Die Huttwil Falcons lässt man wegen einem läppischen Formfehler verrecken, den Preistreibern aus Kloten steckt man im Gegenzug die Millionen gleich bündelweise in den Arsch. Aus dem Säckel des Verbandspräsidenten persönlich, wohlgemerkt.
Dass mich das Klotener Sommertheater irgendeinmal aus der Sommerpause treiben würde war ja klar. Ausserdem muss ein Blog gepflegt werden, sonst laufen einem die Leser davon. Dass sich das Theater zu einer Realsatire erster Güte entwickeln würde, hätte ich selbst in den kühnsten Träumen nicht erwartet.
Philippe Gaydoul, dessen Vermögen von der «Bilanz» auf ein bis eineinhalb Milliarden geschätzt wird, tritt also neuerdings als Verwaltungsratspräsident von Swiss Ice Hockey und als Retter und Geldgeber der maroden Kloten Flyers auf. Ein ordnungspolitischer Sündenfall der gröberen Sorte und ein äusserst zweifelhaftes Zeichen an diejenigen, welche Tag und Nacht bemüht sind, ihren Club seriös und im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten zu führen.
Philippe Gaydoul und der Financier Thomas Matter sind prinzipiell bereit, sich mit 6 Millionen Franken am Traditionsklub zu beteiligen. 80 Prozent der Investitionen sollen von Gaydoul, 20 Prozent von Matter kommen. Mit den 6 Millionen Franken soll unter anderem der Spielbetrieb für die nächsten beiden Saisons gesichert werden. Darüber hinaus werden sofort die ausstehenden April-Löhne in der Gesamthöhe von rund 700 000 Franken überwiesen.
Gefordert wird aber auch die Restrukturierung des Unternehmens. Es gibt also keine Luxuslösung für Spieler und Trainer. Der Aufwand muss um drei bis vier Millionen reduziert werden.
«Die Situation hat sich in den letzten Tagen derart entwickelt, dass es keine andere Möglichkeit gibt, den Klub zu retten als durch unsere Investitionen», begründete Gaydoul sein Engagement. Ohne dies müsse man «leider Gottes davon ausgehen», dass der fünffache Schweizermeister dem Untergang geweiht sei.
Gaydoul und Matter stellen allerdings diverse Bedingungen. Ein ausgeglichenes Budget für die Saison 2012/13, ein Ja der Nationalliga-Versammlung zur Teilnahme der Kloten Flyers an der nächsten NLA-Meisterschaft sowie einen weiteren Forderungsverzicht durch Gläubiger. «Wir haben ein klares Limit gesetzt und übernehmen Altlasten in Höhe von maximalen 3 Millionen Franken. Zusätzlich sind wir bereit, 3 Millionen Franken für den künftigen Spielbetrieb zur Verfügung zu stellen», sagte Gaydoul. Dies bedeutet, dass Kloten noch rund 5 Millionen Franken auftreiben muss. Entweder durch weitere Spenden oder den Forderungsverzicht von Gläubigern.
Dass von Adrian Fetscherin, der mit der Klotener Grössenwahnpleite nichts zu tun hat erwartet wird, dass er sein Aktienpaket für Gottes Lohn zur Verfügung stellt, sei hier nur am Rande erwähnt. Unter Altlasten sind wohl nur die schwarzen Löcher des Herrn Bircher gemeint.
Es ist wie es immer ist: Gleich ist nicht gleich und die Regeln und Prinzipien werden beliebig zurechtgebogen, wenn ist, was nicht sein darf. Ambri, Biel und Langnau würde man bei gleichen Umständen ohne mit der Wimper zu zucken verrecken lassen. Die grössenwahnsinnigen Preistreiber aus der Wirtschaftsmetropole aber, können sich einmal mehr alles erlauben. Wie wenn das Kohlebecken im Raum Zürich nicht gross genug wäre, um die lumpigen paar Milliönchen aufzubringen, um die Flyers auf akzeptable Weise aus dem Sumpf zu ziehen.
In diesem Sinne haben die Kloten Flyers haben alles richtig gemacht. Wen interessieren schon die Regeln des Aktien- und Obligationenrechtes? Man kaufe die halbe Nationalmannschaft, im Wissen dass man die Löhne niemals bezahlen kann zusammen, sonne sich auf Kosten der überbotenen Vernünftigen im Playofffinale und lasse sich die Zeche nachträglich vom Verbandboss persönlich begleichen. Die Deppen sind die bescheidenen Tölpel aus Langnau, die hysterischen Ligamafiaschreier (offensichtlich haben sie Recht) aus der grauen Stadt und die Randregiönler aus dem mausarmen Nordtessin.
Derweil sind die tollen Fans aus Kloten schon wieder hoch auf dem Zürcher Finanzarroganzross mit ihren Sprüchen. Nicht die Flyers und ihr Grössenwahn seien Schuld an der Misere, sondern die Liga, der SCB und der HCD. Die kommen mir vor wie die Penisverlängerer mit den dicken Schlitten und den Schuldscheinen in den ansonsten leeren Hosentaschen. Schuld ist nie die eigene Masslosigkeit, sondern immer die anderen.
Ich habe meine liebe Mühe mit solchen Machenschaften. Wo bleibt der Sportgeist, wo der Respekt vor den Vernünftigen? Was sind das für Zeichen, die da ausgesendet werden und darf jetzt jeder Club, der über die Stränge schlägt, mit Dennerkohle rechnen?
Wenn die ach so wichtigen Klotener von ihrem ach so guten Umfeld gerettet würden, wäre das erfreulich. Geschieht dies aber aus dem Säckel des Verbandschefs, ist es Vetterliwirtschaft im Quadrat!
Bitte abtreten Herr Gaydoul, sie sind nicht mehr glaubwürdig!
Was sind die Aufgaben eines Verbandpräsidenten? Sind solche Interessenkonflikte tolerierbar oder darf man sich ab einer gewissen finanziellen Potenz ganz einfach gebären, wie einem beliebt? Nein, nein und nochmals nein!
Ich dachte immer, in unserer Liga gehöre die Beschaffung der Mittel zum Wettbewerb der Besten dazu. Wer nicht mithalten kann, verfügt ganz einfach über eine zu schwache Basis an Fans, Sponsoren und Geldgeber. Ich dachte, die Ligazugehörigkeit richte sich nach den sportlichen Leistungen und der Wirtschaftlichkeit. Jetzt wurden aber die sportlichen Leistungen durch Preistreiberei auf Kosten der anderen erbracht und die Wirtschaftlichkeit ist nicht gegeben. Die Auflagen der Liga wurden mehrfach ignoriert, Steuern, Abgaben und Löhne nicht bezahlt und die Bücher dürften systematisch geschönt worden sein. Als „Konsequenz“ stopft jetzt halt der Ligaboss persönlich die schwarzen Löcher.
So geht das nicht! Wir Zuschauer bezahlen nicht unerhebliche Beträge an den Zirkus haben das Recht, dass der Wirtschaftlichkeit und dem Sport genüge getan wird! Keine einseitigen Mauscheleien, alle sind gleich zu behandeln und die Herren Verbandsoberen haben bei Interessenskonflikten zurückzutreten!
Nichts gegen die Rettung der Flyers. Aber durch Herrn Gaydoul nur, wenn er anlässlich der Ligakonferenz am Freitag in Lugano zurücktritt!
Treten sie zurück, Herr Gaydoul!