Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Donnerstag, 29. März 2012

Vom Gesellenstück zur Meisterprüfung


Der SCB liess sich von der samstäglichen Niederlage nicht beirren und gewann nach eindrücklicher Leistung auch dritte Spiel in der BCF Arena mit 0:3. Damit sicherte sich der SCB das Finale gegen die ZSC Lions.

Was soll man da noch sagen? Man hat es gehofft. Aber erwarten durfte man es nicht. Bei mir wurde der an sich vorhandene Glaube zeitweise jedenfalls arg strapaziert.

«[...]in der Defensive hat der SCB an Potential gewonnen. [...]Vermin und Berger werden uns erfreuen und in Froidevaux und Scherwey schlummert erhebliches Steigerungspotential[...]

Mit Byron Ritchie ist es dem SCB gelungen, seinen Wunschausländer zu verpflichten und mit einem geschickten zusätzlichen Ausländertransfer im Spätherbst könnte man die Mannschaft so veredeln, dass auch diese Saison wieder alles möglich sein könnte.

[...]Im schlechtesten Fall endet die Saison wie letztes Jahr im Halbfinale. Im besten Fall werden wir aber im April Eishockey unter der Frühlingssonne geniessen können.»

Dieses Geschreibsel stammt aus meiner Saisonprognose für die aktuelle Saison. Dass der beste Fall eintreten würde, war zwar nicht immer abzusehen. Aber wenn man darauf vertraute, dass unsere Schlüsselspieler irgendeinmal ihre Form schon noch erreichen würden, brauchte man nie zu verzagen. Man konnte sich ja wirklich damit trösten, dass Schlüsselspieler wie Martin Plüss und Ivo Rüthemann irgendeinmal Wirkung haben müssen, im oft konfusen Spiel des SCB.

Dass die Rädchen pünktlich zum Playoffbeginn perfekt ineinanderpassen würden, konnte nicht erwartet werden. Man durfte es aber hoffen, da die Mischung beim SCB zu stimmen schien. Die Leitwölfe hatten sich hinauskristallisiert, jeder akzeptierte seine Rolle und wusste was zu tun war. 

Am Dienstag war nicht weniger als die beste Saisonleistung gefragt, um sich die Finalqualifikation frühzeitig zu sichern und allfälligem gröberem Nervenflattern aus dem Weg zu gehen.

Dass der SCB im 5. Spiel mit solcher Coolness anging und alles richtig machte, war nicht selbstverständlich. Antti Törmänen hatte dem SCB während seiner „Probezeit“ aber ein derart perfektes Spielkonzept auf den Leib geschnitten, dass man selbst gegen die spielstärker eingestuften Klotener und Fribourger nur selten aus der Fassung kam.

So war es auch im entscheidenden 5. Spiel so, dass der SCB die Mittelzone dominierte und auch im Angriff mit allen Formationen zu Chancen kam.

Ich möchte das Spiel nicht zerschreiben. Es war wie das Resultat: Defensiv schnörkellos und offensiv druckvoll und effizient. Man hat sein Gesicht gefunden. Den Pfad, auf dem man gehen will.

Aber nicht nur den Trainer gilt es zu loben. Auch unsere Perlenfraktion bestehend aus Pascal Berger, Joel Vermin, Christoph Bertschy, Etienne Froidevaux und Tristan Scherwey gilt es hervorzuheben. Sie haben den SCB mit ihren erfrischenden Auftritten durch den nicht immer erfreulichen Herbst getragen. Die Fraktion der zu jener Zeit noch sehr hüftsteifen Schlüsselspieler wird es geschätzt haben, dass die guten Leistungen der Perlen damals kritikdämpfende Wirkung hatten.

Ich suche bekanntlich immer nach Qualitäten, die während der Qualifikation erarbeitet wurden. Auf Fundamente, auf die sich die Hoffnungen für die Playoffs bauen lassen. Die Perlen haben am Dienstag die drei Tore zur Finalqualifikation erzielt. Aber es gibt noch weitere Fundamente: Die unerschütterliche Ruhe und das Selbstvertrauen.

Ich habe im Januar in irgendeinem Blog geschrieben, dass der SCB zum Titelfavoriten werde, wenn es gelingen würde, sich aus eigener Kraft aus der damaligen Krise zu arbeiten. Trainergreenhorn Törmänen hat dieses Kunststück zusammen mit seiner Mannschaft geschafft.

