Der SCB konnte mit den drei gewonnen Punkten nach dem 5:4
Penaltysieg gegen die Lakers und der 1:2 Niederlage nach Verlängerung gegen die
Flyers an Lugano vorbeiziehen und befindet sich jetzt wieder auf einem Playoffplatz.
Das Resultat der Beurteilung der Spiele gegen die Lakers und
die Flyers richtet sich in erster Line nach den Ansprüchen der Betrachter. Hat
man sich einmal von den Vorsaisonprognosen gelöst, in denen der SCB durchwegs
als Titelfavorit eingeschätzt wurde, sieht die Welt durchaus etwas weniger
düster aus, als wenn man immer noch das Gefühl hat, der SCB sei ein
Spitzenteam.
Da aber ein Spitzenteam und Meisterfavorit kaum nur 4 der
letzten 13 Spiele gewinnt, (gegen Servette, Aufsteiger Lausanne, Rappi und
Biel) bleibt einem nichts anderes übrig, als der Realität ins Auge zu blicken.
Und diese Realität sieht so aus, dass der SCB mit 28 Punkten aus 22 Spielen,
mit einem negativen Torverhältnis von 57:65 lediglich knapp über dem Strich
platziert ist und sich gewaltig steigern muss, um sich überhaupt für die
Playoffs zu qualifizieren.
Wir sind, und das gilt es zu akzeptieren, zusammen mit
Rappi, Biel, Zug, Lugano und Lausanne mitten im Strichkampf. Wir sind also vom
Meister zum biederen Strichteam mutiert.
Was will man da über Spielkultur, kochstehende und packende
Partien, Effizienz, Souveränität und Schnörkellosigkeit fabulieren? Hätten wir
diese Eigenschaften, müssten wir in den Spielen gegen Biel, Rappi und Lausanne
nicht verzweifelte Punktekrämerei betreiben, um das drohende grosse Theater
wenigstens einigermassen zu vermeiden.
Die Spiele gegen die Lakers und die Flyers waren furchtbar.
Kaum zum aushalten für verwöhnte Hockeyfeinschmecker, für die nur das Finale
gut genug ist. Waldorfs Zwilling Morgan Samuelsson hat zum Beispiel vor dem
Rappi-Match verkündet, «die Lakers sollten überhaupt nichts mit diesem Spiel zu
tun haben.» Das Resultat haben wir gesehen. Nach einer viel zu einfach zu stand
gekommenen 3:0 Führung verlor sich der SCB in Passivität und musste am Schluss
froh sein, nach dem Penaltyschiessen 2 Punkte in Bern behalten zu können. Mir
kam das Spiel ein wenig so vor, wie ein Weiberkick an einem Grümpelturnier.
Einfach furchtbar.
In Kloten präsentierte man sich dann etwas besser. Wer in Kloten
in 60 Minuten nur ein Tor erhält, hat zumindest einiges richtig gemacht. Wer in
Kloten aber nur 1 Tor schiesst, kann natürlich nicht gewinnen. Trotzdem ist es
gelungen, einen wichtigen, weil unerwarteten Punkt im Strichkampf mitzunehmen.
Mehr kann man im Moment von dieser Truppe ganz einfach nicht erwarten. Erwartet
man mehr, beginnt man sich unweigerlich zu ärgern. Die Fans, welche den SCB am
Freitag im Powerplay der Verlängerung ausgepfiffen haben und die Verunsicherung
damit total machten, befinden sich entweder im krankhaften Meisterblues, oder
haben jeglichen Bezug zur Realität verloren!
Wer beim SCB auf einen geordneten Spielaufbau wartet, wartet
vergeblich. Viel mehr als die Scheibe panisch aus dem Verteidigungsdrittel zu
schlagen und auf einen zufälligen Abnehmer zu hoffen, bekommt man nicht zu
sehen. Man kann schon von Glück reden, wenn sie nicht auf der Schaufel des
Gegners landet. Und wer erwartet, dass der SCB den Spielaufbau des Gegners
unterbindet oder den ersten Pass des Gegners zu verhindern versucht, wird sich
verwundert die Augen reiben. Lieber in der Mittelzone warten um dann
hinterherzulaufen, als selber die Initiative zu übernehmen und dem Gegner das
Spiel aufzuzwingen. Unsere Spielkultur gleicht immer mehr der des EHC Biel.
