Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Mittwoch, 30. Dezember 2015

Auf ein neues Jahr

Es ist schon eine ganze Weile her, seit ich mich das letzte Mal via Blog zu Wort gemeldet habe. Aber nach dem Trainerwechsel war es ganz einfach nötig, die Dinge einfach mal still zu betrachten und die Entwicklungen zu beobachten.

Es hätte auch nicht viel zu schreiben gegeben. Beschönigen war phasenweise kaum möglich und dramatisieren war nicht nötig, weil die Situation an sich genügend Dramaturgie bietet. Wichtig scheint mir der erfreuliche Aufwärtstrend, welcher uns der SCB vor den Festtagen gezeigt hat. Man hat damit eine gute Basis gelegt, um die freien Tage einigermassen ruhig und die Trainingstage aufbauend zu gestalten.

Die Resultate der letzten fünf Spiele lassen sich, gemessen an der immer noch angespannten Situation, durchaus sehen. Die Spiele gegen Lausanne und Ambri gingen zwar nach teilweise erschreckend schwachen Phasen in den Spielen verloren. Da konnte einem schon Angst und Bange werden. Die Verunsicherung und die Ratlosigkeit war zuweilen bis unter das Hallendach zu spüren. Es gab aber auch Phasen, in denen man Fortschritte und auch so etwas wie die Handschrift von Lars Leuenberger gesehen hat.

Ja, es wird wieder gespielt beim SCB! Ein Umstand, der In den Spielen gegen Fribourg und dem ZSC, bei etwas mehr Selbstvertrauen und etwas Entspannung an der Verletzungsfront, gut zu sehen war. Auch an schönen, von zuhinterst bis zuvorderst sauber herausgespielten Toren. Wie habe ich zuvor monatelang, ja fast jahrelang nach solchen Toren gelechzt.

Lars Leuenberger ist daran, den Turnaround mit der Mannschaft zu schaffen. Der SCB lebt, das haben mir die letzten Spiele gezeigt.

Einen nicht unwesentlichen Anteil der Genesung hat sicher auch die Verpflichtung von Jakub Stepanek. Er erinnert mit seinem Stil und seiner ultraschnellen Fanghand fast ein wenig an Renato Tosio. Ein überdurchschnittlicher Goalie ist unabdingbar für den Erfolg, das sieht man jetzt deutlich. Und Schwendener, auch das hat man gesehen, kommt kaum einmal über das Mittelmass hinaus.

Wie ich in einem früheren Blog errechnet habe, braucht der SCB unter Lars einen Punkteschnitt von 1.67 Punkten pro Spiel, um die Playoffs sicher zu schaffen.

Wir haben seit der Entlassung von Boucher in 12 Spielen 19 Punkte (1.58 pro Spiel) geholt. Wir sind also noch nicht dort, wo wir sein sollten. Aber im Vergleich zu den 28 Punkten aus 22 Spielen unter Boucher (1.27 pro Spiel) haben wir uns bereits erheblich gesteigert. Und wie oben angetönt sind wir auf gutem Weg, das Spiel wieder zu spielen und nicht nur zu murksen. Nach zwei Jahren Neandertalerhockey wieder zu modernem, schnellem und kreativem Eishockey zurückzufinden braucht etwas Zeit. Aber die Tendenz, da bin ich mir sicher, stimmt. Wir werden es schaffen!

Noch ein paar Worte zum Traktandum Helbling. Man könnte jetzt sagen, der ehemalige Sportchef sei eine Niete, weil er den 34 jährigen Timo Helbling mit dem 27 jährigen Jérémie Kamerzin ersetzen, das „Abenteuer“ ohne ausländischen Verteidiger abbrechen und einen weiteren Jungverteidiger in die Abwehr einbauen wollte. Man kann sogar konstruieren, jetzt wo unser neuer GM offensichtlich doch mit Helbling verlängern wollte täupele Timo, weil er immer noch eingeschnappt sei, weil ihm der böse ex Sportchef seinerzeit mitteilte, er rechne nicht mehr mit ihm. Demnach wäre Sven schuld, dass Helbling jetzt für zwei Jahre plus Option bei den Chlöötis unterschrieben hätte.

Lächerlich, wie ihr merkt.

Der Cholesack ist schuld, weil er einmal mehr das Tafelsilber nicht freigibt, um gegen die Chlöötis ein Wettrüsten um die Dienste Helblings zu führen.

