Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Dienstag, 28. Februar 2012

Von der Hoffnung auf den «Playoffschalter»


Für den SCB ging am vergangenen Samstag eine turbulente Qualifikation zu Ende. Spielerisch war von konfuser Hilflosigkeit, zu gähnender Langeweile bis hin zu heiterer Schmalbrüstigkeit alles zu sehen. Das grösste Spektakel spielte sich aber abseits des Eisrinks ab.

Der SCB schaffe das Halbfinale in 6 Spielen, meint der Papst. Antti Törmänen prognostiziert den Einzug ins Halbfinale mit 4:1 und meine Wenigkeit tippt auf ein 4:2 oder ein 2:4.

Mein Bürokollege, Anhänger der Losertruppe vom Wankdorf mit der Fleischkappe an der Seitenlinie glaubt an ein 4:2 für den SCB. Der ewige Schwarzmaler aus dem Facebook-Chat sagt 4:0 für Kloten und nächstes Jahr Strichkampf, sollte man Sven Leuenberger nicht zum Teufel jagen. Sein Gegenspieler, seines Zeichen Larry-Hasser und Sven Verehrer erwartet ein 4:1 für die Flyers.

Ich war etwas unflätig am Sonntag nach dem Ambri-Spiel. Aber die Mannschaft hat nicht wirklich das gezeigt, was man von ihr in dieser Situation hätte erwarten können. Der durchaus wohlwollende Zuschauer hatte am Samstag einfach nicht das Gefühl, dass der SCB alles für den Erfolg getan hatte. Dann wird die Sache halt schnell so, wie wenn der Plättlileger schludrige Böden fabriziert. Er würde dafür auch kaum Applaus ernten. Eher Tadel und er müsste nachlassen oder nachbessern und sich den Vorwurf gefallen lassen, schludrige Arbeit geleistet zu haben.

Im bezahlten Publikumssport geht es um Brot und Spiele. Da wird gejohlt, geflucht und gepfiffen. Die Spieler jagen nicht zum Selbstzweck der Scheibe hinterher, sondern um das Publikum zu unterhalten. Gelingt das nicht, kommt die Quittung in Form von Missmut. Dieser kann aber, wenn die Spieler den Zuschauern den Eindruck vermitteln, alles für den Erfolg zu tun, augenblicklich in Begeisterung umschlagen. Fühlt der SCB den Klotenern im Viertelfinale so richtig auf den Zahn, werden die Spieler auf Händen getragen und vergöttert werden.

Der SCB vermochte mich in der abgelaufenen Qualifikation nicht zu überzeugen. Unabhängig vom kommunizierten Saisonziel habe ich bereits im letzten Sommer von Top 4 und Halbfinale geschrieben. 100 Punkte habe ich erwartet, was 2 Punkte pro Spiel erfordert hätte. Stattdessen erreichte der SCB lediglich magere 87 Punkte, was 1.74 Punkte pro Spiel ergibt. Der SCB hat im Schnitt 3 Tore pro Partie geschossen und deren 2.6 erhalten. In der Offensive zu schmalbrüstig und in der Defensive zu löchrig also.

War das Saisonziel also zu hoch gesteckt und meine Erwartungen zu unrealistisch? Ich glaube nicht.

Es fehlte weder an Qualität noch an Tiefe. Das Team ist weder überaltert, noch unerfahren, im Gegenteil. Die Mischung zwischen routinierten Leadern und jungen Perlen würde eigentlich stimmen. Trotzdem ist es dem SCB in der Qualifikation nicht gelungen, ein solides Spiel zu entwickeln. Die schnörkellose Selbstsicherheit eines Spitzenteams fehlte dem SCB mehrheitlich. Die Mannschaft hat kein Gesicht.

Stattdessen ist seit dem Trainerwechsel nach dem langweiligen Herbst eine Lässigkeit auszumachen, die schnell in Panik umschlagen kann. Ein einziges Gegentor im falschen Moment führte dazu, dass sich der durchaus gefällige, aber offensiv doch sehr schmalbrüstige SCB in einen löchrigen und konfusen Hühnerhaufen verwandelte. Nicht eben die Qualitäten, welche in den Playoffs den grossen Erfolg versprechen.

