Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Freitag, 2. März 2012

Glück, Herz und Thomas Déruns

Der SCB schaffte in einem intensiven und spannenden ersten Viertelfinalspiel gegen die favorisierten Flyers mit einem 2:3 Sieg gleich das angestrebte Break. Schön, dass man solche Spiele auch mit einer durchzogenen Gesamtleistung gewinnen kann.

«Es war nicht alles gut in unserem Spiel – aber das Wichtigste im Sport ist der Sieg», sagte Antti Törmänen nach der siegreichen Partie gegen Kloten, womit er natürlich durchaus Recht hat. Trotzdem sollte man das erste laue Windchen nach einer Periode des Dauerfrostes nicht mit einem stabilen Sommerhoch gleichsetzen.

Sven Leuenberger fragt sich nämlich jeweils vor den Spielen nicht ganz zu Unrecht, welches Gesicht der SCB zu zeigen gedenkt. Gestern wechselten sich jedenfalls Licht und Schatten in zuweilen unnötiger Manier.

Der Start in die Partie hat mir sehr gut gefallen. Ich habe neulich in heiterer Bierlaune hinausposaunt, dass ich den Viertelfinalausgang nach spätestens 30 Sekunden des ersten Spiels würde voraussagen können. Der Spannung halber will ich das Resultat natürlich noch nicht verschreien, zumal die naive, um nicht zu sagen saublöde Strafe von Caryl Neuenschwander in der 8. Spielminute den SCB beinahe um den guten Start und weitere Disziplinlosigkeiten um den Sieg gebracht hätten.

Disziplinlosigkeiten, welche zu unnötigen Strafen und zwei Gegentreffern führten, haben mich nach dem Spiel veranlasst, die Leistung des SCB in einem Tweet als „durchzogen“ zu bezeichnen. Das 1:0 von Tommi Santala in der 9. Minute war ein Geschenk, wie auch das 2:1 von Victor Stancescu, welches ebenfalls nach einem unnötigen Ausschluss von Neuenschwander zustande kam.

Auch Joel Kwiatkowski reihte sich noch in die Liste der Disziplinlosigkeiten ein, als er in der 34. Minute einen Zweikampf mit einem unnötigen Nachsetzen, welches vom Schiri als Crosscheck taxiert wurde, in die »Kühlbox geschickt wurde. Dazu kam noch eine kleine Bankstrafe wegen zu vielen Spielern auf dem Eis.

Gesamthaft gesehen zu viel der unnötigen Unzulänglichkeiten für eine Playoffpartie. Will der SCB die jetzt gute Ausgangslage nutzen, muss man sich in dieser Hinsicht ab sofort erheblich steigern! Man darf nicht vergessen, dass es gestern die Kloten Flyers waren, welche unter dem Druck des gewinnen müssen standen und dadurch vielleicht etwas gehemmt agierten. Am Samstag werden die Vorzeichen umgekehrt sein: Der SCB wird vor eigenem Publikum nachlegen müssen. Erst wenn das gelungen ist, wird der gestrige Sieg zu einem wertvollen Sieg.

Zum Glück hat Joel Vermin in der ihm eigenen Art den Siegestreffer vorbereitet. Ansonsten hätte ich mich gefragt, ob der gute Joel grippegeschwächt ist. Und zum Glück hat Jean-Pierre Dumont den Ausgleich geschossen. Ansonsten hätte man sich fragen müssen, ob der gute Dumont schon gemerkt hat, dass die Playoffs soeben begonnen haben. Auch von Byron Ritchie würde ich erwarten, dass er sich zumindest bemüht, auch defensiv so etwas wie wirksame Störarbeit zu leisten.

Ein wahrer Lichtblick war dagegen unser Geburtstagskind Thomas Déruns, welcher sich sein dreissigstes Wiegefest mit zwei Toren und einer sehr smarten Leistung gleich selber versüsste. Hoffentlich folgt in den nächsten Spielen eine ähnliche Steigerung von Martin Plüss und Ivo Rüthemann, die mich gestern nicht zu überzeugen vermochten.