Auch lächerlich, würde ich meinen. Wie ist es dann?

Helbling spielt, Asche über mein Haupt, bisher eine gute Saison, zweifellos. Wohl sogar die beste in seiner bisherigen Karriere. Ein Spätherbsthoch kurz vor dem Wintereinbruch, oder der Start zu einer formidablen Spätkarriere? Wir werden es sehen.

Die Flyers können es sich leisten, Jahr für Jahr sechs-, sieben-, oder gar acht Millionen in den Sand zu setzen. Sie können es sich leisten, für einen Transfer der Marke Hoffnung und deutlich Ü30 eine längere Laufzeit und ein hohes Salär zu offerieren.

Wir sollten nicht vergessen: Fribourg hat Helbling aus finanziellen Gründen gegen Gardner getauscht. Dieser Spieler ist also teurer als der auch nicht billige Gardner.

Lange Rede, kurzer Sinn: Der SCB muss dringend beginnen, seine langsam in die Jahre kommende Abwehr zu verjüngen. Das hat mit Untersander und jetzt Kamerzin ganz gut begonnen und muss so weiter gehen. Wenn dann der Helbling unbedingt noch hätte beim SCB bleiben wollen, dann meinetwegen für ein Jahr. Aber so wie es jetzt ist, ist auch gut.

Ich möchte es nicht unterlassen, an dieser Stelle allen zu danken, die hier lesen, teilen, gefällt mir anklicken, und sich interessieren für andere Meinungen, um sich selber eine Meinung zu bilden.

Solide Meinungen bilden sich am besten durch Hinsehen, Zuhören, Nachfragen und durch viel eigene Denkarbeit.


In diesem Sinne wünsche ich meinen geschätzten Lesern und der ganzen SCB Familie ein gutes Neues Jahr und uns allen ein erfolgreiches und glückliches 2016!

Sonntag, 6. Dezember 2015

Strichkampf

Kreativität versus Systemtreue, etwas wagen versus keine Fehler machen, geladen, bereit sein versus keine dummen Strafen holen, ruhig und abgeklärt abschliessen versus Druck und Erwartungen von aussen.

Diese Aufzählung ist keinesfalls abschliessend, aber sie umfasst in etwa die Dinge, welche in Phasen des sportlichen Hochs wie automatisch funktionieren, in Tiefs aber zu Überforderung, Angst, Blockade oder auch Übermotivation mit entsprechend unangemessenem Verhalten führen können.

Aber was erzähle ich da. Normale menschliche Reaktionen wie wir sie alle aus unserem Alltag nur zu gut kennen. Da kann nur ein uns gut gesinnter Mensch oder ein sozialkompetenter Vorgesetzter mit gutem Zureden helfen. Druck wegnehmen, dann und wann ein Lob, kleine, erreichbare Ziele um das Selbstvertrauen zu stärken.

Der SCB besteht aus einer grossen Gruppe von Menschen, welche diesen Gesetzmässigkeiten genauso unterworfen sind, wie wir alle. Eine willige Truppe, da bin ich überzeugt, welche aus diversen Gründen nicht dort ist, wo sie nach dem eigenen Selbstverständnis und dem des Umfeldes eigentlich sein sollte.

Dazu kommt eine unsägliche Pechsträhne mit Verletzungen, welche sich schon fast von Spiel zu Spiel dramatisiert.

Das führt dazu, dass die verbleibenden Spieler noch mehr forciert werden, was zu körperlicher und psychischer Ermattung führen kann. Der SCB ging am Dienstag gegen Genf bis in die letzte Sekunde an die Grenzen, am Freitag gegen Biel ebenso und am Samstag gegen Lugano noch einmal. Im Strichkampf, wo jedes Pünktlein zählt, gibt es keine Verschnaufpause. Da gilt es, in jedem Spiel das absolute Maximum herauszuholen. Gewissermassen Dauerplayoffs im Frühwinter. Und so geht es jetzt weiter, vermutlich bis in die 50. Runde.

Müde, ermattete Spieler verletzten sich schneller und schwerer, das ist gewissermassen ein Gesetz der Anatomie. Bei einem "gewöhnlichen" Menschen“ sinkt die Widerstandskraft, das Immunsystem leidet, Erkältungen und Unbehagen mehren sich. Genauso beim Spitzensportler. Fehlt die Zeit zum Erholen, steigt das Verletzungsrisiko und kleine Blessuren, die nicht ausgeheilt werden können, stören den Organismus und damit die Leitungsfähigkeit und entwickeln sich gerne zu ersthaften Verletzungen.

