Nach einer wegen des Lockouts etwas speziellen, aber
durchaus interessanten Qualifikation mit vielen hochstehenden und interessanten
Spielen beginnt am Samstag mit den Playoffs der eigentliche Saisonhöhepunkt.
Der SCB wird sich als Tabellenzweiter mit dem siebent platzierten Genf Servette
duellieren.
Endlich ist die Phase der Qualifikation abgeschlossen. Ich
sage das nicht etwa, weil auf zahlreichen Fanplakätchen suggeriert wird, dass
die 50 Qualifikationsspiele zu viel wären. Nein, ich sage das ganz einfach,
weil mich die grassierende Saukälte langsam zur Schnecke macht. Qualiende
bedeutet Frühlingsbeginn.
Gegen gewisse Modus Änderungen hätte aber auch ich nichts
einzuwenden. Wieso man zum Beispiel das Auswahlverfahren für die Playoff
Paarungen seinerzeit nach nur einer Saison wieder verworfen hat, ist mir bis
heute unerklärlich. Ich habe das Auswählen damals gut gefunden und würde es
ohne mit der Wimper zu zucken auf nächste Saison wieder einführen. Allerdings
wurde das Auswahlverfahren damals, gerade auch aus Fankreisen, mehrheitlich kritisiert.
Warum weiss ich allerdings nicht.
Die Zusatzrunden würde ich überdenken. Irgendeinmal ist es
genug mit Derbys oder sogenannten Derbys. Eine Formel mit Paarungen, die sich
an der Tabelle des Vorjahres orientieren, wäre mir sympathischer.
Auch der Playoutmodus ist zu überdenken. Entweder schliesst
man die Liga ganz, oder es sollte wieder einen regulären Absteiger geben. Die
jetzige Lösung scheint mir untauglich, weil sie faktisch einer geschlossenen
Liga light gleichkommt. Das ist schlecht für die NL B und auch schlecht für die
Schwanzclubs in der NL A.
Mir schwebt ein Modus mit einer Auf/Abstiegsrunde, wie schon
einmal dagewesen vor. Die NL B würde damit aufgewertet und ein Abstieg wäre nicht
mehr das Ende der Welt, weil man ja auch wieder aufsteigen könnte. Alternativ
könnte man auch die Ligaquali abschaffen und den B Meister auf Kosten des
Playoutverlierers absteigen lassen.
Auf das Dienstagsspiel gegen die ZSC Lions möchte ich nicht
weiter eingehen. In Biel stand es relativ früh 3:0 und somit hatte die Partie
für den SCB keine Bedeutung mehr. Dass das Feuer fehlte und dass man sich wohl
im Unterbewusstsein im Hinblick auf die Playoffs etwas schonen wollte, scheint
mir nachvollziehbar. Besonders vor dem Hintergrund der grassierenden
unsäglichen Verletzungsmisere. Immerhin hat Beat Heldstab ein äusserst
vielversprechendes Debut gezeigt. Ich denke, er wird uns wirklich helfen
können.
Obwohl ich einer von denen bin, die schon seit Jahren immer
wieder warnen, dass unsere Verteidigung den Zenit erreicht und mittlerweile
überschritten hat, möchte ich auch darauf nicht gross eingehen. Es ist jetzt
einfach nicht die Zeit für Diskussionen dieser Art. Am Samstag beginnen die
Playoffs und es ist jetzt alles so zu nehmen, wie es eben ist.
Die Mannschaft hat in der Zeit von Weihnacht bis zur
Länderspielpause gezeigt, dass sie auch mit ausgedünnter Verteidigung eine
Balance hinkriegt, die sich gewaschen hat. Der SCB hat in dieser Phase
teilweise grossartiges Eishockey gespielt. Dort gilt es jetzt anzuknüpfen.
Dass wir mit einer Aufstellung wie am Dienstag gegen den ZSC
das Finale nicht erreichen können, ist mir bewusst. Der Playoffmodus und die
härtere Gangart erfordern Breite und Tiefe. Es wird auf Dauer nicht
funktionieren, dass die wichtigen Parts im wesentlichen von David Jobin, Beat
Gerber und Geoff Kinrade gespielt werden. Franco Collenberg wird sich steigern
müssen, Flurin Randegger wird so gut wie möglich spielen müssen und das Knie
von Travis Roche wird intensiv gebraucht werden.
Daneben ist zu hoffen, dass die üblen Gerüchte über den
Gesundheitszustand von Philippe Furrer nicht stimmen und dass auch Andreas
Hänni irgendwann wieder zum Team stossen kann. Sollten es die Hockeygötter so
bestimmt haben, dass der SCB die Playoffs mit der aktuell ausgedünnten
Verteidigung absolvieren muss, müssen wir umdenken und die Erwartungen
anpassen. Das Erreichen des Halbfinals wäre dann als grosser Erfolg und das
Finale als Sensation zu betrachten.
