Der SC Bern verspielte in den Wochenendspielen
gegen den HCD und den EVZ den eigentlich auf dem Silbertablett präsentierten
Qualifisieg kläglich. In Davos verlor man am Freitag trotz einer
zwischenzeitlichen Zweitoreführung mit 4:5, bei der samstäglichen 5:6
Heimniederlage gegen Zug verspielte man gar einen Dreitorevorsprung.
So kommt es eben, wenn man durchblicken lässt,
dass einem ein allfälliger Qualisieg eher als Bürde, denn als Vorteil
erscheint. Das wirkt sich via Psyche der Spieler letztendlich auch auf die
Statistik aus und so gesehen ist es geradezu grotesk, dass man an sich nicht
ganz unwichtige Qualispiele zu unbedeutenden Vorbereitungsspielen degradiert.
Den Nuggi rausgehauen hat es mir, als der SCB
in Davos trotz grossen personellen Sorgen in der Abwehr Ersatztorhüter Olivier
Gigon, der in diesem Spiel dann auch jede Scheibe fallen liess und die
Defensive noch zusätzlich beschäftigte und verunsicherte, einsetzte. Ich meine
es handelt sich immer noch um einen sportlichen Anlass, in dem es um Punkte und
Positionen geht. Ausserdem bezahlen die Leute Eintritt und wollen eine
fokussierte Truppe sehen. Man stelle sich vor, im Stadttheater würde den Leuten
statt dem Stardarsteller aus dem Programmheftli ein ambitionierter
Laienschauspieler präsentiert, weil der Theaterdirektor die Vorstellung aus
irgendwelchen Gründen gerade für nicht so wichtig erachtet. Undenkbar.
Hätte ich die Zeichen richtig gedeutet, hätte
ich mir für Samstag Tickets für den Strichkrimi Langnau – Biel besorgt. Ich mag
nun mal keine unbedeutenden Vorbereitungsspiele. Stattdessen schlotterte ich
mich im elend kalten Kühlschrank durch das angeregte Geknebel des SCB und ich
frage mich noch jetzt, warum ich überhaupt nach Bern gefahren bin.
Joel Vermin spielte, wie wenn er einen 20 kg
schweren Rucksack mittragen müsste, Pascal Berger fehlte es an jeglicher
Bindung zu seinen Mitspielern und Byron Ritchie betrieb munteres auf dem Eis
herumgekreise ohne Weg und Ziel.
So frage ich mich ernsthaft, ob ich mich am
Dienstag noch einmal nach Bern bewege, oder ob ich das Spiel zuhause in der
warmen Stube über mich ergehen lassen soll.
Betrachtet man die letzten fünf Spiele des
SCB, stellt man fest, dass man viermal Mehrtoreführungen, zu denen man meist
wie die Jungfrau zum Kind kam, mehr oder weniger emotionslos vergeigte. So
verschenkte man, ich kann es nicht anders sagen, ganze 9 Punkte oder den
Qualisieg, der einem eigentlich auf dem Silbertablett serviert worden wäre.
Man kassierte 3,8 Tore pro Partie, erhielt 2
Shorthander, vergeigte 4x einen Zweitore- und einmal einen Dreitorevorsprung
und man fiel jeweils regelrecht auseinander, als die Gegner eine etwas
ruppigere Gangart einschlugen. So wie man sich zurzeit präsentiert, würde es
mich nicht erstaunen, wenn man am Dienstag auch noch den zweiten
Qualifikationsrang an den EV Zug verlieren würde.
Ich sehe kein, aber auch wirklich gar kein
Argument, das ein solches Nachlassen erklären oder entschuldigen würde. Das
Ammenmärchen mit dem Schonen von Spielern oder dem Vermeiden von weiteren
Verletzungen schon gar nicht. Die Spieler verletzen sich nicht in Phasen, in
denen man bestrebt ist, dem Gegner sein Spiel aufzuzwingen. In solchen
Situationen ist man konzentriert und meist in der besseren Position.
Gefährlich wird es erst, wenn halbherzig,
zögerlich und unkonzentriert agiert wird. Dann ist das Verletzungsrisiko am
grössten.
Ich mag ehrlich gesagt die Spiele gegen Davos
und Zug nicht gross kommentieren. Gegen Davos kam man wie die Jungfrau zum Kind
zu einer Zweitoreführung und als die Davoser etwas ruppiger zur Sache gingen,
haderte man mit den Schiedsrichtern, statt unbeirrt sein Spiel zu spielen.
So war es bezeichnend, dass der Ursprung der
Wende eine Schwalbe eines Davosers war, die dazu führte, dass Geoff Kinrade
seiner in der Defensive ohnehin schon angeschlagenen Mannschaft mit einer 10
Minuten Strafe wegen einer Undiszipliniertheit einen Bärendienst erwies.
