Der SCB bestätigt in einem abwechslungsreichen und packenden
Finalspiel mit einem verdienten, aber zuletzt erzitterten 4:3 Sieg das Break
und erhöht in der Serie auf 2:0.
Man merkte am Samstag bereits beim Anmarsch über die grosse
Allmend, dass man sich nicht auf dem Weg zu einem gewöhnliches Qualispiel
befand, sondern zu einem grossen Finalspiel. Jugendliche waren mit Flaschen mit
giftig rotem Inhalt oder mit billigen weissen Dosen damit beschäftigt, ihren
Pegel auf Finalniveau am heben und auf dem Vorplatz der Arena präsentierte sich
die ganze Berner Cervelat Prominenz zum gemeinsamen Sehen und gesehen werden.
Diese Playoff Finals, immerhin erleben wir aktuell bereits den
dritten in vier Jahren, scheinen den Tourismus im Grossraum Bern mehr zu
beleben, als überlange Winter mit verschneiten Berghängen. Wintertourismus
scheint Out- und Playoff Tourismus In zu sein.
Nicht nur zum Wohle der arrivierten Zuschauer, wie mir
scheint. Der Playoff Tourist gebärdet sich nämlich nicht selten äusserst
unverschämt, schnappt den regelmässigen Besuchern die besten Gratisparkplätze
weg, drängelt sich an den Eingängen in schon fast grobschlächtiger Weise vor,
um dann am Drehkreuz zu merken, dass das Ticket nicht zum Eingang passt,
beansprucht mit billigen unnummerierten Gratiskarten Sitzplätze von
Saisonkarteninhabern und besitzt sogar noch die Frechheit, auf einen
freundlichen Hinweis «sie sitzen auf meinem Platz», unwirsch mit «so zeig mir
zersch mau dis Ticket» zu antworten.
Zum Gruppenplaudern benutzen sie Orte, wo ein normaler
Mensch nicht stehen bleibt. So wird bevorzugt nach Türen, in Durchgängen, vor
den Toiletten oder in den Pausen nach den Drehkreuzen an den Ausgängen, ohne
Rücksicht auf wartende Mitmenschen geplaudert, wie beim Samstagseinkauf vor den
Migros Türen.
Das Schlimmste ist, dass diese Spezies oft keinen Rappen
Eintritt bezahlt und offensichtlich auch nicht rentiert. So flennte Marc Lüthi
in der «Berner Zeitung» vom Samstag, aus einem Playoff-Halbfinal resultiere
normalerweise «eine rote, aus einer Finalserie eine schwarze Null.»
Rund 3000 Bärezipfel, 1800 Abendessen und 15'000 Liter
Getränke werden im Eishockeytempel in diesen Tagen pro Spiel verkauft. «Von den
Playoffs profitieren vor allem die Gastronomiebetriebe, allerdings bleiben von
jedem Franken Umsatz nur fünf bis zehn Rappen übrig.»
Eigentlich müsste der SCB Mittel und Wege finden, diese
Trittbrettfahrer des Erfolges bis aufs Blut auszusaugen und abzuzocken.
Meistens sind das ja Leute, die nicht am Hungertuch nagen würden. Mein
Bürokollege zum Beispiel, gewissermassen das Muster des Playofftouristen, ist
gerade daran, die dritte Million anzuhäufen und ist trotzdem noch zu geizig für
3 Fränkli 50 bei Swisscom TV für einen Match. Trotzdem sitzt er bei sportlichen
und kulturellen Highlights meist auf den besten Plätzen, ohne einen Rappen
dafür bezahlt zu haben.
Dabei sollte man doch gerade diese Playoff Tickets irgendwie
vergolden können. Gauner verkaufen auf Riccardo bereits Stehplatztickets für
das Spiel sechs und verlangen dafür 130 Stutz. Käufer werden sich garantiert
finden.
Auf dem Vorplatz vor dem Stadion müsste für Finalspiele am
Wochenende eigentlich ein grosses Festzelt mit einer 80 Meter langen Sportbar
stehen, wo bis Morgens um drei Uhr bei Musik und Hockeyhighlights auf
Grossleinwand gefressen und gesoffen werden könnte, bis zur Betäubung.
Meinetwegen mit einem VIP-Bereich mit Quarzglastischchen und rotem Teppich, wo
man das Cüpli für 20 Stutz ohne Gedränge geniessen könnte.
Aber sei es wie es wolle. Ich habe natürlich nichts gegen Playoff Touristen. Zumindest dann, wenn sie wenigstens reichlich Wurst und Bier konsumieren. Ich muss sogar gestehen, dass ich bei Fussballspielen ebenfalls zu den Rosinenpickern gehöre. J
Item, der SCB hat gestern 2 Drittel grossartiges Eishockey
geboten. Im ersten Drittel hat man den Gegner zuerst überfahren und dann mit
schnörkelloser Souveränität kontrolliert.
Im zweiten Drittel hat man gezeigt, dass man bei Rückständen
im Stile einer grossen Mannschaft reagieren kann, um dann im letzten Drittel
eine Unbeherrschtheit des Gegners gnadenlos zum Siegestreffer zu nutzen.
Damit hat man sich bereits ein drittes Heimspiel gesichert,
auf das ich so gehofft habe. Jetzt fehlt nur noch ein dritter Sieg, damit man
bei diesem imaginären Spiel 6 auch einen Meisterpuck hätte.
