Ich war mir gestern vor dem Spiel sicher, sehr
sicher, dass der SCB den Auswärtssieg würde bestätigen können. Es lag demnach
wohl daran, dass sich bei mir die Playoffspannung nicht einstellen wollte und
dass ich mich während dem Spiel derart aufregte, dass ich im zweiten Drittel
eine Auszeit nehmen musste.
Die vielen Fehler im Passspiel, bei der
Scheibenannahme und die mangelhafte Effizienz im Abschluss gingen mir auf die
Nerven, wie kaum einmal während der dürftigen Saison zuvor.
Mir fehlte der Druck, die Intensität des
zweiten Finalspiels, mir fehlten die Tore, mir fehlten die Emotionen.
Das soll kein Vorwurf an das Team sein. Die
fühlten wohl genau so. Sie blieben aber geduldig, arbeiteten wacker und konnten
so den wichtigen dritten Sieg holen. Schon fast unheimlich, die Erfolgsquote in
der Verlängerung. Es ist schon fast so, dass einem der kalte Angstschweiss im
Nacken fehlt, wenn die Overtime ansteht.
Man hat gemerkt, dass die Mannschaft am
Freitag erst in den frühen Morgenstunden zur Ruhe kam. Aber nicht nur der SCB
kämpfte mit der Müdigkeit. Auch Lugano fehlte es an der nötigen Spritzigkeit
für ihr Spiel. Es war das Spiel der Müdigkeit. Der permanent überforcierte
Linus Klasen musste einem schon fast leid tun. Der war so platt, dass er Mühe
hatte, ohne Scheibe auf die richtige Position zu hecheln. Trotzdem ist er mit
seiner Übersicht jederzeit für einen Todespass gut, wie wir es beim 0:1
schmerzlich erfahren mussten.
Der Sieg des SCB geht wohl letztendlich in
Ordnung, hatte man über die ganze Spielzeit doch etwas mehr fürs Spiel getan.
Das war auch dringend nötig, musste man doch über weite Strecken der Partie
einem Rückstand hinterher hecheln. Die Luganer müssen sich den Vorwurf gefallen
lassen, zu wenig für ein 0:2 getan zu haben. Ein 0:2, das in diesem Spiel wohl
die Entscheidung bedeutet hätte.
In der Defensive waren sie sehr stark. fast zu
stark. Und über Elvis müssen wir gar nicht erst diskutieren. Phänomenal, was
der Junge einmal mehr geleistet hat. Vier Finalspiele, null Fehler.
Gestern, das muss man wohl so sagen, hat die
glücklichere Mannschaft mit dem etwas grösseren Energietank gewonnen. Jetzt
folgen Meisterpuckspiele und es würde nicht überraschen, wenn die Serie ähnlich
eng weitergehen würde. Der zusätzliche Ruhetag wird beiden Mannschaften gut tun
und wir können am Dienstag wohl wieder mit einer intensiveren Abnützungsschlacht
rechnen.
Es wird zu und hergehen wie in einem Tollhaus
in Lugano. Die fühlen sich benachteiligt, weil Brunner in Bodenmann geprallt
ist. Das war zwar gar nichts, aber eben. Es wird Eisreinigungen, Bierduschen
für unseren CEO und reichlich Theater geben, da bin ich mir sicher.
Ich will nicht freveln, aber als Fan steht mir
der Traum auf ein Spiel 6 zu. Dieses Finale verdient es nicht, in fünf Spielen
entschieden zu werden. Nicht in Lugano. Weder in Spiel 5 noch in Spiel 7. Unsere
Mannschaft und wir alle würden es verdienen, die Serie zuhause zu beenden. In
Bern, vor der grössten Kulisse Europas.
Aber gewonnen, das müssen wir uns bewusst sein,
ist noch gar nichts. Es muss noch einmal ein perfektes Spiel gelingen. Gestern
waren die Intensität zu gering, die Kombinationen zu fahrig und die Effizienz
zu wenig.
Noch einmal ein richtig gutes Spiel, lieber
SCB. Wir haben jetzt drei Chancen dazu.
Packen wir es!
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