Er geht an Krücken, unser SCB. Trotzdem scheint die Moral ungebrochen, wie wir in den letzten Spielen beobachten konnten. Strickkampf ist zuweilen schrecklich anzuschauen, wie wir am Freitag gegen Biel beobachten konnten. Trotzdem konnte sich der SCB gegen Lugano noch einmal steigern. Leider hat es am Schluss nicht zu einem durchaus verdienten Punktgewinn gereicht.

Trotzdem sehe ich den Auftritt gegen Lugano positiv. Gelingt dem SCB in den nächsten beiden Spielen gegen Lausanne und Ambri eine ähnliche Leistung, stehen die Chancen für 6 Punkte gut.


Ä guete Wuchestart!

Mittwoch, 2. Dezember 2015

Von Krisen

Von mir nicht ganz unerwartet befindet sich der SCB im Spätherbst 2015 in einer sportlichen Krise. Die Schere zwischen dem 5. und dem 6. Rang hat sich geöffnet und der SCB befindet sich mit Lugano, Lausanne, Ambri und Kloten im Kampf um die Playoffs.

Krisenzeit ist, wenn eine Vielzahl von Jupie-Jupie-Fans in panische Fundamentalkritik verfallen und alles und jedes zum Teufel schicken, ausmisten wollen.

Nur Krisen, meine lieben SCB Fans, lassen sich nicht wegfluchen, austäupelen oder ausmisten. Krisen müssen erkannt, angenommen, durchlebt und gemeistert werden. Das geht nicht mit panischem Aktivismus, sondern durch in sich gehen, Distanz gewinnen, Pragmatismus und ruhiger Arbeit. Nur den Weg zurück in die Gelassenheit, das Pflegen der einfachen Dinge lässt uns Krisen meistern.

Und nur wer in der Lage ist, Krisen durchzustehen, wird auch in der Lage sein, Erfolge einzufahren und diese zu meistern. Ja, Erfolge muss man auch meistern, sonst führt der er zu Selbstüberschätzung, Überheblichkeit und ist nichts anderes als der Beginn einer neuen Krise.

Auch wir Fans müssen in der Lage sein, Krisen zu meistern. Es ist so wunderbar einfach, im Playoff Finale zu johlen, den Gegner zu verhöhnen und sich auf die Schultern zu klopfen. Momou, mir si scho Sibesieche bim SCB. Und dann bei der erstbesten Krise, die zum Sport wie auch zum Leben gehört, alles durch den Dreck ziehen und zum Teufel wünschen? Ist das der sogenannt Fan? Sich im Erfolg suhlen und wenn es schlecht geht, trötzelen und nicht mehr dazu gehören wollen? Ich denke nein!

Es geht jetzt darum, dabei zu bleiben und mitzuhelfen, dass die Lage nicht eskaliert. Fehler wurden gemacht und haben uns dorthin gebracht wo wir jetzt sind. Fehler wurden erkannt und es wurden nach bestem Wissen und Gewissen Massnahmen getroffen um den Gau, die Abstiegsrunde zu verhindern.

Mit Lars Leuenberger wurde ein neuer Headcoach installiert, weil man ihm zutraut, dass er die Situation meistern kann. Es wurde ein ausländischer Verteidiger geholt um die wacklige Abwehr zu stabilisieren und die Balance des Teams ins Lot zu bringen. Das Ausländerlazarett wurde mit zwei potentiell sehr starken Spielern ergänzt und mit dem Goalieproblem muss man nach dem Ausfall von Marco Bührer jetzt ganz einfach leben. So ist die Situation, mit der müssen wir jetzt versuchen aus der Krise zu kommen!

Wer jetzt schon nach einem erneuten Trainerwechsel schreit, verkennt, dass wir mit einem Heimsieg am Freitag gegen Biel unter Lars Leuenberger punktemässig durchaus im Soll liegen! Es bringt uns nicht weiter, nach jedem Spiel zu hyperventilieren. Beurteilen wir besser immer Blöcke von 4 Spielen. Der SCB hat in den ersten vier Spielen unter Lars 8 Punkte geholt, das ist ok! Jetzt stehen wir in der zweiten Serie nach einem Auswärtsspiel in Genf noch bei 0 Punkten. Das ist schade, weil Punkte wegen einem blöden individuellen Fehler und wegen einer noch viel blöderen Strafe vergeben wurden.

Aber es ist keine Katastrophe! In Genf haben wir schon in sehr guten Phasen auf noch viel dümmere Weise Spiele verloren. Wir sind momentan nicht in der Lage, vom SCB einfach so Siege in Genf zu erwarten. Man hat, wenn man das Spiel verfolgt hat, auch positives beobachten können. Die Energie, welche das Team auf das Eis bringt, wenn es gelingt, die innere Handbremse zu lösen. Die erstklassigen Chancen zu Ausgleich, die man sich erspielt hat. Nicht stupide Panikabschlüsse, sondern erstklassig herausgespielte Chancen.

Ich weiss, uns läuft langsam die Zeit davon. Also nutzen wir sie! Nicht um die Nervosität um die Mannschaft zu schüren, sondern um ein Umfeld zu schaffen, welches die Mannschaft in Ruhe arbeiten lässt.

Das gilt auch für die Leute beim SCB. Es hat sich jetzt jeder in die Hinsicht am Riemen zu reissen, dass Lars Leuenberger in Ruhe mit der Mannschaft arbeiten kann!


Ich habe fertig.

Sonntag, 29. November 2015

Ein Schritt in die richtige Richtung

Die ersten vier Spiele unter dem Neo-Headcoach Lars Leuenberger sind gespielt. Dabei hat der SCB 8 Punkte eingefahren, also ganze 2 Punkte pro Spiel. Das entspricht dem Punkteschnitt des Tabellenführers.

Auch wenn die Anti-Leuenberger Fraktion bereits davon spricht, dass der Neubesenmodus schon wieder am verblassen ist, ist dieser Schnitt gegen einen guten Gegnermix mehr als akzeptabel. Und der Neubesenmodus, meine liebe Anti-Leuenberger Fraktion hat noch gar nicht begonnen. In der kurzen Zeit war nicht viel mehr möglich, als kleine taktische Retuschen. Um zwei Jahre Neandertalerhockey zu korrigieren, braucht es Zeit.

Vergleichen wir die letzten vier Partien unter Guy Boucher gegen einen vergleichbaren Gegnermix (Davos, Lausanne, Kloten, Lugano) mit den ersten vier Partien unter Lars Leuenberger. (Fribourg, Lausanne, Davos und Langnau)

Guy Boucher hat viermal verloren. Die Mannschaft hat dabei neun Tore (2.25 pro Spiel) geschossen und deren 20 (5 pro Spiel!) erhalten.

Unter Lars Leuenberger gewann man je ein Heim- und ein Auswärtsspiel. Je einmal verlor man Zuhause und auswärts nach Penalty, beziehungsweise nach Verlängerung. Man schoss in der regulären Spielzeit 13 Tore (3.25 pro Spiel) und erhielt deren 11. (2.75 pro Spiel) Dabei gewann man 8 wichtige Punkte im Kampf um die Playoffqualifikation.

Lars Leuenberger übernahm die Mannschaft auf dem 9. Platz mit einem Punkt Rückstand auf die achtplatzierten Kloten Flyers. Jetzt steht man auf dem 6. Platz. Nicht nach Verlustpunkten zwar, aber immerhin.

Ich weiss, vier Spiele sind nur vier Spiele. Aber das Zuschauen macht schon jetzt wieder mehr Spass, obwohl noch vieles, insbesondere die Abwehr, im Argen liegt. Mit einem soliden ausländischen Verteidiger, der Rückkehr von Kreis und Untersander und etwas Trainingszeit wird sich das aber bessern.

Die Mannschaft ist willig, kämpft und schiesst munter Tore. Besonders erfreulich ist der gewonnene Punkt in der Davoser Höhenluft. Eindrücklich, wie der ausgeruhte Meister nach einem drei Tore Rückstand noch an den Rand der Niederlage gekämpft wurde und auffällig, wie die Herren Roy und Bergenheim mit etwas mehr Freiheiten aufblühen.

Lassen wir uns nicht beirren. Der SCB ist im Strichkampf, da können in Anbetracht der Steinzeitvergangenheit keine kurzfristigen Wunder erwartet werden. Aber zwei Schritte vorwärts und einer rückwärts ergibt immer noch einen Schritt in die richtige Richtung. Die verlorenen Punkte gegen Langnau waren schade, da leichtfertig verspielt.

