem Eis trägt er viel dazu bei, dass sich Jungmillionär und Islanders Superstar John Tavares wohlfühlt und seinerseits mit dem Herz am rechten Fleck spielt.

Andere Lockout Spieler fühlen sich trotz der Mutter im Gepäck nicht wohl, lassen das Team im Stich und reisen aus fadenscheinigen Gründen wieder ab, haben Heimweh oder ganz einfach den „Verleider.“ Nicht eben gute Werbung für die NHL, von deren Spieler man ja eigentlich eine hochprofessionelle Einstellung erwarten dürfte. Auch wenn es für einige einem Klimaschock gleichkommen dürfte, wenn sie plötzlich in einem Stadion mit der Ausstrahlung eines stillgelegten Fischmarktes in Wladiwostok auflaufen müssen, in dem sich die Leute gebärden, wie an einem Festschmaus einer Horde wildgewordener Paviane.

Auch das Theater um Sidney Crosby ist mir irgendwie suspekt. Gewiss, geschrieben wird viel, wie ihr lesen könnt. Aber ginge es dem Superstar ums Eishockeyspielen, würde er längst irgendwo spielen. Bei seinem Einkommen wäre es ja für ihn wahrlich ein Klacks, seinen Vertrag selber zu versichern und für die in Europa üblichen Konditionen beim Club seiner Begierde zu spielen. Stattdessen lässt er dieses kanadische Fremdgehportal «AshleyMadison» für sich in Europa hausieren, wie ZSC-Manager Peter Zahner gegenüber Papst Klaus bestätigte. Offensichtlich orientiert sich seine Spielfreude während dem Lockout also in erster Linie an der Kohle.

Nicht dass ich etwas dagegen hätte, nur sollte er in diesem Fall seinen Hunger auf Eishockey bei den Oligarchen in Russland stillen. Offensichtlich ist ihm aber die Bise in Russland selbst für ein kurzes und fürstlich bezahltes Gastspiel zu rau. Wäre er ein Schweizer Spieler, wir wären versucht, ihn als Pussy zu bezeichnen. Jedenfalls ist der Einwand, die Schweizer Liga sei für Sidney Crosby geeigneter, da hier weniger hart gespielt werde, geradezu lächerlich.

Jetzt kann man lesen, der kanadische Sportjournalist Paul Romanuk solle sich sicher sein, dass «wenn NHL-Gott Sidney Crosby in die Schweiz kommen sollte, er am ehesten für den SC Bern oder, möglicherweise für die ZSC Lions auflaufen würde. Bern wäre aber am logischsten.»

Gewiss, von der Ausstrahlung her ist der SCB in Europa nicht zu toppen. Trotzdem würde ich es mir gut überlegen, in der jetzigen Phase der Meisterschaft noch einmal die Teamhierarchie zu riskieren, um einem langzeitverletzen Superstar das Maximum an möglicher Aufmerksamkeit zu ermöglichen.

John Tavares ist mir Superstar genug. Er identifiziert sich mit der Region und der Organisation und reisst sich auf dem Eis den Arsch auf. Ich möchte mir dieses positive Bild von einem NHL Jungprofi nicht von irgendwelchen, auf die Spitze getriebenen Verkommerzialisierungsaktionen zerstören lassen. Sidney Crosby wäre bestimmt eine grosse Sache. Aber persönlich sind mir die Umstände weitaus wichtiger, als grosse Namen. Es ist wie bei den Autos: Was hilft ein fetter Auspuff, wenn nichts unter der Haube ist?

«Ich möchte in Bern bleiben, brauche aber keinen Dreijahresvertrag. Ein solcher wäre für den Klub nicht sinnvoll», meint unser Captain Martin Plüss zu seiner Vertragssituation. Auf seine zuletzt sinkenden Skorerwerte angesprochen meint er: «es wäre eine eindimensionale Betrachtung, würde man meine Leistung ausschliesslich an den Skorerpunkten messen.»