Beton und Konter, mehr liegt mit dem fehlenden Timing und der katastrophalen
Scheibenkontrolle unserer Truppe ganz einfach nicht drin.
Trotzdem war dieses Wochenende nicht einfach alles nur
schwarz und trist. Marco Bührer hat in Kloten zum Beispiel eine hervorragende
Leistung gezeigt. Ein guter Torhüter ist eben, gerade im Strichkampf,
existentiell. Mit einer Abwehrquote von 94.12 wahrte er dem Team bis zum
Schluss die Chance auf den Sieg. Auch das Comeback von Philippe Furrer gibt
viel Hoffnung für die Zukunft. Nicht nur der 3 Punkte wegen, die Phippu dieses
Wochenende beitragen konnte, sondern wegen seinem unbändigen Kampfwillen, wegen
der Energie, Härte und Unberechenbarkeit, die er ins Spiel einbringt.
Die 3 Punkte, welche der SCB dieses Wochenende gewann, bringen
uns ein Schrittchen weiter auf dem Weg. Wenigstens sind wir mit dem
Punkteschnitt von 1.5 Punkten weiter auf Playoffkurs, wenn auch auf Messers
Schneide. Die nächsten Spiele gegen Genf, (h) Biel (h) und Fribourg (a) werden
zeigen, wohin uns der Weg führen wird. 6 Punkte aus diesen 3 Spielen sind
Pflicht, wenn wir im Kampf um die Playoffplätze nicht ins Hintertreffen
gelangen wollen.
Nach diesen 3 Spielen können wir uns dann auch über den
Trainer unterhalten. Ich weiss, bereits nach dem tristen Freitag gegen Rappi
wurde bei Fans und Experten nach der Säge gegriffen um an Anttis Stuhl zu
sägen. Man wird aber den Trainer kaum durch die Natipause gestützt haben, um
ihn dann nach drei Punkten aus zwei Spielen zum Teufel zu jagen. Man muss jetzt
einfach das letzte Quäntchen Zeit ausschöpfen und die Leistung, respektive die
Fortschritte begutachten. Dieses Wochenende wurde gekämpft und die Fehlerquote
konnte etwas gesenkt werden. Schauen wir also, wie die Entwicklung in den
nächsten 3 Spielen weitergeht.
Gelingt es Trainer und Team, den Weg in die Saison in der
nächsten Woche mit weiteren Fortschritten zu schaffen, können wir darauf
hoffen, dass der SCB doch noch durchstartet. Bleiben die Fortschritte aus,
drohen die Playouts und es muss gehandelt werden.
Dabei muss man aber wissen, dass Trainerwechsel in solchen
Situationen gewöhnlich eine beschränkte Wirkung haben. Nach einem Aufbäumen von
5-6 Spielen folgt meist der Rückfall ins alte trübe Fahrwasser. Ich hoffe
sehnlichst, dass uns dieses Szenario erspart bleibt und dass der Turnaround mit
Antti an der Bande gelingt!
Daneben wäre es schön, wenn es Sven Leuenberger gelingen
würde, die Bemühungen mit der Verpflichtung eines guten Ausländers zu
unterstützen.
Bleiben wir gelassen, auch wenn uns die Situation gewaltig ankackt. Es ist nun mal so, dass sich der Sport nicht nach Potentialanalysen auf dem Papier richtet. Wankende Titanen gehören zu einer spannenden Meisterschaft, wie Aussenseitersiege. Sie sind das Salz in der Suppe, welche den Sport erst so richtig interessant machen.
Bleiben wir gelassen, auch wenn uns die Situation gewaltig ankackt. Es ist nun mal so, dass sich der Sport nicht nach Potentialanalysen auf dem Papier richtet. Wankende Titanen gehören zu einer spannenden Meisterschaft, wie Aussenseitersiege. Sie sind das Salz in der Suppe, welche den Sport erst so richtig interessant machen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen