Der SCB siegte in der entscheidenden siebten
Viertelfinalpartie gegen Servette auf überragende Art mit 4:1 und gewann somit die
ultraknappe Serie 4:3. Im Halbfinal trifft das Team von Antti Törmänen auf den
Qualifikationsdritten EV Zug.
Es war letztendlich ein unglaublicher Ausgang,
in dieser Viertelfinalpaarung. Selbst ein Starregisseur hätte die Dramaturgie
nicht besser inszenieren können. Der SCB befand sich am Donnerstag nach zwei
Dritteln noch am Rande des Ereignishorizontes, kurz vor dem Absturz in ein
supermassives schwarzes Loch, und dann das.
Man spielte im entscheidenden siebten Spiel,
als hätte es nie Probleme gegeben mit massenweise verletzten Verteidigern, mit
Ausländern an Krücken, mit offenen Scheunentoren und mit vermeintlich überforderten
Übungsleitern, die sich, so wurde argumentiert, nur dank Streit und Tavares in
Amt und Würden halten konnten.
Und wisst ihr, was das Beste ist? Es ist noch
nicht vorbei! Marc Lüthi twitterte nach dem samstäglichen Triumph vielsagend: «Der
erste Schritt ist gemacht! Respekt dem Team! Weiter so. Es macht Spass.» Und
auf die Frage, warum die Mannschaft nach dem Spiel nicht mehr aufs Eis
zurückkehrte, wie es nicht wenige Fans gerne gesehen hätten, antwortete er: «Die
Jungs sagten, dass sie noch nichts gewonnen haben. Das habe ich akzeptiert.»
Ich übrigens auch. Schliesslich habe ich vom
SCB bekommen, was ich erwartet habe. Es war das Herzblut und der spürbare
unbändige Wille, dass man nicht wie auch schon, sang und klanglos ausscheiden
wollte. In diesem Sinne hätte ich dem SCB auch ein „herzblutiges Ausscheiden“
verziehen. Wenn man alles gegeben hat, kann man auch mit erhobenem Kopf
verlieren.
Zum Glück ist es aber nicht so weit gekommen. Es
war ein grosser, starker, wuchtiger und unwiderstehlicher SCB, den wir am
Samstag bestaunen durften. Ein SCB, der uns keine Sekunde zweifeln liess, dass
die Saison, dass der Traum weitergeht. Es gab für einmal kein Hitchcockfinale,
sondern letztendlich eine klare Sache.
Man sollte Chris McSorley seinen unflätig
geäusserten Frust verzeihen. Vielleicht war es nicht geschickt, dass er nach
dem für ihn frustrierenden Ausscheiden noch vor die Mikrophone trat. Aber hey,
es ist Zirkus, es ist Theater, es ist Zirkus Maximus! Wollen wir seichtes
Gefasel, nichtssagendes Phrasengedresche, oder wollen wir den Zorn und den
Frust des Verlierens spüren?
Chris McSorley im Teleclub Interview
Chris McSorley und der Genève-Servette Hockey Club
waren ein hervorragender Gegner. Es war eine riesen Herausforderung, gegen
diese starke, hervorragend eingestellte Mannschaft zu bestehen. Die Genfer
haben ja alle Register gezogen. Gemäss der NZZ versuchte Chris McSorley sogar,
mit einer Videoflut eine Sperre gegen Byron Ritchie zu erwirken. Letztendlich war
es nur eine klitzekleine Haaresbreite, die den Unterschied zu unseren Gunsten
ausmachte. Ein Drehbuch, das den Sieger in grenzenlose Euphorie und den
Verlierer in tiefe Frustration stürzen lässt.
Apropos alle Register ziehen: Warum liess sich
Franco Collenberg am Samstag nach dem üblen Check von Roland Gerber gegen den
Kopf nicht vom Eis tragen? Manchmal sind wir in solchen Situationen einfach
noch eine Spur zu wenig abgebrüht.
Letzten Dienstag, unmittelbar vor dem ersten
kapitalen Spiel twitterte ich: «In einer Woche beginnen die Halbfinalspiele.
Man wäre geladen und bereit wie selten...»
Und jetzt, ich kann es immer noch kaum fassen,
stehen wir also tatsächlich im Halbfinale!
Das Schweizer Fernsehen erwäge derweil, nach
dem Ausscheiden des HCD gegen die ZSC Lions die Hockeyberichterstattung
einstellen. Nicht einmal ein HCD Special könne man noch produzieren, da für
Steffi Buchli und Jan Billeter ein Care Team aufgeboten werden musste, da angeblich
akute Selbstmordgefahr bestehe.
Aber auch der Ausgang des Duells zwischen
Fribourg Gottéron und dem EHC Biel hat ein Nachspiel. So müsse das Portal von
«hockeyfans.ch» neue Server besorgen, da das Gefasel der geltungssüchtigen Schreier
aus dem Umfeld des Clubs mit der Ausstrahlung eines stillgelegten Fischmarktes
in Wladiwostok jetzt erst so richtig losgehen dürfte. Wie wir alle wissen, sind
diese ja in allem, was sie tun, die absolut Besten. Was bei den anderen
«Scheissvereinen» nicht zu tolerieren wäre, ist bei ihnen immer etwas ganz
anderes. Schliesslich scheint sich in ihrer Selbstsicht das ganze Universum um
sie zu drehen.
Härzig sind jeweils die herrlichen Kommentare
unter den Artikeln über den SCB. Offensichtlich kennen diese Leute die
wirtschaftlichen Gesetzmässigkeiten nicht, ansonsten würden sie wissen, dass
publiziert wird was interessiert und gelesen wird, nicht was die dämlichsten
Reaktionen produziert. J
Item, sollen sie alle flennen und ab jetzt
wieder Playouts schauen, währendem wir uns mit dem «Freilos» aus Zug, wie es
der Papst zu formulieren pflegt, befassen dürfen.
Der mit dem Freilos ist natürlich eine
Blödelei des Papstes. Er will damit vermutlich bereits den Boden ebnen, um bei
nächster Gelegenheit wieder auf Antti Törmänen einzuschiessen. Eigentlich
sollte er damit langsam aber sicher auf keinen fruchtbaren Boden mehr treffen.
Apropos Fans: Der Halbfinal gegen Zug hat
leider auch eine unschöne Seite. Das unsägliche Thema mit dem Behandeln der
Auswärtsfans in der Bossard Arena. Die Szene Bern hat in diesem Zusammenhang
ein Kommuniqué verfasst, woraus ich die für das Halbfinale wesentlichen Punkte
ansprechen möchte:
«Wie den meisten bekannt sein dürfte herrschen im Zuger Gästesektor
massive Schikanen gegenüber den Fans. Bereits unter der Saison hat die aktive
Szene die Spiele in Zug boykottiert, respektive Tickets für den Heimsektor
gekauft, da wir ID Kontrollen und Fotoaufnahmen von jedem Besucher nicht mit
einer freien Fankultur vereinbaren können.
Auch uns
fällt es schwer, unseren SC Bern 1931 nicht vor Ort akustisch und
fahnenschwingend zu unterstützen, nachdem wir in den letzten Monaten Reisen in
jede Ecke der Schweiz, aber auch nach Schweden und Tschechien unternommen haben
um unsere Jungs anzufeuern. Wir hoffen deshalb auf grosses Verständnis seitens
der Spieler, aber auch auf möglichst zahlreiche Unterstützung durch die gesamte
Fangemeinschaft des SC Berns. Wir werden das Auswärtsspiel vom nächsten
Donnerstag zusammen in der Oldies Bar beim Stadion verfolgen und hoffen, es
würden sich möglichst viele von euch anschliessen und den Zuger Gästesektor
verwaist lassen.»
Verdammter Mist, aber leider ist dieser
Boykott nichts als konsequent und wohl auch richtig. Dass dort systematisch
Leute photografiert werden, widerstrebt auch mir gewaltig, obwohl es mich nicht
betrifft.
Man sollte aufpassen mit dem viel geäusserten
Argument, «wer sich nichts zuschulden kommen lasse, sei nicht betroffen.» Mit
diesem Argument könnte man nämlich die Menschen chippen, wie rollige
Hauskatzen. Dabei sollte man aber bedenken, dass auch in Nordkorea niemand
etwas zu befürchten braucht, wenn er sich nichts zuschulden kommen lässt. Die
Frage ist immer, wer definiert, was richtig oder falsch ist.
Item, man muss hoffen, dass sich die
Personalsituation im Team des SCB bessert. Wenn ich an Jobin, Hänni und Bednar
denke, oder an den angeschlagenen Sykora, komme ich erneut ins Träumen. Wenn
man gesehen hat, wie viel Energie Philippe Furrer ins Team gebracht hat, kann
man sich vorstellen, wie die Situation wäre, wenn man auf die Angeschlagenen
zurückgreifen könnte.
Wir wissen alle, dass der EV Zug in keiner Art
und Weise ein Freilos, sondern eine verschworene Truppe mit guten
Einzelspielern ist. Sie haben sich gegen Larrys Lugano bewährt, was sicher
nicht einfach gewesen ist. Ich glaube kaum, dass man den Fehler machen wird,
sie zu unterschätzen.
Die Zuger Fans attestieren ihrer Mannschaft einen
hervorragenden Teamspirit und sie sind guter Dinge, dem SCB ein Bein stellen zu
können. Zug stellt eine junge Mannschaft mit einigen Perlen und hat kaum
verletzte Spieler zu beklagen.
Der EVZ hat gegen Lugano 210 Torschüsse
erzielt und dabei 20x getroffen. Die 20 Zuger Tore wurden von 11 verschiedenen
Spielern erzielt, bester Torschütze war Reto Suri mit 6 Treffern. Das
Gesamtscore lautete 20:14 oder 2.8:2. Die Zuger verfügen also über eine
hervorragende Balance.
Auffällig sind die guten Abwehrwerte der
eingesetzten Torhüter Jussi Markanen (93.38%) und Sandro Zurkirchen. (92.54%)
Was weiter auffällt ist das negative
Torschussverhältnis von 210:218. Die Zuger waren also das effizientere Team als
der HC Lugano.
Im Vergleich dazu hat der SCB gegen Genf 250
Torschüsse erzielt und dabei 25x getroffen. Die 25 Berner Tore wurden von 12
verschiedenen Spielern erzielt, bester Torschütze war Byron Ritchie mit 5 Treffern.
Das Gesamtscore lautete 25:15 oder 3.5:2.1.
Marco Bührers Abwehrbilanz ist mit 91.9% ganz
ok, hat aber sicher noch Luft nach oben.
Das Torschussverhältnis lautete 250:210
zugunsten des SCB.
Lage Rede kurzer Sinn: Statistisch gesehen
werden wir es mit einem soliden Gegner zu tun haben, der im Viertelfinal das
Glück des Tüchtigen auf seiner Seite hatte und über entsprechenden Rückenwind
verfügen dürfte.
Für uns heisst das nichts anderes, als dass
man in jedem Spiel hart wird arbeiten müssen, um eine Chance auf den
Finaleinzug zu haben. Dabei darf man die Zuger durchaus als Stimmungsmannschaft
bezeichnen, gegen die man sich in acht nehmen muss!
Doug Shedden ist ein abgebrühter Trainerfuchs,
der wie schon Chris McSorley alle Register ziehen wird. Der SCB ist gut
beraten, sich auf seine eigenen Stärken zu verlassen und unbeirrt Tempo zu
bolzen. Ein Brake der Zuger gilt es unter allen Umständen zu verhindern.
Die Zuger dürften von der Spielart her
durchaus mit Genf zu vergleichen sein. Auch sie dürften versuchen, den SCB mit
physischem Spiel aus dem Gleichgewicht zu bringen. Sie dürften defensiv etwas
anfälliger, dafür offensiv gefährlicher sein, als die Genfer.
Aber genug der an sich sinnlosen Analysen und
Prognosen. Ich bin gespannt wie ein Zäpfli, aber durchaus guter Dinge.
Meine Halbfinalprognose lautet demnach:
SCB – EVZ 4:2
Fribourg – ZSC 2:4
Duc's Blog
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Aber aber meine Lieber Duc, was soll das? Meinen FB Post hast du "geklaut" und verdienst dir nun damit die besten Kritiken. Das mit Jann Billeter ist wirklich so und ich denke mir, dass es zurzeit wirklich interessant sein könnte, das SRF Meteo jeweils nach der Tagessschau zu schauen. Denn böse Zungen behaupten, dass sich der selbige Herr krampfhaft versucht, auf dem SRF Tower zu Zürich im SRF Meteo-Teichli, das gut und gerne ca. 30cm tief ist, sich zu ersäufen vor lauter Gramm über das Ausscheiden seiner Davoser... nicht desto trotz, super Blog wieder einmal von dir und darum gibt es von mir auch kein "Pfui Teufel".
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