Der SCB konnte seine Position im breiten
Mittelfeld mit zwei Siegen gegen den HCD und gegen die SCL Tigers etwas
festigen. Es wird aber weitere Fortschritte und Siege brauchen, wenn man die
immer noch nahe Strichregion verlassen und sich definitiv nach vorne
orientieren will.
«Wir hätten für das Spiel gegen den HCD 22
000 Tickets verkaufen können» sagte Marc Lüthi. Pro Match kämen in Bern ganze
800 Zuschauer mehr ins Stadion, als in der Vorsaison. Mit allen Vorteilen
betreffend dem Absatz von Wurst, Bier und Fan Artikeln.
Das Geschehen auf dem Eis vermochte gegen
den HCD aber den grossen Erwartungen der Zuschauer nicht standzuhalten. Zu
harmlos, ja blutleer agierten die kriselnden Bündner.
Die hochgelobten NHL Stars Joe Thornton und
Rick Nash musste man auf dem Spielfeld richtiggehend suchen und wer auf eine
Reaktion der Bündner auf das schwache erste Drittel gewartet hatte, wurde
enttäuscht.
Dafür produziert Joel Vermin immer öfter
Ahs und Ohs bei den Zuschauern. Ich habe neulich irgendwo gelesen, Vermin blühe
neben Byron Ritchie und John Tavares richtiggehend auf. Man könnte es auch
umgekehrt sehen, oder zumindest eine gewisse Wechselwirkung attestieren. In
Sachen Technik, Speed und Spielübersicht braucht sich der junge Vermin jedenfalls
vor seinen Mentoren nicht zu verstecken.
Der SCB spielte durchaus gefällig. Die
Chancenauswertung hielt aber höheren Ansprüchen nicht stand. Statt 1:0 hätte
der Spielstand nach dem ersten Drittel 3:1 zugunsten des SCB lauten müssen.
Gegen einen stärkeren Gegner wäre es durchaus möglich gewesen, dass man für die
Nonchalance betreffend der mangelhaften Torausbeute hätte Tribut zollen müssen.
Immerhin kann man sagen, dass der 4:2 Sieg
für den SCB hochverdient war. Das «krampfhafte Festhalten» am Trainer scheint
sich also auszuzahlen.
Ich will ja kein Miesepeter sein, aber was
kann ich dafür, wenn mich der SCB immer noch nicht restlos zu überzeugen
vermag? Das Langnauspiel hat mich jedenfalls zuweilen die Stirne runzeln
lassen. Unglaublich, dieses Trödeln.
Wie bereits gegen den HCD war auch das
Spiel in Langnau sehr emotionsarm. Gewiss, es wäre an den kriselnden Tigers
gelegen, zuhause Emotionen ins Spiel zu bringen und das hübsche Stadion zum
Kochen zu bringen. Stattdessen hing der neue Videowürfel trist, fast wie eine
rote Laterne über dem Spielfeld und die Tigers spielten geselligen
Hudigäggeler, statt Hardrock.
Eigentlich könnte man in Langnau jetzt in
Ruhe die Zukunft planen. Die finanziellen Löcher sind gestopft, die
Infrastruktur steht und mit Köbi Kölliker wurde ein Mann geholt, welcher dem
Langnauer Schattenkönig Michael Horisberger genehm ist und der über das
erforderliche Fachwissen verfügt, um die Tigers mittelfristig auch sportlich in
ruhigere Gewässer zu führen.
Wären da nur nicht die Nachwehen des, im
Nachhinein betrachtet unsäglichen Greendays. Seit dem 22. Januar 2011, dem Tag
an dem die SCL Tigers mit einem 2:3 Auswärtssieg in Rapperswil die erstmalige
Playoff Qualifikation geschafft hatten, läuft nämlich sportlich gar nichts
mehr. Würde man den sportlichen Werdegang der Tigers in einem Diagramm
darstellen, würde die Kurve ab diesem Datum steil nach unten ins Bodenlose
abfallen.
Dass man dann im Oktober 2011, als der
sportliche Krebsgang bereits in vollem Gange war, ohne Not den Vertrag mit dem
Trainergesellen John Fust um sage und schreibe 3 Jahre verlängert hatte, muss
aus heutiger Sicht als Dummheit im Quadrat betrachtet werden, nahm man sich
doch damit jegliche Handlungsfreiheit.
Aber nicht nur sportlich, sondern auch
stimmungsmässig hat dieser Greenday in Langnau seine Spuren hinterlassen. Die
zuweilen überschwängliche Stimmung in der altehrwürdigen Ilfishalle ist der
gestiegenen Ansprüchen der Fans wegen unterdessen gewissermassen gewöhnlich
geworden. Und wer hoffte, dass der Einzug in das neue Schmuckstücklein der
Mannschaft Flügel verleihen würde, dürfte sich jetzt ungläubig und leicht
konsterniert die Augen reiben.
