Der SCB hat das erste Spiel der Halbfinalserie gegen
den EV
Zug in der heimischen Arena mit 4:3 nach Verlängerung gewonnen. Den Siegtreffer
in der 62. Minute erzielte mit Captain Martin Plüss der beste SCB Spieler der
Partie.
Was soll ich jetzt schreiben? Dass der Berner Grosse Rat den
Beitritt zum verschärften Hooligan-Konkordat mit 108 Ja- zu 39 Nein-Stimmen bei
4 Enthaltungen deutlich zugestimmt hat?
Aber das ist ja eigentlich keine Überraschung. Schade haben
sich Clubs und Fanszenen nicht schon früher zu einem Verhalten durchgerungen,
wie es sich aktuell präsentiert. Vielleicht wäre das Resultat jetzt anders
ausgefallen.
Aber wir wollen uns ja eigentlich mit dem Sport befassen und
da sieht es so aus, dass die Zuger sagen, der SCB wäre gestern zu packen
gewesen. Sie haben Recht. Eigentlich kann man fast sagen, dass der SCB dem EVZ
den Sieg auf dem Silbertablett präsentierte.
Da aber die Zuger im Vergleich zu Genf Servette mutlos und
zahm wie die Chorknaben agierten, habe ich nach dem ersten Drittel gesagt, dass
man dieses Zug ganz einfach schlagen muss. Ich ging sogar noch weiter und
fabulierte, dass ein starkes Drittel eigentlich reichen sollte, um zu gewinnen.
Da aber vieles Stückwerk blieb, musste man den riskanten Weg über die
Verlängerung gehen.
Ich weiss, harte Viertelfinals, den Gegner kennenlernen und
all die üblichen Plattitüden. Ihr wisst was ein Backflash ist? Nein, kein
gewöhnlicher Kater, sondern der Zustand, der eintreten kann, wenn man nochmals
einen Rausch kriegt, obwohl die letzte Drogeneinnahme schon sehr lang her ist. Ausserhalb
der Gossensprache redet man auch von einem Wiedererleben früherer
Gefühlszustände.
Die Gossensprache scheint mir insofern angepasst, da Sven
Leuenberger nach seiner fäkalen Schimpftirade gegen Chris McSorley von der Liga
die Auflage erhalten habe, dass er zukünftig während seiner Arbeit als
Sportchef Beruhigungspillen einnehmen müsse.
Blöderweise scheint man beim Befüllen der Trinkflaschen für
die Spieler statt die üblichen Pülverchen, Svens neue Beruhigungspillen
beigegeben zu haben. Das Resultat haben wir gesehen: Seichtes Standgashockey,
ideal zum entspannenden Chillen.
Ja, ich hatte wahrlich ein Backflash. Ich wähnte mich
nämlich an irgend einem Qualispiel nach der Pause der Nationalmannschaft im
tristen November. Nichts von Vorfrühlingshockey mit der Aussicht auf das
Finale. Das war doch kein Halbfinalhockey!
Ich weiss, in den Playoffs zählt nur der Sieg. Aber mir war
trotzdem nicht nach Chillen, im Gegenteil, ich habe mich furchtbar aufgeregt.
So kann man in einem Playoff Halbfinal doch nicht auftreten, das war ja
furchtbar. Kein Tempo, keine Präzision, keine Härte. Dafür Fehler am Laufmeter,
wenig konsequent in den Abschlüssen und zu wenig Präsenz vor den Toren.
Meine Prognose vor dem Spiel war die, dass man an die
Leistungen das Samstags wird anknüpfen müssen, um zu gewinnen. Dass jetzt auch
eine durchschnittliche Qualileistung zum Sieg gereicht hat, ist zwar schön,
darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass man sich im Hinblick auf das Spiel
am Donnerstag erheblich wird steigern müssen, um zum Erfolg zu kommen.
Man darf sich nichts einbilden. Auch der EVZ hat schwach
gespielt und wird sich im Hinblick auf das Heimspiel zu steigern wissen.
Vielleicht ist es gerade gut, dass Ryan Gardner am
Donnerstag nicht mittun kann. Die nötigen Umstellungen werden nämlich
hoffentlich dazu beitragen, dass die Konzentration stimmt und jeder mit der
Einstellung aufs Eis geht, eine Extraleistung vollbringen zu wollen.
Nachdoppeln, ich habe das schon im Viertelfinale
geschrieben, wäre wichtig. Das würde den Druck auf den Gegner extrem steigern,
was uns nur Recht sein könnte.
Ich hoffe, dass der SCB in Zug von der ersten Minute an
bereit sein wird. Bitte nicht wieder Geschenke verteilen und den Gegner damit
stärker machen, als er ist. Die Zuger Verteidigung hat auf mich einen wenig
tempofesten Eindruck hinterlassen. Auch der Torhüter scheint mir klar schwächer
zu sein, als Tobias Stephan im Viertelfinale.
Der SCB muss also lediglich konzentriert sein Spiel spielen.
Die Mittelzone beherrschen und Tempo, Tempo, Tempo. Daneben gilt es, im Slot
präsent zu sein und Torschüsse zu produzieren. Für meinen Geschmack war man in
dieser Hinsicht in diesem ersten Spiel schon wieder viel zu zahm.
Und bitte konsequent! Man sollte das Erzwingen des Glücks
nicht wieder dem Gegner überlassen, sondern selber aktiv sein. Wenn die letzte
Konsequenz fehlt, schleichen sich nämlich Fehler ein und es fehlt am nötigen
Druck vor dem gegnerischen, wie auch vor dem eigenen Tor. Die Scheibe kullert
dann ausschliesslich vor die Stöcke des Gegners und man kassiert unnötige Tore
und Niederlagen.
Gefallen hat mir, wie man sich in Rückstand liegend jeweils
gesteigert hat, dass man sich im Laufe des Spiels generell steigern konnte und
dass man im Schlussdrittel und besonders in der Verlängerung resolut den Sieg
suchte. Man könnte also, wenn man nur wollte.
So hoffe ich, dass wir am Donnerstag ein Spiel auf
Halbfinalniveau sehen und dass der SCB nachdoppelt!
Denn eines ist klar: Wenn wir dieses enge Viertelfinale
schon überstanden haben, dann will ich auch ins Finale. Unter allen Umständen!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen