Der dreizehnte Titelgewinn des SCB ist bereits wieder
Geschichte. Die Feste sind gefeiert, die Laudatio geschrieben und der
Einzelrichter kann nach der 700 Franken Busse gegen Christoph Bertschy auch in
die verdienten Hockeyferien gehen.
Nein, keine grosse Saisonrückblick-Story heute. Bloss etwas
Finalverarbeitung und allgemeines Gefasel.
Ich habe mich ja etwas daran gestört, dass der Final in
diesem Jahr zum Richterlipoker und Verschwörungsgeleier mutiert ist.
In diesem Sinne bringt es Tristan Scherwey mit diesem, äh, diesem Bildli voll auf den Punkt. Genau so sehe ich das Theater
rund um die «75 Jahre Nicht-Meister-Gala» von Fribourg-Gottéron mittlerweile
auch.
Bevor Marc Lüthi Tristan wegen dieser Chalberei ins Büro
zitiert, sollte er sich vielleicht zuerst seinen Fribourger Freund Raphaël
Berger zur Brust nehmen. Oder vielleicht auch nicht. Immerhin hat der SCB wohl
durchaus profitiert, dass man sich bei Gottéron etwas hat vom Fokus abbringen
lassen.
Der SCB hat nämlich unterdessen eine Gala zelebriert. Eine
Meistergala! Im Zirkus Maximus wurden Brot und Spiele zelebriert, an die ich
erst nach der grossartigen Rückkehr gegen den EVZ und nach dem Ausscheiden des
ZSC gegen Fribourg Gottéron zart zu Träumen gewagt habe.
Gegen den ZSC, das glaube ich noch heute, hätte es auch
dieses Jahr gereicht. Aber dass uns die weichen Schönspieler aus Fribourg liegen,
habe ich schon geglaubt. Wobei wir im Viertelfinale gegen Fribourg wohl den
Kürzeren gezogen hätten. Aber dank dem zweiten Qualirang ist uns das zum Glück
erspart geblieben.
Scherweys Chalberei, um auf das eingangs erwähnte Bild
zurückzukommen, finde ich übrigens ganz ok. Ein gut 20 jähriger Lümmel mit dem
Gemüt Tristans kann sich so etwas in der Euphorie des Sieges durchaus einmal
leisten. Wäre es Martin Plüss gewesen, würde ich es allerdings wohl etwas
anders sehen. J
An Christoph Bertschys Schalverbrennungs-Aktion habe ich
allerdings etwas weniger Freude gehabt. So etwas tut man einfach nicht, unter
den Augen der Öffentlichkeit. Auch Brian gehört meiner Meinung nach nicht
besoffen in offizieller Mission hinters Mikrophon. Hier wäre ein mässigendes Eingreifen
des offiziellen SCB angebracht gewesen!
Trotzdem möchte ich die Sache nicht überbewerten. Ein
präsidiales Donnerwetter und ein klärendes Gespräch mit den Fribourgern wäre
der Sache gerecht gewesen. Dass Gränni Berger auch in dieser Sache noch beim
Einzelrichter plärren musste, ist an Lächerlichkeit kaum zu überbieten und dass
Reto Steinmann noch wegen Chalbereien von grossen Kindern Bussen verteilen
muss, zeigt, wohin uns zu viel Juristerei bringen kann.
Noch mehr lehre Worthülsen, noch mehr Plattitüden, noch mehr
Schein statt Sein.
Bleibt die Frage, wann Raphaël Berger wegen der 700 Franken
Busse gegen Christoph Bertschy Rekurs beim Verbandssportgericht einlegen wird. J
Warum komme ich überhaupt noch einmal mit diesem Hafenkäse? Bestimmt
ärgern sich einige deswegen wieder gewaltig, was mir allerdings egal ist.
Einerseits weil ich neulich einen Kommentar gelesen habe, in
dem der Verfasser den empörten Saubermann mimte, aber gleichzeitig das raue und
ursprüngliche Eishockey pries, das seiner Meinung nach in der heutigen Zeit
etwas verloren gehe.
Der Kommentator sollte sich aber entscheiden. Für das Raue
braucht es nämlich Typen, keine Eunuchen. Schade kann Roland Dellsperger nicht
mehr erzählen, was vor dem Zeitalter des Internets und der Empörungs- und
Neidgesellschaft an einer Meisterfeier so abging.
Hier übrigens noch ein kleines Schmankerl von Däusi.
Eben, ich bin beim Einerseits verblieben... Andererseits bin
ich neulich über einen oberschlauen Beitrag auf dem Onlineportal
des Gratisblattes gestolpert und ich konnte nicht anders, als diesen in den
Zusammenhang zu stellen, mit dem empörten Gejammer über unseren ach so unflätig
geschmacklosen Christoph Bertschy.