Die Langnauer gehen einmal mehr schwierigen
Zeiten entgegen. Die Playoffs sind in weite Ferne gerückt, es stehen schwierige
Vertragsverhandlungen bevor, 14 (!) Verträge laufen aus und selbst der Fall in
die Ligaqualifikation kann aufgrund der zuletzt desolaten Auftritte nicht mehr
ausgeschlossen werden.
Item, eindrücklich war die schöne und
würdige Stimmung rund um den tragischen Tod der Tigers Legende Wale Gerber.
Wale war ein Fighter mit unbändigem Willen und daneben ein feiner Mensch. Einer,
der mit seinem Charakter als Vorbild für so manchen jungen Spieler taugt.
Schön, konnte man für einmal über die Clubbrille schauen und Wale den
gebührenden Respekt zollen. Mich hat das sehr gefreut!
Das Spiel des SCB gegen die Langnauer war wie
angetönt nicht der grosse Brüller. Ich konnte mich demnach nicht beherrschen
und twitterte von «beeindruckendem Minimalismus.» Nicht dass man sich nicht
bemühte, nein, man spielte diszipliniert und sogar durchaus lustvoll. Trotzdem
blieb die Handbremse angezogen und man tat zu keiner Zeit mehr, als unbedingt
nötig. «Wir gingen auf einem schmalen Grat, gewannen aber verdient», meinte
Martin Plüss nach dem Spiel folgerichtig.
Die von mir im letzten Blog geforderten 6
Punkte hat man aber locker eingespielt. So gesehen müsste ich jetzt hochzufrieden
sein. Bin ich aber nicht. J
Schliesslich wollen wir ja nicht nur einen
kriselnden HCD und eine desolate rote Laterne schlagen, sondern wir wollen die
Strichregion verlassen und uns in Richtung Spitze aufmachen. Und da wir zurzeit
lediglich 3 Punkte vor den Bielern liegen, die ich eigentlich lieber irgendwo
zusammen mit den Langnauern am Schwanz sehen würde, und der Abstand zur Spitze
immer noch ganze 11 Punkte beträgt, wird man weiter gewinnen müssen.
So wie man gegen Langnau gespielt hat, wird
es gegen Biel nicht gehen! Man wird die Komfortzone verlassen und Gas geben
müssen. Können wir eigentlich auch noch hart und körperbetont spielen? Ich
meine ausser Tristan Scherwey sieht man ja kaum jemals einen SCB Spieler, der
einen Check anbringt. Auch vor dem eigenen Tor spielt man immer noch zu sanft.
Vielleicht sollte man ein einstündiges Video zusammenstellen, auf dem man 120
mal das Meistertor des ZSC betrachten kann. Man muss einfach konsequenter
aufräumen. Es kann nicht sein, dass Marco Bührer Strafen nehmen muss, weil er
regelmässig im Torraum angegangen wird!
Schaut man sich das Gemurkse der letzten
Jahre gegen die Bettler aus der grauen Stadt an, ist es am nächsten Wochenende
der Zeit, eine Trendwende einzuleiten. Man muss die Bieler am Freitag nicht nur
schlagen, sondern man muss sie gleichzeitig weichklopfen, um am Samstag in Biel
nachzudoppeln.
«Es wird Zeit, den Seeländern endlich
richtig zu zeigen, wer die Nummer 1 im Kanton ist», schreibt Marc Weber im
Newsletter vom 19. November ganz in meinem Sinn.
Es gäbe noch viel zu fabulieren. Franco
Collenberg, Martin Plüss, Byron Ritchie und Andreas Hänni, mit dem man endlich
verlängern sollte und natürlich Thomas Déruns sind nur einige Namen und Themen,
über die man sich auslassen könnte. Im Bestreben, keine unleserlichen Romane zu
schreiben, höre ich aber hier auf, obwohl mich ein Einflüsterer schon fast mit
Gewalt nötigt, etwas zum «Fehltransfer des neuen Jahrtausends» zu schreiben. Da
uns dieser aber nicht davonlaufen wird, halte ich vorerst still. J
Bleibt noch die Frage, ob uns der schlaue Chris
McSorley den Denis Hollenstein dereinst auch für teures Geld verschachern wird,
wenn dieser in Genf den Zenit überschritten hat?
Hast schon recht, so richtig überzeugen vermag der SCB nicht... muss er aber auch nicht, bin echt gespannt wie sich die Mannschaft gegen die momentan starken Bieler zeigt. Ich vermute, dass man Seguin nicht unter Kontrolle kriegt und vorne mehr oder wenig ständig an Berra scheitert. Den die Chancenauswertung ist noch immer schlecht.
AntwortenLöschenDa hast du völlig recht, Stefan! So geil unsere Mannschaft! "Ici c'est Bienne!!!"
Löschen