Während Franco Collenberg nach 20 Spielen
mit den Rapperswil Jona Lakers aufgrund des Lockoutendes zum SCB zurückkehrt,
hat Kevin Lötscher seine Hoffnungen, dereinst wieder in der NL A Eishockey
spielen zu können, noch nicht aufgegeben.
Wir konnten Franco Collenberg im
vergangenen Herbst ja bereits 10 Spiele im SCB Dress beobachten, bevor er Ende
Oktober leihweise zu den Lakers wechselte. Nicht weil seine Leistungen schlecht
gewesen wären, immerhin stehen seine Werte, auch die Plus-minus-Statistik, beim
SCB alle bei 0.
Nein, er wurde ganz einfach deshalb ausgeliehen, weil der SCB
mit Mark Streit und Roman Josi ausserplanmässig zwei Lockout Verteidiger
verpflichtet hatte und es für den Neuling Collenberg daher schwierig war, an
den Arrivierten vorbeizukommen.
Der Bündner aus Untervaz hatte seinerzeit
beim HCD das Sportgymnasium absolviert. Nach dem Abstieg mit dem EHC Basel kam
er im Sommer 2008 nach Fribourg, bevor er auf diese Saison zum SCB wechselte.
«Ich wette gerne, dass ich mich durchsetzen
kann», sagte er vor dieser Saison, angesprochen auf den härteren
Konkurrenzkampf beim SCB. Diese Wette ist noch nicht verloren und gilt daher
immer noch!
Franco Collenberg wollte sich mit dem
Wechsel nach Bern weiter entwickeln. «Der SCB hat eine sehr gute Mannschaft und
dort kann ich besser werden.»
Collenberg ist ein läuferisch starker
Verteidiger und gilt als sicherer Wert. Seine Plus-minus-Bilanzen dürften sich
sehen lassen, von Verletzungen blieb er bisher weitgehend verschont und er
verbringt auch nur wenig Zeit auf der Strafbank.
In seinen 20 Spielen für die Lakers
gehörte er in der Rapperswiler Lotterverteidigung zu den Aktivposten. Er
erzielte 3 Tore und 5 Assists, sass 12 Minuten auf der Strafbank und kam in der
Plus-minus-Statistik auf -5. Kein schlechter Wert, wenn man berücksichtigt,
dass die Lakers mit 147 erhaltenen Toren über die schwächste Abwehr der Liga
verfügen. Jason Spezza zum Beispiel steht bei -6 und der früher hochgelobte
Verteidiger Cyrill Geyer bei -7.
Die Frage, ob er sich als Opfer des Lockout
sehe, verneint er. «Ich versuche, das Beste daraus zu machen. Die Zeit in
Rapperswil ist eine tolle Erfahrung für mich.» Die Kultur beim SCB sei halt
eine spezielle. «Es gibt einen Kern an Spielern, der schon sehr lange dort ist.
Und die Führung vertraut auf diese Qualitäten, was ich absolut nachvollziehen
kann. Es macht den Anschein, als habe ich mich nicht genügend aufdrängen
können.»
Auf dem Forum der Lakers werden Franco
Collenbergs Leistungen durchwegs positiv beurteilt:
«Na toll, gemäss 20min wird Collenberg per
sofort zum SCB zurückkehren - dies aufgrund der Abreise von Streit und Josi.»
«Schade, dass Collenberg ausfällt für uns.»
«Collenberg war voller Spielfreude und sackstark!»
«Am Sonntag gegen Genf hat man gesehen,
dass Collenberg klar bester CH-Verteidiger bei der Angriffsauslösung war.»
Ich freue mich darauf, beobachten zu
können, wie sich Franco Collenberg bemühen wird, sich beim SCB durchzusetzen.
Er verdient Kredit! In diesem Sinne wünsche ich ihm viel Erfolg beim SCB. Wir werden
einen guten Collenberg brauchen, um unsere Ziele zu erreichen!
Auch Kevin Lötscher geht es eigentlich
wieder sehr gut. Nachdem er letzte Saison aufgrund seines schweren Unfalles im
Frühling 2011 pausieren musste, spielt er jetzt wieder Eishockey. Leider nicht
in der NL A beim SCB, sondern im Dress des kriselnden HC Sierre in der NL B.
Obwohl Lötscher nach seinem schweren
Schädel-Hirn-Trauma weder Zuversicht noch Ehrgeiz verloren hat, erlaubt sein
aktuelles Leistungsvermögen keine Einsätze in der NL A.
