Nachdem sich die Welt auch nach dem 21. Dezember noch
weiterdreht, beendete der SCB das Jahr gleich mit zwei Derby-Niederlagen. Nach
dem 1:2 gegen die SCL Tigers im letzten Heimspiel des Jahres verloren die Berner
auch in Biel mit 3:4 nach Penaltyschiessen.
Habt ihr auch Cüplicup geschaut? Ich wollte mir das erste
Spiel der Kanadier anschauen, bin dabei aber fast eingeschlafen. Peinliches
Pomedangekraue der angeblichen Superstars. Nicht einmal gekratzt und gebissen
wurde, wie neulich im Bieler Tollhaus. Jetzt lügt er auch noch, der Feigling.
Wie wenn sich John Tavares selber in die Kehle gebissen hätte. Gut, es könnte
ja auch noch Byron Ritchie gewesen sein. J
«Zu viel Schönschön, zu wenig Arbeiterhockey», meinte Mark
Streit zu den einmal mehr peinlichen Darbietungen unseres SCB gegen Biel und
die Tigers.
Offensichtlich gelingt es nicht einmal mehr in den Derbys,
so etwas wie Emotionen zu entwickeln, um für die Fans den Komfortmodus zu
verlassen. Statt einmal aus der Halbdistanz abzudrücken, spielt man lässige
Querpässchen in die Füsse der gegnerischen Verteidiger oder man hält die
Scheibe an der blauen Linie so lange, bis man sie vertändelt.
Mir kommt es so vor, wie wenn der SCB nur noch Leidenschaft
entwickelt, wenn es darum geht, ein Donnerwetter zu verhindern. Vielleicht
sollte sich Marc Lüthi an Christian Constantin ein Beispiel nehmen und sich
vermehrt in der Nähe der Spielerbank aufhalten. Gut möglich, dass dadurch die
grassierende Lethargie etwas durchbrochen werden könnte.
Es ist doch einfach nicht normal, dass des Konfirmanden
Plüschbärchen gegen den nur mit zwei Ausländern angetretenen abgeschlagenen
Tabellenletzten auftreten wie an einer Wohltätigkeitsveranstaltung und eine 1:0
Führung über die Zeit schaukeln wollen, statt weitere Tore zu schiessen.
Und nachdem man die Tigers derart aufgebaut hatte, dass kein
Unterschied mehr auszumachen war, zwischen dem Heimteam und dem
Tabellenletzten, folgte das Weihnachtsgeschenkli in Form eines läppischen Torhüterfehlers.
Nicht der erste in dieser Saison wohlgemerkt. Auf der Torhüterposition, man
braucht da nicht zu beschönigen, sind wir nur noch biederer Durchschnitt, auch
wenn sich das natürlich statistisch zerreden liesse.
Ich habe nach dem zweiten Drittel auf eine 1:2
Penaltyniederlage getippt. Dass man es dann noch während der regulären
Spielzeit versemmelte, war mehr Erlösung als Frust. Es ist traurig, aber das
Spiel war nicht viel mehr, als eine Durchhalteübung für den standhaften Fan.
Wenigstens bei der Ehrung des besten Spielers kam dann doch
noch so etwas wie Stimmung auf, als die Fans Mark Streit auspfiffen, welcher
angeblich der beste Berner gewesen war. Ich weiss nicht wer für die Auswahl
dieser Spieler zuständig ist. Aber es muss ein Gremium sein, dem es an
jeglicher Sensibilität fehlt. Mark Streit mag meinetwegen tatsächlich der beste
der Himmeltraurigen gewesen sein. Trotzdem verstolperte er gegen die Tigers,
wie auch zuvor gegen Lugano im Powerplay sämtliche Scheiben an der blauen
Linie.
Zusammen mit seiner Unmutsbekundung, weil ihn der «Cholesack»
nicht an die «Fähnlischwingete» nach Davos gehen lässt, musste man ihn ganz
einfach auspfeifen. Wenn schon die Mannschaft auf dem Eis mehr und mehr
jeglichen Dreck vermissen lässt, ist es nichts als richtig, wenn wenigstens die
Fans nicht auch noch in Lethargie verfallen. Man sollte sich nicht alles
gefallen lassen. Auch wenn sich dadurch die Anhänger der Empörungsgesellschaft
provoziert fühlen und Zeter und Mordio schreien, wegen der angeblicher Respektlosigkeit.
