Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Sonntag, 5. Februar 2012

Schadefröid isch one Fröid

Die Ausgangslage für die sich im Strichkampf befindenden Bieler war nach der Niederlage gegen die Kloten Flyers brisant. Umso erstaunlicher war die matte Leistung der Seeländer gegen ihren potentiellen Lieblingsgegner. Der SCB siegte letztendlich glatt mit 4:0.

Der Moderator im «sportaktuell» hat von angenehmen 0 Grad gesprochen, die gestern in der PostFinance-Arena geherrscht haben sollen. Ich weiss nicht, aber ich hatte im ersten Drittel das Gefühl, ich hätte Nägel in den Schuhen. Ab Drittel 2 habe ich das Spiel dann vorwiegend stehend und stampfend verfolgt, was einigermassen angenehm war.

Das erste Drittel war aber auch wenig geeignet, um sich am Spiel zu erwärmen. Fast hatte man das Gefühl, der SCB bestünde aus steifgefrohrenen Eiszapfen, welche wie die Werbeabdeckungen an den Banden jederzeit zu bersten drohten. Standgashockey und massenweise Fehlpässe waren die Folge, was dazu führte, dass die Bieler nicht dazu kamen, ihre einzige Stärke, das Mauern, aufs Eis zu zaubern. Im Gegenteil: Die Bieler hatten mehr Spielanteile und die besseren Chancen und es schien nur eine Frage der Zeit zu sein, bis es hinter Marco Bührer einschlagen würde.

Aber weit gefehlt: In der 19. Minute lancierte Andreas Hänni mit einem wunderschönen Pass aus der eigenen Zone Ivo Rüthemann, die Bieler Verteidiger verloren die Ordnung und Martin Plüss konnte unbedrängt zum 1:0 für den SCB einschiessen. Gewissermassen eine Problemkindkombination, welche für die offensiv harmlosen Bieler bereits das Ende bedeuten sollte.

Eigentlich hätte man jetzt an die Wärme gehen können, könnte man meinen. Aber wer geblieben ist, sah im zweiten Drittel einen verbesserten und deutlich engagierteren SCB. Plötzlich funktionierte so etwas wie ein Kombinationsspiel. Philipp Furrer erhöhte im Powerplay auf 2:0 und die Edeljungperle mit der Nummer 92 bereitete mit einem seiner in letzter Zeit immer häufiger werdenden Powervorstössen das 3:0 von Caryl Neuenschwander mustergültig vor.

Alles Gute zum 20. Geburtstag heute, Joel Vermin. Ich freue mich, nach Roman Josi die Geburt eines weiteren grossen SCB Spielers verfolgen zu dürfen. Wenn Vermin körperlich weiter solche Fortschritte macht, wie von letzter zu dieser Saison, dann gute Nacht ihr lieben Gegner. Joel hat bereits das Spielverständnis eines genialen Routiniers, ist technisch und läuferisch mit allen Wassern gewaschen und ist auch mit dem Skorer-Gen reichlich gesegnet. Wenn er in Zukunft auch noch körperlich eine Wucht wird, was ich nicht bezweifle, dann fürchte ich mich bereits vor den zahlreichen Scouts.

Wunderbar wie Geoff Kinrade in der 38. Minute dem Bieler Pomadenpflock Eric Beaudoin den Stirps vermöckelte. Ab diesem Zeitpunkt an habe definitiv nicht mehr gefroren. 6 Lüthis für diese Aktion und der Dank an die Schiedsrichter Kämpfer und Prugger, dass diese erwärmende Aktion nicht mit einem unnötigen Restausschluss bestraft wurde. Die Zuschauer mögen das doch...

In der 59. Minute durfte auch der schon fast bedauernswerte Ivo Rüthemann noch einmal jubeln, als er mit seinem Treffer für das saubere 4:0 Endresultat besorgt war. Irgendwie habe ich so ein Gefühl, dass unsere Geriatrieabteilung im entscheidenden Moment bereit sein wird. Auch Jean-Pierre Vigier hat mir sehr gut gefallen, weil er einmal mehr viel Energie ins Spiel brachte.