Da wir aber mit Däusi im Himmel prominent vertreten sind,
dürfen wir durchaus auf Schützenhilfe von oben und somit auf baldige Besserung
hoffen.
Wenn wir die Verletzungssorgen beiseite lassen, sieht es
aber sehr gut aus. Die Mannschaft hat vor der letzten Länderspielpause
eindrücklich bewiesen, zu was sie fähig ist. Auch die Entwicklung, die unsere
Mannschaft in dieser Saison durchgemacht hat, lässt sich sehen. Antti Törmänen
hat es geschafft, NHL Spieler zu integrieren und die Mannschaft nach deren
Abgang so einzustellen, dass sie in der Folge ihre beste Phase in der
bisherigen Meisterschaft ausspielen konnte.
Der SCB spielt ein aktives und schnelles Eishockey, das auf
viel Scheibenbesitz beruht. Die Statistiken sind, abgesehen von den letzten
Spielen, hervorragend und die Mannschaft verfügt über eine hervorragende
Balance.
Auch auf höherer Stufe wurde hervorragende Arbeit geleistet.
Angefangen bei Marc Lüthi, der im letzten November die Trainerdiskussionen auf
überzeugende Art und Weise ausräumte, indem er sich ohne Wenn und Aber hinter
den eingeschlagenen Weg stellte. Zur Belohnung konnte man mit Antti Törmänen
einen neuen und absolut unbestrittenen Zweijahresvertrag abschliessen, was uns
in der Zukunft eine gewisse Kontinuität bringen wird.
Auch Sportchef Sven Leuenberger hat seine Arbeit mit der
Verpflichtung von Jaroslav Bednar, Petr Sykora und den B Lizenlern hervorragend
gelöst. Der einzige Wehrmutstropfen, den es zu beklagen gibt, ist das
Nichtgelingen der Integration von Niklas Danielsson.
Sportlich durften wir eine interessante Qualifikationsphase
mit Höhen, Tiefen und vielen interessanten Spielen verfolgen. Dabei
präsentierte sich der SCB meist als gefestigte Gruppe mit viel Charakter. Eine
Mannschaft, bei der man davon ausgehen kann, dass sie nächsten Samstag bereit
sein wird!
Wie ich bereits im vergangenen August angekündigt habe,
gewinnt Fribourg Gottéron vor dem SCB, dem EVZ, den ZSC Lions und dem HC Davos
die Qualifikation. ( J
) Und da meine Erwartungen an den SCB immer identisch sind mit meiner Prognose,
bin ich natürlich hochzufrieden mit diesem zweiten Rang, auch wenn man ihn am
Schluss noch fast verspielt hätte.
Auch mit unserem Viertelfinalgegner Genf Servette kann ich
gut leben. Die Genfer sind sensationell in die Saison gestartet und konnten in
der Folge von den in den Startspielen gewonnenen Punkten zehren. Ohne dieses
Punktepolster hätten sie die Playoffs wenn überhaupt, wohl nur mit Mühe
geschafft.
Man soll mich nicht falsch verstehen, Genf Servette ist ein
schwieriger Gegner. «Sie werden sehr körperbetont agieren und ein typisch
kanadisches Eishockey spielen», meinte Törmänen zu unserem Gegner. Gut möglich,
dass der schlaue Chris McSorley unsere Verteidiger speziell hart angehen lassen
wird. Man wird intelligent spielen und besorgt sein müssen, dass man die Abwehr
nicht durch unnötige Strafen zusätzlich strapaziert. Cool und Schnörkellos
dürfte das Rezept sein, für diese Serie.
In unserer ausgeglichenen Liga gibt es keine einfachen
Viertelfinalgegner. Weder Lugano noch Davos wären einfacher gewesen und man
darf nicht vergessen, dass die Genfer ohne ihre Lebensversicherung Goran Bezina
werden antreten müssen.
In diesem Sinne bin ich für die Viertelfinals durchaus
positiv gestimmt und denke demnach, dass wir die Serie gewinnen werden.
Meine Prognosen:
SCB – Genf Servette 4:2
Fribourg Gottéron – EHC Biel 4:1
ZSC Lions – HC Davos 4:3
Zug – Lugano 3:4
Kloten Flyers – SCL Tigers 4:2
Ambri Piotta – Rapperswil Jona Lakers 4:3
Mir bleibt nur noch, uns allen packende Playoffspiele bei
elektrisierender Stimmung zu wünschen. Noch bin ich die Ruhe selbst. Aber
irgendwann zwischen jetzt und Samstag 1945 wird sich dieses ganz eigene,
schwierig zu beschreibende Playoffgefühl einstellen.
Hoffentlich für möglichst lange. Eishockey bis es grünt...
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