Der ausgeglichene und packende Viertelfinal zwischen dem SCB und Genf Servette geht tatsächlich noch ins entscheidende siebte Spiel. Nachdem unsere Mannschaft das 1:3 in der Serie wettgemacht hat, will sie am Samstag zuhause die Halbfinal Qualifikation schaffen.
Am Montag hat der Träumer noch davon geschrieben, dass er
«am Samstag noch einmal an den Match wolle», und dass Glück ein ultraleichtes
Gas sei. Ohne Träume keine Emotionen, zum Glück hat der SCB geträumt.
Man geizte nicht mit bösen Blicken vor dem Spiel. Trotzdem
hat es zu Beginn geharzt mit dem Tempo machen. Ehrlich gesagt hat mir der SCB
im ersten Drittel nicht besonders gefallen. Man hatte Mühe sich zu entfalten
und als der SCB in der Mitte des ersten Drittels offensiv gefährlicher wurde,
kam die Balance ins Wanken.
Man sah Chancen auf beiden Seiten und es war bestimmt etwas
Glück dabei, dass man das Startdrittel dank eines sackstarken Schusses von Petr
Sykora und guter Störarbeit vor dem Tor mit 1:0 gewinnen konnte.
Sehr schön, aber man wird sich steigern müssen, waren meine
verhaltenen Pausengedanken.
Die Genfer machten nach der Pause den entschlosseneren
Eindruck. Vielleicht auch deshalb, weil die Pausenverlängerungsaktion mit der
Verankerung des Tors möglicherweise zur Taktik von Chris McSorley gehörte, um
den SCB einzuschläfern.
Nein, ich will niemandem etwas unterstellen, nur die
Probleme mit der Matchuhr, der Torverankerung, der Videoscreens… immer dann,
wenn es den Genfern so schön gelegen kam. Unsäglich, dass ein an sich flüssiges
Spiel beinahe vier Stunden dauern kann. Da stimmt doch etwas nicht!
Spielerisch war der Auftritt des SCB keine Augenweide. Man
hatte Mühe, den Gameplan einzuhalten und im Verlauf des zweiten Drittels brach
dieser in der Defensive regelrecht zusammen. Genf erzielte 3 Tore und führte
nach dem zweiten Drittel mit 3:1. Der Mist schien gekarrt und das Saisonende
unvermeidlich.
Auf dem SCB Forum begann das grosse Zeter und Mordio und der
Schwarzmaler meldete sich mit Fundamentalkritik betreffend unterirdischer
Transferpolitik des SCB.
Für mich mehr belustigende Aufheiterung, als ernstzunehmende
Kritik. Vergleichbar mit den Pfiffen, die man im Stadion in solchen Situationen
regelmässig hört.
Es war ja augenfällig, dass Roche an den Krücken, Sykora mit
Gehgips und Rubin leicht benommen spielten. Wer will da schon schnörkelloses
und fehlerfreies Powerhockey erwarten? Der Auftritt war beherzt und jeder ging
an seine Grenzen und zuweilen darüber hinaus. Was wollte man schon mehr
erwarten?
Ausserdem ging es ja immer noch um einen Traum, den es mit
Emotionen zu verwirklichen galt. Zum Glück hat ihn die Mannschaft nie
aufgegeben!
Das letzte Drittel war dann für beide Mannschaften ein
Nervenspiel. Die Genfer wurden passiv und der todgeglaubte SCB nahm das Spiel
noch einmal in die Hände. Ein frühes Powerplay wurde von Byron Ritchie in der
43. Minute zum Anschlusstreffer ausgenutzt und dem entfesselnd kämpfenden SCB
gelang sechs Minuten vor Drittelsende tatsächlich, was niemand mehr für möglich
gehalten hätte: Der Ausgleich zum 3:3.
Die Verlängerung brachte keine Entscheidung und so musste
das Penaltyschiessen über Sein oder Nichtsein entscheiden.
Der chronische Schwarzmaler riss mich mit einem
motivierenden digitalen Aufmunterer «der Gardner fäut» aus den Träumen. Ich
erwiederte: «Ize cha der Marco sini Suppe uslöffle», was dieser dann auch eindrücklich
tat, indem er sämtliche Versuche der Genfer parierte und damit zum Matchwinner
avancierte.
Dass es ausgerechnet Daniel Rubin war, der als einziger traf,
ist umso schöner. Wenn der Penaltyschütze Nummer eins gesperrt ist, muss halt
ein anderer in dessen Fussstapfen treten. Wunderbar gemacht, Daniel!
Nein, gewonnen ist noch gar nichts. Aber der SCB hat
gezeigt, warum er und Trainer Törmänen, unabhängig was jetzt noch passieren
mag, Kredit verdient. Man hat einen Plan, man hat Charakter und man ist in der
Lage, die Leidenschaft zu entwickeln, welche die Grundlage ist, um Träume zu
verwirklichen.
Man hatte Glück und man wird weiter Glück brauchen, um den
Halbfinaleinzug zu schaffen. Aber man hat auch die Gewissheit gewonnen, dass
man das Glück erzwingen kann und dass man trotz desolater Personalsituation gemeinsam
bestehen kann.
Sollte man am Samstag die Halbfinalqualifikation schaffen,
wird die Arena Kopf stehen. Sollte man verlieren, wird man sich damit trösten
können, trotzdem packende Playoffs erlebt zu haben. Ein schwacher Trost zwar,
aber immerhin ein Trost. Man wäre an einem starken, alle Register ziehenden
Genf Servette gescheitert.
Aber jetzt denken wir vorerst weder ans scheitern, noch an
den Halbfinal. Jetzt freuen wir uns erst mal auf uneingeschränkt auf ein
weiteres Spiel mit Finalcharakter.
Merci SCB für dieses Spiel 7! Bitte geht jetzt weiter, immer
weiter!
Und noch etwas: Ein grosses Lob an die Herren Stefan
Eichmann, Daniel Stricker, Roger Arm und Peter Küng! Fehler passieren immer,
aber die Schiedsrichter haben alles in ihrer Macht stehende unternommen, um die
Spieler das Spiel auf dem Eis entscheiden zu lassen!
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