Aber trotzdem war die Unterhaltung gut. Ein richtiges Derby mit Hitchcock Finale.

Die nächsten Gegner heissen Genf (a), Biel (h), Lugano (a) und Lausanne (h). Sieben Punkte wären gut.

Ein kleiner Nachtrag zu meinem letzten Blog: Guy Boucher hat beim SCB keinen neuen Kontrakt über zwei Jahre abgelehnt. Es hat ihm nämlich niemand aus der Organisation des SCB ein solches unterbreitet.

Lasst euch nicht beirren und habt weiterhin, oder von Neuem, Spass mit unserem SCB!

Montag, 23. November 2015

Von Weichbechern und neuen Besen

Guy Boucher hat in den bisherigen 22 Qualifikationsspielen der Saison 15/16, 28 Punkte geholt. Das sind 1.27 Punkte pro Spiel, oder aufgerechnet auf die 50 Qualispiele 63.63 Punkte. Ein desaströser Wert, welcher nicht einmal für den von mir prognostizierten 9. Platz gereicht hätte.

Lars wird also in den restlichen 28 Spielen noch 47 Punkte holen müssen, um mit der Mannschaft die Playoffqualifikation sicher zu schaffen. Das sind 1.67 Punkte pro Spiel. Tönt machbar, aber wenn man bedenkt dass Guy Boucher in seiner gesamten Zeit beim SCB lediglich 1.6 Punkte pro Spiel gewinnen konnte, sieht man, welche Aufgabe Lars Leuenberger zu bewältigen hat. Beileibe keine einfache!

Die ersten sechs Punkte konnte er letztes Wochenende mit den Siegen gegen Fribourg und Lausanne bereits einfahren. Wichtige Punkte. Für das Punktekonto und für die Moral, konnte man den Trennstrich doch wieder übersteigen.

Gefallen hat mir vor allem die Linienzusammenstellung mit den Jungen auf Positionen, auf denen sie ihre Stärken einbringen können. Man muss sie laufen lassen und bei Fehlern hinter ihnen stehen. Sie werden es mit Einsatz und Leistung verdanken und vielleicht später in den Playoffs, wenn es wieder Sperren und verletzte Spieler gibt, wichtige Impulse setzen. So wie die Jungspieler des HCD und des ZSC in der letzten Saison.

Mit «keep it simple» in der vierten Linie als Auftrag für Nico a la Guy Boucher kann man genauso gut einen alten ausgeleierten Occasion einsetzen. Ich habe mich grün und blau geärgert!

Gefallen hat mir auch, dass man gegen Fribourg und Lausanne zusammen nur zwei Tore kassierte. In den letzten beiden Spielen unter Boucher kassierte man deren zehn.

Aber machen wir uns nichts vor, wir sind immer noch in der Krise und es wird nicht einfach. Im Moment wirkt der Neubeseneffekt. Dieser wird aber nicht lange hinhalten. Man wird ein Brikett nachlegen müssen. Lars wird der Mannschaft ein neues Gesicht geben müssen, ohne dass man die kämpferischen Eigenschaften, zweifellos ein Verdienst von Guy Boucher, preisgibt.

Hier sind vor allem die Spieler gefordert. Wo ist Bodenmann, wo unser NHL-Star mit der Nummer 8? Käme man als neutraler Zuschauer ohne Wissen ins Stadion, der 8er wäre irgend ein Spieler. Und beileibe nicht der Beste!

Marc Lüthi hat im Zusammenhang mit der Beförderung von Lars von «allen Chancen und Risiken» gesprochen, die man dem neuen Headcoach einräumen würde. Was sind Hürden für die Chancen?

Für mich hat Lars die Chance, gewissermassen die Gesellenprüfung gepackt, wenn er mit dem SCB den Turnaround schafft und die Playoffs erreicht. Dazu muss man ihm aber fairerweise noch einen ausländischen Verteidiger zur Verfügung stellen. Ich denke nämlich nicht, dass Lars für den Blödsinn, mit vier ausländischen Stürmern in die Saison zu steigen, verantwortlich ist.

Schafft er die Playoffs, hat er als Trainer erfüllt und sich für seine weitere Trainerkarriere eine gute Referenz gesichert. Ob das dann auch für einen neuen Vertrag als Headcoach beim SCB reicht, brauch jetzt noch nicht beurteilt zu werden. Schaun wir mal.

Was ich noch erwähnen wollte: Sollte die Aussage (im Blick) von Guy Boucher zutreffen, er habe «eine Vertragsverlängerung um weitere 2 Jahre beim SCB abgelehnt», dann ist beim SCB irgendjemand von allen guten Geistern verlassen! Gopfertami, das ist doch einfach nicht möglich! Oder ist Guy Boucher tatsächlich ein so guter Psychologe, dass er es zustande bringt, die Jungspieler zu schneiden, unansehnliches und erfolgloses Hockey spielen zu lassen und trotzdem der versammelten Geschäftsleitung den Verstand zu vernebeln? Ich kann es nicht glauben!

In einem Punkt hat die Geschäftsleitung aber mit Sicherheit versagt. Im Traktandum Sven Leuenberger. Es kann doch nicht sein, dass man einen jederzeit loyalen, tüchtigen und qualifizierten GM aus Angst vor den Medien und dem schreienden Pöbel einfach abtreten lässt! Heilandtonner, da hätte man Kraft der Autorität, die man zweifellos hat, mit breiten Schultern und einem Lächeln hinstehen müssen!

Der SCB ist eine Sportorganisation, kein Finanzunternehmen oder eine politische Organisation. Da dürfen andere Gesetze gelten. Ist man überzeugt, dass Lars der richtige Trainer und Sven der richtige Sportchef ist, gibt es keinen «falschen Namen!»

Weichbechertum, kann ich dazu nur sagen!

Ich befürchte, dass Sven Leuenberger schon bald gute Angebote von anderen ambitionierten Organisationen erhalten wird. Der Sportkompetenz, die man dann verlieren würde, könnte man dann hinterhertrauern.

Dieses Statement soll übrigens keinesfalls gegen Alex Chatelain gerichtet sein. Im Gegenteil, ich bin froh, hat man sich für Alex und nicht für irgendeinen fremden Fötzel entschieden. Ich wünsche ihm jedenfalls viel Befriedigung und Erfolg in seiner neuen Funktion.

So, das war’s für heute. Schauen wir mal die nächsten paar Spiele und schwadronieren dann weiter.

Viel Spass!

Mittwoch, 18. November 2015

Von Wollen und Handeln

Ich kann jetzt leicht reden. War ich doch schon seit dem Verlauf der letzten Saison sicher, dass das System Boucher beim SCB scheitern wird, scheitern muss.

So kann man in der Schweiz nicht Eishockey spielen. Nicht auf den europäischen Eisfeldern, nicht in unserer Tempo und Laufliga, nicht mit unseren Spielern. Man muss das Spiel spielen, nicht arbeiten. Man muss variantenreich spielen, das System den Spielern und den Gegebenheiten der Liga anpassen. Guy Boucher konnte das nicht und deshalb ist er gescheitert, musste er scheitern.

Ich wollte eigentlich heute die letzten sechs Spiele analysieren und schonungslos aufzeigen, wohin das uns führen wird. Ich wollte schreiben, dass wir am Freitag im Zähringerderby den grossen Showdown erleben würden. Mit grossem Feuerwerk nach 22 Uhr. Den Start der Rakete mit dem Ziel Pluto.

Darauf kann ich jetzt verzichten. Man hatte ein Einsehen. Mit schalem Nachgeschmack, den mit diesem Trainer hätte man niemals in die neue Saison starten dürfen. Nicht nach diesem Halbfinale, welches in konzentrierter Form deutlich aufzeigte, wohin das System Boucher führt.

Aber man liess sich einlullen, verwechselte die Schussstatistik mit hochkarätigen Chancen, lamentierte über fehlendes Glück im Abschluss, immer und immer wieder. Mich hat das zuletzt hockeytechnisch abgestumpft. Immer dieselben Phrasen, wider besseres Wissen, muss man fast sagen.

Charakter: Individuelles Gepräge eines Menschen durch ererbte und erworbene Eigenschaften, wie es in seinem Wollen und Handeln zum Ausdruck kommt.

Sven Leuenberger hat Charakter bewiesen, indem er zum Wohle der Organisation von seinem Posten zurücktrat, um seinem Bruder den Weg zu ebnen, die Mannschaft nach 2013 ein zweites Mal in der Krise zu übernehmen. Dafür gebührt im Dank!

