Ich kann jetzt leicht reden. War ich doch
schon seit dem Verlauf der letzten Saison sicher, dass das System Boucher beim
SCB scheitern wird, scheitern muss.
So kann man in der Schweiz nicht Eishockey
spielen. Nicht auf den europäischen Eisfeldern, nicht in unserer Tempo und
Laufliga, nicht mit unseren Spielern. Man muss das Spiel spielen, nicht
arbeiten. Man muss variantenreich spielen, das System den Spielern und den
Gegebenheiten der Liga anpassen. Guy Boucher konnte das nicht und deshalb ist
er gescheitert, musste er scheitern.
Ich wollte eigentlich heute die letzten sechs
Spiele analysieren und schonungslos aufzeigen, wohin das uns führen wird. Ich
wollte schreiben, dass wir am Freitag im Zähringerderby den grossen Showdown
erleben würden. Mit grossem Feuerwerk nach 22 Uhr. Den Start der Rakete mit dem
Ziel Pluto.
Darauf kann ich jetzt verzichten. Man hatte
ein Einsehen. Mit schalem Nachgeschmack, den mit diesem Trainer hätte man
niemals in die neue Saison starten dürfen. Nicht nach diesem Halbfinale,
welches in konzentrierter Form deutlich aufzeigte, wohin das System Boucher
führt.
Aber man liess sich einlullen, verwechselte
die Schussstatistik mit hochkarätigen Chancen, lamentierte über fehlendes Glück
im Abschluss, immer und immer wieder. Mich hat das zuletzt hockeytechnisch
abgestumpft. Immer dieselben Phrasen, wider besseres Wissen, muss man fast
sagen.
Charakter: Individuelles Gepräge eines
Menschen durch ererbte und erworbene Eigenschaften, wie es in seinem Wollen und
Handeln zum Ausdruck kommt.
Sven Leuenberger hat Charakter bewiesen, indem
er zum Wohle der Organisation von seinem Posten zurücktrat, um seinem Bruder
den Weg zu ebnen, die Mannschaft nach 2013 ein zweites Mal in der Krise zu
übernehmen. Dafür gebührt im Dank!
Er hat erkannt, dass der Name Leuenberger bei
vielen Plauderis im Umfeld des SCB zu einem Unwort geworden ist. Ob sich diese
Leute der Verdienste Svens rund um den SCB bewusst sind? Sein Einsatz zum
Zusammenhalt der Mannschaft rund um den Zusammenbruch des SCB am Ende des
letzten Jahrhunderts?
Und nicht nur das. Ist es nicht auch der
Loyalität Sven Leuenbergers zuzuschreiben, dass Marc Lüthi den Raum fand, um
den SCB auf ein wirtschaftlich solides Fundament zu bauen? Ich sehe da durchaus
einen Zusammenhang. Es ist nämlich wichtig, dass sich die Leute in einem
Unternehmen ergänzen. Durch verschiedene Eigenschaften. Marc Lüthi ist ein
starker Chef. Da braucht es gerade auf der Position des GM einen anderen
Charakter. Einen wie Sven Leuenberger.
Auch Lars verdient Bewunderung und Dank. Es
ist nicht selbstverständlich, dass er in einer Situation, in der er eigentlich
nur verlieren kann, noch einmal hin steht und die Mannschaft in einer schwierigen
Situation übernimmt. Schwendener ist nicht Bührer und die Situation mit den
vielen Verletzten ist gerade in der aktuellen Situation delikat.
Man wird keine Konstanz in die Linien bringen
können, wenn man immer wieder umbauen muss. Auch um die Stimmung und das
Selbstvertrauen im Team dürfte es nicht zum Besten stehen. Dazu das Gemöffel,
das jetzt losgeht.
Man wird die Beförderung von Lars in den
Medien zerreissen. Und auch ein nicht unwesentlicher Teil der SCB Fangemeinde
wird den Entscheid nicht unterstützen. Viele kritisieren ja sogar Marc Lüthi
für sein Bestreben, beim SCB schwarze Zahlen zu schreiben. Dass man sich mit
roten Zahlen der Handlungsfreiheit der Zukunft beraubt, wird ignoriert.
Ich für meinen Teil finde die Lösung mit Lars
in Ordnung. Ich bin überzeugt, dass es Lars gelingen kann, die Mannschaft
wieder spielen zu lassen, womit wieder Freude aufkommt. Das zweifellos
vorhandene Talent im Team sollte dann das seine tun, um zumindest die Playoffs
zu erreichen.
Eine wichtige Rolle kommt dabei unserem
Captain zu. Ich bin überzeugt, dass gerade Martin Plüss die Spielart unter
Boucher nicht gefallen konnte. Wer seine Interviews zwischen den Zeilen
analysiert hat, weiss was ich meine. Fehlendes Überraschungsmoment, fehlende
spielerische Klasse.
Es wird an Martin Plüss sein, die Rolle des
Bindegliedes zwischen sportlicher Leitung und der Mannschaft Kraft seiner
Autorität einwandfrei zu spielen und auf dem Eis in seiner kämpferischen Art
voranzugehen. Vielleicht braucht es auch eine Prise Marc Lüthi, um Lars gegen
Spieler, die nicht mitziehen wollen, zu unterstützen.
Es braucht jetzt nämlich nur noch eines:
WOLLEN und HANDELN, oder eben den Charakter jedes einzelnen! Die Zeit der
Ausreden muss jetzt vorbei sein. Es geht jetzt nur noch darum, eine weitere
Schmach in der Clubgeschichte abzuwenden: Den zweiten Fall in die Abstiegsrunde
innert zwei Jahren.
Warum finde ich die gewählte Lösung gut? Weil
sie uns jegliche Handlungsfreiheit im Hinblick auf die nächste Saison
offenlässt. Man hat Zeit, den Wunschtrainer zu finden. Ausserdem ist es eine
mutige Lösung. ich mag mutige Lösungen. Man wird sich kritisieren, ja
verspotten lassen müssen, von all den Besserwissern.
Aber man soll es jetzt auch so durchziehen mit
Lars. Nicht nach zehn Spielen auf Harakiri machen. Risiken gibt es bei jeder
Lösung, vor allem bei den halbherzigen. Lars muss jetzt durch alle Böden
hindurch unterstützt werden. Auch von uns Fans, gerade von uns Fans! Zum Wohle
und für die Zukunft unseres SCB!
Aber was sagst du denn zur Tatsache, dass LL schon einmal Cheftrainer sein durfte und schlussendlich überfordert und auf eigenen Wunsch wieder ins 2. Glied zurücktrat? Was soll jetzt anders sein?
AntwortenLöschenLars hat zwei Jahre mehr Erfahrung und kennt das Team. Daneben glaube ich an das Potential der Mannschaft. Wichtig scheint mir, dass man sich für nächste Saison alle Optionen offen hält. Das ist mit der Lösung Lars gegeben. Risiken gibt es immer, wie wir wissen. Auch Boucher konnte vor zwei Jahren den Sturz in die Playouts nicht verhindern. Und sein Punkteschnitt war nicht besser als der von Lars. Warum sollte einer dieser zufällig freien Halodris besser sein als Lars, dem unsere GL das Vertrauen ausspricht?
AntwortenLöschen