Zwei frühe Gegentore entschieden das vierte
Playoff-Finalspiel. Der SCB unterlag Gottéron mit 1:3 und das Momentum befindet
sich somit wieder in Fribourg.
Ich habe in meinem letzten Blog davor gewarnt, die
Mannschaft im Hinblick auf das wichtige Spiel 4 auf den Ausländerpositionen
umzustellen. Leider hat man sich anders entschieden. Die Massnahme kommt mir
fast so vor, wie wenn ein in Führung liegender Rennfahrer nach einer
schnellsten Runde des immer noch weit zurückliegenden Konkurrenten plötzlich
Linienexperimente vornehmen würde, um dann auf der schmutzigen Seite ins
Kiesbett zu rutschen.
Die Massnahme hatte zur Folge, dass die Berner
Angriffsformationen durcheinandergewirbelt werden mussten. Aus meiner Sicht
eine Dummheit sondergleichen, dieses Spiel als Warmlaufgame für Bednar
wegzuwerfen. Man hätte sich nichts verbaut, wenn man ihn erst am Samstag im
Auswärtsspiel gebracht hätte.
So meinte Martin Plüss nach dem Spiel bei der Matchanalyse
denn auch: «Eigentlich wollten wir heute mehr Speed reinbringen und mehr
Chancen kreieren. Aber wir hatten Abstimmungsprobleme und das müssen wir
korrigieren.»
Viel Spass beim Korrigieren...
Die Abstimmungsprobleme äusserten sich bereits bei
Spielbeginn mit allgemeiner Konfusion. Beim 1:0 in der vierten Minute verlor
Ryan Gardner nach einem verlorenen Bully seinen Gegenspieler und Goalie Bührer
die Torhüterecke. Beim 2:0 in der fünften Minute verlor Daniel Rubin die
Mittelzone und Goalie Bührer liess sich zwischen den Hosenträgern erwischen.
Somit war das Spiel eigentlich bereits gelaufen. Ein
Zweitorerückstand ist in einem Playoff-Final gewöhnlich nämlich nicht mehr
wettzumachen.
Dabei muss erwähnt werden, dass ein guter Torhüter einen bis
zwei, ein entfesselter wohl gar alle drei Gegentore verhindert hätte.
Freilich kann man die Niederlage nicht alleine Marco Bührer
zuschreiben. Ohne eklatante Fehler in der Zuordnung des SCB wäre man sicher
nicht mit 2:0 in Rückstand geraten. Aber wie es so ist: Das Eine zieht das
Andere nach.
Der Ausfall Vermins nach einem Bandencheck von Dubé in der
fünften Minute hat die Sache auch nicht einfacher gemacht, auch wenn man zu
diesem Zeitpunkt bereits mit 2:0 im Rückstand war.
Es war noch lustig, schon fast grotesk, nach dem Spiel im TV
die Schlüsselszenen anzuschauen. Da darf der Fribourger Mario Rottaris zusammen
mit HCD-Fan Jan Billeter auf SRF leicht süffisant die Szenen kommentieren (das
hat es noch nie gegeben) und Steffi Buchli darf sich als Gipfel der Komödie in
Bern in schon fast rührender Weise um die Nase von Benjamin Plüss und um Jean
Heins sorgen.
Joel Vermin wurde freilich mit keiner Silbe erwähnt. Es
handelt sich ja schliesslich nur um einen jungen SCB Spieler, der mit einem
rüden Bandencheck aus dem Verkehr gezogen wurde. Aber das hat das TV Publikum
nicht zu interessieren, auch wenn hinter vorgehaltener Hand von einer
Gehirnerschütterung und von einem Rippenbruch bei Vermin gemunkelt wird. Eine
solche Berichterstattung hat es noch nie gegeben.
Zusammen mit der Bevorteilungskampagne von Zaugg, dem Blick,
der welschen Presse (das hat es noch nie gegeben) und der unerklärlichen
Haltung des Verbandssportgerichtes im Fall Scherwey (das hat es noch nie
gegeben) für mich zu viel des Guten.
Es tönt grotesk, aber mir ist die Lust an diesem Finale
vergangen. Das hat es noch nie gegeben. Nein, ich habe keine Probleme mit
sportlichen Tatsachen, so habe ich bereits vor der gestrigen Niederlage
getwittert, dass mich diese Playoffs «ankacken.» Das hat es noch nie gegeben.
Vor einem Jahr hatten wir ein wunderbares Finale mit den ZSC
Lions. Geprägt von gegenseitigem Respekt und sportlicher Fairness auf allen
Stufen. Zwei Organisationen auf Augenhöhe, frei von Missgunst und
Nebengeräuschen, die mit Sport nichts zu tun haben.