Antti Törmänen scheint die Kunst des Rotierens mit seinen überzähligen Ausländern besser zu beherrschen, als seine Vorgänger. Er wird in den Playoffs weiter gefordert sein, aus seinem breiten Kader in jedem Spiel die beste Mischung aufs Eis zu bringen.

Schön, dass es ausgerechnet dem SCB vorbehalten war, die Bieler unter den Strich zu schiessen. «Der SCB werde dann die Genfer schon noch zweimal schlagen», orakelten die Bieler, welche ihre Konfusion mit Sauglattismus zu überzeichnen versuchten. Wenn sie sich da nur nicht irren.

Ich denke eher, dass die Ligamafia ihres Amtes walten wird. Bereits die Langnauer haben ja davon geträumt, die ungeliebten Bieler unter den Strich zu schiessen. Jetzt werden sie sich halt damit begnügen müssen, ihnen nach der Grümpelturnierpause die Köpfe noch tiefer in die Kloake zu drücken. Und der SCB dürfte es sich gar leisten können, den Genfern als Dank für den tollen Playofffinal im letzten Meisterjahr 3 Punkte für die Playoffqualifikation zu überlassen. Solange der vierte Platz gehalten werden kann, hätte ich wahrlich nichts dagegen.

Schadenfreude ist eben doch eine schöne Freude. Gewöhnlich zwar eher eine Disziplin, welche ein SCB Fan selten spielen, aber dafür viel mehr erfahren muss. Jetzt dürfen wir diesen niederen Instinkten aber für einmal herzhaft und ohne schlechtes Gewissen nachgehen.

Gestern nach dem Spiel, als die Bieler noch lange im Stadion lärmten und tanzten, schrie irgend ein von zahlreichen Schümlipflümlis erheiterter Altmutze: «Fahret ize ab id Absigsrundi!»

Überhaupt habe ich nach Spielschluss nur gutgelaunte Leute gesehen. Ob das allerdings auf die Kälte, das Spiel oder die Situation am Trennstrich zurückzuführen ist, vermag ich nicht schlüssig zu ergründen.

Es folgt jetzt die letzte Länderspielpause vor dem kurzen Warmlaufen für die Playoffs. Die Aussichten sind insofern gut, dass der SCB dank der Leistungssteigerung in den letzten Spielen und dank dem für einmal günstigen Aufgebot der Nationalmannschaft in Ruhe und beinahe vollzählig wird trainieren können.

Auch ich werde mir Hockeytechnisch etwas Ruhe gönnen. Der durchzogene Januar und die guten Seelen, welche meinen Blog auf Twitter oder sonst wie weiterempfehlen, haben mir einen zugriffstechnischen Rekordjanuar beschert. Nach dem letzten absoluten Hoch im Oktober habe ich geglaubt, den Zenit erreicht zu haben. Aber offensichtlich gibt es noch Luft nach oben.

Darum soll es aber nicht gehen. Wer die Verkaufszahlen über das Produkt setzt, wird früher oder später verlieren. In diesem Sinne kann es für mich höchstens darum gehen, bessere Blogs zu schreiben. Nur was sind bessere Blogs? Inhaltlich ist es gegeben, was da kommt. Schliesslich soll die Sache aus dem Bauch heraus kommen und mein Einfluss auf das Bauchgefühl ist gelinde gesagt sehr gering. Nicht einmal ein besser spielender SCB könnte das Bauchgefühl und damit die Blogqualität verbessern.

Es ist im Gegenteil sogar so, dass mir ein schlecht spielender SCB eher mehr Besucher beschert, als ein guter solider. Vermutlich geht es halt den Leuten wie mir: Wenn schon kein Theater auf dem Eis, dann wenigstens daneben.

Sei es wie es wolle. Vielen Dank für die guten Kritiken, welche mich dann und wann über verschiedene Kanäle erreichen. Und vielen Dank für die interessanten Kommentare, die meinen Blog gelegentlich bereichern.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine gute sibirische Woche mit viel erwärmenden Träumen von Eishockey unter der Frühlingssonne. J

1 Kommentar:

  1. Ich gehe mal davon aus, dass die Bieler und ihr am gleichen Weekend Saisonende habt. Nähmlich nach dem vierten Spiel in den Play-Off's bzw. Play-Out.
    Gruss aus Kloten

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