Der SCB enttäuschte trotz neuem Besen an der Bande erneut
von A-Z. Nach einem 4:2 Sieg nach einem kämpferischen Strohfeuer gegen Ambri am
Freitag, musste sich der SCB tags darauf von einem dezimierten Fribourg
phasenweise vorführen lassen. Die logische 3:2 Niederlage bedeutet den erneuten
Fall unter den Trennstrich.
Ja, liebe SCB Fans, diese Saison ist wahrlich Blechmusik,
keine Symphonie. Ein stetiger Wechsel zwischen hoffen und bangen, um sogleich
wieder in die nächste Enttäuschung abzugleiten.
So gesehen war dieses Wochenende geradezu bezeichnend. Das
Neubesenspiel vom Samstag kam mir vor, wie die ersten Spiele unter Lars nach
der Freistellung von Antti Törmänen. Etwas mehr Einsatz, etwas mehr Schüsse
aufs Tor, etwas mehr Bemühung, im Slot präsent zu sein um dann einen weiteren,
im Nachhinein trügerischen Sieg einzufahren.
Bereits am Samstag präsentierte der SCB gegen ausgedünnte
und selbst in vieler Hinsicht kriselnde Fribourger nämlich bereits wieder die
für diese Saison typische unbeholfene Krisenfratze. Statt die Gunst der Stunde
zu nutzen und gegen einen mit sich selber kämpfenden Gegner wichtige Punkte
einzufahren, liess man sich während 2/3 der Partie in jeder Hinsicht vorführen.
Offensiv harmlos, defensiv löchrig, vom Tempo überfordert und mit löchrigem
Schlussmann kassierte man eine weitere, möglicherweise entscheidende
Niederlage.
Guy Boucher muss sich beim SCB vorkommen, wie in einer
Waschtrommel im Schleudergang. War da gar schon eine gewisse Ratlosigkeit zu
sehen, im letzten Drittel? Ich meine, da kannst du lange mit der Trillerpfeife
Tempo und Entschlussfreudigkeit predigen, wenn du eine luftleere Truppe in
geistiger Umnachtung coachen musst. Aber der Ansatz stimmt schon: Beim SCB
fehlt es an den Basics und wohl auch am Teamgeist. Diejenigen, welche an den
Selbstläufer Boucher geglaubt haben, dürften sich jedenfalls bereits ein erstes
Mal verwundert die Augen gerieben haben. Das Problem, das hätte man dieses
Wochenende kaum deutlicher sehen können, liegt nämlich tiefer.
Man kann nicht eine Saison lang Blechmusik spielen, und dann
nur wegen einem neuen Dirigenten plötzlich Symphonien zelebrieren!
Was ich seit Oktober zum Unmut meiner treuen Leser predige,
ist jetzt Tatsache. Der SCB wird bis zum letzten Spiel der Qualifikation um die
Playoffqualifikation kämpfen müssen. Mit psychologisch immer schlechteren
Karten! Und das letzte Spiel der Qualifikation werden wir in Zürich gegen die
überragenden Lions bestreiten müssen. Gegen Lions, welche als Viertelfinalgegner
wohl lieber den Aufsteiger Lausanne haben werden, als den SCB.
Gut möglich, dass Marc Lüthi wird «kotzen müssen», wie er es
neulich für den Fall in die Spiele der Bedeutungslosigkeit ankündigte.
Vielleicht eine günstige Gelegenheit, um einen Kotztütenhersteller als neuen
Sponsoren an Land zu ziehen? Eine Krise, so sagt man ja immer so schön, soll
schliesslich immer auch als Chance wahrgenommen werden.
Die Statistik der aktuellen Saison nach 46 Runden spricht
jedenfalls Bände. Lumpige 67 Punkte, 18 Siege stehen 19 Niederlagen gegenüber.
Das Torverhältnis ist mit 117:120 negativ. Nur Schlusslicht Rapperswil Jona hat
noch mehr Tore kassiert, als unser lahmer SCB!
Unser Restprogramm nach der Olympiapause: Rappi (h), Biel
(a), Fribourg (h) und ZSC (a).
Lausanne spielt mit der Euphorie des Aussenseiters, der
wider Erwarten grosses erreichen kann, noch auswärts gegen Zug, Ambri und
Fribourg. Für Ambri und Zug wird es um wenig gehen und Fribourg wird es
geradezu egal sein, gegen Lausanne zu verlieren um dem SCB eins auszuwischen.
Prognose Duc: Lausanne macht noch 6-7 Punkte und beendet die Qualifikation mit
einem Total von 74 bis 75 Punkten.
Für den SCB kommt es jetzt richtig knüppeldick. Ein
potentiell Grosser im Strichkampf bedeutet akute Versagensangst, zittrige
Hände, fehlendes Glück und dumme Fehler und Unzulänglichkeiten zu Unzeiten.
Will der SCB die Playoffs in Extremis doch noch schaffen, braucht es gemäss
meiner Rechnung mindestens noch 8 Punkte! Und da ihr euch alle über meine
ewigen Rechnereien aufgeregt habt, werdet ihr wissen, dass ich diese
einigermassen exakt, eher noch etwas beschönigend zugunsten den SCB erstellt
habe.