Unter Antti Törmänen sollen die spielerischen Freiheiten für den Einzelnen grösser sein als unter Larry. Mehr Freiheit funktioniert aber nur, wenn damit auch die Eigenverantwortung steigt. Zuerst kommt in einem Team das Kollektiv. Je besser das funktioniert, je grösser der Raum für individuelle Freiheit oder in diesem Fall für spielerische Selbstverwirklichung.

Diese Gleichung hat seit dem Trainerwechsel nicht immer funktioniert. Das Resultat war eine Verluderung der defensiven Stabilität. Man wurde nachlässig, verlor in der Vorwärtsbewegung die Scheibe und öffnete dem Gegner dadurch immer wieder Raum für Konter. Leider ist es in den letzten vier Spielen nach der Nationalmannschaftspause nicht gelungen, diese Schwäche auszumerzen.

So gesehen ist der SCB mit dem 5. Platz am richtigen Ort. Weder Fisch noch Vogel, kein Gesicht, eine Wundertüte, welche einem zuweilen zur Verzweiflung bringen kann.

Eines ist sicher: Findet der SCB ab Donnerstag 1945 mit dem Rückenwind der Playoffeuphorie nicht zu einem stabilen, reifen und schnörkellosen Spiel, werden wir gegen die Flyers, welche zuletzt sechs Siege aneinandergereiht haben, nichts zu bestellen haben. In diesem Fall tippe ich auf eine 4:2 Halbfinalqualifikation für die heimstarken Klotener, welche mit 52 Punkten aus 25 Partien hinter Davos das zweitbeste NLA-Heimteam stellen.

Selbstverständlich gibt es aber auch gute Gründe, warum es der SCB entgegen allen Voraussagen ins Halbfinale schaffen könnte:


Das Steigerungspotential

Es ist zum kaum wahrscheinlich, dass Ivo Rüthemann, Martin Plüss und Thomas Déruns auch in den Playoffs derart bescheiden auftreten, wie sie das während der Qualifikation mehrheitlich taten. Die mageren 24 Tore, welche das Trio lediglich produzierte, spricht in dieser Hinsicht eine deutliche Sprache. Gelingt den Arrivierten die erwartete Steigerung, dürfte der SCB gerade in der Offensive weitaus gefährlicher auftreten, als während der Qualifikation. Produktivere Leader könnten dem Team jenes Quäntchen Selbstsicherheit geben, das bisher gefehlt hat.


Die Erwartungshaltung

Vor dem Saisonstart wurden die Flyers als meistgenannter Meisterschaftsfavorit gehandelt. Die Mannschaft wird seit der Saison 2005/2006 vom Duo Anders Eldebrink und Felix Hollenstein geführt und wird für seine Kontinuität, Schnelligkeit und Konterstärke gerühmt. Trotzdem haben die Flyers schon lange nichts mehr gewonnen und dürften in dieser Serie aufgrund ihrer Favoritenrolle mehr unter Druck sein als der SCB, welchem lediglich Aussenseiterchancen eingeräumt werden.


Die Perlen

Pascal Berger, Christoph Bertschy und Joel Vermin haben in der Qualifikation zusammen 67 Skorerpunkte erzielt. Pascal Berger ist auf bestem Weg, sich zu einem veritablen Bomber zu entwickeln und Joel Vermins Steigerung seit Saisonbeginn ist geradezu frappant. Christoph Bertschy ist zwar im Vergleich zum letzten Herbst etwas abgetaucht, aber zusammen sind die Drei durchaus in der Lage, die Arrivierten mit ihrem unverbrauchten Spielwitz und mit ihrem Hunger mitzuziehen und zu Höchstleistungen anzuspornen.


Die Ausgeglichenheit

Der SCB ist in heiteren Momenten in der Lage, mit jedem Team mitzuhalten und mit vier Linien Druck zu machen. Gerade die Breite des Kaders und die gute Mischung zwischen jungen Wilden und playoffgestählten Routiniers kann in einer langen Playoffserie den Unterschied ausmachen. Selbstverständlich müssen anders als in der Qualifikation, in den Playoffs die heiteren Momente überwiegen.


