Es sieht zurzeit fast so aus, wie wenn es in der NHL mehr um
die Egos einzelner Paladine ginge, als um die Interessen des Sportes und der
Zuschauer. Es kann doch einfach nicht sein, dass der Sport den finanziellen
Rosinenpickereien einzelner geopfert wird.
In der NHL geht es derzeit nicht um Eishockey, sondern
darum, ob ein neuer Gesamtarbeitsvertrag 8 oder 10 Jahre gelten soll, ob
Mehrjahresverträge mit Spielern maximal 5 oder 10 Jahre laufen dürfen und ob
geltende Verträge über 100 Millionen Dollar ein paar wenige Prozente gekürzt
werden dürfen. Einfach unsäglich, da lobe ich mir das gute alte Schweizer
Arbeitsrecht. Aber in Amerika sei ja angeblich alles soooo viel besser...
Nicht dass mich dieses NHL Theater gross stören würde.
Schliesslich haben wir beim SCB mit Streit, Josi und Tavares Sahnestücke erster
Güte an Land gezogen. Und auch ich lasse mich gerne von Toren verzaubern, wie
man sie in unserer Liga auf diese Weise nur selten zu sehen bekommt. Ein gutes
Beispiel ist das 0:2 von John Tavares im letzten Spiel gegen Genf.
Ein wahrer Musterprofi, dieser John Tavares. Nicht nur seine
Tore und Pässe, nein auch seine Arbeit in der Defensive und sein
mannschaftsdienliches Verhalten verdienen grossen Respekt. Das gilt übrigens
auch für Mark Streit, damit das auch einmal gesagt ist! John Tavares fühle sich
in Bern ja sehr wohl und er wolle auch während der kurzen Meisterschaftspause
in der Schweiz bleiben und in der Altjahrswoche den Spengler-Cup mit dem Team
Canada bestreiten. Ja, ich gebe es zu: Ich freue mich auf diesen Spengler-Cup. Natürlich nur wenn... ja ihr wisst schon. Ansonsten könnte es bieder werden.
Was mir etwas zu schaffen macht ist die Ungewissheit.
Gewöhnlich sind die Spiele für mich einzelne Puzzlestücke der Meisterschaft.
Man geht einen Weg mit dem Ziel, das Spiel auf die Playoffs soweit zu
perfektionieren, dass sich Balance, Fehleranfälligkeit und
Konzentrationsfähigkeit nahe am Optimum bewegen. Das geht aber nicht, wenn man
nicht weiss, ob die in die Rolle der Schlüsselspieler geschlüpften NHL
Verstärkungen in den nächsten Wochen abreisen, oder ob sie die Saison in der
Schweiz beenden.
So geht es, ähnlich wie bei einem Zirkusbesuch, nicht um die
Tournee, sondern lediglich um die einzelne Aufführung. Immerhin kann uns diese
interessanten Lockoutspiele niemand mehr wegnehmen. Die Prophezeiungen, dass
die gewöhnlich langweiligen Herbstspiele durch die NHL Buben befeuert werden,
haben sich jedenfalls erfüllt.
Trotzdem bin ich froh, ist bald Weihnacht. Wären die NHL
Spieler vor einem Monat abgereist, hätte sich wohl gähnende Langeweile
breitgemacht. Reisen sie in der Weihnachtspause oder im Januar ab, dürfte bis
zu den Playoffs zu wenig Zeit bleiben, um die gefürchtete Gähn Stimmung
aufkommen zu lassen. Im Gegenteil: Es wäre spannend zu sehen, wie sich die
Teams ohne ihre Serientorschützen schlagen würden.
Die Punkteabstände sind so gering, dass alle auf Punkte
angewiesen sind. Was wäre Zug noch wert, ohne Brunner, Zetterberg und Diaz? Wer
würde beim SCB im Spielaufbau die Offensive befeuern, wer die zahlreichen Tore
schiessen? Wären die ZSC Lions und Fribourg Gottéron tatsächlich die grossen
Gewinner des Lockoutendes? Würden sich die Bieler Playoff Ambitionen in Luft
auflösen? Nein, langweilig würde es uns nicht werden.