Ich möchte jetzt nicht einen auf billige Beweihräucherung von kritisierten Umständen und Spielern machen. Ich will auch keine Silbe von dem zurücknehmen, was ich die ganze Saison geschrieben habe. Ich habe von Beginn weg an das Potential der Mannschaft geglaubt. Gut, dass man den Porzellangretzky aussortierte und dass man generell geduldig und weitsichtig agierte, bei der Teamzusammenstellung.

Die einzige Sache, bei der man sich Fragen stellen konnte, war die „Marketingentlassung“ von Larry Huras. Herrlich, wie verhalten die Medien jetzt kommentieren. Eigentlich müsste man ja Marc Lüthi, welcher von allen als von allen guten Geistern verlassen dargestellt wurde, jetzt adeln für seinen Mut.

Man darf nicht vergessen dass in solchen Dingen Mut schnell zur Torheit wird. Niemand kann sagen, wie es gekommen wäre, wenn man mit Larry weitergemacht hätte. Gut möglich, dass man das Finale ebenfalls erreicht hätte. Vielleicht aber auch nicht.

Trotzdem hat Marc Lüthi damals richtig gehandelt. Die Langeweile war nicht mehr auszuhalten und die Episode war zumindest geeignet, um die Gemüter wieder etwas zu beruhigen. Sportlich, ... na ja, hat die Mannschaft damals etwas das Gesicht verloren. Aber das hat man ja pünktlich auf die Playoffs wieder gefunden.

Ich habe viel gemotzt. Allerdings in erster Linie darum, weil ich der Mannschaft viel zutraute und weil es für mich nichts Schlimmeres gibt, als Saisons wie die letzte. Eine Saison, in der man sich zufrieden gab, obwohl mehr möglich gewesen wäre.

Das Saisonziel haben wir mit den hervorragenden Leistungen im Halbfinale erreicht und bestätigt. Dass sich die Mannschaft gar auf Finalniveau steigern würde, durfte nicht erwartet werden. Das Fantasieren der Fraktion der Neider, der SCB sei nur wegen der Schwäche seiner Gegner so weit gekommen ist etwa gleich absurd, wie wenn man sagen würde, der HCD sei in den letzten Jahren nur Meister geworden, weil der SCB jeweils im Viertelfinale ausschied.

Der SCB und die ZSC Lions verfügen über die beste Balance und agieren effizienter als ihre stärker eingestuften Gegner. Die Spiele werden dadurch gewonnen, dass man mehr Tore schiesst als man erhält. Die schönsten Kurven gewinnen keine Spiele.

Finalisten verfügen über die beste Balance zwischen Offensive und Defensive und verfügen über mehr Geduld, Coolness und Effizienz. Es sind die am härtesten arbeitenden Teams, die sich von Spiel zu Spiel und von Serie zu Serie am meisten zu steigern vermochten. Wer im Finale steht, hat sich in den Viertel- und Halbfinals auf Finalniveau gesteigert.

SCB gegen ZSC ist ein würdiger, ein guter Final für das Schweizer Eishockey. Es wird Leute haben, in den Stadien. Ich finde es gut, dass der SCB Hand bot, dass die Zürcher ihre Heimspiele im Hallenstadion austragen können. Man treibt sich sonst schon genug in Bonsai- Stadien herum in unserer Liga. Hoffentlich setzt man sich zusammmen mit dem ZSC dafür ein, dass keine Ablösesummen für Kloten Spieler bezahlt werden. Solches Geschäftsgebaren darf nicht noch belohnt werden. Entweder bezahlen die ihre Spieler, oder die Spieler sind frei sich einen anderen Club zu suchen.

Apropos Bonsai: Nichts gegen Langenthal. Aber die Herren unserer Liga sollten sich endlich gewisse Gedanken machen, wie die höchste Schweizer Liga auszusehen hat. Neulich habe ich auf einem Onlineportal übermütige Kommentare gelesen. Da wurde von Aufstockung und einer Berner Gruppe mit Biel, Langenthal, Langnau und dem SCB fabuliert. Also wenn jemand Lust hat auf solchen Mist, dann können sie ja freiwillig absteigen und ihre Gurkenmeisterschaft im B abhalten.

