Dem SCB gelang der Start in die „neue Saison“ nach dem
Lockoutende mit zwei Siegen optimal. Gegen die Tabellennachbarn Fribourg
Gottéron und Genf Servette resultierten ein 6:0 und ein 2:0 Sieg.
Die Ausgangslage für die Wochenendspiele war für den SCB ja
einigermassen delikat. Können die Berner auch ohne NHL Verstärkungen bestehen? Und
wie es mit potentiellen Verstimmungen, die auf Erwartungen treffen?
Wie funktioniert unser Angriffspiel, wie das Powerplay, wenn
es nicht mehr von den Vorstössen eines Roman Josi und Mark Streit befeuert
wird?
Schafft es Antti Törmänen, einen neuen Erfolgsplan zu
schmieden und die Meute um sich zu scharen? Wie reagieren die Spieler, die in
den letzten Wochen in den Hintergrund rücken mussten oder gar ausgeliehen wurden?
In Fribourg war angerichtet, für die grosse Zähringerderby
Show. Die Luft war dick und die Erwartungen der Gottéron Fans verwandelten die
Halle in einen veritablen Dampfkochtopf. Die Zeit schien günstig, um dem
vermeintlich gestutzten Krösus das Fell über die Ohren zu ziehen. Man wollte an
der Tabellenspitze davonziehen und den SCB nach Spielschluss mit dem Kiwi Dance
demütigen. Wer hat schon damit gerechnet, dass sich die St. Leonard an diesem
Abend in eine Klosterkirche verwandeln sollte?
Der SCB begann das Spiel äusserst spritzig und bissig. Die
aus Gründen von Verletzungen umformierte SCB Verteidigung zelebrierte dank
hervorragender Einstellung und Konzentration eine Stabilität, wie man sie so
nicht erwarten durfte. Rückkehrer Franco Collenberg tanzte auf der grossen
Bühne, als stünde er schon seit Jahren in der SCB Verteidigung und der temporär
zum Verteidiger umfunktionierte Flurin Randegger spielte seine Rolle, wie wenn
er nie etwas anderes getan hätte.
Herrlich, wie man den Porzellan Gretzky, Meister der
Aussenbahnen und die kleine nimmermüde Zecke mit den blonden Harren mal für mal
in der Mittelzone auflaufen liess. Wirbeln durften die beiden ausschliesslich
in den ungefährlichen Ecken und der Meister der Schönspieler Julian Sprunger
sah kaum eine Scheibe.
So war es kein Wunder, dass die gewöhnlich überschwängliche
Stimmung in Fribourg schon bald einmal in desillusionierte Klostergruftstille
überging. Die Fribourger wurden plattgewalzt, wie ein ausgerissener Hofköter im
Montagmorgenverkehr auf der überfüllten Autobahn zwischen Lausanne und Genf.
Der SCB zelebrierte während 60 Minuten harte Arbeit. Jeder
war bestrebt, seine neue Rolle ohne Fehl und Tadel zu erfüllen. Das Team stand
jederzeit im Mittelpunkt und eigene Interessen wurden dem gemeinsamen Ziel
untergeordnet. Was daraus resultierte, war ein 0:6 Auswärtssieg beim Leader und
für mich nicht weniger als die beste Saisonleistung!
Was ich noch erwähnen muss, ist die himmeltraurige Leistung der Unparteiischen. Was Schiedsrichter Didier Massi und der Russe Alexander Sergeev für einen Mist zusammenpfiffen, spottet jeder Beschreibung. Wäre statt Antti Törmänen Chris McSorley an der Berner Bande gestanden, wäre wohl das ganze Mobiliar auf das Eisfeld geflogen. J
Was ich noch erwähnen muss, ist die himmeltraurige Leistung der Unparteiischen. Was Schiedsrichter Didier Massi und der Russe Alexander Sergeev für einen Mist zusammenpfiffen, spottet jeder Beschreibung. Wäre statt Antti Törmänen Chris McSorley an der Berner Bande gestanden, wäre wohl das ganze Mobiliar auf das Eisfeld geflogen. J
Aber sei es wie es wolle, wir haben trotzdem gewonnen. «Das verstehe ich unter einem Team», frohlockte Sven
Leuenberger zurecht im neusten SCB Newsletter. «Nun gilt es, so
weiterzuarbeiten.»
