Zumindest einstellungsmässig hat der SCB mit dem Punktgewinn
in Ambri und dem 6:2 Sieg gegen den Kantonsrivalen aus Biel ein erfolgreiches
Wochenende absolviert. Nichtsdestotrotz macht eine Schwalbe noch keinen
Frühling. Nach der Nationalmannschaftspause muss der zarte Aufschwung eine
deutliche Fortsetzung finden.
Die kühle Playoutbrise scheint dem treuen Anhang des SCB die
Lust aufs Eishockey nicht zu vermiesen. Die grösste sportlich Krise seit dem
Abstieg im Frühjahr 1982 führt nicht etwa dazu, dass sich die Leute vom SCB
oder von seiner Führung abwenden würde. Nein, obwohl der SCB seit Saisonbeginn im
wahrsten Sinne des Wortes daher dümpelt, fanden am Samstag über 17'000
Masochisten den Weg in die Postfinance Arena, um dem ultimativen Strichknüller
gegen den EHC Biel beizuwohnen. Dem bestimmt wichtigsten Spiel gegen diesen
Gegner, seit dem denkwürdigen Entscheidungsspiel im Frühling 1982, als der SCB
in Olten gegen die punktgleichen Bieler mit einer Niederlage in die
Abstiegsrunde verbannt worden war.
Das Unheil erfuhr damals in der Abstiegsrunde seine unrühmliche
Fortsetzung. Die beiden ersten Partien gingen verloren, Cheftrainer Chambers
resignierte und bat den damaligen SCB-Präsidenten Steinegger Anfang Februar
1982 um die Vertragsauflösung. Der auf den Chefposten nachgerückte Assistent
Res Künzi vermochte aber den Abstieg in die NLB auch nicht mehr zu verhindern.
Nach elf Partien führten die Mutzen in jener Saison 1981/82 die
NLA-Tabelle noch an. Doch dann erfolgte der schwer nachvollziehbare sportliche
Einbruch. Zuerst gerieten die damaligen Ausländer Brian Lefley, William «Buzz»
Schneider und Claude Noël in die Kritik, was den umtriebigen SCB-Präsidenten
Hugo Steinegger dazu trieb, das Ausländer-Roulette in Schwung zu bringen. Nach
und nach kreuzten im Allmendstadion mit John Valiquette, Bobby Lalonde und Rick
Blight weitere Ausländer auf, die zwar alle über respektable NHL-Erfahrung
verfügten, das Forechecking in den Berner Bars aber wesentlich besser
beherrschten als auf dem Eis.
Item, wir wollen nicht weiter in dunkeln Epochen der
Clubgeschichte wühlen, sondern uns mit der schwierigen Gegenwart befassen. Das
Spiel gegen Biel, das ist meine persönliche Einschätzung, war eigentlich grauenhaft.
Hätte Biels Goalieperle Lukas Meili nicht einen rabenschwarzen Abend eingezogen
und gewissermassen den Beppo gemacht, ich weiss nicht, ob das Publikum im
letzten Drittel den Daumen so euphorisch hochgehalten und Antti Törmänen gehuldigt hätte.
Nachdem der SCB am Freitag in Ambri vor allem in Sachen
Einstellung eine sehr gute Leistung gezeigt hatte, fühlte ich mich nach dem
ersten Drittel gegen Biel wieder in die finsteren Zeiten der vorherigen Spiele
zurückversetzt. Kein ersichtlicher Plan im Spielaufbau, defensiv wacklig,
gehemmt und schematisch, ohne jegliches Selbstvertrauen agierend. Zum Glück
fehlte es aber nicht an Kampf und Bemühung.
Glück lässt sich halt auch erzwingen. «Glück entsteht oft
durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen, Unglück oft durch Vernachlässigung
kleiner Dinge», sagte schon der deutsche Zeichner, Maler und Dichter Wilhelm
Busch im vorletzten Jahrhundert. Und so durfte der SCB für einmal auch etwas
von Göttin Fortuna profitieren, die dafür sorgte, dass im zweiten Drittel
beinahe jedes Geschoss der Berner den Weg ins gegnerische Tor fand.
Vier Punkte aus zwei Spielen sind gerade im Strichkampf eine
hervorragende Ausbeute. Nicht auszudenken was passiert wäre, wenn man das Spiel
gegen Biel auch noch verloren hätte. Hätte es trotzdem Sprechchöre für Antti
Törmänen gegeben? Nicht unmöglich, würde ich meinen.
Obwohl der SCB nach 20 gespielten Runden mit lediglich 25
Punkten auf einem Playoutplatz liegt, steht die Mehrheit des treuen Publikums nämlich nach wie vor hinter dem jungen Trainer. Und da im Zirkus Maximus, ähnlich wie im
alten Rom, die Laune des Publikums durchaus einen Einfluss auf die geduldeten
Gladiatoren in der Arena hat, blieb dem grossen Imperator in der
Präsidentenloge nichts anderes übrig, als den Daumen für Törmänen zu heben.
«Wir machen weiter mit diesem Trainer, ganz klar», sagte Marc Lüthi nach
geschlagener Schlacht.
Die gewonnen Punkte des Wochenendes dürfte den Entscheid
aber bestimmt einfacher gemacht haben. Die Mannschaft kann sich jetzt in der
Nationalmannschaftpause in Ruhe regenerieren, sich für den folgenden
Strichkampf einstimmen und das Publikum hat zwei Wochen Zeit, sich der Illusion
hinzugeben, dass ab jetzt alles besser werde.
Ich hoffe es. Ich habe neulich angetönt, dass es dieses Jahr
zwei Grosse für die Playouts treffen könnte. Ambri ist entschwunden, Lausanne
und Genf tummeln sich mit einem kleinen Polster im Mittelfeld und der SCB balgt
sich mit Zug und Lugano um den letzten Playoffplatz. Dümpelt man auch nach der
Natipause im Stile der ersten 20 Runden weiter, muss man sich auf das
Schlimmste gefasst machen.
Eine Schwalbe macht noch keinen Frühling und die Krise ist
so wenig überwunden, wie der Arbeitsplatz von Antti Törmänen gesichert ist. Ich
für meinen Teil gebe dem Trainer jetzt noch genau fünf Spiele, um mit der
Mannschaft die Versäumnisse der Saisonvorbereitung auszubügeln und das seit Saisonstart
grassierende Tief zu überwinden. Es gilt, endlich deutliche spielerische
Fortschritte zu machen und auf einen akzeptablen Punkteschnitt zu kommen. Mehr
Zeit bleibt jetzt ganz einfach nicht mehr!
Daneben erwarte ich von Sven Leuenberger, dass er das
Unterfangen mit der Verpflichtung eines zusätzlichen und brauchbaren Ausländers
unterstützt. Es geht nicht an, dass ein Club wie der SCB längere Zeit mit nur
drei Söldnern spielen muss und dass auf den Ausländerpositionen keinerlei Druck
und Leistungsprinzip herrscht! Roche ist verletzt, Ritchie ein Schatten seiner
selbst und Lehtonen hat Mühe, in Bern anzukommen. Der einzige Ausländer, der
die Erwartungen erfüllt, ist Geoff Kinrade.
Gegen die Lakers, (h) Kloten, (a) Genf, (h) Biel (h) und
Fribourg (a) müssen mindestens 9 Punkte geholt und deutliche spielerische
Fortschritte gemacht werden. Ansonsten werde auch ich mich genötigt sehen, den
sportlichen Erfolg in der Saison 13/14 über das sympathische Projekt Törmänen
zu stellen.
Gefallen hat mir in den letzten beiden Spielen der Einstand
von Dan Weisskopf im Dress des SCB. Daneben hat Christoph Bertschy gegen Biel
mit einer feinen Leistung ein Comeback als SCB Perle gegeben.
Weniger gefallen hat mir gestern der Auftritt der dümmlichen Kinderfans aus Biel. Einmal mehr wurde mit der saublöden Zeuslerei und Knallerei
am Bahnhof Wankdorf und vor dem Stadion ein Polizeieinsatz provoziert und damit Wasser auf die Mühlen des Konkordates
gegossen. Genau wegen solchen Selbstdarstellern auf Kosten des Sportes wird
sich der gewöhnliche Bürger genötigt sehen, an der Abstimmung ein klares Ja in
die Urne zu werfen. In Zukunft wird man dann die selbsternannten besten Fans
halt im geschlossenen Gefangenenwagen herankarren und durch eine lichtdichte
Schleuse ins Stadion lotsen, falls man sie dann überhaupt noch an den Spielen
teilnehmen lässt.
Meine Meinung in dieser Sache ist auf jeden Fall gemacht. In Bern darf es keine Hochrisikospiele mit Einschränkungen für das normale Publikum geben. Sollte ein Spiel als solches eigeschätzt und angesetzt werden, gibt es für mich nur eine Konsequenz:
Keine Gästefans im Stadion bei solchen Spielen!
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