Was liegt an diesem
regennassen Tag der politischen Analysen näher, als wieder einmal den SCB und
die Stimmung rund um den Club zu analysieren? Schliesslich sind seit meinem
letzten Blog bereits wieder fünf Spiele gespielt.
Was hat sich
unterdessen verändert, was ist gleich geblieben?
In meiner letzten
Analyse habe ich im Wesentlichen darauf hingewiesen, dass der SCB gemessen an
den erzielten Toren zu wenig Punkte gewinnt. Anders gesagt: Man kassierte in
den ersten zehn Spielen zu viele Tore.
Die letzten fünf
Gegner hiessen Lugano, zweimal Genf, Langnau und Biel. Aus diesen Spielen
resultierten acht Punkte. Lugano, Biel und einmal Genf nach Penalty konnten
bezwungen werden, gegen Langnau und einmal gegen Genf hat man verloren.
Gegen Lugano und
zweimal gegen Genf sah man gute, intensive und unterhaltsame Spiele. In Langnau
präsentierte man sich blamabel und das Heimspiel gegen Biel hatte bei mir die
Wirkung einer Schlaftablette, was aber nicht nur am SCB lag.
Das Torverhältnis aus
diesen Spielen lautet 16:13 oder 3.2:2.6. Wir erinnern uns: In den ersten zehn
Spielen standen wir bei 3.2:2.7. Ich habe damals gefordert, dass man den
Gegentorschnitt senken und den Schnitt der geschossenen Toren beibehalten
müsse, um die magere Punkteausbeute von 1.4 Punkten pro Spiel zu steigern. Das
ist gelungen. In den letzten fünf Spielen gewann der SCB 1.6 Punkte pro Spiel.
Hochgerechnet auf 50 Spiele käme man mit diesem Schnitt auf 80 Punkte, was uns
die Playoffs irgendwo im Mittelfeld sichern würde.
Die Verpflichtung von
Genoni, Roy und Bergenheim haben die Unruhe rund um den SCB etwas gedämpft.
Trotzdem werden die Stimmen im Stadion und auf den Online-Portalen lauter,
welche Guy Boucher auf direktem Weg auf den Pluto schiessen wollen. Mich überrascht
das.
Ich habe ja immer
gemötzelt, über unseren Zauberlehrling. Geerntet habe ich meist Unverständnis
und Kritik. Man wolle in Bern „hartes kanadisches Rumpelhockey“ sehen und ich
solle mich doch am besten zum ZSC scheren. Wie wenn Marc Crawford kein Kanadier
wäre. Ein moderner halt, aber mit seiner Philosophie mit Bestimmtheit durch und
durch Kanadier.
Aber wir wollen heute
beim SCB bleiben und da ist eine Trainerdiskussion zum jetzigen Zeitpunkt reine
Energieverschwendung! Der SCB im Pomadenmodus hat man lange nicht mehr gesehen,
die Spieler ziehen mit. Ein Verdienst von Guy Boucher würde ich meinen.
Im SCB, da gebe ich
den Kritikern Recht, schlummert grosses Potential. Potential, welches man bis
jetzt lediglich in den Special Teams, selten aber bei fünf gegen fünf
Feldspielern beobachten kann. Die Balance ist aber in den letzten Spielen, wenn
auch mit Schwankungen, eindeutig besser geworden. Und die beiden neuen
Ausländer sind noch nicht mal richtig angekommen. Roy glänzt aktuell mehr mit
Scheibenverlusten als mit Genialität und Bergenheim scheint nur Luft für zwei
Drittel zu haben. Man muss Geduld haben.
Was ich bei Guy
Boucher nicht begreife ist sein krampfhaftes Bestreben, vier offensiv
ausgeglichene Linien aufzustellen. Warum brauchen wir vier offensiv
ausgeglichene Linien? Klaus Zaugg hat neulich etwas despektierlich moniert, der
SCB spiele «mit einer Ausstrahlung, als hiesse jeder Alain oder Pascal Berger.»
Das will ich nicht bestreiten, aber hängt das nicht auch mit Bouchers
Aufstellung zusammen?
Mir scheint es
manchmal so, als sei es Bouchers Bestreben, jeder seiner Blöcke mit
Bremsklötzen auszustatten, deren Hände zu hölzern und deren Augen zu langsam
sind, für die vielvermisste Kreativität. Daneben fehlt mir der Mut, die
Jungspieler zu forcieren. Warum nicht einmal zum Beispiel Hischier mit
Bergenheim? In diesem Zusammenhang denke ich immer noch mit Entzücken an
unseren ehemaligen Atomsturm Tavares, Ritchie, Vermin.
Also, was ich sagen
will: Der SCB braucht immer noch Ruhe und verdient eine gewisse Zuversicht. Die
beiden NHL Ausländer haben das Potential, um den SCB entscheidend zu
verstärken. Unser Trainer braucht etwas Druck, um etwas dynamischer und mutiger
aufzustellen und Tristan Scherwey braucht einen gewaltigen Tritt in den Hintern,
um nicht endgültig im langweiligen Mittelmass zu ertrinken.
Habt Spass!
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