Wir brauchen in der höchsten Liga Teams mit Perspektiven. Nichts gegen Dörfliclubs. Aber es reicht in dieser Hinsicht. Schon Ambri entwickelt sich zu einem Schrecken ohne Ende. Was ich damit sagen will ist, dass man entweder die Durchlässigkeit zwischen A und B erhöhen sollte, oder aber eine geschlossene Liga schaffen sollte, mit strengen wirtschaftlichen Auflagen. Ein Budget von 6 Mio. reicht jetzt einfach nicht, um im A eine konkurrenzfähige Mannschaft zu stellen.

Aber lassen wir das für den Moment beiseite und freuen wir uns auf das grosse Finale. Es wird Antti Törmänens Meisterprüfung werden. Ich werde mir noch überlegen, ob ich einen Favoriten nennen möchte. Törmänen gegen Hartley... Geselle gegen Grossmeister...

Noch etwas: Philipp Furrer ist ein wahrer Leitwolf!

Viel Spass und hopp SCB!

Sonntag, 25. März 2012

Die Wiederauferstehung von Fribourg Gottéron

Der SCB verspielte den ersten Matchpuck zur Finalteilnahme gegen ein schlaues Fribourg mit 1:2 nach Penalty. Damit ist das Feuer an der Saane entfacht und die Fribourger wieder im Geschäft.

Fribourg hat sein konfuses und ratlose Zitterspiel am letzten Donnerstag durchlitten. Es setzte eine schmerzhafte 1:6 Heimniederlage ab. Die Höchststrafe, für die heissblütigen Saanestädter.

Die Niederlage hatte aber auch sein Gutes. Der Druck fiel dadurch weg. Noch nie hat es in der Schweiz eine Mannschaft geschafft, einen Halbfinal noch einem 3:0 Rückstand noch zu gewinnen. Der SCB war vor einem Jahr gegen die Kloten Flyers nahe daran. Es fehlte aber im letzten Spiel der Mut, die Emotionen tanzen zu lassen. Das Spiel wurde damals verbremst.

Hans Kossmann kann nach dem gestrigen Spiel wahrlich als grosser Trainer betrachtet werden. Ich schaue mir seit beinahe 30 Jahren Eishockeyspiele an, aber eine solch geniale Taktik habe ich noch nie gesehen. Das war mutig, frech, töricht, genial und in höchstem Masse intelligent. Und der SCB liess sich tatsächlich davon vom Weg abbringen. Aus Coolness wurde zuerst verärgerter Übermut, dann konfuse Passivität.

Nachdem die Fribourger nämlich den verärgerten Übermut des SCB zum Ausgleichs- Shorthander genutzt hatten, wurde dem SCB im wahrsten Sinne des Wortes der Stecker hinausgezogen. Die Euphorie, welche sich zuvor wie Zunamiwellen von den Rängen in die Arena ergoss und die Luft in Wallungen brachte, war wie abgestellt. Aus einer packenden Halbfinalstimmung wurde von einer Sekunde auf die andere eine gewöhnliche, wenig bombastische Durchschnittsstimmung.

Irgendwie erstaunlich, wie schnell das SCB- Publikum den Fokus verliert. J

Aber nicht nur das Publikum, auch die Mannschaft des SCB verlor nach dem Paukenschlag des Shorthanders die emotionale Balance. Das Gleichgewicht zwischen Selbstvertrauen und Überheblichkeit hatte plötzlich Risse bekommen. Auf einmal waren es die Fribourger, welche die desillusionierten Berner Spieler auflaufen liessen. Das hämische Grinsen, mit dem die Berner in den ersten drei Spielen verunglückte Fribourger Offensivbemühungen quittierten, versteinerten zu Fratzen.

Es war äusserst amüsant, die Weigerung der Fribourger, die Initiative zu ergreifen, zu beobachten. Ihr werdet es nicht glauben, aber ich spielte mit dem Gedanken, einen Blog zu verfassen, wie der SCB zu bodigen wäre. Leider hat mir eine hartnäckige Vereiterung der Stirn- und Kieferhöhlen jegliche Kreativität und wohl auch den Mut für diesen Frevel genommen.

Warum sind die Fribourger eigentlich so blöd, sich mit kreativem Angriffsspiel abzumühen, um dann in der Mittelzone aufgerieben und ausgekontert zu werden, wollte ich schreiben. Zum Glück habe ich es nicht getan, sonst wäre ich jetzt noch Schuld. J

Komischerweise liest man schon wieder in den Foren, dass die Fribourger jetzt kommen müssen. Schliesslich liege es an ihnen, da sie 3:1 im Rückstand seien. Blödsinn, kann ich dazu nur sagen. Das 3:1 hat keine Relevanz, auf ein neues Spiel. Jedes Spiel beginnt bei 0:0. Die Fribourger müssten blöd sein, mit der Taktik des offensiven Verderbens zu agieren.

