Der SCB gewinnt in der zum siebten Mal ausverkauften Bossard
Arena mit 3:4 und erzwingt somit gegen den EVZ mit einer eindrücklichen
Willensleistung den Showdown, obwohl die Zuger zweimal in Führung gehen konnten.
So wie die Serie gelaufen ist, war es eigentlich klar, dass
der EVZ am Donnerstag dieses Break schaffen würde. Wer auswärts zweimal die
Verlängerung erreicht und zuhause souverän gewinnt, schafft irgendwann auch ein
Break.
Zumal dem SCB so ziemlich alles an Widerwärtigkeiten
zustiess, was man sich vorstellen konnte. So wurde den Zugern durch einen
Fehlpfiff unseres Lieblings die Führung, ganz im Sinne des 20min Plauderis auf
dem Silbertablett serviert. David Jobin wurde nach dieser Szene von Olivier
Gigons Blödmannaktion aus dem Spiel genommen und die Mannschaft verlor in der
Folge Fokus, Zuversicht und damit auch das Spiel.
Endzeitstimmung machte sich breit und so mancher Fan machte
seinem Unmut mit den in solchen Situationen in Bern üblichen Pauschalverurteilungen
Luft. Trainer zum Teufel jagen, den Sportchef aus der Stadt prügeln, die halbe
Mannschaft austauschen und nach unkontrolliertem Geldverbraten schreien.
Klaus Zaugg tat in seiner immer blöder werdenden Kolumne das
Seine dazu. So schrieb der Plauderi doch in allem Ernst, der SCB könne zweimal
so viel Geld ausgeben, wie die armen Schlucker aus der Bettlerregion rund um
den Zugersee. «Wenn der Hockeykonzern SCB (Umsatz 50 Millionen) gegen Teams wie
Servette oder Zug antritt, die nicht einmal halb so viel Geld ausgeben können...»
Ich will das nicht einmal gross bestreiten. Ein Unternehmen
mit 50 Millionen Umsatz gibt naturgemäss viel Geld aus. Pfannen, Besteck,
Einrichtungen, Mieten, Personal und was man in einem solchen Unternehmen halt
so braucht. Trotzdem sollte Klaus Zaugg seine Formulierungen so wählen, dass
auch der Dümmste seiner Leser eine Chance hat, zu verstehen, was mit «doppelt
so viel» gemeint sein könnte.
Die vor Neid zerfressenen Dummköpfe glauben nämlich genau
wegen solchem Spamgeschreibsel, dass der SCB für die erste Mannschaft Unsummen
mehr ausgeben kann, als die Konkurrenz. Aber genau das will ja der bärtige
Teufel. Auch mit seiner Schiedsrichterkampagne hat er dem SCB geschadet. Das
ist zwar auch aus der Luft gegriffen, aber statistisch durchaus erklärbar. J
Wer in den Medien wider besseren Wissens solchen Unsinn
verbreitet, handelt böswillig und schadet der Organisation. Mehr noch, als
irgend ein hitzköpfiger Lümmel, der wegen einer Phantomstrafe, wie der von
Tristan Scherwey am vergangenen Donnerstag, die Beherrschung verliert und dem
nach der öffentlichen Windrichtung pfeifenden Herrn Kurmann einen vollen
Bierbecher über den Kopf schüttet. Er würde dafür aus der Halle gewiesen.
In diesem Sinne: Gebt dem Klaus Zaugg ein Hausverbot und
gewährt ihm keine Interviews mehr! Solchen Mist wie der schreibt, kann man sich
nämlich problemlos im stillen Kämmerchen aus den Fingern saugen, da braucht man
keinen feudalen Platz auf der Medientribüne!
Habt ihr etwa auch resigniert im Donnerstag? Also ich war
schwer angeschlagen, habe mich aber mit einem «bis Montag» verabschiedet. Der
SCB hat in diesen Playoffs schon so vieles wieder geradegebogen, dass bei mir
die Hoffnung auf ein weiteres Wunder zumindest weiter glühte.
Im Sport geschehen manchmal unmögliche Dinge. In diesem
Sinne musste man ganz einfach, die Hoffnungen hochhalten und am Samstag noch
einmal alles Menschenmögliche für ein Spiel 7 zu unternehmen.
Aufgeben zählt einfach nicht, zumal die Mannschaft immer
gekämpft hat, wenn auch mit Treibstoff aus dem Reservetank.
Am Samstag merkte man dann rasch, dass es sehr schwierig
werden würde. Das Passspiel des SCB war mangelhaft, die Scheibenverluste in der
neutralen Zone zahlreich und das Eingreifen des SCB schien mir oft zögerlich. Warum
der forecheckende SCB Spieler nicht mehr Druck auf den scheibenführenden Gegner
ausübte, konnte ich mir nicht erklären und die scheinbar angezogene Handbremse
brachte mich fast in den Wahnsinn. Man schien sich mit aller Kraft an das
System zu klammern, nur keine Fehler machen, schien die Devise.