Dabei ist eine gewisse Respektlosigkeit durchaus ein Privileg der Jugend.
Nein, ich habe nichts dagegen wenn Herr Streit aufbegehrt,
weil er im Davoser Kabinengang nicht über Steffi Buchli herfallen darf. Ich
habe aber auch nichts dagegen, wenn die Fans Herrn Streit auspfeifen, wenn sie
vom Spiel und von der Leistung des NHL Captains enttäuscht sind. Man kann nicht
über schlechte Stimmung jammern und von den Hardcorefans erwarten, dass sie
sich wie Chorknaben verhalten. Die Chorknaben kurven schon auf dem Eis herum,
ich denke das reicht.
Wenigstens hat Mark Streit den Wink mit dem Zaunpfahl
verstanden und in Biel eine feine Leistung gezeigt. Ehrlich gesagt habe ich von
ihm nichts anderes erwartet. «Ich nerve mich vor allem über die beiden Niederlagen.
Die Pfiffe waren das Geringste, was mich am Wochenende gestört hat», meinte
Streit im Stile eines Routiniers.
Der SCB musste für den Spengler Cup Roche, Kinrade, Tavares
und Ritchie abgeben. Die Empörungsschreier in den Kommentarspalten sind jetzt
entrüstet, dass der «Berner Beizer und Miesepeter» Marc Lüthi nicht auch noch
Mark Streit und Roman Josi nach Davos chauffieren lässt. Vermutlich hätte man
den Davosern auch noch ein Milliönchen in den Ehrenwertesten blasen sollen,
damit diese den Eventfuzzis am Eingang gratis Bieberpelzmützen über ihre von
Botox verunstalteten Totenmasken ziehen können.
Ursprünglich war ich ja eigentlich auch der Meinung, dass
man zumindest Mark Streit das Spengler Cup Zückerli hätte zugestehen sollen. So
wie die Reaktionen jetzt aber ausfallen, hat der SCB Recht gehabt, dass man
keine weiteren Spieler freistellte. Die sechs Schlüsselspieler des SCB am
Spengler Cup wären definitiv des Guten zu viel. Schon bei vier ist die
Wahrscheinlichkeit gross, dass sich einer verletzt. Was haben wir davon? Man
sollte den Davosern ihr Freudeli lassen, sich daneben aber nicht beteiligen.
Der Abgang von Nicklas Danielsson beelendet mich irgendwie.
Bei aller Freude an den Toren der NHL Stars bin ich mehr und mehr der Meinung,
dass wir bei der Weiterentwicklung der Mannschaft ein verlorenes Jahr erleben.
Nicht nur dass die Meisterschaft aufgrund der Unsicherheit rund um den Lockout
völlig in den Hintergrund gerät. Auch die getätigten Transfers sind
gewissermassen nutzlos, weil sie nicht ins Team integriert werden können.
Daniel Rubin agiert wie ein Dutzendspieler, Franco Collenberg hat sich in
Rapperswil integriert und Danielsson, der weiss Gott das Zeug dazu hätte, um in
unserer Liga eine grosse Nummer zu werden, hat den SCB bereits wieder
verlassen.
Aber auch unabhängig vom Lockout muss man sich fragen, warum
es dem SCB nicht gelingt, neue Spieler zu integrieren. In dieser Hinsicht tritt
man seit Jahren an Ort, was dazu führt, dass man jetzt wohl den Vertrag mit dem
35 jährigen Martin Plüss um zwei Jahre verlängert, verlängern muss. Dabei
sollte man doch, will man das Potential halten, das Team stetig umbauen,
beziehungsweise weiterentwickeln. Wer glaubt, mit einem Altherrensturm könne
das Potential gehalten werden, könnte sich täuschen. Schon jetzt sind wir in
der Situation, dass wir faktisch nur über eine produktive Linie verfügen.