Martin Plüss ist intelligent genug um zu wissen, was er wert ist. Er könnte sich zurücklehnen und auf einen Rentenvertrag warten, den er bestimmt irgendwo erhalten würde. Er will aber Leistung zeigen und von Jahr zu Jahr schauen. Der SCB kann es sich nicht leisten, bei der momentanen Situation auf dem Transfermarkt einen solchen Musterprofi ziehen zu lassen. Man soll einer Einigung für eine weitere Zusammenarbeit nahe sein. Das ist richtig, auch wenn Ende nächster Saison auch die Verträge von Ivo Rüthemann, Ryan Gardner und wenn ich mich nicht irre, der von Marco Bührer auslaufen werden. Sven Leuenberger wird gefordert sein, den kontinuierlichen Umbau des Teams an die Hand zu nehmen.

Wenigstens konnte man die unsägliche Situation rund um den flügellahmen Thomas Déruns mittlerweile bereinigen, indem man ihn bis Saisonende in Lausanne parkiert und seinen noch eine Saison laufenden Vertrag auflöste. Déruns wird in der laufenden Spielzeit für keinen anderen Club spielen dürfen, als für den LHC.

Dafür könnte der freie Platz im Berner Angriff durch den 22 jährigen Alain Berger besetzt werden. Alain, der beim SCB mit der Rückennummer 11 auflaufen wird, unterschrieb beim SCB einen Vertrag bis 2014.

 «Ich will mit viel Körpereinsatz und Zug zum Tor spielen», sagt Berger, der im Sommer 2009 nach Nordamerika gezogen war, um den Schritt in die NHL zu schaffen. «Die NHL bleibt das Ziel, ich möchte mein Glück später nochmals in Nordamerika versuchen», sagt Berger. Den Wechsel zurück zum SCB erachtet er nicht als Rückschritt.

Zuletzt lief es dem 193 cm grossen Stürmer bei den Hamilton Bulldogs in der AHL nicht mehr nach Wunsch. Er war oft überzählig und wurde Anfang dieses Monats in die drittklassige East Coast Hockey League (ECHL) abgeschoben. Jetzt ist er vorerst mal froh, wieder mit seinem Bruder Pascal im selben Team zu spielen.

«Alain ist jung, dynamisch, kräftig und kann unserem Angriff mehr Härte und Wasserverdrängung verleihen», sagt Sven Leuenberger zu seinem alten und neuen Spieler.

Persönlich freue ich mich sehr, über diese Verpflichtung. Alain ist einer von uns und er wird sich für den SCB zerreissen. Man sollte zurückhaltend sein mit grossen Erwartungen, denn Alain wird sich zuerst wieder an die Gegebenheiten in unserer Liga gewöhnen müssen. Aber Thomas Déruns, da bin ich mir sicher, wird er bereits in seinem ersten Spiel vergessen machen.

In Sachen Spengler Cup wird es so sein, dass John Tavares für das Team Kanada auflaufen wird. In Sachen Roman Josi und Mark Streit bleibt der SCB aber hart und lässt die beiden Verteidiger nicht für den HCD, beziehungsweise Fribourg Gottéron auflaufen. «Sie begreifen, dass unser Ziel nicht der Spengler Cup, sondern die Meisterschaft ist», sagt Leuenberger. «Es gilt, gewisse Risiken zu minimieren.»

Das tönt durchaus vernünftig, aber für einmal hätte ich nichts gegen eine gewisse Unvernunft gehabt. Gewiss, passieren kann immer etwas. Aber einen Spengler Cup wie dieses Jahr wird es vielleicht nie mehr geben. Dabei geht es nicht um den HCD, sondern um die Ausstrahlung des Schweizer Eishockeys in die ganze Welt.

Ich hätte die beiden spielen lassen. Sie werden enttäuscht sein, auch wenn sie einsehen, dass sie nichts gegen ein Nein von oben tun können.

Jetzt freue ich mich aber auf die vorweihnächtlichen Partien der nächsten Woche gegen Lugano, (h) Langnau (h) und Biel (a). Vielleicht ist man ja barmherzig, und lässt die gebeutelten Tigers am Freitag gewinnen. Ich könnte damit leben, wenn man dafür der grauen Stadt das Weihnachtsfest mit einer Zerzausung am Samstag vermasseln würde.

Apropos SCB – SCL Tigers: Der Freitag, 21. Dezember 2012 ist ein besonderer Tag. Möglicherweise blüht uns an diesem Tag der Wintersonnenwende, an dem gewöhnlich ein Sonnenfest des keltischen Jahreskreises stattfindet, das jüngste Gericht, die Nacht ohne Morgen.

