Der SCB wird erstmals mit 0:4 aus den
Playoffs gepfeffert. Nach der 1:3-Niederlage in Davos ist die Saison für die
Berner äusserst enttäuschend zu Ende gegangen.
«Am Trainer wird nicht gerüttelt», sagte Marc
Lüthi nach dem bitteren Ausscheiden gegenüber den Medien. Ob das richtig ist,
kann nur beurteilen, wer beim SCB hinter die Kulissen blickt. Ein Laienblogger
wie ich muss das so stehen lassen.
Aber wenn nicht gerüttelt wird, dann wird halt
gemöffelt. Und gemöffelt habe ich ja immer wieder. Schon Ende letzter Saison
und auch in der Vorsaisonphase während der CL und nach dem dürftigen
Saisonauftakt.
Aus Prinzip, weil es mir missfällt, dass viele
das NHL-Label mit Unfehlbarkeit und programmiertem Erfolg verwechseln. Wie wenn
einer hier im Stile eines Drill-Sergeant der US-Army einfahren könnte und damit
automatisch Erfolge feiern könnte. Nein, zum Glück ist hier selbst das
Bildungsniveau des breiten Mittelstandes zu hoch, für dass es so einfach wäre.
Ich denke diese Lektion hat Guy Boucher, immerhin studierter Sportpsychologe,
bereits gelernt. Sonst währe es ihm kaum gelungen, dass ihm die Mannschaft bis
zum bitteren Ende gefolgt wäre.
Trotzdem bleibt Boucher für mich, gerade wenn
man die sportliche Ausbeute betrachtet, mehr Zauberlehrling, denn Mister Bob
Hartley oder Mister Marc Crawford. Ja nicht einmal Herr Arno Del Curto oder
Herr Kevin Schläpfer. Denn auch in unserer Liga will das Renommee mit Leistung
erkauft sein. Das NHL-Label eines spielzerstörerischen Murkstrainers ist,
obwohl es schön aussehen mag, nicht einmal den Preis des Papieres wert, auf das
es gedruckt ist.
Der Bund schreibt in seiner heutigen Ausgabe:
«Ein Star-Trainer in Nöten.» Was ich mich die ganze Zeit frage ist, ob Guy
Boucher tatsächlich ein Star-Trainer ist, oder doch nicht viel mehr als der
Zauberlehrling, wie ich ihn leicht provokativ immer zu nennen pflege.
Aber schauen wir uns doch die sportliche
Bilanz von Guy Boucher beim SCB einmal genauer an:
Saison 13/14
Er wurde Hoffnungsträger geholt, die Wende zu
schaffen und den taumelnden amtierenden Meister in Extremis doch noch in die
Playoffs zu führen. Mir ist damals vor allem aufgefallen, dass er in erster
Linie auf Occasionen wie Metropolit, Domenicelli und generell auf die
kanadische Fraktion setzte. Wie in den aktuellen Playoffs.
Resultat: Gescheitert auf der ganzen Linie!
Nicht einmal grandios, sondern brotlos. Er erreichte letztendlich nicht einmal den Punkteschnitt von
Ersatzvorgänger Lars Leuenberger, welcher das Amt freiwillig zur Verfügung
stellte.
Vorsaison 14/15, Qualifikation CL
Wenn ich mich richtig erinnere, wurde für die
Mission das Ziel Finalturniert herausgegeben. Die Schlussrangliste der
Gruppenphase präsentierte sich wie folgt:
1. Tappara Tampere 11
2. Stavanger Oilers 11
3. Ocelari Trinec 9
4. SC Bern 5
Resultat: Gescheitert auf der ganzen Linie!
Nicht einmal grandios, sondern mit lumpigen 5
Punkten und einem Torverhältnis von desaströsen 11:24 ähnlich vernichtend, wie
aktuell im Halbfinale gegen den HCD.
Qualifikation Saison 14/15
Leider habe ich aus gesundheitlichen Gründen
einen wesentlichen Teil der Qualifikationsphase verpasst. Trotzdem erlaube ich
mir zu wiederholen, was ich nach den ersten zehn Meisterschaftsspielen
geschrieben habe:
« Für mich spielt der SCB flatterhaft,
unkonstant, ohne erkennbares Konzept, harmlos im Angriff, löchrig in der Abwehr
und ohne Perspektiven für höhere Ziele. Wir lösen mit unserer Spielart
gewissermassen den EV Zug unter Doug Shedden ab. Die haben bekanntlich nichts
gewonnen, obwohl sie sich jahrelang bemühten.
Der SCB agiert zwar mit viel Einsatz und es
wird jeder angesprungen, der sich auf dem Eis bewegt. Durchaus kurzweilig zum
Zuschauen und gut fürs Theater, wie die Spieler zuweilen auf dem Eis
herumpurzeln. Aber bringt diese Konzeptlose und löchrige Spielart auch Erfolg?
Ich fürchte nein. Die Leader werden dauernd überspielt, die hoffnungsvollen
Nachwuchsspieler geschnitten und irgendwann wird diesem SCB, der jetzt schon zu
wenig Punkte holt, die Luft ausgehen!»
Jetzt stelle ich fest, dass über mangelnde
Energie lamentiert wird. Kein Wunder, bei diesem ineffizienten, kräfteraubenden
Geknorze. Ich stelle weiter fest, dass ich für meinen Geschmack zu wenig «Gitterbuben»
auf dem Eis gesehen habe, dass hoffnungsvolle Jungverteidiger zur Konkurrenz
abspringen und an deren Stelle Occasionen verpflichtet werden und dass der
Trainer in heiklen Phasen und im Powerplay zu oft auf seine erfolglos
knorzenden Kanadier setzt.