Im Gegenteil: Es wäre am SCB gelegen, im gestrigen Heimspiel gegen den potentiell verunsicherten Gegner die Entscheidung zu suchen. Stattdessen liess man sich von Fribourg zuerst aus der Reserve locken und dann einschläfern. Es wurde kein SCB Hockey gespielt, gestern Abend. Das Spiel wurde von Fribourg gesteuert. Erst in der Verlängerung hat sich der SCB besonnen, dass es eigentlich darum ginge, den Sack zuzumachen.

Dass die Glücksgötter aber jenen helfen, die mit mehr Leidenschaft und Kampfkraft agieren, hat man ausser Acht gelassen, als man begann das Spiel zu verbremsen. Dass der SCB in den heutigen Medienberichten als die bessere Mannschaft dargestellt wurde, ist Hafenkäse! Fribourg war intelligenter und leidenschaftlicher. Wer zu wenig tut, ist nicht „gut“ und besser ist immer, wer gewonnen hat.

Nein, ich bin ganz und gar nicht zufrieden mit der Leitung des SCB. Das war eine parkierte Niederlage. Bereits im zweiten Drittel twitterte ich verärgert, dass mit dieser Judihui-Einstellung nichts zu holen sein würde. Mit „Hätti u Wetti“ kann man sich nichts kaufen. Effizienz kann man nicht trainieren. Effizienz ist Einstellung!

«Man wollte ins Finale, statt den nächsten Einsatz möglichst optimal zu gestalten,» schrieb ich heute Morgen ins SCB Forum. «Die „Finale Finale“ Rufe vom Donnerstag haben die Hockeygötter verärgert. Das Momentum hat gekehrt. Fribourg ist zurück.

Wir werden ab Dienstag ein anderes Fribourg Gottéron sehen, als in den ersten 3 Spielen. Am Donnerstag wird der „heimstarke“ SCB dann sein Zitterspiel erleben. Verlieren wir dieses Spiel, werden wir unser Waterloo erleben.

Bisher hat es noch niemand geschafft, im Halbfinale eine 3:0 Führung zu vergeigen. Es würde ganz gut zur Saison des SCB passen, wenn man das als erstes Team schaffen würde.

Die Hockeyschweiz würde sich für Jahre daran erlaben.»

Dass diese „Provokation“ wenig Freude ausgelöst hat, versteht sich von selber. Aber wenn sich der Leser leicht ärgert und ich beim Schreiben lachen muss, bin ich gewöhnlich ganz gut auf Kurs.

Jeder weiss, dass die Wahrscheinlichkeit eines Fribourger Finaleinzuges gemessen an der Statistik sehr klein ist. Und jeder SCB Fan, der den Sport nicht erst seit gestern verfolgt, kennt die Gefahr des wechselnden Momentums. Wer sich nach gestern in Sicherheit wiegt, verschliesst die Augen oder verdrängt die Ängste im Unterbewusstsein.

Was der suboptimal spielende SCB letztes Jahr zustande brachte, kann das talentierte Fribourg mit seinem Super-Publikum erst recht. Fribourg hat den Finaleinzug emotional am letzten Donnerstag vergeigt. Jetzt geht es für sie nur noch darum, das arrogante Grinsen der SCB Spieler versteinern zu sehen. Das ist emotional nicht nur viel einfacher, als sich wie der SCB den sicher geglaubten Final sichern zu müssen. Es ist auch weitaus spassiger, den pseudotriumphierenden Bernern bei jedem Einsatz in die Suppe zu spucken.

Die Fribourger werden nicht mehr so blöd sein, ins offensive Verderben zu rennen. Es ist am SCB, sich die Finalteilnahme zu sichern. Fribourg muss ausser Spass haben gar nichts mehr!

Es ist am SCB, bis am Dienstag taktische und mentale Wege zu finden, um das „neue“ Gottéron zu bezwingen. Dazu wird man sich in Sachen Cleverness und Spielintelligenz um mindestens 2 Stufen steigern müssen. Man wird sich auf ein befreit aufspielendes Fribourg einstellen müssen. Das beste Fribourg der Klubgeschichte.

Sollte der SCB am Dienstag nicht in der Lage sein, die beste Saisonleistung abzurufen, dann behüte uns Gott vor dem Fegefeuer!

Playoffs sind geil! Hopp SCB!

Freitag, 23. März 2012

Bitte jetzt nicht denken, sondern weitermachen!


Der SCB deklassierte im 3. Halbfinale Fribourg Gottéron in der BCF Arena gleich mit 6:1. Somit hat man sich 4 Matchpucks zur Finalqualifikation verdient.

Wie ich in meinem letzten Blog geschrieben habe, sind die Auswärtsspiele in diesen Playoffs weitaus nervenschonender, als die Heimauftritte. Irgendwie agiert der SCB in der Ferne noch ein Quäntchen effizienter und schnörkelloser, als in der heimischen PostFinance-Arena.

Ich habe am Mittwoch beim Tippen im Büro zwar kurz erwogen, 2:6 für den SCB zu tippen. Schliesslich habe ich dann aber trotzdem nur ein langweiliges 2:4 vorhergesagt. Schliesslich ist Fribourg Gottéron ja durchaus eine talentierte Mannschaft habe ich gedacht. Zumindest dann, wenn man sie lässt.

Mir ist das etwas zu einfach gegangen, gestern Abend. Eigentlich schade, waren die Fribourger nicht in der Lage, den Kampf aufzunehmen. Irgendwie blutleer, wie sie ihr Pensum abspulten. Halbfinalwürdig war dieses Spiel, so wie es gelaufen ist, jedenfalls nicht. Da haben die Zuger, welche sich in derselben Situation wie Fribourg befinden, ganz anders reagieren können. Letztendlich erfolglos zwar, aber immerhin mit Charakter.

Der SCB scheint seine Gegner richtiggehend zu zermürben. Weder Kloten im Viertelfinale, noch Gottéron im Halbfinale waren jemals fähig, ihr gefürchtetes Tempospiel zu spielen. Zu gut war der SCB eingestellt. Zu diszipliniert und cool wurde agiert. Hoffentlich beginnt der SCB nicht zu denken. Jetzt einfach weiter mit Kompaktheit, Coolness und Effizienz. Am Samstag muss der Sack zugemacht werden!

Gewiss, Fribourg müsste jetzt 4 mal in Folge gewinnen. Unmöglich, könnte man denken. Aber vor einem Jahr waren wir gegen die Flyers selber mit 0:3 im Rückstand und konnten die Serie noch ausgleichen. Wäre man im 7. Spiel in Kloten nicht mit der Holzhackeraufstellung in mutloser Passivität erstarrt, hätte man das Wunder noch schaffen können. Auch Fribourg kann das Wunder noch schaffen. Es würde sogar zum SCB der Qualifikation passen, wenn man als erstes Team der Geschichte trotz einer 3:0 Führung im Halbfinale den Finaleinzug noch vergeigen würde.

In diesem Sinne halte ich nichts von den gestrigen „Finale Finale“ Gesängen. Wenn sich diese Respektlosigkeit gegenüber dem Gegner auf die Mannschaft überträgt, wird es fertig sein, mit Kompaktheit und Coolness.

Das gestrige Spiel möchte ich nicht „veranalysieren.“ Es würde wenig bringen, bei einem 6:1 in einem Halbfinalspiel über zeitweilige Passivität oder dumme Strafen zu lamentieren. Wie geschrieben: Das war kein gewöhnliches Halbfinalspiel. Es ist nicht normal, dass man in einem Halbfinale nach einer 2:0 Führung auf heiteres Boxplaytraining umschalten kann, ohne dass der Gegner daraus Profit schlägt. Bitte am Samstag wieder etwas gescheiter, in die Zweikämpfe gehen.

Daneben weiss man was man tun muss. Einfach immer den nächsten Einsatz, das nächste Drittel und das nächste Spiel. Denkt man ans Übernächste, ist man nicht fokussiert und wird verlieren. So einfach ist das in den Playoffs.