Wie Matthäus in seinem Evangelium über das Jüngste Gericht berichtet, trennt Jesus hier als Richter die Gerechten von den Ungerechten: «Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.» Zu den Ungerechten sagt er jedoch: «Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist!» und schliesst: «Und sie werden weggehen und die ewige Strafe erhalten, die Gerechten aber das ewige Leben.»

Gut möglich also, dass ich mich heute das letzte mal in einem Blog an euch wende. Ob ich nämlich beim jüngsten Gericht als Gerechter durchgehen werde, weiss ich nicht. Wer will das schon wissen.

Auch die Prophezeiungen des Nostradamus lassen böses erahnen. Es sollen in naher Zukunft grosse kosmische Umwälzungen stattfinden, die sich katastrophal aber zugleich auch heilend auf unseren Planeten auswirken werden. Die Erde wird taumeln und kippen, die Pole werden schmelzen, große Überschwemmungen in der Sahara und grosse Hitze- und Dürrekatastrophen in Südeuropa und Regenwaldgebieten werden stattfinden. Es kommt weltweit zu geographischen Veränderungen. Der Rhein wird bei Köln seinen Flusslauf verändern, in Italien entstehen neue Seen, Sizilien, das Gebiet um Marseille und Grossbritannien versinken im Meer. So prophezeit Nostradamus in seinem Vierzeiler VI.5:

«So grosse Hungersnot durch die pesttragende Welle. Durch langandauernden Regen am weiten arktischen Pol, Samatobryn 100 Orte der Halbkugel werden gesetzlos und frei von Politik leben.»

Apropos Politik: Sollte die Welt am Freitag wider Erwarten doch nicht untergehen, wünsche ich mir, dass man zukünftig für jedes neu erlassene Gesetz ein altes streichen muss.

Was die sieben Zwerge mit ihrem Witzfigurenparlament in Bern zurzeit aufführen, geht unter keine Kuhhaut. Man befasst sich mit Plastiksäcken und landesweiten Vermummungsverboten, währendem alleine die Verwaltungskosten für unser Pensionskassenkapital jährlich 3 Milliarden Franken verschlingen sollen.

Weiss diese Ansammlung von Profilierungsneurotikern und mutlosen Kopfnickern eigentlich, welche dringenden Probleme das Volk beschäftigen? Soll sie am Freitag der Teufel holen!

Geniesst das Leben, es könnte bald vorbei sein!

Montag, 10. Dezember 2012

Vom NHL Theater, Thomas Déruns und dem Bernhard Russi des Eishockeys


Es sieht zurzeit fast so aus, wie wenn es in der NHL mehr um die Egos einzelner Paladine ginge, als um die Interessen des Sportes und der Zuschauer. Es kann doch einfach nicht sein, dass der Sport den finanziellen Rosinenpickereien einzelner geopfert wird.

In der NHL geht es derzeit nicht um Eishockey, sondern darum, ob ein neuer Gesamtarbeitsvertrag 8 oder 10 Jahre gelten soll, ob Mehrjahresverträge mit Spielern maximal 5 oder 10 Jahre laufen dürfen und ob geltende Verträge über 100 Millionen Dollar ein paar wenige Prozente gekürzt werden dürfen. Einfach unsäglich, da lobe ich mir das gute alte Schweizer Arbeitsrecht. Aber in Amerika sei ja angeblich alles soooo viel besser...

Nicht dass mich dieses NHL Theater gross stören würde. Schliesslich haben wir beim SCB mit Streit, Josi und Tavares Sahnestücke erster Güte an Land gezogen. Und auch ich lasse mich gerne von Toren verzaubern, wie man sie in unserer Liga auf diese Weise nur selten zu sehen bekommt. Ein gutes Beispiel ist das 0:2 von John Tavares im letzten Spiel gegen Genf.

Ein wahrer Musterprofi, dieser John Tavares. Nicht nur seine Tore und Pässe, nein auch seine Arbeit in der Defensive und sein mannschaftsdienliches Verhalten verdienen grossen Respekt. Das gilt übrigens auch für Mark Streit, damit das auch einmal gesagt ist! John Tavares fühle sich in Bern ja sehr wohl und er wolle auch während der kurzen Meisterschaftspause in der Schweiz bleiben und in der Altjahrswoche den Spengler-Cup mit dem Team Canada bestreiten. Ja, ich gebe es zu: Ich freue mich auf diesen Spengler-Cup. Natürlich nur wenn... ja ihr wisst schon. Ansonsten könnte es bieder werden.