Vom Titel wollen wir aber noch nicht sprechen. Einerseits,
weil sich angeblich die ganze Hockeyschweiz einig sein soll, dass der Titel
einzig und alleine Fribourg Gottéron verdiene, da der SCB mit seinem schlechten
Trainer, dem komischen Torhüter, den herzlosen Spielern, dem langweiligen
Ant(t)ihockey und dem himmeltraurigsten Publikum sowieso nur dank Glück, dem
Verband und den Schiedsrichtern noch im Rennen sei.
Andererseits aber auch, weil 2:0 in einem Best-of-Seven
immer noch in die Kategorie der gefährlichen Führungen fällt. Spiel drei gilt
gemeinhin als potentielles Schlüsselspiel in einer solchen Serie. Gewinnt
Fribourg Gottéron trotz eminentem Druck, unter dem sie in diesem Spiel
zweifellos stehen werden, dürften sie daraus extreme Zuversicht gewinnen. Das
Momentum könnte die Seiten wechseln und ein Break zum 2:2 wäre dann nicht mehr
weit.
Die Serie könnte also in diesem dritten Spiel durchaus
vorentschieden werden. Gewinnt der SCB, hätten wir vier Meisterpucks. Gewinnt
Gottéron, erhalten sie ein zweites Leben und wohl auch das Momentum.
Bitte jetzt nicht träumen! Es zählt NUR der nächste Einsatz!
Einsatz für Einsatz zugunsten des Teams und des Systems schnörkellos und mit
viel Herz das Beste tun, muss das Ziel sein. Der Rest geschieht dann ganz
alleine.
Der Einzelrichter soll sich im Fall Tristan Scherwey übrigens
in einem grossen Dilemma befinden. Vor einem knappen Monat wurde ja Reto Suri
bei einem Check gegen den Kopf von Samuel Kreis freigesprochen, weil die TV
Bilder zu unklar seien, um eine Erstberührung von Suris Schulter am Kopf von
Kreis zu beweisen.
Jetzt ist es aber so, dass die TV Bilder im Fall Scherwey
gegen Plüss diesen Beweis noch viel weniger liefern können. Trotzdem wurde
Tristan bereits für ein Spiel gesperrt, was beweist, dass einmal mehr mit
unterschiedlichen Ellen gemessen wird.
Trotzdem rechne ich damit, dass Tristan am Dienstag wieder
mittun kann. Alles andere wäre schlicht und einfach ein Skandal!
Am Dienstag wird es darum gehen, mindestens so gut zu
spielen, wie im Spiel 1. Ein Nachlassen wie im zweiten Drittel von Spiel 2 wird
in die Niederlage führen!
Weiter muss sich der SCB in den Bullysituationen vor dem
eigenen Tor etwas einfallen lassen. Die Fribourger kommen nach Bullygewinnen nämlich
regelmässig zu erstklassigen Abschlussmöglichkeiten. Daneben wird man das
Scheibenwischersystem etwas justieren müssen, weil die Fribourger vermehrt
versuchen, die Mittelzone mit langen Pässen durch die Spielfeldmitte zu
überbrücken.
Alles in allem zeigt der SCB aber beeindruckende
Finalleistungen, mit denen man so nicht rechnen durfte. Der SCB macht richtig
Freude!
Weiter so!
Hallo Duc, ich bin es dein Bürokollege und gemäss deiner Aussage mindestens zweifacher Multimillionär. Versprich mir bitte, dass du meiner Frau nichts sagst davon, ansonsten ich um etwas bangen müsste... ;.-) Deine Beschreibung passt perfekt und entspricht bei der Anhäufung der Millionen fast den Tatsachen, einzig, die Komastelle hast du eine wenig verschoben... ;-) Aber mich als Playoff Toursit und Gratisdienstleistungsschmarotzer zu betiteln ist nicht gerade die feine Art um vor deiner eigenen Dummeheit abzulenken. Wenn du als als Altlediger und Lebenssolist auf die Vertrautheit und Gesellschaft deiner Fangenossen angewiesen und du bereit bist, dir die Gesellschaft derer mit einem SCB Saisonabo zu erkaufen, dann ist das dir zu gönnen. Ich für mich kann warten und Geduld haben (wie mit dir im Berufsalltag *lol*) und dann zuschlagen wenn die Zeit gekommen ist. Gratis zu "fressen, zu saufen und dazu noch in einer diesen geilen VIP Louges" herum zu lümmeln und sich auf weichen Polstersesseln zu räckeln, ist fabelhaft und beim Anblick des Fan-Proletariats noch amüsanter.... Mühsam ist einzig der Lärm in der Halle verursacht durch den zahlenden Pöbel. Ich hoffe, dass geprüft wird, die VIP Bereiche lärmschutztechnisch aufzupeppen und die armen VIP Leute nicht mit dem Gejohle, Gehupe und ähnlichen zu belästigen. Gleiches gehört eben zu gleichen... (Primus Interpares oder so unter uns beiden also... *lol*)
AntwortenLöschenIn diesem Sinn noch viel Erfolg mit unserem SCB und auf eine lebenslange Büro-(und auch Büro externe:-))freundschaft :-)
Di Bürokolleg