Es ist bereits wieder eine Woche vergangen, seit die bestbesuchte Frustparty Europas ihr Ende fand. Wer es noch nicht getan hat, sollte jetzt langsam daran denken, den Grind zu schütteln und den Blick in die Zukunft schweifen zu lassen. Auf zu neuen Träumen!
Neulich hat mir einer auf meine Krüger-Schwärmereien im letzten Blog geschrieben, ich könne ja jetzt meine Blogs für nächste Saison bereits schreiben, da es nun sowieso nur noch darum gehe, Antti Törmänen zu Boden zu schreiben.
Das ist selbstverständlich Blödsinn! Sowenig ich Larry Huras, dessen Verpflichtung mir seinerzeit wenig Freude bereitet hatte und dessen frühzeitige Vertragsverlängerung in der Saison 10/11 ich kritisierte, zu Boden geschrieben habe, sowenig werde ich das bei Antti Törmänen tun.
Schliesslich habe ich gegen die Person Törmänen gar nichts. Unerfahrenheit ist ein Umstand, kein Vorwurf. Es geht mir einzig und alleine um die Zukunft und die Situation rund um den SCB. Machtfülle, Ansprüche, Medien, Erwartungen, der ganzen Zirkus eben.
Ich male keine Bilder, auch keine schwarzen. Ich versuche lediglich, die Dinge so zu beschreiben, wie ich sie wahrnehme. Selbstverständlich habe ich meine Vorstellungen, wie die Dinge laufen sollten. Aber letztendlich liegt die Wahrheit auf dem Eis und auf der Resultattafel, nicht in irgendwelchen Vorstellungen von irgendwem.
«Ich hatte ein gutes Bauchgefühl. Schon als ich ihn kennen lernte, beeindruckte er mich sehr. Er ist hyperintelligent, kennt das Geschäft in- und auswendig, macht seriöse Arbeit und führt doch keine grosse Klappe», sagt Marc Lüthi zu Törmänen. Persönlich bin ich zwar immer noch überzeugt, dass es beim SCB auf der Position des Trainers ein Ego bis zum Hallendach braucht und dass Ralph Krüger gewissermassen der Prototyp des perfekten SCB-Trainers wäre. Aber andererseits mag ich gewagte Bauchentscheide von Verantwortungsträgern.
«Man sagt mir zu Recht nach, ich sei immun gegen Kritik. Ich bin aber auch immun gegen Lob. Das gibt mir die Freiheit, das zu tun, was ich für nötig halte», sagt Marc Lüthi über sich selber. Und so ist es wie es ist und ich finde die Aussicht auf eine Saison unter Cheftrainer Antti Törmänen spannend.
Ich werde sie kritisch, aber durchaus wohlwollend begleiten.
Die Vergangene Saison ist für mich passé. Die Tatsache, dass wir bis 2 Sekunden vor Ende des 7. Finalspiels vom Titel träumen durften, war grandios! Dass es zum Schluss nicht zum Triumph gereicht hat, ist zwar schade, ändert aber letztendlich nichts an der Gesamtbeurteilung der Saison, die ich mit «gut» bewerten würde. 5 Lüthis, könnte man sagen. J
Schade, fiel die Entscheidung zum Schluss durch ein Tor, das man nicht hätte geben dürfen. Aber wer nach einer 3:1 Führung dreimal in Folge verliert und in der Finalissima nur 1 mickriges Törchen zustande bringt, sollte nicht hadern. Es gibt im Eishockey nun mal kurioses und strittiges. Wenn man eine Serie über 7 Spielen wegen einer strittigen Szene verliert, war man schlicht und einfach zu wenig gut. Das muss man akzeptieren, daraus die richtigen Lehren ziehen und weiter gehen.
Dass es heutzutage dazugehört, dass man Meistershirts auf Vorrat drucken muss, leuchtet mir einigermassen ein, auch wenn es schwerfällt. Und dass man diese im Hinblick auf die globale Situation irgendwie verwerten muss, wenn der Schuss mit dem Titel nach hinten herausgeht, ist nichts als richtig. Dass man aber den saublöden Spruch «Meister der Herzen» auf die Shirts gedruckt hat, schlägt dem Fass den Boden aus! Ich pfeife auf diese konstruierten und mistigen Herzen! Die Hockeyschweiz erlabt sich an der Schadenfreude, worauf wir wahrhaftig stolz sein können und die Pfeife mit der Nummer 66 wird für seinen Oberflop medial gar in den Adelsstand erhoben.
In diesem Sinne hätte man statt dem marketingtechnischen Supergau mit dem «Meister der Herzen» gescheiter die Nummer 66 auf die Rückseiten der Shirts gedruckt und quer darüber mit leuchtend roter Farbe den Schriftzug «Scheisse!»
Von Marie von Ebner-Eschenbach habe ich passend zur Situation um den SCB ein vielsagendes und wunderbares Zitat gefunden, welches sich sowohl an die Trauernden, wie auch an die Fraktion der schadenfreudigen Habenichtse widmet:
«Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat.»
Gefallen haben mir die Aussagen zu allfälligen Transfers für die neue Saison. Dass man bei der Verpflichtung von Ausländern keine Schnellschüsse produziert, sondern sich Gedanken machen will, wenn allenfalls noch Schweizer Top-Spieler auf den Markt kommen, ist weise. Gerade das Traktandum Geoff Kinrade, welchen Sven Leuenberger im Prinzip gerne behalten möchte, ist das beste Beispiel für Weitsicht und Geduld. Einen ausländischen Defensivstürmer zu verpflichten macht nämlich nur Sinn, wenn es gelingt, einen Schweizer Top Verteidiger mit Offensivpotential zu verpflichten, oder wenn man gedenkt, mit 5 Ausländern in die neue Saison zu starten. Persönlich bevorzuge ich eher die Formel, nur mit 4 zu starten und das Team erst im Spätherbst mit einem 5. Söldner zu ergänzen.
«Sven Leuenberger ist für die Transfers zuständig, ich will ihm nicht dreinreden», sagt Marc Lüthi zu diesem Thema. «Klar ist, dass wir keine Transfersummen mehr bezahlen. (Bravo!) Wenn ein Topspieler auf den Markt kommt, werden wir uns Gedanken machen. Aber wir geben insgesamt nicht mehr Geld aus, als wir einnehmen – Ende der Diskussion!»
«Der SCB dürfte in Bälde einen Stürmer aus Skandinavien verpflichten», spekulierte Reto Kirchhofer neulich in der «Berner Zeitung.» Es könnte sich dabei um den 27-jährigen Nicklas Danielsson von MODO Hockey handeln. Ein durchaus reizender Gedanke.
Schauen wir, wie sich die Dinge entwickeln werden. Jean-Pierre Dumont liebäugelt immer noch mit der NHL und will daher die Free-Agency-Periode abwarten. Joel Kwiatkowski hat für 2 Jahre bei Gottéron unterschrieben und Jean-Pierre Vigier wird den SCB ebenfalls verlassen müssen. Der von mir geforderte Schnitt bei den Ausländern nimmt also langsam Form an.
Zum Abschluss der Saison bleibt mir noch zu danken. Dem SCB, für die interessante Saison mit den wunderbaren Playoffs zum Abschluss, den vielen Lesern, welche mich zum Weiterschreiben motivieren, den Verfassern von interessanten Kommentaren und den guten Feen auf Twitter, welche meine Posts retweeten und mir so zu zusätzlichen Klicks verhelfen.
Sorry, dass ich zuweilen ärgere. Aber Geschreibsel das niemand verärgert ist oft auch nichts wert. Was oberflächlich gefällt, bewegt nicht und wird auch schlecht gelesen. In diesem Sinne ist es mir ganz recht, dass sich die Leute dann und wann etwas erhitzen. Wenigstens solange sie trotzdem noch lesen. J
Apropos Twitter: «Definitiv keine Abo-Preiserhöhungen für die nächste Saison. Direkt hinter den Strafbänken wird es sogar ein wenig billiger!», ist dort von Marc Lüthi zu lesen. Und weiter wird gemeldet, dass Martin Plüss auf die Teilnahme an der WM verzichtet.
Wer gerne über den eigenen Tellerrand schielt ist eingeladen, gelegentlich auf das Bildchen mit der neuen Ilfishalle auf der rechten Seite des Blogs zu klicken. Ich werde, wenn ich mit meinem Pressiereisen durch das Emmental rase, oder wenn ich mich bei Horisberger Michu mit den besten Bratwürste der Gegenwart ausrüsten gehe, mit meiner Kamera immer wieder Baustellenbilchen aus dem neuen Playout-Country knipsen. Diese darf man für nicht kommerzielle Zwecke auch frei verwenden.
Ansonsten gehen wir weiter. Es folgen Sommerträume, bevor wir ab Herbst wieder zu neuen Meisterträumen starten dürfen.
Habt Spass dabei!