Was mir etwas zu schaffen macht ist die Ungewissheit. Gewöhnlich sind die Spiele für mich einzelne Puzzlestücke der Meisterschaft. Man geht einen Weg mit dem Ziel, das Spiel auf die Playoffs soweit zu perfektionieren, dass sich Balance, Fehleranfälligkeit und Konzentrationsfähigkeit nahe am Optimum bewegen. Das geht aber nicht, wenn man nicht weiss, ob die in die Rolle der Schlüsselspieler geschlüpften NHL Verstärkungen in den nächsten Wochen abreisen, oder ob sie die Saison in der Schweiz beenden.

So geht es, ähnlich wie bei einem Zirkusbesuch, nicht um die Tournee, sondern lediglich um die einzelne Aufführung. Immerhin kann uns diese interessanten Lockoutspiele niemand mehr wegnehmen. Die Prophezeiungen, dass die gewöhnlich langweiligen Herbstspiele durch die NHL Buben befeuert werden, haben sich jedenfalls erfüllt.

Trotzdem bin ich froh, ist bald Weihnacht. Wären die NHL Spieler vor einem Monat abgereist, hätte sich wohl gähnende Langeweile breitgemacht. Reisen sie in der Weihnachtspause oder im Januar ab, dürfte bis zu den Playoffs zu wenig Zeit bleiben, um die gefürchtete Gähn Stimmung aufkommen zu lassen. Im Gegenteil: Es wäre spannend zu sehen, wie sich die Teams ohne ihre Serientorschützen schlagen würden.

Die Punkteabstände sind so gering, dass alle auf Punkte angewiesen sind. Was wäre Zug noch wert, ohne Brunner, Zetterberg und Diaz? Wer würde beim SCB im Spielaufbau die Offensive befeuern, wer die zahlreichen Tore schiessen? Wären die ZSC Lions und Fribourg Gottéron tatsächlich die grossen Gewinner des Lockoutendes? Würden sich die Bieler Playoff Ambitionen in Luft auflösen? Nein, langweilig würde es uns nicht werden.

Lange Reden kurzer Sinn: Die Yankees sollen endlich wieder spielen, oder dann halt definitiv absagen! Mir ist egal was sie tun, wenn sie nur endlich etwas tun.

Auch bei SCB wird hinter den Kulissen eifrig gearbeitet. So prüft man zum Beispiel die Anschaffung neuer Animations-, Kommunikations- und Werbemöglichkeiten in der PostFinance-Arena. «Unter anderem soll der aktuelle Videowürfel durch ein modernes System ersetzt werden. Nebst vier dominanten LED Videoscreens mit Spielstandanzeige und Livebildern sollen bekannte statische Werbeflächen wie auch neue interaktive Elemente in Form von LED-Banden (wie man sie aus dem Fussball kennt) zum Zug kommen.»

Ich bin zwar kein Fan dieser organisierten dauernden Reizüberflutung. Dieses immer hektischer werdende nervöse dauernde Blinken, Lärmen und Werben führt nicht nur in eine immer sinnloser anmutende Verkommerzialisierung sämtlicher Lebensbereiche. Es macht auf Dauer auch krank und führt zu Konsumsucht, Privatverschuldung, dauergestressten Kindern und dem Verlust der Eigenschaft, sich an kleinen Dingen erfreuen zu können. Wohlstandsverblödung aus finanziellen Gründen. Die aktuellen Vorgänge rund um die NHL lassen grüssen...

Aber keine Angst, ich will kein Biedermann sein. Schliesslich eigne ich mich schlecht, solche Dinge zu beurteilen. Ich, der sich unwohl fühlt in Menschenmassen, sich vor der grassierenden „Verhonkongung“ der Schweiz fürchtet und wenn immer es geht an Orte hin flüchtet, wo es etwas ruhiger zu und hergeht.

