Der ZSC setzte in wunderschönen Retro-Shirts zu einer Sause
an und deklassierte den bedrohlich taumelnden SCB deutlich. Unsere Kummerbuben
wurden mit 6:0 regelrecht aus dem Hallenstadion gefegt.
Liebe SCB-Fans, es ist wahrlich zum Haare raufen. Da gebe
ich mir in den letzten Tagen alle Mühe, einen durchaus interessanten Blog über
talentierte Jungspieler und die NHL, über die Ausbreitung der KHL gegen Westen
und die Folgen daraus für unsere Liga und über die Verpflichtung von Ausländern
in diesem Umfeld zu schreiben, und dann werde ich von den Ereignissen derart
überrollt, dass das Geschriebene nicht mehr in die momentane Lage passen will.
So wird meine Arbeit einmal mehr zu digitalem Müll.
Ich hätte mich zum Schwarzmaler gewandelt, hat man mir in
letzter Zeit öfters vorgeworfen. Diesen Vorwurf muss ich aber weit von mir
weisen, schliesslich mache ich nichts anderes, als meine Sicht der Geschehnisse
rund um den SCB zu beschreiben. Nicht ich habe mich demnach gewandelt, es ist
unser SCB, der sich gewandelt hat!
Seit Saisonbeginn schreibe ich in lockerer Folge, dass ich
im Spiel unserer Mannschaft keinen Plan erkennen kann. Ich vermisse ein Konzept
beim Spielaufbau, ich vermisse ein Konzept beim Spiel im gegnerischen Drittel,
ich vermisse eine Defensivtaktik und ich vermisse die lichten Momente, in denen
man das grosse Potential unserer Mannschaft erkennen kann. Kurz gesagt, ich
vermisse alles, was eine Mannschaft mit Potential ausmacht!
Was ich sehe, ist der mehr oder weniger verzweifelte Versuch
einiger weniger Leader in unserem Team, sich gegen den immer näher kommenden
Zerfall der Mannschaft zu wehren. «Man müsse einfacher spielen, die Scheibe
auch einmal hinten heraus schlagen», scheint noch die einzige Taktik zu sein,
die man mit dieser starken Mannschaft anstrebt. Nicht einmal das gelingt aber.
Ein Blick auf die letzten acht Partien gefällig?
Man hat als amtierender Meister lediglich lumpige 6 von 24
Punkten (!) geholt. Ein Torverhältnis von 15: 24. Man brachte gerade noch 1.8
Törchen pro Partie zustande und kassierte im Gegenzug 3 pro Spiel. Ein
schwacher Saisonstart meinetwegen, aber was seither abläuft ist desaströs und
es ist weit und breit keine Besserung in Sicht. Man übt sich in Schönfärberei,
spült schwache Leistungen mit den immer gleichen Plattitüden schön und man
scheint ratloser, als der gemeine Fan, der sich aus Sympathie zu Antti Törmänen
in beliebigem Spielerbashing verliert. Je nach persönlicher Sympathie und wer sie
alle mag, schiesst halt auf Andreas Hänni, Mikko Lehtonen oder Ivo Rüthemann.
Mit dieser Mannschaft muss es doch möglich sein, so zu
spielen, dass man in der Mehrzahl der Spiele zumindest eine Chance auf den Sieg
hat. Es muss doch möglich sein, solche Debakel wie heute gegen den ZSC zu vermeiden.
Es muss doch möglich sein, wenigstens in lichten Momenten sein Potential zu
zeigen!
Mich nimmt schon wunder, was man gegen die Misere zu tun
gedenkt. Hoffen auf die grosse Wende nach dem nächsten Heimspiel? Hoffen auf
die Natipause und dass danach alles besser wird? Hoffen, dass es im Frühling
dann schon klappen wird? Oder sollte man einen weiteren Ausgemusterten
verpflichten? Sicher, die 4 Punkte aus drei Spielen von Hnat Domenicelli sehen
hübsch aus. Aber an der allgemeinen Marschrichtung hat sich weder in Sachen
Punktgewinn noch in Sachen Spielart etwas geändert. Mit dem Aufblasen des
Kaders ist es nicht gemacht. Auch ein weiterer Ausländer würde nichts bringen,
weil auch er in Kürze von der grassierenden Seuche namens Meisterblues
angesteckt würde.
Ja der Meisterblues... Er begann schon kurz nach dem Gewinn
des letzten Meistertitels, setzte sich in den Köpfen des SCB fest. Wie schon
vor der letzten Meisterbluessaison setzte man sich hohe Ziele in der European
Trophy und verpasste diese mehr oder weniger schmachvoll. Auf einen würdigen
Kickoff verzichtete man, weil man ja schliesslich in der Vorsaison Meister
wurde und weil man ja auch im nächsten Frühling wieder zu feiern gedenkt.
Ich weiss, ich bin kleinlich. Aber genau dieser fehlende
Kickoff hat mir damals zu denken gegeben. Nicht wegen dem Kickoff, sondern
wegen der Denkart, die dahinter steckt. Im Triumph lässt sich vieles über den
Charakter einer Person oder eines Unternehmens herauslesen. Und mit Anzeichen
von Grössenwahn, es tut mir leid, verliert man etwas. Den Respekt vor der Situation,
die Demut vor dem Glück das man hatte und damit auch den Winnerspirit.
Der SCB ist krank. Nicht erst seit heute, sondern seit
letztem Frühling. Seither hat man jedes, aber auch wirklich jedes Zwischenziel
deutlich, kläglich, ja desaströs verpasst. Man macht sich als Meister zum
Gespött und erfüllt weder die eigenen Ansprüche, noch diejenigen des Publikums.
Es ist trist geworden, in der Postfinance Arena. Zum Glück spielt uns das
Wetter bis jetzt noch in die Hände. Man stelle sich vor, man müsste diesem
konzeptlosen Angsthasengekraue bei Minustemperaturen beiwohnen, mir graut
davor.
Kaum einer unserer Spieler erreicht seit Saisonbeginn auch
nur annähernd seine Normalform. Wer anfangs noch gut war, wurde mittlerweile
angesteckt und bringt ebenfalls kein Bein mehr vor das andere. Der übliche Ruf,
das ganze Team in die Wüste zu schicken und die Junioren auflaufen zu lassen,
wird lauter und lauter. Freilich wohlwissend, dass das aus finanziellen Gründen
und aus Mangel an Alternativen so nicht möglich ist. Aber man findet halt den
jungen Trainer und das ganze „Projekt Törmänen“ derart sympathisch, dass man
die Augen vor der Realität verschliesst.
Ich übrigens auch, sonst hätte ich den Antti Törmänen schon
nach 10 Spielen angezählt und nach 12 zum Teufel geschrieben. Aber jetzt, in
Anbetracht der Konzeptlosigkeit unseres Spiels und der daraus resultierenden
Unwahrscheinlichkeit, dass sich die Dinge in Kürze bessern, würde ich Zeichen
setzen.
Entweder lässt sich die Krise an einzelnen Spielern
festmachen, dann muss man diese aus dem Umfeld der Mannschaft entfernen. Oder
aber es herrscht Friede Freude Eierkuchen rund um das Team. Dann muss man den
Trainer zum Teufel jagen, weil er nicht in
der Lage ist, eine Leistungskultur und ein Spielsystem zu vermitteln,
das die Mannschaft dorthin bringt, wo sie aufgrund ihres Potentials eigentlich
stehen sollte.
Es ist jetzt 11:59:59. Man kann noch in die Natipause
taumeln, wenn man an Besserung glaubt. Davos, (h) Ambri (a) und Biel (h). Oder
man kann sich zum Ziel setzten, bis zum ersten Schnee auf dem Vorplatz der
Arena die spielerische Wende zu schaffen. Aber wir sprechen ja schon seit
Saisonbeginn bei jedem zweiten Spiel von Wiedergutmachung und von der Wende,
die dann nach dem nächsten Spiel schon einsetzen werde. Es wird aber nicht
besser, sondern schlimmer! Wie lange noch?!
Zum Glück funktioniere ich immer noch nach dem Prinzip
„schlechtes Eishockey gibt gutes Theater.“ Das macht zwar die schwachen
Darbietungen nicht besser, aber dafür interessant. Verzweiflung ist bei mir
also nahezu unmöglich. Trotzdem möchte ich warnen. Es ist nämlich gut möglich,
dass dieses Jahr zwei potentiell grosse die Playouts bestreiten werden.
Auch
wir sind nicht gefeilt davor!
Dieses Team wurde Meister.
AntwortenLöschenUnd in der neuen Saison bringt es das plus/minus gleiche Team nicht fertig, einen graden Pass zu spielen...
Das finde ich, unter uns gesagt, doch eher zu komisch.
Normalerweise ist der Trainer nicht das Problem, aber er ist das schwächste Glied in der Kette.
Den um ein ganzes Team auszuwechseln fehlen die Finanzen und auch die Spieler. Es gibt ja schon kaum genügend Spieler für die 12er Meisterschaft...
Und Deiner Prognose, dass zwei grosse in den Playouts landen werden wiederspreche ich nicht.
Ich hoffe einfach, dass das gröbste der Krise in diesem Moment überstanden sein wird, denn sonst könnte es eng werden
In diesem Sinne:
(don't) GO-4-IT
Mimimimi... Duc...
AntwortenLöschenSicher spielt der SCB momentan kompletten Mist zusammen, aber solche Horrorszenarien wie Playouts sind dann doch etwas übertrieben! Und noch was: Gewisse andere SCB-Fans bezeichnest du gerne als Muppet-Figuren. Aber deine weinerlichen Blogs in letzter Zeit erinnern stark an Beaker (eben: Mimimimi...) den Helfer von Professor Bunsenbrenner.
Tschö,
Le Bear