Je länger man mit dem Umbau des Teams zuwartet, desto
grösser ist das Risiko, dass man plötzlich abstürzt. In diesem Zusammenhang
muss man sich auch fragen, warum es dem SCB nicht mehr gelingt, Topshots zu
verpflichten. Liegt es am Sportchef? Oder sind die Hierarchien beim SCB derart
in Stein gemeisselt, dass potentielle Schlüsselspieler den SCB meiden? Hat man
den finanziellen Zenit erreicht und kann ganz einfach nicht mehr mithalten oder
fürchtet man sich davor, dass neue Alphatiere die Ruhe stören könnten?
Ich weiss es nicht. Was ich weiss ist, dass der SCB schon
fast einen keimfreien Eindruck hinterlässt. Für mich schon fast zu viel der
Musterprofis. Wo bleibt der Dreck der früheren Jahre? Chris von Rohr hat doch
in einem anderen Zusammenhang einmal so wunderschön «meh Dräck» gefordert. Ist
es nicht der Dreck, der uns fehlt? Zuweilen kommt mir der SCB fast vor, wie die
Weihnachtssendung von Francine Jordi. Ein Trainer wie ein Jungwachtführer, ein
Sportchef wie ein Priesteraspirant und eine Mannschaft, bestehend aus braven
Ministranten.
So wie sich die Dinge entwickeln, möchte ich nicht mehr
ausschliessen, dass sich der SCB bereits nächstes Jahr ins hintere Mittelfeld
verabschiedet. Es bräuchte wieder einmal etwas Grosses, so wie seinerzeit die
Verpflichtung von Christian Dubé oder Martin Plüss. Mir scheint aber, dass wir
weiter weg sind von solchen Träumereien, als Vreni Schneider vor einer
grandiosen Gesangskarriere.
Aber vielleicht irre ich mich ja und man überrascht wieder
einmal alle. Ein neuer Torhüter? Oder ein Verteidigungsminister, damit man den
mittelmässigen Sturm mit einem dritten Ausländer befeuern kann? Oder doch noch
ein hochkarätiger Stürmer? Nein, nicht Andres Ambühl. Aber zum Beispiel Inti
Pestoni. Der vergeudet doch sein Talent im stetigen Abstiegskampf.
Gerade die Frage des Torhüters dürfte uns in nächster Zeit
noch schlaflose Nächte bereiten. Marc Lüthi soll zwar anlässlich eines Vorbereitungsspiels
in Küssnacht gesagt haben, Marco Bührer könne problemlos noch drei Jahre auf
diesem Niveau weiterspielen. Leider ist mir aber die Quelle gerade entfallen.
Dabei hätte der SCB doch in dieser Sache alle Trümpfe in den
Händen. Man bräuchte nur auf die grandiosen Karrieren eines Renato Tosios oder
Marco Bührers zu verweisen. Hier könnte man einem jungen Torhüter etwas bieten.
In diesem Sinne: Bitte kein mutloses Klammern, sondern handeln für die Zukunft!
Ich hoffe dass man in der Trainerfrage nichts überstürzt. Gerade
auf dieser Position kann man warten. Wenn es sein muss sogar bis die Bäume
blühen. Antti scheint seinen Job zwar ansprechend zu machen. Aber der Lockout
verfälscht die Einschätzung und dass Rubin lahmt und Danielsson geflüchtet ist,
wirft doch einige Fragen auf. Es gäbe da einen Desperadotrainer, dem die Felle
davonzuschwimmen drohen. Einer der die Spieler stärker machen und Emotionen
schüren kann.
Warum bekommt Alain Berger eigentlich nicht mehr Eiszeit?
Sein Einstand gegen Lugano war doch ansprechend, seither hat man ihn aber kaum
mehr gesehen. Ein weiterer Spieler, den man nicht integrieren kann?
Viele Fragen, wenig Antworten. Schade ist es dem SCB in den
letzten Spielen nicht gelungen, meine Zweifel zu zerstreuen.
Habt Spass und seid zuversichtlich, schliesslich beginnt
bald ein neues Jahr. Neues Spiel, neues Glück gewissermassen.