Trotz optischer Überlegenheit und einer Schussstatistik von
13:33 unterlag der SCB im Dienstagsspiel in Lugano mit 1:2. Dabei fehlte es in
erster Linie an Durchschlagskraft vor dem gegnerischen Tor.
Würde man das Schiessen beherrschen, wäre man nach dem
ersten Drittel nicht mit 0:1 im Rückstand gewesen. Aber entweder ballert man
wegen Zögern und schlechtem Timing in die Beine der Gegenspieler, oder man
verhilft dem gegnerischen Torhüter mit Bubischüsschen zu dessen bester
Saisonleistung.
So kommt es halt, dass man trotz einem Schussverhältnis von
33:13 am Schluss als Verlierer dasteht. Besonders wenn man dem Gegner durch
mangelhafte Zuordnung in der Defensive (beim 1:0) oder durch Vertändeln der
Scheibe im Powerplay an der gegnerischen blauen Linie (beim 2:0) die Tore
geradezu auf dem Silbertablett serviert.
Ich könnte nach dem Ausfall von Byron Ritchie jetzt
natürlich über die Personalpolitik grännen und dass es schon wahnsinnig sei,
dass der SCB Mitte Januar lediglich vier Ausländer unter Vertrag habe. Nur war
das eben absehbar und muss unter dem Traktandum «Nachwehen des Lockouts»
verbucht werden.
Der Lockout hat uns goldene Herbst und Winterspiele in den
Zirkus Maximus gebracht. Im Hinblick auf die Meisterschaft hat er die
Ausgangslage aber eher verschlechtert und verkompliziert. Statt einem
akklimatisierten Niklas Danielsson, der Kraft seines Potentials unter normalen
Umständen jetzt wohl bestens integriert wäre und einem fünften Ausländer, den
man längstens verpflichtet hätte, muss der SCB jetzt mit lediglich drei
gesunden Söldnern auskommen.
Zusammen mit den Personalsorgen in der Verteidigung führt
das jetzt dazu, dass das Powerplay harzt und dass das Erarbeiten von guten
Torchancen schwieriger geworden ist. Denn trotz 33 Schüssen auf das Tor der
Luganesi fehlte es an wirklich guten Torchancen. 33 Schüsse für ein Tor…
Byron Ritchie hat in dieser Saison bisher 92 mal auf das
gegnerische Tor geschossen und dabei 18 mal getroffen. Er brauchte also 5.1
Schüsse für ein Tor. Ryan Gardner brauchte für seine 21 Tore 102 Schüsse oder deren
4.8 pro Tor. Joel Vermin, dessen einzige Schwäche in der Effizienz zu suchen
ist, braucht 6 Schüsse für ein Tor. Im Vergleich zu Ivo Rüthemann, der 20
Schüsse für ein Tor braucht, ist das aber immer noch ein Traumwert.
Was ist eigentlich mit Rüthemann los? Der war doch einmal
pfeilschnell und gefährlich. Gestern hinkte er aber in Sachen Speed sogar
seinem Linienpartner Alain Berger hinterher. Die einzige Disziplin, in der er
eine Spitzenposition innehat, sind seine Schüsse aufs Tor. Dort belegt er mit seinen
103 Schüssen hinter Martin Plüss, der diese Disziplin mit 127 Schüssen anführt,
den zweiten Platz.
Rüthemann und Plüss haben also zusammen 230 mal aufs
gegnerische Tor geschossen und dabei 17 mal getroffen. 13.5 Schüsse für ein
Tor. Ritchie und Vermin schossen zusammen nur 164 mal auf das gegnerische Tor,
trafen aber 30 mal. 5.4 Schüsse für ein Tor also.
Damian Brunner, um auch NHL Klasse darzustellen, brauchte
6.25 Schüsse für ein Tor. John Tavares 6.23 und Tyler Seguin 4.92.
Die Geschichte des Spiels gegen Lugano ist schnell erzählt.
Der SCB fräste, mühte sich ab, kreiste mit schönster Helikoptertaktik in den
Ecken und liess sich von Lugano im besten Larry Huras Stil übertölpeln.
Dabei ist Jaroslav Bednar immer noch ein Fremdkörper im
Spiel des SCB und Pascal Berger fiel mir nicht das erste Mal in dieser Saison
mit mangelhaftem Passspiel und zuweilen hölzerner Übersicht auf. Von beiden erwarte
ich in nächster Zeit eine signifikante Steigerung.
Ich habe in meinem letzten Blog geschrieben, dass ich mit 5
Punkten aus den Spielen gegen Lugano, Genf und Ambri zufrieden wäre. Daran hat
sich nichts geändert. Der SCB wird sich aber sputen müssen, um diesen Wert in
zwei Spielen noch zu erreichen.
Nichtsdestotrotz spielt die Mannschaft Einstellungsmässig
gut. Unter den gegebenen Umständen das wichtigste, würde ich meinen. Ohne Byron
Ritchie fehlt halt einfach etwas Klasse rund um das Tor. Der junge Vermin
verteilt zwar weiterhin wacker Pucks und serviert pro Spiel Zuckerpässchen für
2-3 Tore. Aber wenn Bednar nicht trifft und Berger die Löcher nicht sieht, in
die er laufen sollte, hilft alles nichts.
So ein spielerischer Durchhänger im Januar hat im Hinblick
auf die Playoffs aber noch nie geschadet. Ritchie, Hänni und Furrer werden hoffentlich
bald zurückkommen und dann bin ich überzeugt, dass der SCB wieder an
Gefährlichkeit und Durchschlagskraft gewinnen wird. Zusammen mit der guten
Einstellung, welche die Mannschaft in den letzten Spielen auszeichnete, darf man
durchaus zuversichtlich in die Zukunft schauen.
Was mich langsam ernsthaft auf die Palme bringt, ist das
schon fast krankhafte Festhalten an Ivo Rüthemann und Martin Plüss als
Linienpartner. Die Verletzung von Byron Ritchie wäre doch eine gute Gelegenheit,
in dieser Sache einmal etwas anderes zu probieren. Rüthemann ist nicht in Form
und Martin Plüss rennt sich mit mässigem Erfolg die Lunge aus dem Leib. Da
braucht es einfach einmal neue Impulse!
Schauen wir wie es weitergeht. Interessant ist die aktuelle
Situation alleweil.
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