Eigentlich unglaublich, was im grössten
Zirkus der Schweiz Woche für Woche abgeht. Da ist sich unsere millionenteure
Artistentruppe am Freitag zu schade, sich gegen die grobschlächtigen Murkser
aus Genf zu einer halbwegs engagierten Leistung zu bequemen und was passiert
Tags darauf in Bern? Richtig, der Zirkus Maximus platzt ausverkauft aus allen
Nähten und das Volk ist fröhlich und erwartungsvoll, als wäre alles in Butter.
Einer ärgerlichen 1:3 Niederlage in Genf folgte ein grandioser 6:0 Heimsieg gegen die Kloten Flyers, welche die letzten vier Partien gewonnen hatten. Es ist einfach jammerschade, dass unsere Laissez-faire-Truppe
in Anbetracht der knappen Abstände in der Tabelle nicht gewillt scheint, mit
einer einigermassen konstanten Leistungskultur einen Angriff auf die vorderen,
heimspielberechtigten Playoffplätze zu starten.
Aber warum sollten sie auch, fragte sich
die leicht angeheiterte Muppet Loge nach der Sause gegen die Flyers zu später
Stunde im gut besuchten Käsekeller. Schliesslich scheint der sportliche Erfolg
nur wenig ausschlaggebend, ob die Leute ins Stadion strömen oder eben nicht. Der
aktuelle Zuschauerschnitt von 16303 Nasen nach 21 Heimspielen deutet jedenfalls
in diese Richtung. Und vielleicht ist es für den Verkauf von Bier und Wurst
sogar fast besser, wenn der SCB nicht allzu gut spielt. Wer will bei einer
Sause wie am Samstag schon den Platz verlassen, um sich an den zahlreichen
Verpflegungsständen zu verköstigen? Jedenfalls scheint das Theater um das
zuweilen grenzwertige Bummelgeknorze die Leute genau so ins Stadion zu locken,
wie die stinklangweiligen Qualifikations-Seriensiege der näheren Vergangenheit.
Auf das Freitagsspiel brauche ich nicht
weiter einzugehen. Dass man in Genf verlieren kann, ist keine Frage. So wie man
aber aufgetreten ist, fehlen mir die Worte. Lars habe ja das Spiel in fünf
Minuten abgehakt gehabt. Kein Wunder, wenn Einsatz und Wille nicht stimmen,
braucht man sich im modernen Eishockey ja auch kaum stundenlang über Technik
und Taktik zu unterhalten. Und um den Spielern Beine zu machen, dürfte es
Jungtrainer Lars Leuenberger an der erforderlichen Autorität fehlen. Momentan
läuft es wohl am besten, wenn man an der antiautoritären Marschrichtung der
letzten zwei Jahre festhält. An Klasse fehlt es dem Team nämlich (noch) nicht
und freiwillig Playout spielen wird ja keiner wollen.
Gut möglich, dass unsere Spieler in der
nächsten Saison in dieser Hinsicht umlernen müssen. Ich glaube jedenfalls
nicht, dass Ralph Krüger Auftritte wie am Freitag gegen Genf akzeptieren wird.
Man wird wieder einfaches, diszipliniertes und jederzeit engagiertes
Systemhockey spielen müssen, wenn man sich in der nächsten Saison nicht in die
Bedeutungslosigkeit verabschieden will. Könige und Barone, so hoffe ich
wenigstens, wird es dann nur noch an der Bande und in der Loge 1 geben. Ralph
Krüger habe ja, so wird gemunkelt, keine Lust, bei einem russischen Oligarchen
anzuheuern. Und sollte er kein Angebot aus der NHL erhalten, sei der SCB seine
erste Adresse.
Am Samstag, gegen die weichen und dankbar
mitspielenden Klotener schien man dann wieder Spass zu haben. Die Spieler
schienen, ich glaubte es kaum, förmlich übers Eis zu fliegen und kaum hatte das
Spiel begonnen, war es nach drei schnellen Toren bis Mitte des ersten Drittels
bereits vorentschieden. Und weil es so schön war, zog man die Leistung bis auf
einige Holperer im Mitteldrittel für einmal durch und bescherte Marco Bührer
damit einen Shutout und dem Publikum reichlich Hoffnungen auf bessere Zeiten.
Was der Sieg nebst den wichtigen drei
Punkten wert ist, werden wir sehen. Ich habe es aufgegeben, in dieser Hinsicht
irgendwelche Prognosen abzugeben. Lausanne wird am Freitag mit ihrem
ultradefensiven und disziplinierten Konterhockey wieder eine ganz andere Nummer
sein. Mit spassigem übers Eis fliegen wird man wohl keinen Blumentopf gewinnen
können. Hoffentlich kann man sich aufraffen, einen Abend lang hart für die
Playoffqualifikation zu arbeiten. Schliesslich folgt am Samstag dann der
schwierige Gang zu den wiedererstarkten Bianconeri. Und weniger als drei Punkte
aus diesen beiden schwierigen Spielen würde uns wieder bedrohlich ins wanken
bringen. Motivation genug? Wir werden es sehen...
Am Sonntag ist mir beim lesen der
Sonntagspresse fast das Gipfeli im Hals stecken geblieben. Unser müder Kanadier
mit dem Bänderriss im Fuss könne unter Umständen bereits auf nächsten Freitag
zum wichtigen Heimspiel gegen Lausanne zusammengeflickt werden, stand da
geschrieben. Offensichtlich spielt man in Bern lieber mit einem angeschlagenen
müden Kanadier, als mit einem ausgeruhten Finnen. Ich habe mir in dieser
Hinsicht die Statistiken der Liga etwas zu Gemüte geführt, um meine
Beobachtungen zu erhärten. In der Skorerliste der Top 20 der Liga findet sich
auf Platz 15 mit Martin Plüss der einzige Berner. Von Byron Ritchie ist dort,
ausser bei der Strafenstatistik, nichts zu finden. In der teaminternen
Statistik fällt dafür auf, dass Ritchie die +/- Statistik des SCB anführt. Allerdings
nur, wenn man diese von hinten her liest. Ich finde es schon sehr erstaunlich,
dass solch schwache Statistiken (-8) und 39 Spiele mässige Leistungen
ausreichen, um beim SCB als Ausländer eine Stammplatzgarantie zu erhalten.
Aber vielleicht macht man das darum, um den
Platz des Flügelstürmers neben dem müden Kanadier und dem Beruhigungstransfer
aus Lugano als „Schämieggeli“ zu gebrauchen. So kann man Spieler wie Joel
Vermin, die bisher Mühe hatten, um auf Touren zu kommen, für ihre mässigen
Auftritte bestrafen. Kein Wunder, schien Joel am Samstag neben dem dankbaren
Ryan Gardner und dem Energiebündel Tristan Scherwey aufzublühen, wie ein
Margritli unter den ersten warmen Sonnenstrahlen. Ich bin jedenfalls gespannt,
wen man in den nächsten Spielen dazu verdonnern will, sich in unserer ersten
Linie für die matten Altstars die Lunge aus dem Leib zu rennen. Ich würde
anregen, einen zu nehmen, der den Club sowieso verlassen wird. Warum nicht Ivo
Rüthemann?
Daneben warte ich immer noch auf eine
frühzeitige Vertragsverlängerung mit Tristan Scherwey! Tristan ist doch einfach
ein Spieler, mit dem man in die Zukunft gehen sollte. Demnach würde nichts
gegen einen Vertrauensbeweis sprechen.
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