Die Unberechenbarkeit

Der SCB war während der Qualifikation schwer auszurechnen. Es sind keine überragenden Stärken, aber auch keine augenfälligen Schwächen auszumachen. Spielt Marco Bührer bessere Playoffs als vor einem Jahr, dürfte der SCB in der Lage sein, gegen jeden Gegner zu bestehen.


Die Auswärtsstärke

Der SCB spielte in dieser Saison auswärts meist disziplinierter und effizienter als in der eigenen Arena. Der Auswärtsnachteil dürfte sich, wenn überhaupt, erst in einem allfälligen 7. Spiel bemerkbar machen.


In diesem Sinne: Im Qualimodus 4:2 für die Flyers. Findet der SCB aber den Playoffschalter, gewinnen wir die Serie mit 4:2.

Ich habe in den Krisenzeiten einmal geschrieben, dass der SCB, sollte er aus eigener Kraft aus der schwierigen Situation finden, zum erhabenen Kreis der Titelfavoriten gehören werde. Der SCB hat aus eigener Kraft aus der Krise, zurück in den schmalbrüstigen Qualimodus gefunden. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein schlafender Riese auf den Playoffbeginn erwacht und bis zum Titel durchmarschiert. Zugegeben viel rosarote Fanbrillenhoffnung. Aber wir verfügen über das erforderliche Potential und Hoffen und Bangen gehören bekanntlich zum Sport, wie das Scheitern des vermeintlichen Favoriten.

Die Paarung Kloten-SCB wird als die offenste aller Serien eingestuft. Ich bin mir da nicht so sicher. Sowohl bei Davos-ZSC, wie auch bei Fribourg gegen Larrys Lugano scheinen mir Überraschungen durchaus möglich. Fribourg scheint mir etwas "froschlastig" und der HCD hat verletzungsbedingte Sorgen mit der Kadertiefe. Daher tippe ich in beiden Serien gegen die Favoriten:

Davos-ZSC 3:4, Fribourg-Lugano 3:4.

Nur der EVZ dürfte gegen den EHC Biel, ähnlich wie der SCB vor einem Jahr gegen die Tigers, ein Freilos haben. Vermutlich werden die Bieler mit drei Torhütern und drei Rammböcken auf der blauen Linie spielen und so versuchen, den Zugern das Hockeyspielen zu vermiesen. In einem Spiel wird ihnen das sogar gelingen. Daher mein Tipp:

Zug-Biel: 4:1.

In den Playouts wird alles seinen «normalen» Lauf nehmen. Langnau wird sich gegen Ambri und Genf gegen Rappi durchsetzten. In die Ligaquali dürfte wohl Rappi fallen. Egal ob Ambri oder Rappi: Sollte Lausanne B-Meister werden, besteht für die beiden A-Mannschaften akute Abstiegsgefahr.

Was war ist vorbei und unter Trainingslager für die Playoffs abzubuchen. Ab jetzt zählt nur noch die Gegenwart. Es gilt der Scheibe in jeder Situation die Richtung zu geben, die dem eigenen Team hilft. Es gilt, sich das nötige Glück und das Selbstvertrauen mit Herz und Leidenschaft zu erkämpfen. Gelingt dies, werden wir, egal wie es herauskommt spannende und emotionale Playoff erleben und unser Team bis zum letzten Spiel und darüber hinaus vorbehaltslos unterstützen.

Ich wünsche uns allen eine wunderbare schönste Hockeyzeit des Jahres!

Hopp SCB!

3 Kommentare:

  1. Wo hat sich Antti zum Halbfinale geäussert resp. auf die Äste hinausgelassen und einen 4:1 Sieg rausposaunt?

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  2. Er hat sich halt auf die Stärcken des SCB verlassen!!!! Hopp SCB wir wollen ein 4:0 Sieg!!!!

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  3. @Aeschbi

    Nächster Kunde…

    «Ich denke, wir werden die Serie 4:1 gewinnen.» Zitiert von Peter Berger auf 20min.ch.

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