Lange Reden kurzer Sinn: Die Yankees sollen endlich wieder
spielen, oder dann halt definitiv absagen! Mir ist egal was sie tun, wenn sie
nur endlich etwas tun.
Auch bei SCB wird hinter den Kulissen eifrig gearbeitet. So
prüft man zum Beispiel die Anschaffung neuer Animations-, Kommunikations- und
Werbemöglichkeiten in der PostFinance-Arena. «Unter anderem soll der aktuelle
Videowürfel durch ein modernes System ersetzt werden. Nebst vier dominanten LED
Videoscreens mit Spielstandanzeige und Livebildern sollen bekannte statische
Werbeflächen wie auch neue interaktive Elemente in Form von LED-Banden (wie man
sie aus dem Fussball kennt) zum Zug kommen.»
Ich bin zwar kein Fan dieser organisierten dauernden
Reizüberflutung. Dieses immer hektischer werdende nervöse dauernde Blinken,
Lärmen und Werben führt nicht nur in eine immer sinnloser anmutende
Verkommerzialisierung sämtlicher Lebensbereiche. Es macht auf Dauer auch krank
und führt zu Konsumsucht, Privatverschuldung, dauergestressten Kindern und dem
Verlust der Eigenschaft, sich an kleinen Dingen erfreuen zu können.
Wohlstandsverblödung aus finanziellen Gründen. Die aktuellen Vorgänge rund um
die NHL lassen grüssen...
Aber keine Angst, ich will kein Biedermann sein.
Schliesslich eigne ich mich schlecht, solche Dinge zu beurteilen. Ich, der sich
unwohl fühlt in Menschenmassen, sich vor der grassierenden „Verhonkongung“ der
Schweiz fürchtet und wenn immer es geht an Orte hin flüchtet, wo es etwas
ruhiger zu und hergeht.
Baut meinetwegen dieses Videöli- und Werbeberieselungszeugs,
wenn es hilft, auch in Zukunft gute Spieler zu verpflichten. Aber bitte zuerst
den Monitor rechts neben der Oldies Bar reparieren oder ersetzen. Der ist
nämlich mittlerweile seit beinahe zwei Monaten defekt... Und vergesst bitte
nicht, die Halle endlich anständig zu beschallen. Ich mag gerne Musik. Aber
wenn man das Gefühl hat, man könne mit Lautstärke schlechte Akustikarchitektur
kompensieren, dann ist es so, wie es aktuell oft ist im Stadion. Da wird
Hintergrundbeschallung bei Spielunterbrüchen zu ohrenbetäubendem, kaum
auszuhaltendem Lärm und an sich normale Durchsagen mutieren zu
gehörschädigendem Gedröhne.
Interessant werden dürfte es an der Transferfront. Caryl
Neuenschwander zieht es nach Langnau und Niklas Danielsson laufen die Felle
davon, um sich für eine weitere Saison beim SCB zu empfehlen. Der missglückte
Wunschtransfer Thomas Déruns wurde aus dem Vertrag entlassen und er wird seine
Brötchen bis Ende Saison in Lausanne verdienen. Hoffentlich nicht auf Kosten
des SCB. Schliesslich war es offensichtlich Déruns, der den Vertrag auflösen
wollte.
Mehr als eine halbe Million Transfersumme soll der SCB für
den Fehltransfer des Jahrtausends auf das Konto des schlauen Chris McSorley
überwiesen haben. Das wären dann gegen 60 000 Fr. „Gebühren“ pro Tor, kann man
im Nachhinein sagen. Ohne Lohnkosten wohlgemerkt. «In der Kabine schwieg er
meist vor sich hin, und wenn er doch sprach, sagte er nichts», ist über das
„Wesen und Wirken“ J des welschen Finöggelis zu lesen. So weit weg von Mutti
und Freunden, der Ärmste...
Nein, mit einem solchen Ende habe auch ich nicht gerechnet.
Dass Déruns trotz Airhook Goal weder eierlegende Wollmilchsau, noch Heilbringer
sein würde, habe ich zwar geahnt. Trotzdem war ich der Meinung, dass er dem SCB
durchaus etwas bringen würde. Immerhin habe ich damals die Frage nach dem
«Return on Investment» gestellt. Zurecht, wie sich jetzt zeigt.
Wenigstens sicherte sich der SCB vertraglich so ab, dass
Thomas Déruns nicht schon diese Saison wieder bei Servette landet, was
definitiv des Guten zu viel wäre.
Dass der SCB jetzt Stürmer sucht, dürfte auch Martin Plüss
in die Hände spielen. Seine Chancen auf einen fetten SCB Vertrag dürften
dadurch nämlich steigen. Wenigstens weiss man in seinem Fall, was man hat.
Einen immer noch hochkarätigen und sehr mannschaftsdienlichen Musterprofi, den
man in der aktuellen Situation fast nicht ziehen lassen kann.
Sven Leuenberger habe zwar auch gute Gespräche mit Andres
Ambühl geführt. Aber irgendwie mag ich nicht so recht an dieses Szenario
glauben. Sicher ist, dass man spätestens nächstes Jahr gute Schweizer Transfers
wird machen müssen. Man hat Kevin Lötscher verloren, Thomas Déruns floppte und
die Alten sind dabei, ihren Zenit zu überschreiten. Will man dem Ziel, an der
Spitze zu spielen weiterhin nachleben, wird mittelfristig etwas gehen müssen.
Auch die Goaliefrage wird aktuell werden. Hoffentlich hat
man dieses Traktandum im Griff...
Daneben gibt es nicht viel zu orakeln. Von den letzten 14
Partien gewann der SCB deren 11. Man ist dort angekommen, wo man aufgrund des
starken Kaders hingehört. In die Spitzengruppe.
Ein Ausblick auf den weiteren Verlauf der Meisterschaft ist
aber nicht möglich. Für einen Blogger heisst das nichts weniger als schweigen
und geniessen. Schliesslich bin ich keine Schreibmaschine. J Die momentane Stärke
des SCB ist jedenfalls, bezogen auf die Meisterschaft, nichts wert, solange die
NHL Saison nicht definitiv abgesagt wird.
Was man sagen kann ist, dass Antti Törmänen mit Hilfe von
oben auch die zweite „Krise“ seiner jungen Trainerlaufbahn beim SCB gemeistert
hat. Marc Lüthi hat in dieser Sache also alles richtig gemacht. Wenn die
Unberechenbarkeit eines allfälligen Lockoutendes des SCB nicht noch übel
mitspielt, dürfte Antti Törmänen auch nächste Saison unser Trainer sein.
Interessanter präsentiert sich die Situation momentan bei
den SCL Tigers. Dort wurde der vor zwei Jahren als Messias gefeierte John Fust
am Sonntag auf Druck der Geldgeber und den Fans freigestellt. Seit dem
«Greenday» im Januar 2011 gewannen die Tigers von 92 Spielen noch gerade deren
28.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass die Langnauer in erster
Linie daran scheitern, dass ihnen die wundersame Playoffqualifikation die Seele
vergiftete. Man erlebte ein Weltwunder und jetzt erwartet man, dass sich dieses
Weltwunder Jahr für Jahr wiederholt.
Die Stimmung im umgebauten hölzernen Hockeypalast ist nur
noch ein Schatten seiner selbst. Dass man zurzeit auf allen Ebenen lediglich
die Rolle des krassen Aussenseiters spielen kann, vermag die Fans nicht zu
besänftigen respektive wird ignoriert. Man will mehr. Man erwartet, dass das
Team in der ausgeglichenen Liga um die Playoffplätze spielen kann. Trotz
Ausländermisere, verletzten Schlüsselspielern und massiven finanziellen
Problemen.