Ich habe mich gefragt, wie mancher dieser Leute, die sich am
eigenen Empört sein erregen, wohl an dieser geschmacklosen Abkanzelung von zufällig
Prominenten beteiligt haben und ob Christoph Bertschys jugendliche Dummheit
moralisch schlimmer sei, als diese offensichtlich akzeptierte öffentliche
Blossstellungsaktion.
Einerseits startet man durchaus gute Kampagnen gegen
Cybermobbing und andererseits praktiziert man genau dasselbe in der grössten
Online Zeitung der Schweiz.
Diese Umfragen sind ja jeweils relativ perfid aufgebaut. Die
Zwischenstände der Abstimmung bekommt man nur zu Gesicht, wenn man sich auch an
der Abstimmung beteiligt. Da man sich an solchem Mist nicht beteiligen sollte,
habe ich gezögert, dann aber doch weiter geklickt, weil es eh keine Rolle
spielt, da bestimmt tausende von Anderen schon dasselbe getan haben. Merkt ihr
etwas?...
Jetzt war ich also bei der Auswahl von Leuten wie Chris von
Rohr, ein leicht überheblicher, aber hochintelligenter exzellenter
Kolumnenschreiber, den ich für seinen Scharfsinn beneide. Oder Roger
Schawinski, der die Gabe besitzt, dauernd die gegenteilige Meinung seines
Gegenübers einzunehmen und damit die herrlichsten Kontroversen schafft.
Francine Jordi, die mich zwar des Öfteren gewaltig nervt, die ich aber nicht
persönlich kenne.
Jetzt geht es also darum, den meisstgehassten Promi zu
küren, wozu man drei Stimmen zur Verfügung hat...
Ich habe nicht abgestimmt. Den Fribourgern den nackten Arsch
zeigen geht gut, aber Cybermobbing auf dieser niedersten Stufe geht für mich
gar nicht.
Dabei möchte ich keineswegs moralisieren. Man hat mir in der
vergangenen Saison sowieso einige Male vorgeworfen, ich sei wenig sachlich und
nicht objektiv. Das letzte Mal war es ein Redaktor von Slapshot, weil ich den
Artikel «Sind die Berner schlechte Verlierer?» per Mail als unqualifizierten Mist bezeichnet habe.
Nicht
sehr freundlich in der Sache, aber im Grundsatz durchaus richtig, wie mir immer noch scheint. Zumal das gleiche Portal vermutlich von Blutleere fabuliert hätte,
wenn der SCB nach diesem Spiel nicht reagiert hätte. Sinngemäss wurde dann
weiter argumentiert, man tue schliesslich nichts anderes, als die anderen
Medien auch. Populistische Bewirtschaftung von Momentan Themen ohne fachliche
Kompetenz wäre wohl angebrachter gewesen, als unqualifizierter Mist, gebe ich
zu.
Trotzdem finde ich, dass die gemeine Pöbelsprache in dieser Sache doch noch freundlicher tönt, als juristisch korrektes Amtsdeutsch.
Item, betreffend der Objektivität haben die Kritiker aber durchaus Recht.
Es ist in der Tat so, dass ich mir nicht einmal Mühe gebe, objektiv zu sein.
Ich schreibe über Dinge die mich stören, ich gut finde, mich aufregen, mir auffallen oder mich
freuen. Das soll und kann nicht objektiv sein. Nur eine Sichtweise, ein
Blickwinkel, eine Meinung.
Objektiv ist immer nur der Leser. Wenn der Leser einen Blog
liest und zum Schluss kommt, dass der Verfasser einen Knall in der Birne hat
und dass alles anders ist, als im Blog dargestellt, ist das für mich schon ok.
Der Leser hat gelesen und reflektiert, das ist alles was ich will.
Objektiv und ausgewogen sind meinetwegen die Zeitungen oder
das Fernsehen. Wenigstens soweit es die Inserenten und die Leser- oder
Zuschauerzahlen zulassen. Auch die können nämlich nur schreiben, was bezahlt
und gelesen wird. Ich aber kann schreiben was ich will.
Item, ich wollte eigentlich noch über Franco Collenberg,
Simon Moser, den neuen Playoutmodus und über anderes schreiben. Hätte wohl mehr interessiert, aber ich schreibe halt was es schreibt. Ausserdem ist Frühling und ich pflege
mich unter dem Einfluss der Sonne halt oft etwas zu verlaufen.
Aber was nicht ist kann noch werden. Auf ein andermal.
Habt Spass!