Baut meinetwegen dieses Videöli- und Werbeberieselungszeugs, wenn es hilft, auch in Zukunft gute Spieler zu verpflichten. Aber bitte zuerst den Monitor rechts neben der Oldies Bar reparieren oder ersetzen. Der ist nämlich mittlerweile seit beinahe zwei Monaten defekt... Und vergesst bitte nicht, die Halle endlich anständig zu beschallen. Ich mag gerne Musik. Aber wenn man das Gefühl hat, man könne mit Lautstärke schlechte Akustikarchitektur kompensieren, dann ist es so, wie es aktuell oft ist im Stadion. Da wird Hintergrundbeschallung bei Spielunterbrüchen zu ohrenbetäubendem, kaum auszuhaltendem Lärm und an sich normale Durchsagen mutieren zu gehörschädigendem Gedröhne.

Interessant werden dürfte es an der Transferfront. Caryl Neuenschwander zieht es nach Langnau und Niklas Danielsson laufen die Felle davon, um sich für eine weitere Saison beim SCB zu empfehlen. Der missglückte Wunschtransfer Thomas Déruns wurde aus dem Vertrag entlassen und er wird seine Brötchen bis Ende Saison in Lausanne verdienen. Hoffentlich nicht auf Kosten des SCB. Schliesslich war es offensichtlich Déruns, der den Vertrag auflösen wollte.

Mehr als eine halbe Million Transfersumme soll der SCB für den Fehltransfer des Jahrtausends auf das Konto des schlauen Chris McSorley überwiesen haben. Das wären dann gegen 60 000 Fr. „Gebühren“ pro Tor, kann man im Nachhinein sagen. Ohne Lohnkosten wohlgemerkt. «In der Kabine schwieg er meist vor sich hin, und wenn er doch sprach, sagte er nichts», ist über das „Wesen und Wirken“ J des welschen Finöggelis zu lesen. So weit weg von Mutti und Freunden, der Ärmste...

Nein, mit einem solchen Ende habe auch ich nicht gerechnet. Dass Déruns trotz Airhook Goal weder eierlegende Wollmilchsau, noch Heilbringer sein würde, habe ich zwar geahnt. Trotzdem war ich der Meinung, dass er dem SCB durchaus etwas bringen würde. Immerhin habe ich damals die Frage nach dem «Return on Investment» gestellt. Zurecht, wie sich jetzt zeigt.

Wenigstens sicherte sich der SCB vertraglich so ab, dass Thomas Déruns nicht schon diese Saison wieder bei Servette landet, was definitiv des Guten zu viel wäre.

Dass der SCB jetzt Stürmer sucht, dürfte auch Martin Plüss in die Hände spielen. Seine Chancen auf einen fetten SCB Vertrag dürften dadurch nämlich steigen. Wenigstens weiss man in seinem Fall, was man hat. Einen immer noch hochkarätigen und sehr mannschaftsdienlichen Musterprofi, den man in der aktuellen Situation fast nicht ziehen lassen kann.

Sven Leuenberger habe zwar auch gute Gespräche mit Andres Ambühl geführt. Aber irgendwie mag ich nicht so recht an dieses Szenario glauben. Sicher ist, dass man spätestens nächstes Jahr gute Schweizer Transfers wird machen müssen. Man hat Kevin Lötscher verloren, Thomas Déruns floppte und die Alten sind dabei, ihren Zenit zu überschreiten. Will man dem Ziel, an der Spitze zu spielen weiterhin nachleben, wird mittelfristig etwas gehen müssen.

Auch die Goaliefrage wird aktuell werden. Hoffentlich hat man dieses Traktandum im Griff...

Daneben gibt es nicht viel zu orakeln. Von den letzten 14 Partien gewann der SCB deren 11. Man ist dort angekommen, wo man aufgrund des starken Kaders hingehört. In die Spitzengruppe.

Ein Ausblick auf den weiteren Verlauf der Meisterschaft ist aber nicht möglich. Für einen Blogger heisst das nichts weniger als schweigen und geniessen. Schliesslich bin ich keine Schreibmaschine. J Die momentane Stärke des SCB ist jedenfalls, bezogen auf die Meisterschaft, nichts wert, solange die NHL Saison nicht definitiv abgesagt wird.

Was man sagen kann ist, dass Antti Törmänen mit Hilfe von oben auch die zweite „Krise“ seiner jungen Trainerlaufbahn beim SCB gemeistert hat. Marc Lüthi hat in dieser Sache also alles richtig gemacht. Wenn die Unberechenbarkeit eines allfälligen Lockoutendes des SCB nicht noch übel mitspielt, dürfte Antti Törmänen auch nächste Saison unser Trainer sein.