Ich muss gestehen, dass ich am Samstag mit etwas
zwiespältigen Gefühlen zum Spiel gegen die rustikalen Genfer kam. So twitterte
ich vor dem Anpfiff leicht skeptisch: «Hoffentlich folgt nach rauschendem Fest
nicht elender Kater, im prallgefüllten Zirkus Maximus.»
Meine Bedenken erwiesen sich aber schon bald als grundlos.
Der SCB knüpfte in Sachen Einsatz, Willensstärke und Konzentration nämlich
nahtlos an das Zähringerderby an. Gewiss, das Spiel verlief etwas harziger und
zuweilen rumpelten McSorleys Krieger bedrohlich. Der SCB liess sich aber nicht
aus der Konzentration bringen und hatte mit Tristan Scherwey und Alain Berger
zwei Spieler, die jeweils die richtige Antwort auf Lager hatten.
Das Spiel war zwar eng und vor allem im zweiten Drittel
musste man Angst haben, dass der SCB für seinen unglaublichen Aufwand Tribut
zollen muss. Umso schöner war es, dass man im letzten Drittel noch einmal
zulegen und den Sieg und die Tabellenführung ins Trockene bringen konnte.
Einzelkritik ist für einmal nicht angebracht. Der Star war
dieses Wochenende ganz klar das Team. Trotzdem möchte ich Franco Collenberg,
Alain Berger, Tristan Scherwey, David Jobin, Daniel Rubin (gefällt mir auch
ohne Tor immer besser) und Flurin Randegger speziell hervorheben. Zuweilen
hatte ich den Eindruck, dass der Abgang der NHL Buben auf einzelne Spieler eine
befreiende Wirkung hatte.
Vorbei sind die Zeiten, als man die Scheibe schon fast
demütig Roman Josi oder Mark Streit überliess, damit diese den Spielaufbau übernehmen
konnten.
Auch Marco Bührer zeigt sich seit der Weihnachtspause wieder
von seiner magistralen Seite. Seine Körpersprache ist schon fast im überheblich
frechen Bereich anzusiedeln und man sieht deutlich, dass der Spruch, dass sich
das Glück erzwingen lässt, mehr ist, als eine Plattitüde.
Jaroslav Bednar fehlte bei seinem Einstand noch etwas der
Draht zu seinen Mitspielern. Er deutete zwar seine feine Technik mehrmals an,
war aber zuweilen ab dem Tempo seiner Linienkollegen noch etwas überfordert.
Trotzdem konnte er sich bereits zwei Assists gutschreiben lassen und bekam von
Joel Vermin die eine oder andere gute Torchance auf die Schaufel serviert.
Für die neue Saison suche der SCB noch einen Schweizer
Topstürmer, glaubt die NZZ zu wissen. Gleichzeitig wird andernorts geschrieben,
dass die ZSC Lions und der HC Lugano an Langnaus Simon Moser dran seien. Ob es
um die Tigers tatsächlich so schlecht steht, dass sie ihren einzigen Topstürmer
aus dem laufenden Vertrag verschachern müssen, weiss ich nicht. Mit der
Transfersumme für dieses Juwel könnten sie sich aber gut und gerne 3-4 Aldi
Stars aus dem Container für Fleisch mit abgelaufenem Verfalldatum für die
Breite leisten. Sollte Simon Moser tatsächlich zum Verkauf stehen, MUSS er beim
SCB landen, koste es was es wolle!
Tönt so richtig unvernünftig, ich weiss. Aber wenn ich vor
etwas keine Angst habe, dann davor, dass Marc Lüthi die richtige Mitte zwischen
Geiz und Verschwendung nicht kennt. Er wird aber auch wissen, dass man auf
Dauer nur sparen kann, wenn man gelegentlich einen guten Handel für die Zukunft
abschliesst!
Apropos Langnau: Das Tigers Forum eignet sich in letzter
Zeit wieder als Zitatensammlung zum Totlachen. Hier ein paar Müsterchen:
«Was nützt das neue Stadion, wenn man sich nur eine halbe
Mannschaft leisten kann? Es kommt mir vor, wie wenn ein Bauer für fünfzig Kühe
einen Top-Stall baut, und dann feststellt, dass er nur "Futter" hat
für die Hälfte.»