Peter Jakob, der bisher geschätzte 20 Millionen Franken
aufwendete, um das lecke Fass SCL Tigers abzudichten, soll weiter klotzen.
Dabei wären jetzt gutemmentalische Tugenden wie Geduld und Pragmatismus
angesagt. Mittelfristig wären die Aussichten mit der neuen Infrastruktur
nämlich gar nicht so schlecht. Aber wenn man jetzt mit übersteigerten
Erwartungen das Klima vergiftet, droht alles die Ilfis herunter zu schwimmen.
Gerade Peter Jakob hätte das nicht verdient!
Man fantasiert von Felix Hollenstein als neuen Trainer.
Gerade Felix Hollenstein, der Bernhard Russi des Eishockeys. J Der Flyers
Schattenkaiser, der vom bequemen Assistenztrainerplatz aus massgeblichen
Einfluss am beinahe Bankrott der Flyers haben dürfte, soll jetzt beim
bescheidenen Land Club mit der Sparbremse in der Hand neue Wunder vollbringen?
Da muss einmal mehr ein Ross lachen. Ich glaube kaum, dass Hollenstein eine
Erkältung riskieren würde, indem er die Nase in die frostige Langnauer Bise
strecken würde. Der züchtet edle Schäferhunde und ist schlau genug, sich die
intakte Fassade nicht beschmutzen zu lassen. Da er nicht am Hungertuch nagen
dürfte, hat er jede Menge Zeit, um auf einen angemessen bezahlten Job zu warten,
bei dem er keine Kratzer im Lack riskiert.
Abgesehen davon würde in Langnau momentan wohl nur ein
Masochist einen Trainervertag unterzeichnen. Selbst Nachwuchstrainer Konstantin
Kurashev mag seinen schönen Job nicht aufgeben, um als Notnagel einzuspringen.
Wohlweislich, würde ich meinen. So übernimmt der bisherige Assistenzcoach Alex
Reinhard die Rolle des neuen Spucknapfes und zukünftigen Bauernopfers. Bei den
Tigers geht es nämlich bis zum Beginn der Playouts nicht mehr darum, die rote
Laterne abzugeben. Es geht lediglich noch um den Abstand zum Zweitletzten.
Arnaud Montandon, der 21 jährige Sohn der Hockeylegende Gil
Montandon weilt in Langnau zum Probetraining. Der 193 cm grosse und 98 kg
schwere Stürmerhüne will ein weiteres Mal seine NL A Tauglichkeit beweisen. Ich
hoffe für Arnaud und die Tigers, dass es klappen wird.
Schauen wir, was der SCB nach der Natipause in den Spielen
gegen Lugano, (h) Langnau (h) und Biel (a) noch zustande bringt. Sven
Leuenberger scheint jedenfalls Lunte gerochen zu haben. «Jetzt hoffe ich, dass
wir die letzten drei Spiele im zu Ende gehenden Jahr auch noch gewinnen
können», schreibt er im neusten Newsletter. Gut möglich, dass der SCB mit
diesen drei Siegen als Leader in die Weihnachtspause gehen würde.
Der mit dem "Kratzer im Lack" ist doch gut, oder nicht? Vertrete Dich als Möff offenbar gar nicht so schlecht im Tigers-Forum, obwohl ich den Hollenstein zwar als "graue Eminenz" und Klotener-Dorfkönig sehe, aber kaum glaube, dass er den grössenwahnsinnigen Bircher wirklich massgeblich beeinflusst hat.
AntwortenLöschenEine neue Beschallungsanlage würde unsere Postomat-Arena wirklich gut tun! Rechne aber kaum damit, dass da etwas geschehen wird. Die Bestehende ist ja noch nicht wirklich lange in betrieb...
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