Ähnlich tölpelhaft verhielt man sich gegen den
EVZ. Nachdem man fast wie im Schlafwagen zu einer 3:0 Führung kam, liess man
sich wiederum von der härteren Gangart des Gegners destabilisieren. Dabei muss
man neidlos anerkennen, dass die Zuger genau das taten, was wir vom SCB auch
immer verlangen. Hartes und unbeirrtes Spiel zum Zwecke der Zermürbung des
Gegners.
Dabei kam es den Zugern zweifellos zugute,
dass Checks gegen Köpfe von jungen SCB Spielern generell sauber und somit auch erlaubt
sind. Man braucht sich darüber gar nicht gross aufzuhalten, schliesslich hat
man seinerzeit das Viermannsystem bei den Schiedsrichtern nicht etwa
eingeführt, um gefährliche Situationen, auch abseits des Spielgeschehens,
besser ahnden zu können. Nein, man hat es eingeführt, damit die Unparteiischen
im Doppelpack Strafen wegen Stolpern über die eigenen Beine konstruieren
können, um das Publikum zu aktivieren.
Wäre es anders, müsste man die Leistungen der
Herren Kämpfer, Prugger, Küng und Rochette schon fast als peinlich schwach
bezeichnen. Im Spiel in Davos zum Beispiel spielten kuriose Entscheidungen bei
nicht weniger als 3 von 9 gefallenen Toren eine nicht unwesentliche Rolle.
Leider fehlt es unserer Mannschaft zurzeit etwas an der nötigen Souveränität,
um mit Beliebigkeiten dieser Art umzugehen.
Item, die Berner Niederlage gegen den EVZ
dürfte in erster Linie den Kloten Flyers in die Hände spielen. Die Zuger haben
jetzt nämlich die Möglichkeit, mit einem Sieg in Biel auf den zweiten
Tabellenplatz vorzustossen, sollten der SCB die letzte Qualipartie gegen die ZSC
Lions auch noch verlieren. Kloten könnte sich dann mit einem Sieg in Lugano in
Extremis doch noch für die Playoffs qualifizieren.
Das obwohl der ZSC gemäss Schöggi Gränni «gegen
Biel verlieren wollte.» Diese Aussage erscheint mir umso grotesker, weil die
Flyers ja letzte Woche auch nur dank Schiebung gegen die Lakers mit 12:0
gewinnen konnten, was wiederum den Bieler Parkplatzjammeri (Geschäftsführer
Daniel Villard) zu einem Twitter Gegränne animierte.
Die nette Klotener Beisszange aus dem Facebook
Chat ist neulich auch im Stile einer Dampfwalze über mich hergefallen, weil ich
in einem Blog etwas von Rappi und Schiebung geschrieben habe. Da ich aber meine
Blogs aus Prinzip nicht kommentiere, meinte sie nur leicht desillusioniert,
dass der ZSC Schuld sei, wenn die Flyers Playouts spielen müssten.
Wie Sodom und Gomorra, diese Posse zwischen
Biel und Kloten. Ich würde vorschlagen, beide in die Playouts zu verbannen und
stattdessen die Langnauer gegen Fribourg antreten zu lassen.
Die Befürworter des Konkordats werden sich
gefreut haben, dass die Luganesi ein Rapperswiler Fan Lokal angriffen und mit
Pyros ausräucherten und dass die Gotthard Autobahn für 20 Minuten gesperrt
werden musste, weil randalierende Fan Gruppen ihre Raketlis auf die Fahrbahn
pfeffern mussten. Wie dämlich muss man eigentlich sein? Nicht dass es mich
erstaunen würde, aber mir tun in erster Linie diejenigen leid, welche sich in
ihrer Freizeit mit viel Einsatz für eine freie und bunte Fanszene einsetzen.
Item, was die Aussichten des SCB für die
Playoffs anbelangt, möchte ich trotz meinem Gegränne und Gemotze erwähnen, dass
es letztes Jahr um diese Zeit keinen Deut besser, eher viel schlechter aussah.
Bleibt zu hoffen, dass sich Jaroslav Bednar
und Sämi Kreis nicht auch noch ernsthaft verletzt haben, dass Hänni Furrer und
Randegger zurückkommen, dass das Knie von Roche hält und dasjenige von Trainer
Törmänen nicht mehr schmerzt.
Nebst den medizinischen Sorgen hoffe ich
schwer, dass der SCB gegen die ZSC Lions die erforderlichen Punkte für den
wichtigen zweiten Tabellenrang einspielt.
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