Wenig begeistert war ich auch vom Boxplay des SCB. Die zwei Gegentore waren eines zu viel und auch das Powerplay schien mir etwas schmalbrüstig. Schade hatte man nicht mehr Zeit zum Üben. Dass zum Beispiel die Aktion gegen Christoph Bertschy an der Bande nicht mit einer Strafe geahndet wurde, ist schwer zu begreifen.

Ihr merkt, ich will entschieden mehr als einen wackligen Sieg in Kloten. Ich will die Halbfinalqualifikation und ich habe einen Traum, welcher lautet: Letztes Spiel der Saison!

Für rosarotes Hallelujageschreibsel besteht somit noch kein Anlass. Man hat den erforderlichen Auswärtssieg zwar errungen, darf aber nicht vergessen, dass dieser nur Wert hat, wenn man die Heimspiele gewinnt. Die gestrige Leistung über 60 Minuten wird nicht ausreichen, um die Serie zu gewinnen!

Positiv war, dass der SCB auf den frühen Rückstand im ersten Drittel postwendend reagieren konnte und dass man das Spiel im letzten Drittel mit viel Herz und Leidenschaft gedreht hatte, nachdem man sich im zweiten Drittel hatte dominieren lassen müssen und in dieser Phase nur mit viel Glück um das wohl vorentscheidenden 3:1 herumkam. Einstellungsmässig hat der SCB demnach eine sehr gute Partie gezeigt und man hat bewiesen, dass man durchaus in der Lage ist, in schwierigen Situationen ruhig Blut zu bewahren und noch einmal zuzulegen. Disziplin und Konzentration sind aber noch stark verbesserungswürdig und die unnötigen Strafen durch Übermotivation oder Disziplinlosigkeit müssen sofort abgestellt werden! Schön war aber, dass man sich bei nummerischem Gleichstand schadlos halten konnte.

In diesem Sinne dürfen wir uns über den errungenen Sieg freuen, ohne uns allzu viel darauf einzubilden. Am Samstag muss es auf der Allmend rocken, dass die Wände zittern. Die Zuschauer sind angehalten, die Luft in der Bude mit positiver Energie derart beben zu lassen, dass sich der SCB in einen wahren Spielrausch steigert. Ängstliches Geknorze darf gar nicht erst aufkommen. Es braucht schnörkelloses, diszipliniertes und emotionsgeladenes Playoffhockey.

Daneben bin ich nicht wirklich überrascht von den Siegen des ZSC in Davos und von Lugano in Fribourg. Diese Playoffs haben durchaus Potential für Überraschungen. Es würde mich jedenfalls nicht überraschen, wenn keines der Top 4 Teams das Finale erreichen würde.

Harren wir der Dinge, die da kommen werden. Trotz reichlich Kritik am Gezeigten bin ich in vielen Punkten sehr zufrieden mit dem ersten Playoffauftritt des SCB. Meine Laune ist heute demnach frühlingshaft sonnig und warm.

Weiterkommen wird aber letztendlich, wer sich von Spiel zu Spiel zu steigern vermag. Unser Steigerungspotential schlummert in der Leistung von Einzelspielern und bei der Disziplin.

Hopp SCB!

1 Kommentar:

  1. ...war doch alles in allem eine effiziente Leistung mit ein paar unverzeihbaren Aussetzern der überforderten Kwiatkowski und Neuenschwander, was jedoch nichts neues ist. Keine Ahnung was Neuenschwander an diesem Abend in Kloten verloren hatte. Aber Töri hatte im Schlussdrittel ein Einsehen und diesen durch Scherwey ersetzt, welcher den Zigeuner auf dem Eis auf jedenfall mehr auf die Nerven ging:-) Bei Kwia wiederholt sich die Geschichte leider immer wieder. Stand bei beiden Gegentoren auf dem Eis, wenn auch in Unterzahl war sein Stellungsverhalten amateurhaft. Oder wer jagt schon in Unterzahl hinter das eigene Tor dem gegner hinterher, um kurz darauf bei einem Schuss von Santala dem eigenen Torhüter die Sicht einzuschränken? Dafür war seine Offensivleistung wieder einmal akzeptabel.

    Ob jedoch eine solche Leistung zur Halbfinalquali genügt...lassen wir uns überraschen

    keepgoing...

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