Ob wir es schaffen? Ich weiss es nicht. Ich funktioniere in
solchen Dingen nicht nach dem Franziskus Prinzip. Glauben ist ja in jeder
Situation ein Segen. Da kann der bequeme Zeitgenosse so wunderbar das Gehirn
abschalten und sich in aller Zuversicht dem Schicksal hingeben. Mir ist das zu
langweilig, ich will wissen und wenn das nicht funktioniert, dann erwäge ich
halt.
Analysiert man den Verlauf der Saison und berücksichtigt
dabei die psychologischen Belange, die Leistungen der Leader und den Geist im
Team, muss man klar zum Schluss kommen, dass es dieses Jahr nicht klappt mit
den Playoffs.
Selbstverständlich richtet sich der Sport nicht nach
pragmatischen Situationsanalysen. Nur liebt das Momentum halt die psychologisch
stärkeren Teams. Also haben die Lausanner auf jeden Fall einen Vorteil. Ich
kann es also drehen und wenden wie ich will, ich muss, auch wenn es mir stinkt,
auf das Franziskus Prinzip und den neuen Messias aus der NHL verweisen.
Guy Boucher kann jetzt zeigen, was ein nordamerikanisches
Genie mit Abschluss in Sportpsychologie mit einer verluderten Spielkultur in
drei Wochen anstellen kann. Ob Tempo und Disziplin, eigentlich Basics, die man
aus dem Sommertraining (was hat man da eigentlich gemacht!?) hätte mitnehmen
müssen, jetzt noch ausreichen, werden wir sehen.
Jedenfalls bin ich bitter enttäuscht über die himmeltraurige
Saison, das erneut ungenügende Wochenende und über die enttäuschende Wirkung
des neuen Besens. Das Spiel in Fribourg war weder taktisch, noch
einstellungsmässig ein Fortschritt, Herr Boucher! Einen derart desolaten SCB
hat man selbst in dieser Saison noch kaum jemals gesehen.
David Jobin und Byron Ritchie wünsche ich alles Gute und
gute Genesung! Hat schlimm ausgesehen... Franco Collenberg sei willkommen.
Gerade nach dem Ausfall von David Jobin und der unsicheren Prognose von Philipp
Furrer könnte dieser Spielertausch noch Gold wert sein.
Ebenfalls alles Gute wünsche ich Dan Weisskopf. Er kann
bestimmt nichts dafür für die Wirren beim SCB. Hoffentlich ist die schwierige
Zeit für ihn im Hinblick auf seine weitere Karriere wenigstens lehrreich.
Und noch etwas: Auf dem deutschen Disney Channel wird die legendäre Muppet Show wieder ausgestrahlt. Wirkt wahre Wunder, sich nach einem SCB Match so eine Folge anzusehen.
Ein Fall in die Platzierungsrunde hilft dann bei den Aufräumarbeiten und wir werden nächste Saison einen anderen SCB sehen. Ausser der Blamage als amtierender CH-Meister nicht in den Playoffs zu sein sehe ich nichts Schlimmes. Im Gegenteil es braucht manchmal den Umweg, denken wir an die Bergleute zu Davos. erst der Fall in die 1. Liga brachte sie zu dem was sie heute sind. Gell Kermit
AntwortenLöschenMich würde einfach interessieren, woher zum Geier die Spieler kommen, mit denen SL ein neues Team aufbauen soll??!
AntwortenLöschenSeit Jahren behaupte ich, dass jeder Verteidiger der einigermassen Schlittschuhlaufen kann und der weiss, dass das gebogene Teil des Stocks unten sein muss zwingend einen Vertrag in der NLA erhält. Bei den Stürmern verhält es sich ganz ähnlich...
Woher also?
Unsere "jungen Wilden" sind noch nicht so weit, dass sie das schaffen, was ganz offensichtlich von der Stehrampe verlangt wird. Und die "alten Zahmen" sind, geht es nach der Rampe und dem PB, dermassen düre, dass da nichts mehr geht.
Hast Du im finsteren Keller einen Ballen Mist stehen, auf dem Du Top-Spieler nachzüchten könntest? So ähnlich wie Champignons (einfach ohne "gn" in der Mitte)?
Falls nein, dann muss ich Dich leider, leider mit der Realität konfrontieren:
Es gibt nicht genügend Spieler für eine 12er Liga! Und diejenigen die's gibt, sind mit "selbst erarbeitetem" Budget, sprich "ohne Mäzen", nicht finanzierbar.
Wie also soll der von Dir propagierte "andere SCB" aufgebaut werden??
Zugegebenermassen: Einen Neuaufbau könnte man mit "jungen Wilden" machen. Die würde man, das denke ich mir, schon kriegen.
Wie aber verhält sich die Stehrampe, wenn diese "jungen Wilden" im Zeichen des Aufbaus 40 von 50 Runden verlieren??
Ich wage gar nicht dran zu denken, wie sprunghaft die Bevölkerung des Pluto zunehmen würde!
Überleg Dir das mal.
GO-4-IT