Der SCB kassierte nach einem weiteren verunglückten Auftritt
gegen ein entfesseltes Genf Servette mit einer 5:6 Heimniederlage das Brake und
liegt jetzt in der Serie mit 1:2 im Hintertreffen.
Ohne die Angst vor der Niederlage im Nacken funktioniert das
bei mir nicht mit dieser Playoff Stimmung. Am Donnerstag hat sie mich auf
leisen Sohlen und ganz unvermittelt doch noch erfasst.
Ich hoffte auf Hilfe von Waldorf, aber dieser meine nur;
«zum SCB sägi nix», um dann doch noch nachzuschieben:
«Usser dass bald Ferie chasch bueche. Diverse Spieler sind in
Unterform...oder überforderet... Rubin...Berger. .Bertschy...gfalle tuet
mir nur de Bednar u de Plüss.»
«Na ja, äs isch Viertufinau, me cha no drus lehre», meinte
ich leicht desillusioniert. «Verbockt hetmes doch am Dienstag, wüu me nid guet
isch igsteut gsi, nid wüu me ke Brot het gha. Antti hat noch nicht am Limit
gecoacht, er kann noch nachlegen.»
Ob ich mich selber betrüge, oder ob meine Beschwichtigungen
zutreffen werden, wusste ich beim Verfassen dieser Zeilen noch nicht. Ich habe
sie nämlich noch vor dem Start des dritten Spiels verfasst.
Waldorf meinte noch, ich sei sowieso der Schönschwätzer der
Nation und an die Adresse unseres CEO meinte er belustigt: «Warts ab......de
raucht morn 3 Päckli Zigi am Match u suuft 2 Fläsche Tequila.» J
Ob Marc Lüthi tatsächlich zwei Flaschen Tequila gesoffen hat
um den Match durchzustehen, weiss ich nicht. Aber da das Spiel unterdessen
gespielt ist und ich eine Nacht und einen Tag Zeit hatte, um das Geschehene zu
verarbeiten, kann ich immerhin sagen, dass der gute Waldorf für einmal zumindest
zwischenzeitlich den richtigen Riecher hatte.
Der SCB hatte Genf Servette in diesem dritten Spiel zu
keinem Zeitpunkt unter Kontrolle. Genf spielte wuchtiger und entschlossener,
präsentierte sich grösser und breiter und agierte zuweilen wie entfesselt. Genf
beherrschte die Mittelzone und wenn die Emotionen aufflammten waren sie es, die
profitierten. Genf hatte die besseren Ausländer, den besseren Torhüter, die
bessere Taktik, den besseren Trainer und den Vorteil des Momentums, welches sie
sich aber mit unglaublicher Einstellung immer wieder von neuem erkämpften.
Dass die Genfer, nachdem der SCB wie die Jungfrau zum Kind
zum Ausgleich kam, in der Verlängerung auch noch Beat Gerber ungestraft in den
Schwitzkasten nehmen und des Helmes entledigen durften, um sich den nötigen
Platz für den Siegestreffer zu verschaffen, war zwar schon etwas des Guten zu
viel. Die Szene passte aber irgendwie zu den Ereignissen dieses unterhaltsamen
Eishockeyabends.
Eine der Lehren, die der SCB aus diesem Spiel ziehen kann,
ist die Bestätigung der Erkenntnis, dass man das Glück erzwingen kann!
Die Formel für das Weiterkommen heisst nach wie vor Best-of-seven,
nicht Best-of-three. Man hat zwar ein Brake kassiert, liegt aber lediglich mit
1:2 zurück. Passiert ist also noch gar nichts!
Es kann allerdings nicht sein, dass man mit der statistisch
besten Abwehr der Liga in zwei Playoffspielen 11 Tore kassiert. Das sind definitiv
deren 6 zu viel. Es kann weiter nicht sein, dass von diesen 11 Toren deren 5
Geschenke aus eigenen Unzulänglichkeiten sind, die mit der Spielstärke des
Gegners nichts zu tun haben!
Es kann auch nicht sein, dass sich unser Torhüter in zwei
Spielen drei unsägliche Megaflops leistet und daneben in erster Linie mit
gefährlichen Abprallern und Unsicherheiten am laufenden Band auffällt. Mit
einem Löcherbecken im Tor, anders kann ich den Marco Bührer der letzten zwei
Spiele nicht nennen, hilft natürlich alles nichts. So hätten wir selbst gegen
die Teams in den Playouts allerhöchste Probleme.
Was ist eigentlich mit Byron Ritchie los? Der schlich schon
am Dienstag auf dem Eis herum, als hätte er die Grippe. Gestern war er keinen
Deut besser. Dass es in der ersten Linie nicht läuft, liegt eindeutig an ihm.
An Joel Vermin ist es jedenfalls gestern nicht gelegen. Der hat defensiv
gerackert und offensiv Scheiben laufen gelassen, wie man es von ihm erwarten
kann.
Sollte Byron Ritchie nicht fit sein, gehört er ins Bett oder
zur Erholung auf die Tribüne. Für was haben wir sonst einen Spieler mit über
1000 NHL Partien in der Hinterhand?
Spielerisch, das hat man gesehen, sind wir entweder zu
schmalbrüstig, um Genf in Verlegenheit zu bringen, oder wir agieren mit der
falschen Taktik. Den letzten Spielminuten mag ich in dieser Hinsicht keine
allzu grosse Bedeutung zumessen. Die Genfer hatten nach dem 2:5, bei dem sie
von einem genialen Zuspiel unseres nonchalanten Jaroslav Bednar profitierten,
offensichtlich die Arbeit eingestellt.
Ich bin etwas ratlos. Solange die Quote der unerzwungenen
Fehler so hoch ist, ist es eigentlich müssig, über Taktik zu sprechen. Eher
über Psychologie, Einstellung und Bereitschaft. Gerade in Sachen Einstellung
müsste aber der SCB in Anbetracht der zahlreichen Routiniers, die wissen um was
es in den Playoffs geht, eigentlich top sein.
Trotzdem erlaube ich mir zu orakeln, ob es nicht besser
wäre, die Kräfte zum Produzieren von Toren auf zwei Linien zu konzentrieren und
mit zwei Checker-Blöcken zu agieren, deren Aufgabe es ist, das Spiel mit 0:0 zu
beenden. Ich habe einfach Angst, dass man sich wie bei den Viertelfinal-Outs
der näheren Vergangenheit mit verbohrter Engstirnigkeit brav und emotionslos
dem Schicksal ergibt.
Daneben gilt es am Samstag, die physisch stärkst mögliche
Aufstellung aufs Eis zu schicken, sofern man Optionen hat. Bei den Ausländern
hat man Optionen und bei den Schweizern darf man Michaël Loichat durchaus auch
mehr Eiszeit geben.
Sorgen machen mir die Verletzten. Die Genfer, ich habe
nichts anderes erwartet, nutzen jede Möglichkeit, um die in den letzten Wochen
überforcierten Gerber und Jobin hart anzugehen. David Jobin hat es jetzt
erwischt und auch Beat Gerber musste gestern wieder hart einstecken.
Zusätzlich dürfte auch Daniel Rubin mit Hirnerschütterung
oder Nackenverletzung ausfallen. Hier mache ich aber Marc Gautschi keinen Vorwurf.
Für mich war das ein unglücklicher Zusammenstoss, für den beide in gleichem
Mass verantwortlich waren. Ob die Matchstrafe gegen Marc Gautschi
gerechtfertigt war, muss ich nicht entscheiden. Wäre ich aber Schiedsrichter
gewesen, wäre meine Pfeife wohl stumm geblieben.
Sei es wie es wolle. Chris McSorley konnte so seine
Zirkusshow aufführen, was seiner Mannschaft trotz Strafen Flut mehr genützt,
denn geschadet hat.
Wie man in den Playoffs der NL A vier Minuten am Stück mit 5
gegen 3 Powerplay spielen kann, ohne dabei zu einer nennenswerten Torchance zu
kommen, muss mir auch erst einmal jemand erklären. Die Genfer agieren vor dem
Tor mit brachialer Gewalt und unsere Plüschbärchen spielen sich vier Minuten
die Scheibe im Zeitlupentempo zu. Das ist einfach unglaublich!
So wie das Spiel gelaufen ist, waren diese Minuten Schlüsselminuten
im Spiel. Da muss man an der Bande zum Henker nochmal Einfluss nehmen! Ein
Timeout um die Spieler entweder zu beruhigen, oder ihnen den Schuh in den
Ehrenwertesten zu kicken, ist in Schlüsselmomenten doch einfach Pflicht, wenn
es nicht läuft.
Geduld ist eine wichtige Tugend. Wenn aber die Geduld dazu
führen sollte, dass man am Samstag mit 1:3 im Rückstand liegt, hat man etwas
falsch verstanden.
Ich erwarte am Samstag einen fehlerfreien Marco Bührer und
ein generelles Abstellen der läppischen Eigenfehler. Sollte man das Spiel unter
diesen Umständen dennoch verlieren, wäre das zu akzeptieren. Man hätte dann
wenigstens etwas zum analysieren.
Bringt man aber noch einmal keine solide Leistung zustande,
hat man in diesen Playoffs definitiv nichts mehr verloren. Dass man unter
solchen Umständen einen 1:3 Rückstand noch würde aufholen können, scheint mir
aufgrund unserer Verletzungssorgen illusorisch. Dazu scheint mir Genf einfach
zu gut eingestellt zu sein.
Es fällt mir schwer das zu schreiben, aber ich bin sehr
angetan von der Wucht und der Einstellung von McSorleys Genf Servette. Das
erinnert mich irgendwie an die glorreichen Zeiten der BIG BAD BEARS.
Wenn es gelingt, diese Genfer auszuschalten, steht die
Finaltüre ganz weit offen!
Bedauernswert, was ich gestern gesehen habe. Und logisch auch: Der McS weiss ganz genau, wie er dem SCB aus dem Spiel nehmen kann und wäre ich Coach eines anderen Teams, ich wüsste es auch. Unordnung schaffen heisst das Rezept. - Am Donnerstag hat man's gesehen. In den letzten 7 Minuten liess der GSHC die Berner ruhig spielen und schon fielen die Tore. - Es ist schade, dass unsere Greenhorns auf der Trainerbank mangels Erfahrung nicht auf das Spiel Einfluss nehmen können. - Ich wette, dass es das gewesen ist. - Wer wettet dageben?? - Gruss - GO-4-IT
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