Nachdem man gegen Lugano bereits nach 8
Sekunden das 0:1 hinnehmen musste, Travis Roche schlief noch den Schlaf des
Gerechten, taumelte man zwar bedrohlich, aber man kämpfte sich in der Folge
beharrlich ins Spiel zurück. Es war gewissermassen die Begegnung der geläuterten,
denn auch Lugano trat mit viel Moral und Kampfwillen an.
Noch vor zwei Wochen hätten wir gegen Gegner,
die wie Lausanne am Freitag und Lugano am Samstag auftraten, nichts zu
bestellen gehabt. Jetzt macht es wieder Spass dem SCB zuzuschauen. Natürlich
ist es ärgerlich, wenn man 12 Minuten vor Schluss mit 3:1 in Führung liegt und
das Resultat nicht über die Zeit bringt. Vielleicht weil man im Nachgang der
Krise noch zu wenig variantenreich spielt, aber vielleicht auch einfach darum,
weil man den Anstürmen des starken Gegners zwischenzeitlich nicht mehr
gewachsen war.
Aber was zählt ist, dass man wieder so
auftritt, dass man in den Spielen bis zum Schluss um den Sieg fighten kann und
dass man vor allem wieder an den Sieg glaubt. Schade, dass Ryan Gardner im
Rausch des neuen Zweijahresvertrages in der Offensive zurzeit jede Scheibe
vertrötet, aber zumindest defensiv und im Backchecking verrichtet er seine
Arbeit tadellos.
Umso schöner ist es, den jungen Bären
zuzuschauen. Habt ihr Sämi Kreis beobachtet? Da wächst wieder ein Verteidiger
der Extraklasse heran! Tristan Scherwey entwickelt sich still und leise zu
einer wahren Granate und Pascal Berger ist heiss wie ein Kugelblitz und
gefährlich wie eine Salve aus einem Scharfschützengewehr. Es sind Spieler wie Sämi
Kreis, Tristan Scherwey und Pascal Berger, welche den SCB der Zukunft prägen
werden.
In diesem Sinne wäre es schön, in der
Weihnachtspause oder im Verlauf des nächsten Sommers die frühzeitige
Vertragsverlängerung mit Tristan Scherwey um mindestens 2 Jahre zu vernehmen.
Sein Werdegang beim SCB und sein jederzeit selbstloser Einsatz schreien
geradezu nach einer solchen Massnahme.
Besonders weil ja wegen dem bösen Lüthi gemäss
dem Sonntagsblick zahlreiche „Stars“ den SCB meiden würden. Mir ist allerdings eine
Organisation, die in der Lage ist, jedes Jahr eine Mannschaft zu stellen, mit
der sich etwas erreichen lässt, lieber, als diese Lackaffen. Und dass in einer
guten Firma der „Patron“, wenn es die Situation erfordert, dann und wann den
Tarif durchgibt, scheint mir eher löblich, als zu hinterfragen.
Man sollte sich von solchem Geschreibsel nicht
beeinflussen lassen. Sportlich scheint es aufwärts zu gehen, in der
Trainerfrage fehlen Zeichen und Notwendigkeit und so bleibt halt nur noch irgendeine
der üblichen Geschichten, um das gelangweilte Sonntagsvolk zu unterhalten. Das
nächste Mal wird es wieder heissen, der unfähige Sportchef mit den drei Finals
und den zwei Titeln in der näheren Vergangenheit sei nicht fähig, gute
Transfers zu tätigen und gehöre daher zum Teufel gejagt.
Man sollte jetzt versuchen, den
eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Was mit Antti letztendlich nicht mehr
geklappt hat, ist schwierig zu sagen. Es scheint so zu sein, dass es ihm
mangels Erfahrung nicht gelungen ist, sich selber so neu zu erfinden, dass er
die Spieler weiter fesseln konnte. Man konnte das ja in ähnlicher Form auch bei
John Fust in Langnau beobachten. In seiner ersten Saison liess er die Kabine
neu streichen und fesselte die Mannschaft mit frischen Sprüchen und Methoden.
Nach dem Erfolg mit der Playoffqualifikation sah er sich grossen Erwartungen
ausgesetzt und da die Kabine schon neu gestrichen war, war der Ofen aus.
Was für eine Strategie jetzt in der
Trainerfrage gefahren wird, weiss ich nicht. «Warten auf Ralph» könnte eine
sein, besonders so lange, wie Lars Leuenberger mit der Mannschaft erfolgreich
spielt. Dass man daneben zweigleisig fährt, scheint mir unwahrscheinlich. Das
ginge sowieso nur mit einem weiteren Übergangscoach. Ich lasse mich in dieser
Sache einfach mal überraschen. Jetzt wurde ja vorerst mal Gary Sheehan als
neuer Assistenzcoach für Lars Leuenberger bis Ende Saison verpflichtet. Sheehan
war bis zum Ende der vergangenen Saison während acht Jahren Headcoach beim
NLB-Klub HC La Chaux-de-Fonds, steht bei den Neuenburgern bis zum Ende der
Saison 2014/15 unter Vertrag und wird dem SC Bern bis zum Ende der Saison
2013/14 ausgeliehen. Es geht also weiter mit Lars und das ist gut so!
Ebenfalls interessant dürfte die Transferfront
werden. Ist Peter Guggisberg tatsächlich ein Thema und was läuft mit Daniel
Rubin, Ivo Rüthemann, Travis Roche und Alain Berger?
Für mich hat Travis Roche hier immer noch die
besten Karten. Wenn ich eine Rangliste der ausländischen SCB-Verteidiger über
die letzten 30 Jahre erstellen müsste, würde ich sagen:
1. Rexi
Ruotsalainen
2. Fredrik
Olausson
3. Travis
Roche
In diesem Sinn würde ich mit Travis Roche wohl
noch einmal ein Jahr verlängern, auch wenn er gestern beim 0:1 gepennt hat und
dann und wann verletzt ist. Ivo Rüthemann, so leid es mir tut, genügt als
Spieler beim SCB nicht mehr und Daniel Rubin, ausser vielleicht mit dem
Kontrakt eines billigen Viertlinienspielers, wohl ebenfalls nicht. Alain Berger
ist mir von der Spielart her zwar sympathisch, aber er muss zeigen, dass er noch
ein Brikett nachlegen kann.
Daneben bleibt noch die Frage, was Christoph
Bertschy im Schild führt. Ich hoffe natürlich, dass er dem SCB zumindest noch
eine Saison erhalten bleibt, bevor er sich in Nordamerika versucht.
Nach einer wunderbaren Woche mit drei Siegen
und 8 Punkten gegen Davos (h), Lausanne (a) und Lugano folgen jetzt die Spiele
gegen Rappi (a), Fribourg (h) und Ambri (a). Wenn sich der SCB weiterhin nach
vorne orientieren will, sollten aus diesen Partien mindestens 6 Punkte gewonnen
werden. Da der SCB jetzt wieder aktives und somit attraktives Hockey zeigt,
können wir uns auf packende Spiele freuen.
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