Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Mittwoch, 30. Dezember 2015

Auf ein neues Jahr

Es ist schon eine ganze Weile her, seit ich mich das letzte Mal via Blog zu Wort gemeldet habe. Aber nach dem Trainerwechsel war es ganz einfach nötig, die Dinge einfach mal still zu betrachten und die Entwicklungen zu beobachten.

Es hätte auch nicht viel zu schreiben gegeben. Beschönigen war phasenweise kaum möglich und dramatisieren war nicht nötig, weil die Situation an sich genügend Dramaturgie bietet. Wichtig scheint mir der erfreuliche Aufwärtstrend, welcher uns der SCB vor den Festtagen gezeigt hat. Man hat damit eine gute Basis gelegt, um die freien Tage einigermassen ruhig und die Trainingstage aufbauend zu gestalten.

Die Resultate der letzten fünf Spiele lassen sich, gemessen an der immer noch angespannten Situation, durchaus sehen. Die Spiele gegen Lausanne und Ambri gingen zwar nach teilweise erschreckend schwachen Phasen in den Spielen verloren. Da konnte einem schon Angst und Bange werden. Die Verunsicherung und die Ratlosigkeit war zuweilen bis unter das Hallendach zu spüren. Es gab aber auch Phasen, in denen man Fortschritte und auch so etwas wie die Handschrift von Lars Leuenberger gesehen hat.

Ja, es wird wieder gespielt beim SCB! Ein Umstand, der In den Spielen gegen Fribourg und dem ZSC, bei etwas mehr Selbstvertrauen und etwas Entspannung an der Verletzungsfront, gut zu sehen war. Auch an schönen, von zuhinterst bis zuvorderst sauber herausgespielten Toren. Wie habe ich zuvor monatelang, ja fast jahrelang nach solchen Toren gelechzt.

Lars Leuenberger ist daran, den Turnaround mit der Mannschaft zu schaffen. Der SCB lebt, das haben mir die letzten Spiele gezeigt.

Einen nicht unwesentlichen Anteil der Genesung hat sicher auch die Verpflichtung von Jakub Stepanek. Er erinnert mit seinem Stil und seiner ultraschnellen Fanghand fast ein wenig an Renato Tosio. Ein überdurchschnittlicher Goalie ist unabdingbar für den Erfolg, das sieht man jetzt deutlich. Und Schwendener, auch das hat man gesehen, kommt kaum einmal über das Mittelmass hinaus.

Wie ich in einem früheren Blog errechnet habe, braucht der SCB unter Lars einen Punkteschnitt von 1.67 Punkten pro Spiel, um die Playoffs sicher zu schaffen.

Wir haben seit der Entlassung von Boucher in 12 Spielen 19 Punkte (1.58 pro Spiel) geholt. Wir sind also noch nicht dort, wo wir sein sollten. Aber im Vergleich zu den 28 Punkten aus 22 Spielen unter Boucher (1.27 pro Spiel) haben wir uns bereits erheblich gesteigert. Und wie oben angetönt sind wir auf gutem Weg, das Spiel wieder zu spielen und nicht nur zu murksen. Nach zwei Jahren Neandertalerhockey wieder zu modernem, schnellem und kreativem Eishockey zurückzufinden braucht etwas Zeit. Aber die Tendenz, da bin ich mir sicher, stimmt. Wir werden es schaffen!

Noch ein paar Worte zum Traktandum Helbling. Man könnte jetzt sagen, der ehemalige Sportchef sei eine Niete, weil er den 34 jährigen Timo Helbling mit dem 27 jährigen Jérémie Kamerzin ersetzen, das „Abenteuer“ ohne ausländischen Verteidiger abbrechen und einen weiteren Jungverteidiger in die Abwehr einbauen wollte. Man kann sogar konstruieren, jetzt wo unser neuer GM offensichtlich doch mit Helbling verlängern wollte täupele Timo, weil er immer noch eingeschnappt sei, weil ihm der böse ex Sportchef seinerzeit mitteilte, er rechne nicht mehr mit ihm. Demnach wäre Sven schuld, dass Helbling jetzt für zwei Jahre plus Option bei den Chlöötis unterschrieben hätte.

Lächerlich, wie ihr merkt.

Der Cholesack ist schuld, weil er einmal mehr das Tafelsilber nicht freigibt, um gegen die Chlöötis ein Wettrüsten um die Dienste Helblings zu führen.

Auch lächerlich, würde ich meinen. Wie ist es dann?

Helbling spielt, Asche über mein Haupt, bisher eine gute Saison, zweifellos. Wohl sogar die beste in seiner bisherigen Karriere. Ein Spätherbsthoch kurz vor dem Wintereinbruch, oder der Start zu einer formidablen Spätkarriere? Wir werden es sehen.

