Leidenschaft ist eine das Gemüt völlig ergreifende Emotion.
Sie umfasst Formen der Liebe und des Hasses, wird aber auch für religiösen,
moralischen oder politischen Enthusiasmus benutzt und beschreibt die intensive
Verfolgung von Zielen von beispielsweise Kunstliebhabern, Sammlern oder auch
von Sportlern.
Ich habe neulich geschrieben, dass Antti Törmänen Hilfe von
oben brauche, um den SCB wieder auf Kurs zu bringen.
Was ich mit Hilfe von oben meinte, überlasse ich der
Interpretation der Leser. Kleine Zweideutigkeiten beleben das Lesen und
letztendlich liest sowieso jeder das aus Texten, was er lesen will.
Offensichtlich hat Antti gestern Hilfe von oben erhalten.
Jedenfalls soll er mit finsterer Mine in die Garderobe gestapft sein. Sogar von
mitternächtlichem Straftraining ist die Rede.
Geredet wird selbstverständlich viel. Sogar über den
Trainer. Und das obwohl Lüthi geknurrt haben soll, «es solle ihm niemand mit
dem Trainer kommen.»
Dass das Unsinn ist, wird freilich auch unser Zirkusdirektor
wissen. Auch dass der Zirkus Maximus auf bestem Weg ist, zu einer Theaterbude
zu verkommen, dürfte ihm nicht entgangen sein.
Ja, Hilfe von oben ist gut. Denn wer will nach der
blutleeren Darbietung in Rapperswil schon daran glauben, dass Törmänen in der
Lage ist, einen John Tavares in den Senkel zu stellen oder den heiligen Zorn in
den Katakomben der Theaterbude zu entfachen?
Liebe kann man so wenig zertränen, wie man Leidenschaft
befehlen kann. Eine leidenschaftliche Mannschaftsleistung lässt sich nur mit
einer verschworenen Truppe mit einem respektierten General an der Spitze
erreichen. Dabei sollte man Respekt nicht mit Liebe verwechseln.
Wenn es eine Eigenschaft gibt, die ich für eine
Führungskraft im Generellen und für einen Trainer einer Sportmannschaft im
Speziellen als besonders wichtig bezeichnen würde, dann ist es die Fähigkeit,
Leidenschaft für die gestellte Aufgabe zu vermitteln.
Taktik mag ein Faktor sein, aber im Vergleich zur
Leidenschaft ein wahrlich unbedeutender.
Der SCB präsentiert sich nicht als Team, sondern viel mehr
als Ansammlung von hochbegabten Sportlern, die jeder für sich fleissig und durchaus
willig ihren Job erledigen. Allerdings mit der Leidenschaft eines Fabrikarbeiters
an einer Büchsenverschliessmaschine. Kein Wunder, dass es nicht gelingt, zu
guten Torchancen oder schmutzigen Abstauber Toren zu kommen. Nicht gegen die
Tigers, nicht gegen die Lions und auch nicht gegen die Lakers.
Ausserdem werde ich den Eindruck nicht los, dass sich das
Spiel nur noch um die drei Spieler aus der NHL dreht. Die scheinen die
alleinige Lizenz für Spielaufbau und Abschlüsse zu haben. Die anderen scheinen
sich zu verstecken.
Unserem Sportchef dürfte es schwerfallen, sich mit der
Situation zu identifizieren, die Hierarchien in der Mannschaft scheinen nicht
mehr zu spielen oder gar nicht mehr zu existieren und die Leidenschaft scheint
nur noch bei Marc Lüthi vorhanden zu sein.
Lumpige 6 Vollerfolge aus 16 Partien stehen zu Buche. Und
das mit einer Mannschaft, die selbst Klaus Zaugg per Telefax locker zum Titel
coachen würde. Nach Verlustpunkten sind wir mittlerweile unter dem Strich, der
Abstand zur Spitze wächst und beträgt jetzt bereits 16 Punkte. Die Mannschaft
erzielt pro Match bescheidene 2.75 Törchen und erhält deren 2.5.
Das Selbstvertrauen ist im Keller und die Stimmung bei den
Fans ist miserabel. Es wird gar von Streik gesprochen oder dass man dem Team
den Arsch zeigen sollte. Also ich für meinen Teil werde weder streiken, noch
meinen beinpressgestrafften Arsch entblössen. Schliesslich ist die Situation so
wie sie sich präsentiert hochinteressant.
Die Diskussionen drehen sich nur noch um mögliche
Traineralternativen. Die angegrauten Dinos träumen von Bill Gilligan, obwohl
dieser eigentlich längst in den Museumswindungen im Gehirn abgelegt sein
sollte. Andere sehnen sich nach Ruhnke oder Kreis. Fehlt nur noch, dass auch Cadieux
noch aus der Mottenkiste der Erinnerungen der guten alten Zeit hervorgeholt
wird. Aber so ist der Mensch: Steckt ihm die Kacke bis zur Kinnkante, sucht er
verzweifelt nach Rezepten aus besseren Zeiten.
Ich habe auch kein realistisches Rezept. Vielleicht sollte
man die drei Stars aus der NHL dorthin zurückschicken, wo sie herkommen.
Vielleicht liesse sich dann wieder so etwas wie eine gesunde Hierarchie
aufbauen. Es würde dann wieder von allen Verantwortung übernommen, Danielsson
würde sich zum dem entwickeln, was man erwartet hat und die Mannschaft könnte
zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammenwachsen, die stärker wäre, als ein
Haufen Papiertalent.
Marc Lüthi will offensichtlich am Trainer festhalten und die
Krise durchseuchen, um dann gestärkt daraus hervorzugehen. Nur dürften die NHL
Spieler diesen Prozess eher stören, als dass sie eine Hilfe wären.
Am Freitag kommt Kloten und ich befürchte, dass die Stöcke
zittern und die Meute bei der kleinsten Veranlassung pfeifen wird. Wer will es
ihnen verübeln? Und warum sollte sich bis am Samstag etwas ändern, wenn sich
die Lage in Rapperswil mit dem Messer am Hals gar noch verschlechtert hat?
Ich bleibe zurzeit noch wohlwollend, was Antti Törmänen
anbelangt. Aber bis zur Natipause MUSS die Talsohle durchschritten und eine
Trendwende ersichtlich sein. Ansonsten ist Handeln angesagt.
Schliesslich sind wir nicht in Langnau. Und sollten wir
unsere sportlichen Ansprüche auf das Niveau der Tigers senken müssen, dann will
ich einen besseren Sitzplatz, eine wärmere Halle und bessere Bratwürste.
Und was der Check von Yannick Blaser gegen Andres Ambühl
anbelangt: Wie seinerzeit Heins gegen Josi. Das dürfe man, belehrte damals
Schiri Boss Bertolotti die Kritiker, welche darauf hinwiesen, dass man doch in
jener Saison eigentlich die Köpfe der Spieler besser schützen wollte.
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