Die Fans wurden nicht behandelt wie Kleinvieh (das hat es
schon vor 20 Jahren gegeben) und für Spieler, die nicht eingesetzt wurden,
waren angemessene Plätze vorhanden. Tristan Scherwey musste man ja von der
Reise nach Fribourg abraten, weil man seine Sicherheit nicht garantieren
konnte. Eigentlich unglaublich, das hat es noch nie gegeben!
Man hat letztes Jahr auch getobt, geflucht und gehadert. Aber
es ging um Sport, nicht um undurchsichtige Juristerei und Verschwörungen, die
mit dem Spiel auf dem Eis nichts mehr zu tun hatten. Es war gut, ja geil, auch
wenn wir am Schluss den Kürzeren zogen.
Hätte ich das Sagen und der SCB würde diesen Titel, der mir
mittlerweile am Arsch vorbei geht, gewinnen, würde ich wohl den grössten Eklat
der Geschichte des Schweizer Eishockeys produzieren. Ich würde, wenn der Titel
auswärts gewonnen würde, die Mannschaft nach dem Shakehand vom Eis nehmen,
Turnschuhe anziehen lassen und ohne Interviews in den Car steigen lassen und
abfahren.
Die Verbandfritzen könnten, wenn sie wollten, den Pokal und
die Medaillen in der Holzkiste dem Materialwart übergeben, oder meinetwegen in
die Saane werfen. Ganz nach dem Motto: Der SCB feiert sich selber. Das hat es
noch nie gegeben.
Zuhause würde ich das Prozedere leicht angepasst im ähnlichen Stil durchziehen. Steffi Buchli könnte dann zusammen mit Mario Rottaris die
Sendezeit meinetwegen mit der Nase von Benjamin Plüss füllen, oder wie auch
immer. Auch das hätte es noch nie gegeben.
Selbstverständlich nur als Sieger. Als Verlierer muss der
Respekt vor der Sportlichen Leistung des Gegners selbstverständlich gewahrt
bleiben. Da darf man sich keine Blösse geben.
Sind wir gespannt, wie es weitergeht. Der SCB hat mir
freilich nicht gefallen. Das Timing und die Präzision bei der Auslösung war
derart schwach, dass es den Fribourgern leicht fiel, das Spiel nach der Führung
zu kontrollieren. Fribourg hat in jeder Beziehung ein perfektes Spiel gezeigt.
Sogar die beiden Bandenchecks waren im Wissen, dass sie sowieso keine Folgen
haben würden, schlau und sie wurden im richtigen Zeitpunkt angebracht.
In den bisherigen Playoffs war es so, dass der SCB mit dem
Messer am Hals stärker und stärker wurde. Freilich ist die Situation des
drohenden Ausscheidens psychologisch nicht vergleichbar mit der Situation,
einen spielerisch Überlegenen Gegner mit Rückenwind am Durchlauf zum Titel zu
hindern.
Gottéron hat auf der Heimfahrt das Momentum in Flamatt
eingepackt (das hat es noch nie gegeben) und in die BCF Arena mitgenommen. Ob
sie es noch einmal aus den Händen geben, wird sich weisen.
Für den SCB geht es jetzt darum, sich im Minimum ein Spiel 7
zu erkämpfen. Eine Belle, in der mit etwas Glück das Momentum noch einmal
verrückt spielen kann.
Es ist noch nichts verloren! Machen wir weiter und schauen
wir, was uns der Samstag bringt. Es braucht letztendlich vier Siege und die
Serie steht erst bei 2:2.
Wenn ich nach Langnau blicke, haben wir aber kleine Probleme.
Auch dort hat sich ein Fan neulich auf dem Forum Gedanken gemacht, was zu tun
wäre:
«Bei einem Abstieg sollte man Spieler und Staff auf einem
Anhänger durchs Emmental ziehen und mit faulen Eiern bewerfen! Ich habe
geschlossen. Danke!» J
J Auch das hätte es dann
noch nie gegeben. J
In diesem Sinne hoffe ich, dass wenigstens die Leser meines
Blogs die Freude am Finale noch nicht verloren haben. Das hätte es nämlich noch
nie gegeben. Ich schreibe die Saison aus reinem Pflichtgefühl noch fertig, was
es noch nie gegeben hat. Ob ich mich an einem allfälligen Titel doch noch
erfreuen könnte, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Ich glaube aber, es
ginge mir am Arsch vorbei, was es mit Bestimmtheit noch nie gegeben hat.
Unglaublich, nach fast 30 Jahren...
Nicht aber der aufkommende Frühling. Der ist das Schönste
überhaupt! Und wisst ihr was das Beste ist? Das wird es jedes Jahr von Neuem geben!
Sehr sehr gut geschrieben
AntwortenLöschenSehr guter Beitrag.
AntwortenLöschenDie Freude ist weg, nicht wegen dem 2:2 in der Serie, das ist Sport und Finale live.
Die Haltungvon Verband, Einzelrichter, Berichterstattung im TV, und auf Clubebene beim Sc Bern und Fribourg machen im Moment das Feuer "kaputt"