An sich sicher richtig, diese Spielausrichtung, aber
«Systemklammern» kann auch Leidenschaft und damit Energie kosten.
Zug wirkte denn auch entschlossener, stärker, härter und sah
eigentlich wie der sichere Sieger aus. Und dann kam sie natürlich auch wieder,
diese ominöse Phantomstrafe, die zur Führung der Zuger führte. Es traf wiederum
Tristan Scherwey. Weniger offensichtlich zwar, als noch am Donnerstag. Aber
wenn solche Checklein in einem Halbfinalspiel als Foul taxiert werden, muss man
sich schon langsam fragen.
Wer in einem solchen Spiel das erste Tor schiesst, hat
gewöhnlich schon fast gewonnen. Wäre da nicht der Auftritt eines längst Abgeschriebenen
gewesen. Eines Spielers, der beim SCB längst nur noch eingesetzt wurde, um seinen
Teamkollegen etwas Luft zu verschaffen. Einer, der sich mit unbändigem Willen
die Lunge aus dem Leibe zu rennen schien, um eine Scheibe zu erobern, nur um
sie Sekundenbruchteile später wieder einem Gegenspieler auf die Schaufel zu
spielen.
Doch in dieser wegweisenden Szene in diesem kapitalen Spiel
war alles anders. Caryl Neuenschwander löste sich im Stile von John Tavares unwiderstehlich
von Bande und Gegenspieler und schlenzte die Scheibe mit einem trockenen Backhandschlenzer
in den Netzhimmel.
Herrlich Caryl Neuenschwander! Für dieses Tor bist du mein
Held! Du wirst zwar für diese Aktion kaum eine Würdigung in einer
Zeitung erhalten. Noch nicht, denn wer weiss, wohin uns dieses Tor, diese Situation noch bringen kann. Es sind genau solche Momente von genau solchen Spielern, die den Weg zu etwas grossem öffnen können!
Hätten die Zuger mit einer Führung in die erste Pause gehen
können, was durchaus verdient gewesen wäre, hätten wir dieses Spiel wohl
verloren. Aber Caryl Neuenschwander hat nicht nur ein Tor geschossen, sondern
er hat dem SCB in der Drittelspause das Momentum in die Kabine gebracht!
Ab dem zweiten Drittel wurden die Aktionen des SCB stetig
besser und sicherer. Der EVZ konnte bei Spielmitte durch Reto Suri zwar noch
einmal in Führung gehen. Aber mit dem Momentum im Rücken konnte der SCB nur
zwei Minuten später ausgleichen und sich im letzten Drittel mit einer
unbändigen Willensleistung den Sieg sichern.
Wir haben noch nichts gewonnen, könnte man jetzt sagen. Aber
das ist Bullshit! Wir haben für Ostermontag eines dieser elektrisierenden Alles
oder Nichts Spiele gewonnen. Eine Dramaturgie, wie man sie sich nur wünschen
kann.
Gewiss, solche Spiele kann man auch verlieren. Aber sollten
wir verlieren, hätten wir gegen einen sehr starken EVZ verloren. Eine
Mannschaft, die uns bis ans Limit gefordert hat und kaum je zuliess, dass wir
unser Spiel spielen konnten. Man könnte mit erhobenem Haupt und im Wissen,
alles Menschenmögliche getan zu haben, in die Sommerpause gehen.
Sollten wir aber gewinnen, ginge das wunderbare Nervenspiel
auf dem Zahnfleisch weiter. Zähringerderby im Finale, Emotionen und
Leidenschaft garantiert. Und wer ins Finale kommt, hat immer auch seine
Chancen.
Herrlich, wie Steffi Buchli und Lars Weibel fast gegrännt
haben, im SRF Studio. Sichtlich zerknirscht wurden die üblichen Pflichtplattitüden
heruntergeleiert und man hatte fast Erbarmen, dass sich die gute Steffi ihren
sicher geglaubten freien Ostermontag an den Ehrenwertesten streichen muss. J
Am Montag muss in Bern Tollhaus angesagt sein! Wer schreien
mag soll schreien, wer schweigen will soll schweigen. Ein guter Fan ist jeder,
der hingeht und den SCB im Herzen trägt! Nur die Pfeifer sollen, wenn auch sie
guter Fan sein wollen, das Pfeifen bei Fehlern unterlassen oder für
Phantomstrafen aufsparen! Es wird am Montag alles und jeden brauchen, um das
Momentum zu bewahren. Die Mannschaft muss Zustimmung und Unterstützung spüren,
keinen Unmut bei verunglückten Aktionen! Alles, was die Verunsicherung schürt,
muss unterlassen werden!
Dieses Spiel 7 ist an sich schon eine grosse Sache! Könnten
wir es gewinnen, wäre es ein Hockeywunder, das unvorstellbare Kräfte freimachen
könnte!
In diesem Sinne: Auf ein grosses Spiel!