Interessanter präsentiert sich die Situation momentan bei den SCL Tigers. Dort wurde der vor zwei Jahren als Messias gefeierte John Fust am Sonntag auf Druck der Geldgeber und den Fans freigestellt. Seit dem «Greenday» im Januar 2011 gewannen die Tigers von 92 Spielen noch gerade deren 28.

Trotzdem bin ich der Meinung, dass die Langnauer in erster Linie daran scheitern, dass ihnen die wundersame Playoffqualifikation die Seele vergiftete. Man erlebte ein Weltwunder und jetzt erwartet man, dass sich dieses Weltwunder Jahr für Jahr wiederholt.

Die Stimmung im umgebauten hölzernen Hockeypalast ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Dass man zurzeit auf allen Ebenen lediglich die Rolle des krassen Aussenseiters spielen kann, vermag die Fans nicht zu besänftigen respektive wird ignoriert. Man will mehr. Man erwartet, dass das Team in der ausgeglichenen Liga um die Playoffplätze spielen kann. Trotz Ausländermisere, verletzten Schlüsselspielern und massiven finanziellen Problemen.

Peter Jakob, der bisher geschätzte 20 Millionen Franken aufwendete, um das lecke Fass SCL Tigers abzudichten, soll weiter klotzen. Dabei wären jetzt gutemmentalische Tugenden wie Geduld und Pragmatismus angesagt. Mittelfristig wären die Aussichten mit der neuen Infrastruktur nämlich gar nicht so schlecht. Aber wenn man jetzt mit übersteigerten Erwartungen das Klima vergiftet, droht alles die Ilfis herunter zu schwimmen. Gerade Peter Jakob hätte das nicht verdient!

Man fantasiert von Felix Hollenstein als neuen Trainer. Gerade Felix Hollenstein, der Bernhard Russi des Eishockeys. J Der Flyers Schattenkaiser, der vom bequemen Assistenztrainerplatz aus massgeblichen Einfluss am beinahe Bankrott der Flyers haben dürfte, soll jetzt beim bescheidenen Land Club mit der Sparbremse in der Hand neue Wunder vollbringen? Da muss einmal mehr ein Ross lachen. Ich glaube kaum, dass Hollenstein eine Erkältung riskieren würde, indem er die Nase in die frostige Langnauer Bise strecken würde. Der züchtet edle Schäferhunde und ist schlau genug, sich die intakte Fassade nicht beschmutzen zu lassen. Da er nicht am Hungertuch nagen dürfte, hat er jede Menge Zeit, um auf einen angemessen bezahlten Job zu warten, bei dem er keine Kratzer im Lack riskiert.

Abgesehen davon würde in Langnau momentan wohl nur ein Masochist einen Trainervertag unterzeichnen. Selbst Nachwuchstrainer Konstantin Kurashev mag seinen schönen Job nicht aufgeben, um als Notnagel einzuspringen. Wohlweislich, würde ich meinen. So übernimmt der bisherige Assistenzcoach Alex Reinhard die Rolle des neuen Spucknapfes und zukünftigen Bauernopfers. Bei den Tigers geht es nämlich bis zum Beginn der Playouts nicht mehr darum, die rote Laterne abzugeben. Es geht lediglich noch um den Abstand zum Zweitletzten.

Arnaud Montandon, der 21 jährige Sohn der Hockeylegende Gil Montandon weilt in Langnau zum Probetraining. Der 193 cm grosse und 98 kg schwere Stürmerhüne will ein weiteres Mal seine NL A Tauglichkeit beweisen. Ich hoffe für Arnaud und die Tigers, dass es klappen wird.

Schauen wir, was der SCB nach der Natipause in den Spielen gegen Lugano, (h) Langnau (h) und Biel (a) noch zustande bringt. Sven Leuenberger scheint jedenfalls Lunte gerochen zu haben. «Jetzt hoffe ich, dass wir die letzten drei Spiele im zu Ende gehenden Jahr auch noch gewinnen können», schreibt er im neusten Newsletter. Gut möglich, dass der SCB mit diesen drei Siegen als Leader in die Weihnachtspause gehen würde.