Die Natipause ist gewöhnlich der ideale Zeitpunkt, um
innezuhalten, das Geschehene zu analysieren und Schlüsse und Konsequenzen für
die Zukunft zu ziehen.
In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass beim SCB
nach der bisher katastrophal verlaufenen Saison ausgerechnet nach einigermassen
ansprechenden Leistungen gegen die vermeintlichen Playoutkandidaten aus Ambri
und Biel so etwas wie Morgenröte verspürt.
Man sonnt sich, so befürchte ich, gewissermassen in der
Illusion, dass sich jetzt nach der Natipause alles wie von Geisterhand zum
Guten wendet. Schon fast euphorisch twitterte CEO Lüthi nach dem Sieg gegen,
man verzeihe mir den spöttischen Unterton, den wahrlich grossen Prüfstein EHC
Biel: «Danke an das Berner Publikum – Ihr seid grossartig. An das Team – diese
Fans haben nach der Nati-Pause grosses Hockey verdient.»
Grosses Hockey, ich werde es erläutern, wird auch von Nöten
sein, um in dieser Saison nicht total abzusumpfen! Schaut man sich die
Situation des SCB nämlich genauer an, kann das durchaus dazu führen, dass man
von kaltem Schweiss und Hitzewallungen übermannt wird.
Ich für meinen Teil revidiere jedenfalls meine vor der Saison
geäusserten Erwartungen für die Saison 13/14. Das Erreichen eines Platzes in
den Top 2 nach der Qualifikation ist nicht mehr zu schaffen. Auch die Top 4
sind nicht mehr zu erreichen. Die Zielsetzung muss daher revidiert werden.
Realistisch scheint mir, sofern sofort eine sofortige Besserung eintritt,
lediglich noch das Erreichen der Playoffs zu sein.
Schwarzmaler? Nein, man rechne: 20 Spiele, 25 Punkte, 1.25
Punkt pro Spiel. Hochgerechnet auf 50 Partien ergibt das 62.5 Punkte. Wird also
weitergewurstelt wie bis anhin, werden wir die Playoffs klar verfehlen und
Qualifikation in etwa auf dem zehnten Platz beenden.
Kommt jetzt die erhoffte Wende zum Guten und man spielt ab
jetzt mit dem Punkteschnitt eines absoluten Spitzenteams, das um den Qualisieg
mitspielen kann, erreicht man in etwa einen Punkteschnitt von zwei Punkten pro
Spiel. 30 Spiele x 2 Punkte gibt 60 Punkte + die 25, die man bereits erspielt
hat. Man käme in diesem doch eher unwahrscheinlichen Fall auf maximal 85
Punkte. 85 Punkte reichen in etwa für die Ränge 5-7. Das Ziel Heimvorteil im
Viertelfinale ist also selbst mit einer absoluten Performanceleistung bereits
nicht mehr zu erreichen!
Selbst in diesem günstigsten aller möglichen Fälle dürfte
Eishockey unter der Frühlingssonne im nächsten Frühling also ein Wunschtraum
bleiben. Der ZSC wurde zwar in der Saison 11/12 von Platz 7 aus Meister. Die
Zürcher erspielten in jener Saison in der Qualifikation 77 Punkte. Allerdings
repräsentiert der ZSC der Saison 11/12 die vielzitierte Ausnahme, welche die
Regel bestätigt. So gesehen hat der SCB den Titel also bereits verspielt.
Nehmen wir an, dass sich der SCB ab jetzt langsam auffängt
und einigermassen solid punktet. Wenn wir für die restlichen 30 Spiele mit
einem realistischen Punkteschnitt von 1.5 Punkten pro Spiel rechnen, gewinnt
der SCB noch 45 Punkte. Zusammen mit den bereits gewonnenen 25 Punkten käme der
SCB nach 50 Runden demnach auf 70 Punkte. Die Kloten Flyers bestritten in der
letzten Saison mit 69 Punkten die Playouts, Biel schaffte mit 72 Punkten knapp
die Playoffs.
Ihr seht, liebe SCB Fans, Duc ist kein Schwarzmaler, sondern
lediglich der Überbringer der ungeschminkten und bitteren Wahrheit. Die Situation
ist, ohne dass man es in der süssen Vernebelung des Meisterblueses bemerken
würde, düster bis bewölkt, um nicht zu sagen hochbrisant. Das «grosse Hockey»,
das Marc Lüthi in seinem Tweet antönte, wird alleine für die nackte sichere
Playoffqualifikation nötig sein. Kein frommer Wunsch, sondern bitter NÖTIG!
Am kommenden Freitag muss für den SCB eine neue Saison
beginnen. Eine Saison, in der Sprüche wie «in den Playoffs wird es schon
werden» nicht einmal gedacht werden dürfen! Es muss darum gehen, jedes noch so
kleine Pünktlein mit aller Kraft zu erfighten! In jedem Spiel wird es um nichts
weniger gehen, als um die nackte Playoff Teilnahme!
Ich wünsche euch allen einen wunderschönen Sonntag und einen
weiterhin interessanten Saisonverlauf.
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