Zurzeit scheint es möglich, dass der Lockout in wenigen
Tagen beendet wird und dass die NHL ihren Betrieb am 2. November wieder
aufnimmt.
Antti Törmänen werde Weihnacht wohl nicht in Bern erleben,
sollte der Lockout demnächst zu Ende sein, habe ich neulich gelesen.
Na ja, der Schreiberling darf selbstverständlich dasselbe
Recht für sich in Anspruch nehmen, wie ich es für mich auch tue: «Die Anderen
glauben auch nicht besser als ich.»
Wäre ich der Boss, würde ich einen Trainer, von dem ich
grosse Stücke halte, kaum entlassen, bevor ich Ratlosigkeit und Anzeichen von
Zerfallserscheinungen orten würde.
Der SCB ist aber zurzeit lediglich etwas sorglos, behält
aber die Ruhe, holt Rückstände auf und punktet. Nichts von Ratlosigkeit oder
gar Zerfallserscheinungen. Soweit also alles in Butter im Oktober, würde ich
meinen.
Dass die Medien Krisen mögen und deshalb gelegentlich etwas
Sand ins Getriebe schütten, liegt in der Natur der Sache. Und dass beim SCB
jede Art von Theater auf fruchtbaren Boden fällt, ist gewissermassen Programm.
Schliesslich darf wer Ansprüche hat nie zufrieden sein.
Sollte der Lockout mit dem 50-50 Angebot von Seiten der NHL
an die Spielergewerkschaft tatsächlich in den nächsten Tagen beendet werden,
wären die Hauptnutzniesser in erster Linie Meister ZSC und Fribourg Gottéron.
Wie es beim SCB ohne die drei Lockoutspieler aussehen würde, wissen nur die
Götter.
Vermutlich würde die wunderbare Powerplaybilanz leiden und
das Toreschiessen würde generell wieder etwas schwieriger, noch schwieriger.
Vielleicht würde aber auch alles ganz anders. Vielleicht würden andere an der
grösseren Verantwortung wachsen und wieder vermehrt die Initiative ergreifen.
Mit einer etwas konzentrierteren und fokussierteren Einstellung müsste es
nämlich möglich sein, auch ohne Lockoutverstärkung nicht erst mal gegen Kleti
und Pleti mit 2 Toren in Rückstand geraten zu müssen, bevor man sich aufmacht, die
leichte Lethargie zu überwinden.
Geht man mit der Einstellung ins Spiel, dieses unbedingt
gewinnen zu wollen, geht man auch in die Zweikämpfe, um diese zu gewinnen. Man
versucht dann auch, den Gegner einzuschüchtern, aus der Balance zu bringen und
ihm sogar Schmerzen zuzufügen. Eigenschaften, die von unserem SCB bisher noch
zu wenig zu sehen waren. Man ist fleissig, aber dosiert. So kann man das
eigentlich vorhandene Potential aber nur zum Teil ausspielen.
Gewiss, man kann einwenden der Trainer sei zuständig, die
Mannschaft psychologisch optimal einzustellen. Nur kann nicht einmal das Orakel
aus dem Landwassertal eine Horde von 20 gutbezahlten Berufssportler über 6
Monate an der Leistungsgrenze bewegen. Man muss in solchen Dingen subtil
vorgehen, um sich nicht zu verschleissen.
Es ist erst Oktober. Die Saison muss so geplant werden, dass
man auf allen Ebenen erst im Moment X sämtliche Register zieht. Das ist bei
einem Team, welches sich am Trennstrich orientiert anders, als bei einer
Mannschaft, in der man unter vorgehaltener Hand vom Titel spricht.
Diese Gratwanderung ist etwas von dem, was den Sport
interessant macht. Nicht nur wenn alles aufgeht, sondern auch wenn die
Leistungen den Erwartungen hinterherhinken.
Zurzeit ist der SCB einigermassen auf Kurs. Der Saisonstart
war zwar schleppend, aber die Unterhaltung war, vielleicht auch wegen den
Lockoutspielern, meist gut. Die Erwartungen haben sich natürlich auch etwas
verschoben. Mir scheint, dass die Tabelle zurzeit als weniger wichtig
wahrgenommen wird, als der Zirkus rund um die NHL-Stars.
Wird der Lockout beendet, wird der Wind steifer blasen als
zuvor. Der SCB wird den Anschluss an die Spitze halten müssen, sonst wird die
Meute sehr schnell unruhig werden. Die Temperaturen werden sinken und man wird
schlottern im Kühlschrank, wenn es auf dem Eis nicht läuft. Die Hemmschwelle
wird sinken, das Frustpotential steigen.
Mir ist es so Recht, wie es kommen wird. Es ist schön, Roman
Josi, unserer besten Lockoutverstärkung zuzuschauen. Es wäre aber auch
interessant, der Phase der grossen Depression, die unweigerlich auf die Zirkus
Maximus Phase des Lockouts folgen würde, beizuwohnen.
Schauen wir wie sich die Dinge entwickeln werden. Lassen wir
aber zuerst noch eines dieser hunderttausend stinklangweiligen
Mist-Pseudoderbys über uns ergehen. Wäre es nicht möglich, diesen Modus einmal
zu ändern? Nichts gegen 50 Spiele, aber jedes Jahr sechsmal gegen Biel ist
schon fast kreditschädigend.
Eben: Antti Törmänen verdient immer noch Kredit.
Eigenverantwortung ist ein modernes und gutes Führungsinstrument. Die Leute
arbeiten gewöhnlich initiativer und meist auch produktiver, wenn sie sich
selbst verwirklichen können. Erst wenn es brennt, ist der militärische Stil
angebracht.
Es brennt aber noch nicht. Die Spieler haben es in der Hand,
die richtigen Schlüsse zu ziehen. Man kann Spass haben, sich mit
Einschränkungen selbst verwirklichen und dazu sehr gute Arbeit leisten.
Letztendlich ist das eine Frage des Charakters.
Im meine, dass in der Mannschaft des SCB viel Charakter
steckt. Schaun wir mal.
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