Er hat erkannt, dass der Name Leuenberger bei vielen Plauderis im Umfeld des SCB zu einem Unwort geworden ist. Ob sich diese Leute der Verdienste Svens rund um den SCB bewusst sind? Sein Einsatz zum Zusammenhalt der Mannschaft rund um den Zusammenbruch des SCB am Ende des letzten Jahrhunderts?

Und nicht nur das. Ist es nicht auch der Loyalität Sven Leuenbergers zuzuschreiben, dass Marc Lüthi den Raum fand, um den SCB auf ein wirtschaftlich solides Fundament zu bauen? Ich sehe da durchaus einen Zusammenhang. Es ist nämlich wichtig, dass sich die Leute in einem Unternehmen ergänzen. Durch verschiedene Eigenschaften. Marc Lüthi ist ein starker Chef. Da braucht es gerade auf der Position des GM einen anderen Charakter. Einen wie Sven Leuenberger.

Auch Lars verdient Bewunderung und Dank. Es ist nicht selbstverständlich, dass er in einer Situation, in der er eigentlich nur verlieren kann, noch einmal hin steht  und die Mannschaft in einer schwierigen Situation übernimmt. Schwendener ist nicht Bührer und die Situation mit den vielen Verletzten ist gerade in der aktuellen Situation delikat.

Man wird keine Konstanz in die Linien bringen können, wenn man immer wieder umbauen muss. Auch um die Stimmung und das Selbstvertrauen im Team dürfte es nicht zum Besten stehen. Dazu das Gemöffel, das jetzt losgeht.

Man wird die Beförderung von Lars in den Medien zerreissen. Und auch ein nicht unwesentlicher Teil der SCB Fangemeinde wird den Entscheid nicht unterstützen. Viele kritisieren ja sogar Marc Lüthi für sein Bestreben, beim SCB schwarze Zahlen zu schreiben. Dass man sich mit roten Zahlen der Handlungsfreiheit der Zukunft beraubt, wird ignoriert.

Ich für meinen Teil finde die Lösung mit Lars in Ordnung. Ich bin überzeugt, dass es Lars gelingen kann, die Mannschaft wieder spielen zu lassen, womit wieder Freude aufkommt. Das zweifellos vorhandene Talent im Team sollte dann das seine tun, um zumindest die Playoffs zu erreichen.

Eine wichtige Rolle kommt dabei unserem Captain zu. Ich bin überzeugt, dass gerade Martin Plüss die Spielart unter Boucher nicht gefallen konnte. Wer seine Interviews zwischen den Zeilen analysiert hat, weiss was ich meine. Fehlendes Überraschungsmoment, fehlende spielerische Klasse.

Es wird an Martin Plüss sein, die Rolle des Bindegliedes zwischen sportlicher Leitung und der Mannschaft Kraft seiner Autorität einwandfrei zu spielen und auf dem Eis in seiner kämpferischen Art voranzugehen. Vielleicht braucht es auch eine Prise Marc Lüthi, um Lars gegen Spieler, die nicht mitziehen wollen, zu unterstützen.

Es braucht jetzt nämlich nur noch eines: WOLLEN und HANDELN, oder eben den Charakter jedes einzelnen! Die Zeit der Ausreden muss jetzt vorbei sein. Es geht jetzt nur noch darum, eine weitere Schmach in der Clubgeschichte abzuwenden: Den zweiten Fall in die Abstiegsrunde innert zwei Jahren.

Warum finde ich die gewählte Lösung gut? Weil sie uns jegliche Handlungsfreiheit im Hinblick auf die nächste Saison offenlässt. Man hat Zeit, den Wunschtrainer zu finden. Ausserdem ist es eine mutige Lösung. ich mag mutige Lösungen. Man wird sich kritisieren, ja verspotten lassen müssen, von all den Besserwissern.

Aber man soll es jetzt auch so durchziehen mit Lars. Nicht nach zehn Spielen auf Harakiri machen. Risiken gibt es bei jeder Lösung, vor allem bei den halbherzigen. Lars muss jetzt durch alle Böden hindurch unterstützt werden. Auch von uns Fans, gerade von uns Fans! Zum Wohle und für die Zukunft unseres SCB!

Hopp SCB, für immer und ewig!