Die Flyers können es sich leisten, Jahr für Jahr sechs-, sieben-, oder gar acht Millionen in den Sand zu setzen. Sie können es sich leisten, für einen Transfer der Marke Hoffnung und deutlich Ü30 eine längere Laufzeit und ein hohes Salär zu offerieren.

Wir sollten nicht vergessen: Fribourg hat Helbling aus finanziellen Gründen gegen Gardner getauscht. Dieser Spieler ist also teurer als der auch nicht billige Gardner.

Lange Rede, kurzer Sinn: Der SCB muss dringend beginnen, seine langsam in die Jahre kommende Abwehr zu verjüngen. Das hat mit Untersander und jetzt Kamerzin ganz gut begonnen und muss so weiter gehen. Wenn dann der Helbling unbedingt noch hätte beim SCB bleiben wollen, dann meinetwegen für ein Jahr. Aber so wie es jetzt ist, ist auch gut.

Ich möchte es nicht unterlassen, an dieser Stelle allen zu danken, die hier lesen, teilen, gefällt mir anklicken, und sich interessieren für andere Meinungen, um sich selber eine Meinung zu bilden.

Solide Meinungen bilden sich am besten durch Hinsehen, Zuhören, Nachfragen und durch viel eigene Denkarbeit.


In diesem Sinne wünsche ich meinen geschätzten Lesern und der ganzen SCB Familie ein gutes Neues Jahr und uns allen ein erfolgreiches und glückliches 2016!

Sonntag, 6. Dezember 2015

Strichkampf

Kreativität versus Systemtreue, etwas wagen versus keine Fehler machen, geladen, bereit sein versus keine dummen Strafen holen, ruhig und abgeklärt abschliessen versus Druck und Erwartungen von aussen.

Diese Aufzählung ist keinesfalls abschliessend, aber sie umfasst in etwa die Dinge, welche in Phasen des sportlichen Hochs wie automatisch funktionieren, in Tiefs aber zu Überforderung, Angst, Blockade oder auch Übermotivation mit entsprechend unangemessenem Verhalten führen können.

Aber was erzähle ich da. Normale menschliche Reaktionen wie wir sie alle aus unserem Alltag nur zu gut kennen. Da kann nur ein uns gut gesinnter Mensch oder ein sozialkompetenter Vorgesetzter mit gutem Zureden helfen. Druck wegnehmen, dann und wann ein Lob, kleine, erreichbare Ziele um das Selbstvertrauen zu stärken.

Der SCB besteht aus einer grossen Gruppe von Menschen, welche diesen Gesetzmässigkeiten genauso unterworfen sind, wie wir alle. Eine willige Truppe, da bin ich überzeugt, welche aus diversen Gründen nicht dort ist, wo sie nach dem eigenen Selbstverständnis und dem des Umfeldes eigentlich sein sollte.

Dazu kommt eine unsägliche Pechsträhne mit Verletzungen, welche sich schon fast von Spiel zu Spiel dramatisiert.

Das führt dazu, dass die verbleibenden Spieler noch mehr forciert werden, was zu körperlicher und psychischer Ermattung führen kann. Der SCB ging am Dienstag gegen Genf bis in die letzte Sekunde an die Grenzen, am Freitag gegen Biel ebenso und am Samstag gegen Lugano noch einmal. Im Strichkampf, wo jedes Pünktlein zählt, gibt es keine Verschnaufpause. Da gilt es, in jedem Spiel das absolute Maximum herauszuholen. Gewissermassen Dauerplayoffs im Frühwinter. Und so geht es jetzt weiter, vermutlich bis in die 50. Runde.

Müde, ermattete Spieler verletzten sich schneller und schwerer, das ist gewissermassen ein Gesetz der Anatomie. Bei einem "gewöhnlichen" Menschen“ sinkt die Widerstandskraft, das Immunsystem leidet, Erkältungen und Unbehagen mehren sich. Genauso beim Spitzensportler. Fehlt die Zeit zum Erholen, steigt das Verletzungsrisiko und kleine Blessuren, die nicht ausgeheilt werden können, stören den Organismus und damit die Leitungsfähigkeit und entwickeln sich gerne zu ersthaften Verletzungen.

Er geht an Krücken, unser SCB. Trotzdem scheint die Moral ungebrochen, wie wir in den letzten Spielen beobachten konnten. Strickkampf ist zuweilen schrecklich anzuschauen, wie wir am Freitag gegen Biel beobachten konnten. Trotzdem konnte sich der SCB gegen Lugano noch einmal steigern. Leider hat es am Schluss nicht zu einem durchaus verdienten Punktgewinn gereicht.

Trotzdem sehe ich den Auftritt gegen Lugano positiv. Gelingt dem SCB in den nächsten beiden Spielen gegen Lausanne und Ambri eine ähnliche Leistung, stehen die Chancen für 6 Punkte gut.


