Der SCB unterlag im ersten Spiel der Saison
einem kämpferischen Ambri-Piotta in der Valascia mit 3:4 nach Penalty.
Nein, zufrieden war ich nicht mit der Leistung
unseres SCB. Zuweilen fühlte ich mich wie in einem schlechten Traum, einem
Backflash der letzten Saison.
Ich hätte mehr erwartet. Morgan Samuelsson
hatte Recht, als er vor dem Spiel erwähnte, dass es ein Fiasko wäre, sollte der
SCB mit diesem Kader nicht in der Lage sein, in der Spitzengruppe mitzuspielen.
Auch in der Beurteilung des Systems mit dem Monatscaptain bin ich mit ihm
einig: Ich finde das einen regelrechten Blödsinn!
Jeder sei in der Lage, die Führung zu
übernehmen, soll Trainer Guy Boucher gesagt haben. Das ist so natürlich
Quatsch! Boucher will, dass die Spieler auf dem Eis Leadership zeigen. Das kann
jeder, wenn er mit Leib und Seele dabei ist. Aber Captain sein hat etwas mit
natürlicher Autorität in einer Gruppe zu tun und die hat mit Bestimmtheit nicht
jeder im gleichen Ausmass. Das hat mit Persönlichkeit, Erfahrung und Ausstrahlung
zu tun. Bis zu einem gewissen Grad hat man das, oder man hat es nicht. Will man
es erzwingen, wird man entweder zum verhassten Ekel, oder man macht sich
unglaubwürdig und wird ausgelacht.
Es ist aber gut möglich, dass Guy Boucher im
Captain eine andere Rolle sieht, als einen informellen Führer, ein Bindeglied
zwischen Team und Trainer oder Organisation. Denn die Mannschaft wird sich
ihren Führer nicht von der Institution mit einem C auf der Brust aufoktroyieren
lassen, sondern sie wird diesen ganz automatisch anhand seiner natürlichen
Autorität in der Gruppe bestimmen. Hat es zwei von diesen Alphatieren, droht
gar eine schädliche Gruppenbildung im Team. Aber lassen wird das und ich bleibe
in dieser Sache beim Blödsinn.
Das Spiel ist rasch erzählt. Das erste Drittel
war durchaus gefällig. Der SCB versuchte wie erwartet von Beginn weg, das Heft
in die Hand zu nehmen. Aber trotzdem blieb es, wie letzte Saison oft gesehen,
bei mehr oder weniger ineffizientem Cüplihockey. Es wurden beste Möglichkeiten
versiebt und so geschah, was wir auch in der letzten Saison so oft gesehen
haben: Mit zunehmender Spieldauer kam der Gegner über den Kampf immer besser
ins Spiel, währendem sich beim SCB Ungenauigkeiten einschlichen und die
defensive Ordnung verloren ging.
Da auch Goalie Bührer einen wenig sicheren
Eindruck hinterliess, konnten die jetzt euphorisch aufspielenden Tessiner bis
in die 47. Minute vorentscheidend auf 3:1 davonziehen.
Dass der Kampfgeist nach diesem
vorentscheidenden Rückstand dann doch noch erwachte, mag zwar positiv
erscheinen. Guy Bouchers Appell ans Herz in seinem bereits in der 34.
Spielminute bezogenen Timeout blieb aber wirkungslos, was mir zu denken gab.
Auch dass der Monatscaptain über weite Strecken des Spiels unsichtbar blieb,
hat mir nicht gefallen.
Dass dem SCB nach dieser schwachen Leistung letztendlich
ein schmeichelhafter Punk blieb, ist einer der wenigen positiven Punkte, aus
diesem ersten Spiel. Daneben gilt es jetzt, im Heimspiel gegen den EHC Biel
einen überzeugenden Dreier einzufahren! Alles andere wäre nämlich geeignet,
auch beim labil-optimistischen Publikum ein Backflash zu verursachen.
Gut fürs Theater. Aber darauf können wir alle ganz gut verzichten!
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