Weiter stelle ich fest, dass der SCB ein
uninspiriertes, einfältiges Murkshockey spielt, das jegliche Kreativität
vermissen lässt. Wie sagte doch Philippe Furrer, welcher kein Blatt mehr vor
den Mund zu nehmen braucht, nach dem Ausscheiden gegenüber den Medien so schön:
«Vielleicht hat sich das Team zeitweise zu stark am System festgehalten, statt
auch einmal auf die individuellen Fähigkeiten zu vertrauen.»
Mit anderen Worten: Die Mannschaft hat zu fest
auf den Trainer gehört und dadurch das Vertrauen in die individuellen
Fähigkeiten verloren.
Kein Wunder, baute die Mannschaft nach dem
Spätherbsthoch, wo mit Murks, Knorz und Bereitschaft vieles möglich ist, stetig
ab. Die Tormisere begann ja nicht erst in der Serie gegen die Übermannschaft
Lausanne, in welcher der Trainer, statt sich auf die eigenen Kräfte zu
besinnen, die Gangart des Gegners übernahm und über sieben Spiele unnötig viel
Kraft verpuffte. Sie begann noch viel früher. Nach jener Zeit, als sich der
Coach mit seinen Kanadiern in der Davos am Cüpliturnier sonnte, statt sich auf
die Meisterschaft zu konzentrieren.
Item. Schlecht war bestimmt nicht alles.
Immerhin hat es der Trainer geschafft, das Team hinter sich zu scharen und
einen guten Quali- Schlussrang zu erreichen. Nur gut deshalb, weil so wie sich
die Dinge entwickelt haben eigentlich der Qualisieg hätte errungen werden
sollen. Dafür hätte man aber das Team zum Zeitpunkt X auf Höchstleistung
bringen müssen, was Guy Boucher nicht gelungen ist.
Der schwierigere Weg in den Playoffs wurde dann
mit Plattitüden wie: der Qualirang spielt keine Rolle, denn «wer Meister werden
will muss jeden schlagen» schöngeredet. Das ist etwa derselbe Bullshit, wie die
Aussage, «wir müssen nichts ändern» nach einem 0:3 Rückstand in einem
Playoff-Halbfinale, obwohl jeder Laie sieht, dass es so nicht gehen kann. Wie
wenn man lumpige 5 geschossene Tore in vier Spielen gegen den HCD mit seiner
Superverteidigung lediglich mit fehlendem Spielglück oder schlechten
Schiedsrichterleistungen erklären könnte. Da mues ja äs Ross lache.
Aber ich will nicht übertreiben, da war ja
auch noch der Cupsieg. Dessen sportlicher Wert ist aber zumindest zweitrangig
und der Erfolg hat eher dazu beigetragen, dem Umfeld Sand in die Augen zu
streuen, als dass er dem Team Rückenwind für die bevorstehenden Playoffs
gegeben hätte.
In Anbetracht des guten Qualiranges und dem
Gewinn des Cups müsste man dem SCB für die Qualifikation eigentlich ein sehr
gut ins Notenblatt schreiben. Da man aber am der Weihnacht kein Bein mehr vor
das andere brachte und das Team für die Playoffs nur mangelhaft bereit war,
gibt das bei mir erheblichen Abzug.
Resultat: Genügend.
Playoffs 14/15
Bereits im Viertelfinale zeichnete sich ab,
dass es dem SCB an Attributen wie Selbstvertrauen, Stilsicherheit und Souveränität
mangelt. Ohne das nötige Wettkampfglück wäre man wohl bereits am, zugegeben
starken HC Lausanne gescheitert. Für die Zuschauer waren diese Viertelfinals
grösstenteils eine Qual. Auch weil es dem SCB an spielerischen Qualitäten
mangelte.
Trotzdem erhoffte man sich gegen den offener
spielenden HCD mit seiner jungen Verteidigung einen spektakulären und offenen
Halbfinalfight. Aber weit gefehlt. Es mangelte dem SCB zwar nicht an
Kampfkraft, aber das Spiel war derart uninspiriert, phantasielos und von zitternden
Stöcken, schwachem Puckhandling und schlechtem Passspiel geprägt, dass man
letztendlich chancenlos blieb. Es blieb letztendlich bei Murks und Knorz und
kaum ein Spieler konnte unter diesen Umständen sein Potential abrufen.
Zuletzt machte der SCB einen müden, abgekämpften
und leeren Eindruck. Gegen den HCD darf man ausscheiden, gewiss. Aber nicht
langweilig und sang und klanglos, sondern nach einem packenden Fight über
mindestens sechs Spiele.
Resultat: Ungenügend.
Fazit
Mein Fazit für die Saison 14/15 fällt demnach
einmal mehr schlechter aus, als Marc Lüthis «genügend-gut.»
Ich gebe der Mannschaft ein genügend. Für den
Cupsieg und den Kampf, den sie immer gezeigt hat.
Dem Zauberlehrling gebe ich ein ungenügend! Zu
schönfärberisch seine Kommentare im Konfirmandenanzug, zu unbeweglich seine
Taktik, zu wenig Gitterbuben und zu viele schwache Kanadier und zu durchzogen
seine sportliche Bilanz.
Das bedeutet nachsitzen, analysieren, nicht
von kanadischer Juniorenliga fabulieren, sondern europäisches Hockey studieren
und taktisch beweglicher und variantenreicher agieren!
Am Trainer wird nicht gerüttelt, das ist klar.
Trotzdem würde ich ihn gerne gegen einen Herrn Kevin Schläpfer eintauschen.
Bis bald. J