Ä guete Wuchestart!

Mittwoch, 2. Dezember 2015

Von Krisen

Von mir nicht ganz unerwartet befindet sich der SCB im Spätherbst 2015 in einer sportlichen Krise. Die Schere zwischen dem 5. und dem 6. Rang hat sich geöffnet und der SCB befindet sich mit Lugano, Lausanne, Ambri und Kloten im Kampf um die Playoffs.

Krisenzeit ist, wenn eine Vielzahl von Jupie-Jupie-Fans in panische Fundamentalkritik verfallen und alles und jedes zum Teufel schicken, ausmisten wollen.

Nur Krisen, meine lieben SCB Fans, lassen sich nicht wegfluchen, austäupelen oder ausmisten. Krisen müssen erkannt, angenommen, durchlebt und gemeistert werden. Das geht nicht mit panischem Aktivismus, sondern durch in sich gehen, Distanz gewinnen, Pragmatismus und ruhiger Arbeit. Nur den Weg zurück in die Gelassenheit, das Pflegen der einfachen Dinge lässt uns Krisen meistern.

Und nur wer in der Lage ist, Krisen durchzustehen, wird auch in der Lage sein, Erfolge einzufahren und diese zu meistern. Ja, Erfolge muss man auch meistern, sonst führt der er zu Selbstüberschätzung, Überheblichkeit und ist nichts anderes als der Beginn einer neuen Krise.

Auch wir Fans müssen in der Lage sein, Krisen zu meistern. Es ist so wunderbar einfach, im Playoff Finale zu johlen, den Gegner zu verhöhnen und sich auf die Schultern zu klopfen. Momou, mir si scho Sibesieche bim SCB. Und dann bei der erstbesten Krise, die zum Sport wie auch zum Leben gehört, alles durch den Dreck ziehen und zum Teufel wünschen? Ist das der sogenannt Fan? Sich im Erfolg suhlen und wenn es schlecht geht, trötzelen und nicht mehr dazu gehören wollen? Ich denke nein!

Es geht jetzt darum, dabei zu bleiben und mitzuhelfen, dass die Lage nicht eskaliert. Fehler wurden gemacht und haben uns dorthin gebracht wo wir jetzt sind. Fehler wurden erkannt und es wurden nach bestem Wissen und Gewissen Massnahmen getroffen um den Gau, die Abstiegsrunde zu verhindern.

Mit Lars Leuenberger wurde ein neuer Headcoach installiert, weil man ihm zutraut, dass er die Situation meistern kann. Es wurde ein ausländischer Verteidiger geholt um die wacklige Abwehr zu stabilisieren und die Balance des Teams ins Lot zu bringen. Das Ausländerlazarett wurde mit zwei potentiell sehr starken Spielern ergänzt und mit dem Goalieproblem muss man nach dem Ausfall von Marco Bührer jetzt ganz einfach leben. So ist die Situation, mit der müssen wir jetzt versuchen aus der Krise zu kommen!

Wer jetzt schon nach einem erneuten Trainerwechsel schreit, verkennt, dass wir mit einem Heimsieg am Freitag gegen Biel unter Lars Leuenberger punktemässig durchaus im Soll liegen! Es bringt uns nicht weiter, nach jedem Spiel zu hyperventilieren. Beurteilen wir besser immer Blöcke von 4 Spielen. Der SCB hat in den ersten vier Spielen unter Lars 8 Punkte geholt, das ist ok! Jetzt stehen wir in der zweiten Serie nach einem Auswärtsspiel in Genf noch bei 0 Punkten. Das ist schade, weil Punkte wegen einem blöden individuellen Fehler und wegen einer noch viel blöderen Strafe vergeben wurden.

Aber es ist keine Katastrophe! In Genf haben wir schon in sehr guten Phasen auf noch viel dümmere Weise Spiele verloren. Wir sind momentan nicht in der Lage, vom SCB einfach so Siege in Genf zu erwarten. Man hat, wenn man das Spiel verfolgt hat, auch positives beobachten können. Die Energie, welche das Team auf das Eis bringt, wenn es gelingt, die innere Handbremse zu lösen. Die erstklassigen Chancen zu Ausgleich, die man sich erspielt hat. Nicht stupide Panikabschlüsse, sondern erstklassig herausgespielte Chancen.

Ich weiss, uns läuft langsam die Zeit davon. Also nutzen wir sie! Nicht um die Nervosität um die Mannschaft zu schüren, sondern um ein Umfeld zu schaffen, welches die Mannschaft in Ruhe arbeiten lässt.

Das gilt auch für die Leute beim SCB. Es hat sich jetzt jeder in die Hinsicht am Riemen zu reissen, dass Lars Leuenberger in Ruhe mit der Mannschaft arbeiten kann!


Ich habe fertig.