Kevin Lötscher hat zwar in den letzten
Wochen Fortschritte erzielt, sagt aber selber, dass sein Spiel noch nicht das
sei, was er sich vorstelle. «Ich mache mit dem Puck noch viel zu wenig. Da muss
in Zukunft mehr kommen.»
Langenthal-Coach Heinz Ehlers sagte zwar
nach dem NLB-Meisterschaftsspiel zwischen Langenthal und Sierre am letzten
Sonntag, er sei positiv überrascht. «Das war nicht mehr der gleiche Spieler wie
noch Anfang Saison.» So teilte Kevin Lötscher auch körperlich wieder aus und
kann schlittschuhläuferisch wieder mithalten. «Ich sehe kleine Fortschritte und
muss noch immer Schritt um Schritt nehmen. Da ist natürlich schon sehr viel
Geduld gefragt», bleibt Lötscher realistisch.
«Von der NLA ist er noch sehr weit
entfernt», sagen die beiden Sportchefs Martin Steinegger und Sven Leuenberger. Dabei
macht Leuenberger keinen Hehl daraus, «dass es für uns nicht möglich ist, Kevin
ins nächste Kader aufzunehmen.» Sven Leuenberger sagte immer, dass Lötscher in
der NLB ein Leader sein müsse, damit eine Weiterverpflichtung beim SCB erwogen
werden könne. Von einem Leader ist er aber mit 2 Toren und 8 Assists aus 35 Spielen in der NL B noch weit entfernt.
«Wenn man jetzt entscheiden muss, reicht es
für Kevin einfach nicht in der NL A», sagt SCB-Mediensprecher Christian Dick. «Wenn
er aber wieder Leistungen auf NLA-Niveau bringen kann, liegt es im Interesse
beider Seiten, dass man sich erneut über einen neuen Vertrag unterhält.»
«Gut wäre es, wenn er die Saison mit einem NL
B Playoff Team beenden könnte», meint Sven Leuenberger. Ein Wechsel mache aber
nur Sinn, wenn er auch spiele, sagt Lötscher dazu. «Kann ich nur trainieren,
tue ich dies lieber beim SC Bern.»
Für die kommende Saison will der SCB helfen,
dass Lötscher in einer NLB-Organisation unterkommt. Für den 25-jährigen
Walliser ist dies eine Option. Er wird auch in den nächsten Monaten jede
Möglichkeit am Schopf packen, um sein grosses Ziel nach einer doch langen
Leidenszeit zu erreichen. Nämlich wieder in der National League A zu spielen.
«Solange ich Fortschritte sehe, und sind diese noch so klein, gebe ich nicht
auf.»
Leider konnten es das Gratisportal und der Blick auf Twitter wieder
nicht lassen, Kevin Lötschers Schicksal für billige Polemik zu missbrauchen.
«SCB lässt Lötscher fallen», war nämlich die Überschrift des Artikels, der
inhaltlich weitgehend aus dem Bieler Tagblatt stammt. Meiner übrigens auch. J
Das Thema eignet sich aber weder für
Polemik, noch für Clubbrillengefasel. So kann sich auch der EHC Biel vorstellen,
Kevin Lötscher zu unterstützen. «Am besten wäre es, Kevin könnte eine weitere
Saison in der Nationalliga B bestreiten und sich dort weiterentwickeln. Würden
alle Stricke reissen, könne man ihn aber in der Vorbereitung mit dem EHC Biel
trainieren lassen und dann einen B-Klub suchen», sagt Sportchef Martin Steinegger.
Mir bleibt nur, Kevin Lötscher auf seinem
weiteren Weg viel Glück und Zuversicht zu wünschen. Auch wenn ich betreffend
seiner Hockeykarriere zu den Skeptikern gehöre, gebe ich die Hoffnung nicht
auf.
Am Freitag folgt der schwere Gang nach Fribourg.
Was will man mehr als ein Zähringerderby als Spitzenkampf? Ich bin froh, dass
der SCB nach dem Abgang der Lockoutspieler gleich gegen das aktuell stärkste
Team der Liga antreten kann. Wie wir alle wissen, pflegt sich der SCB spielerisch oft
dem Gegner anzupassen. Je stärker der Gegner, je besser der SCB.
Das Spiel wird zeigen, wo der SCB steht und
wo der Hebel anzusetzen ist, damit man am Samstag gegen Genf bereits reagieren
kann. Keine einfache Aufgaben, die da auf uns zukommen. Aber letztendlich sind
es genau solche Spiele, die das Eishockey interessant und das Fanleben spannend
machen.
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