«Die Schlussfolgerung, man müsse das Spiel 5 gegen 5
verbessern, mag ja richtig sein. Für mich tönt das allerdings so, wie wenn man
einem Viehzüchter sagen würde, er solle etwas mehr von Kühen verstehen, oder doch
mindestens lernen, den Unterschied zwischen Muni und Kuh zu erkennen.»
«Das Spiel der Tigers verursacht Augentinnitus. Man sieht
nur noch Pfeifen!»
«Die Migros wird wahrscheinlich auch noch abspringen. Sie
bieten übrigens an ihren Clubschulen Kurse an: Wie wird man SCB-Fan!»
«Sogar der Zirkus Knie überlegt sich ernsthaft, das zahnlose
und handzahme Tigerrudel während der Sommerpause zu engagieren!»
«Noch eine gute Nachricht für heute Abend gegen die
Klotenmöffen: Gemäss 20Minuten ist die Rote Laterne in der Ilfishalle
explodiert.»
«Zu dieser Verpflichtung der beiden NHL-Nulpen muss
mindestens eine PUK ins Leben gerufen werden.»
«Der beste Langnauer auf dem Eis war Michael Flückiger,
Torhüter von Lugano, der sich ohne gross anstrengen zu müssen einen Shutout
realisierte!»
«Hoffen wir doch auf ein klares Gewitter, das Heute Abend an
der Ilfis niedergeht. Ein Zwischenhoch könnte wieder zu viele Sinne vernebeln!»
«Nachdem man sich in Langnau dazu spezialisiert hat, auch
Niederlagen als positive Entwicklung zu verkaufen, hoffe ich, dass man jetzt
noch mal eine deftige Schlappe kassiert. Sonst wird noch einmal Zeit verpennt,
um mit den Spielern zu arbeiten.»
Gewiss, die Langnauer haben aktuell allen Grund zum jammern.
Aber unabhängig von Gründen ist es eben schon so, dass niemand so wunderbar
jammern kann, wie die Bauern. Vielleicht sollte man in der umgebauten
Ilfishalle zwecks Steigerung der Einnahmen Jammerseminare durchführen. Ich
würde mich mit Sicherheit anmelden, um für die nächste SCB-Baisse gewappnet zu
sein.
Wir sollten uns nämlich aufgrund der Wochenendspiele nicht
allzu sicher sein. Der SCB hat gespielt wie in den Playoffs oder wie nach einem
Trainerwechsel. Das war zuweilen dicht am Drehzahlbegrenzer und kein Motor
lässt sich auf Dauer mit solchen Drehzahlen bewegen.
Es wäre auch zu früh, um bereits im Playoffmodus zu spielen.
Ein kleines „Kriselein“, nachdem man jetzt gezeigt hat, dass man als Team
hervorragend funktioniert, würde vielleicht helfen, um nicht in falsche
Selbstsicherheit zu verfallen. Der Substanzverlust durch den Abgang der drei
NHL Buben ist gross. Zu gross, um die Feinjustierung einfach so ohne Holperer
zu bewerkstelligen.
Schauen wir was das nächste Wochenende bringt. Die Kloten
Flyers sind noch nicht aus dem Schneider und werden am Freitag alles daran
setzen, um gegen den SCB zu punkten. Und Fribourg Gottéron wird am Samstag zur
Zähringerderby-Revanche mit den Messern zwischen den Zähnen in die Postfinance
Arena einlaufen.
Hoffentlich kommen die verletzten Verteidiger Andreas Hänni
und Philipp Furrer rasch zurück. Flurin Randegger hat seine Arbeit in der
Defensive zwar gut erledigt, aber es war nicht zu übersehen, dass er in der
eigenen Zone Mühe bekundete, seine Position zu finden. Auf Dauer kann das nicht
gut gehen, mit dieser ausgedünnten Verteidigung. Und Andreas Hänni wird nach
seiner langen Pause auch wieder ein paar Spiele brauchen, um seine Form zu
finden.
Die Marschrichtung stimmt, der SCB macht Freude!
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