Gefallen haben mir die 5 Skorerpunkte der Perlenfraktion, die überragende Vorbereitung der ersten zwei Tore von Jean-Pierre Dumont und die Tatsache, dass beim SCB keiner abfällt. Es ist eine starke und homogene Truppe mit viel Selbstvertrauen am Werk. Eine Truppe, die, wenn sie unbeirrt weiter geht, keinen Gegner zu fürchten braucht! Herrlich, wie Dumont den lästigen Simeli in den Senkel stellte. J

In diesem Sinne lege ich mich wieder hin. Mich hat es zum Frühlingsbeginn noch einmal so richtig traurig erwischt mit Hals- Ohren- Kopf- und sonstigen Schmerzen. Demnach hatte ich eine üble Nacht mit wenig Schlaf und fühle mich zurzeit so gar nicht Finalwürdig. Das Denken und somit das Schreiben fällt mir schwer. Ich hoffe, ich bin nicht zu konfus in meinen Fieberträumen...

Irgendwie werde ich versuchen, bis am Samstag um 2015 wieder soweit hergestellt zu sein, dass ich ein packendes Spiel um den Finaleinzug ertrage und geniessen kann.

Bis bald und hopp SCB!

Mittwoch, 21. März 2012

Von Effizienz, Pudelhaaren und Steigerungspotential


Der SCB gewann trotz mangelhafter Effizienz und himmeltraurigem Powerplay auch das zweite Halbfinalduell gegen Fribourg Gottéron mit 2:3 nach Penalty und führt jetzt mit 2:0 Siegen in der Serie.

Das war zum Haare raufen, was der SCB im ersten Drittel trotz dominantem Spiel bot. Sicher, man hat die Fribourger ganz schön durcheinandergewirbelt. Aber wie man, statt die Abschlussmöglichkeiten aus der Halbdistanz zu nutzen, jeweils noch einen Pass ins Niemandsland spielte, oder wie man im eigenen Drittel nach einer Druckphase der Fribourger, nachdem man endlich die Scheibe erobern konnte, statt zu befreien noch einmal rückwärts spielte, liess mir den Blutdruck in bedrohliche Höhen schnellen.

Ich bin froh, spielt der SCB am Donnerstag wieder auswärts. Ich habe den Eindruck, dass auf fremdem Eis schnörkelloser und dadurch fantechnisch gesundheitsschonender gespielt wird. Optische Überlegenheit heisst halt nicht unbedingt, dass man auch resultatmässig davonzieht. Irgendwie scheint der SCB den Killerinstinkt zu verlieren, wenn es ihm zu gut läuft.

Zum Glück hat Pascal Berger noch das 1:0 geschossen, bevor er in den Chancentodmodus verfiel. Unglaublich, was Berger in der Folge alles versiebte. Er hätte mit seinen Chancen das Spiel im Alleingang entscheiden und einen Perlenabend einläuten können. Stattdessen vertändelte Joel Vermin in Unterzahl in der neutralen Zone den Puck und öffnete Fribourg den Raum zum Ausgleich. Unsäglich…

Wer gelobt wurde, darf auch getadelt werden. Und wer in den Final vorstossen will, muss das schlummernde Steigerungspotential erkennen und beim Namen nennen. In diesem Sinn erwarte ich, dass Joel Vermin zukünftig wieder mehr dazu beiträgt, dass die Linie mit Ryan Gardner auch offensiv besser zur Geltung kommt.

Hätte unser Langnauer- Rustikalimport mit der Wischmoppfrisur mit seinem preisgekrönten Hornussergeschoss nämlich nicht einen veritablen Lucky-Punch gelandet, hätte man dieses Spiel, welches man vermeintlich so gut unter Kontrolle hatte, durchaus noch „versämelen“ können. Die Seisler aus der Stadt der Untertanen hätten dann das Momentum unter den Arm geklemmt und hätten reichlich neuen Mut gefasst.

Gottseidank waren Hätti u Wetti aber schon immer Brüder und bekanntlich hat keiner von beiden jemals etwas gehabt. Wie Fribourg, darf man zum Glück jetzt sagen.

In diesem Zusammenhang bin ich einigermassen erstaunt, dass es im Fanshop noch keine Beat Gerber Playoff-Perücken zu kaufen gibt. Aus feinstem Langhaardackel-Haar mit dem Label von Bio Suisse, damit auch die Tierschützer unter uns zufrieden gestellt sind.

Item, meine Nörgelei soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich im Grundsatz sehr zufrieden bin, mit der Mannschaftsleistung des SCB. Nur will ich eben mehr, mehr und noch einmal mehr! Seit dem 4. Viertelfinalspiel zeigt der SCB das Gesicht, auf welches ich die ganze Qualifikation gewartet habe. Diszipliniert, äusserst kompakt und leidenschaftlich. Eigenschaften, mit denen sich etwas erreichen lässt, wenn man die Details noch verbessern kann.

Gewöhnlich verliert man Halbfinalspiele, bei denen man während 7 Powerplaymöglichkeiten nichts zählbares zustande bringt und im Gegenzug Powerplaytore kassiert. Hoffentlich findet man bis Donnerstag ein Rezept, um dieses Manko wieder zu korrigieren. Daneben kann man aber den eingeschlagenen Weg WEITER gehen.

Man führt jetzt 2:0. Fribourg wird von den maximal verbleibenden 5 Partien deren 4 gewinnen müssen, wenn sie das Finale noch erreichen wollen. Der SCB wäre trotz dieser auf den ersten Blick grandiosen Ausgangslage aber gut beraten, sich am Donnerstag keine Blösse zu geben. Gelingt Fribourg der erste Sieg, würde das wie eine Dopamin Injektion wirken. Aus 2:0 würde 2:1 und in Anbetracht der unbestrittenen potentiellen Spielstärke der Drachen wäre ein 2:2 nicht mehr weit.

Man sollte die Dinge nicht verschreien, aber mir blieb heute nichts anderes übrig, als in meinem Terminkalender die Finaldaten zu reservieren. Auf das Erstellen der ZSC- Photoshopebene für das Resultatbildli oben rechts habe ich aber noch verzichtet. Die Hockeygötter sollte man nicht provozieren, auch wenn man natürlich durchaus eine gewisse Zuversicht haben darf.

Die Coolness des SCB überzeugt mich. Selbst als man nach einem bescheidenen 2. Drittel in Rückstand geriet, kam man nicht vom Weg ab und spielte druckvoll und mit der nötigen Geduld weiter. Dazu passt irgendwie, dass man im Penaltyschiessen, als man mit Gardner und Berger das Pulver nach drei Schützen vermeintlich bereits verschossen hatte, zum Erstaunen aller einen Philippe Furrer anlaufen liess, der die Fribourger dann arschcool ins Tal der Tränen schoss.

Herrlich, wenn man sich die Kommentare der gegnerischen Fans etwas zu Gemüte führt. Da wurde zuerst von den Fans der Flyers, jetzt von denen der Fribourger immer wieder betont, wie ach so bescheiden der SCB doch eigentlich spiele. Überschätzter Torhüter, durchschnittliche Ausländer, überalterte Schlüsselspieler. Dabei scheinen sie nicht zu begreifen, dass in den Playoffs in erster Linie die Balance, die Effizienz und die Disziplin entscheiden. Mit offensivem Judihuispiel, wie es Fribourg, Kloten und Zug in der Qualifikation zuweilen praktizieren konnten, wird man gewöhnlich nicht Meister. Noch ist nicht aller Tage Abend, aber der Titel dürfte auch dieses Jahr unter jenen Teams ausgemacht werden, welche über die beste Balance und die grösste Coolness verfügen. Dass Fribourg und Zug defensiv nicht über alle Zweifel erhaben sind, hat man gewusst. Da braucht man jetzt nicht das solide Spiel des Gegners schlechtzureden, oder wie aktuell die Zuger über die Schiris zu grännen. Ausflüchte dieser Art sind Verliererlatein und in den Playoffs der Anfang vom Ende.

Man muss cool bleiben, sich nicht von Schiedsrichterentscheiden destabilisieren lassen. Über 7 Spiele gleichen sich Glück und Pech aus. Der Bessere wird letztendlich gewinnen. Zum gut sein gehört aber auch und besonders die Qualität, Dinge auszublenden, die man nicht beeinflussen kann. In diesem Sinne würde ich zum Beispiel EVZ Trainer Doug Shedden einmal zum Sportpsychologen schicken. Sein Coaching des Wahnsinns äussert sich nämlich zuweilen in der Spielart der Zuger. Nicht unbedingt zu deren Vorteil, würde ich meinen.

Hoffentlich geht es weiter. Immer weiter und weiter. Träumen vom letzten Spiel der Saison ist erlaubt. Und sollte es nichts werden: Das Saisonziel ist erreicht, mehr durfte man nicht erwarten. Die Torte hat zuletzt köstlich geschmeckt und wäre selbst ohne Sahnehäubchen immer noch... erste Sahne.

Weiter... einfach immer weiter. Hopp SCB!